Greenpeace

Greenpeace Umweltschutzorganisation, die am 15. September 1971 in Vancouver, Kanada als Nachfolgeorganisation des "Don't Make A Wave Committee" gegründet wurde.
ist eine internationale, gemeinnützigeAnlass war der Protest gegen die Atomtests der USA in Alaska. Im Vergleich zu vielen anderen Umweltschutzorganisationen ist Greenpeace eher handlungsorientiert. Greenpeace-Aktivisten beschränken sich nicht auf das Einreichen von Petitionen, sondern begeben sich zum Ort des Geschehens und versuchen mit gewaltfreien Mitteln einzugreifen. Greenpeace-Aktivisten handeln oft spektakulär in der Öffentlichkeit (Besetzungen von Schornsteinen, Öltanker-Beobachtungen in Schlauchbooten usw.), aber nicht ohne die Hintergründe in teilweise aufwändigen (u.U. selbst in Auftrag gegebenen) Studien zu untersuchen.
Es gibt nationale Greenpeace-Vereine in vielen Ländern. Ein eigener Verein in Deutschland wurde 1980 in Bielefeld gegründet und 1981 auf Initiative von Greenpeace International nach Hamburg verlegt.
Struktur
Das oberste Beschlussgremium in Deutschland ist die 40-köpfige Mitgliederversammlung. Hier sitzen zu gleichen Teilen (jeweils 10 Personen) Mitarbeiter von Greenpeace Deutschland, Mitarbeiter von ausländischen Greenpeace-Büros, Personen aus dem öffentlichen Leben sowie ehrenamtliche Mitglieder. Diese 40 Mitglieder werden nicht von den Fördermitgliedern gewählt, was Greenpeace schon des Öfteren den Vorwurf eingebracht hat, eine undemokratische Organisationsstruktur zu haben. Als offizielle Begründung für die Entscheidung gegen die demokratische Wahl des obersten Beschlussgremiums durch die Fördermitglieder gibt Greenpeace an, es benötige hierarchische Strukturen, um schnell, flexibel und effektiv arbeiten zu können.
Im Jahr 2003 hatte der Verein 530.000 Förderer (2,3 % mehr als 2002). Spenden und Erbschaften beliefen sich auf 37 Millionen Euro (0,6 % weniger als 2002).
Greenpeace hat einen offiziellen Beraterstatus im 'Wirtschafts- und Sozialrat' der UNO, einen Kooperationsstatus in der Welternährungs-Organisation (FAO), hat Beobachterstatus im Umweltprogramm der UNO (UNEP), der Basel-Konvention gegen Giftmüllexporte, der Klimarahmen-Konvention, der Helsinki-Kommission zum Ostseeschutz, in allen gesetzgebenden Institutionen der Europäischen Union, im EU-Rat, im EU-Parlament und in ca. 20 weiteren internationalen Gremien.
Finanzen
Greenpeace hat nach eigener Aussage etwa 2,83 Millionen Fördermitglieder, davon 534.000 in Deutschland. Das jährliche Spendenaufkommen beträgt laut eigenen Angaben ca. 37 Millionen Euro. Greenpeace beschäftigt in Deutschland 175 Menschen, weltweit 1.361.
Die meisten Spenden erhält Greenpeace von privaten Mitgliedern, aber auch von prominenten Personen wie dem Medienunternehmer Ted Turner. Greenpeace nimmt keine Spenden von Unternehmen oder Regierungen an, um Abhängigkeit von diesen zu vermeiden.
Eigeninitiativen
Im Jahr 1993 brachte Greenpeace in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Foron den weltweit ersten Kühlschrank auf den Markt, der ohne gefährliche Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) oder Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) als Kühlmittel auskam. Vorher hatte die Industrie behauptet, ein Ersatz dieser Stoffe zu günstigen Preisen wäre nicht möglich.
Greenpeace hat bereits 1996 ein Auto vorgestellt, das bei 90 km/h auf deutlich unter drei Liter Benzinverbrauch kommt. Mit einem Kredit von Greenpeace baute die Schweizer Firma Wenko einen serienmäßigen Renault Twingo mit Benzinmotor um, den Twingo Smile, und führte damit alle Argumente der Autoindustrie ad absurdum, ein Drei-Liter-Auto sei nur als Diesel und dann technisch sehr aufwändig mit umweltschädlicher Aluminium-Karosserie zu bauen.
Greenpeace gründete 1999 die Genossenschaft Greenpeace Energy, die mittlerweile etwa 11.000 Mitglieder hat. Greenpeace Energy verkauft Strom aus regenerativen Stromquellen an etwa 50.000 Kunden. Die Genossenschaftsform macht Greenpeace Energy unabhängig von Banken.
Öffentliche Wahrnehmung
Kritik
Greenpeace wird wegen seiner hierarchischen Struktur und auch wegen seiner Methoden kritisiert.
1989 wurde in Kanada das Steuerrecht für gemeinnützige Organisationen geändert. Greenpeace und andere Organisationen verloren dadurch den Status der Gemeinnützigkeit. In Deutschland gab es mehrere politisch motivierte Versuche, die Gemeinnützigkeit abzuerkennen, die jedoch bislang alle gescheitert sind.
Im September 2003 warf die Public Interest Watch Greenpeace in den USA vor, sie verstoße gegen das US-Steuerrecht (siehe Weblinks unten). Diese Vorwürfe führten jedoch nie zu einem Gerichtsverfahren.
Im Dezember 2004 untersuchte das Finanzamt Hamburg, ob Greenpeace gegen Gesetze verstoßen hat und ihr deshalb der Status der Gemeinnützigkeit für 2003 aberkannt werden soll. So wurde Greenpeace vorgeworfen, sich auf seiner Internetseite nicht ausreichend von bestimmten Aktionen der vergangenen Jahre distanziert zu haben. Dies würde zu hohen Steuernachforderungen führen. Greenpeace-Sprecher bezeichnen das Vorhaben des Hamburger Finanzamts als absurd, da sich der Verein in zahllosen Fällen für das Gemeinwohl einsetze.
Anerkennung
Zu den Leistungen von Greenpeace für das Gemeinwohl schreibt der Direktor der Weltbank James D. Wolfensohn im Jahr 2000: „Greenpeace hat eine extrem wichtige Rolle gespielt, als es darum ging, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Umweltbelange zu lenken und die Öffentlichkeit dort zu mobilisieren [...]. Wir begrüßen diese Rolle[...].“ Und der frühere Umweltminister und heutige Direktor der UNEP Prof. Klaus Töpfer bei seiner Verabschiedung zur UNEP: „Mein Wunsch ist dabei, dass ich auch mit Greenpeace weiterhin in konstruktiv-kritischer Zusammenarbeit in Kontakt bleiben kann.“
Der frühere Greenpeace-Geschäftsführer Thilo Bode bekam für seine Tätigkeit bei Greenpeace im Jahre 2001 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau in seiner Lobesrede: „Greenpeace hat im vergangenen Jahrzehnt wichtige Entwicklungen zum Schutz der Umwelt initiiert und zum Teil auch selbst umgesetzt.“ Und selbst der frühere Polizei-Einsatzleiter bei den Castor-Transporten Hans Reime wird von der DPA wie folgt zitiert: „Insbesondere Greenpeace möchte ich für die fairen Aktionen danken. Es war immer eine Herausforderung.“
In Österreich wurde Greenpeace 2004 von der Bundesregierung mit dem Konrad-Lorenz-Preis für Umweltschutz ausgezeichnet.
Personen
Viele der Greenpeace-Aktivisten haben über die Organisation hinaus einen Ruf erworben. Hierzu zählen
- Crewmitglieder bei der ersten Greenpeace-Aktion, darunter: Robert Hunter (Journalist), Ben Metcalfe (Journalist), Patrick Moore (heutiger Kritiker der Organisation).
- Vorsitzende von Greenpeace International: David McTaggart (Gründer von GPI, Vorsitzender 1979-1991), Thilo Bode (1995-2001), Gerd Leipold (Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland, Vorsitzender von Greenpeace International seit 2001).
- Paul Watson, Aktivist der frühen Jahre, hat sich von Greenpeace getrennt und die (radikalere) Organisation Sea Shepherd gegründet.
- Fernando Pereira war ein Fotograf und kam 1985 beim Bombenanschlag des französischen Geheimdienstes auf die Rainbow Warrior ums Leben.
- Monika Griefahn war Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland und von 1984 bis 1990 im internationalen Vorstand von Greenpeace, bevor sie Umweltministerin in Niedersachsen wurde.
Siehe auch
- Greenpeace-Flotte: Arctic Sunrise, Beluga I & II, Esperanza, Hubschrauber Tweety, Moby Dick, MV Greenpeace, MV Sirius, Phyllis Cormack, Rainbow Warrior I & II, Vega
- Jährliches Treffen der Jugendgruppen: Greendays
- Brent Spar
- Bergwaldprojekt (Gründung 1987 durch Greenpeace)
- Arche Warder
- Nichtstaatliche Organisation
- Greenpeace Magazin
- Greenpeace Stiftung
- Greenpeace Energy
Literatur
- Nikolaus Eckhardt: Die Regenbogenkämpfer. Signal-Verlag. Baden-Baden 1983, ISBN 3-7971-0225-9
- Christian Altmann, Marc Fritzler: Greenpeace - Ist die Welt noch zu retten? ECON Taschenbuch Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 3-612-26127-4
Weblinks
- Internationale Homepage der Organisation (englisch)
- Greenpeace national: Deutschland, Schweiz
- Greenpeace regional: Seit Dezember 2000 wird Greenpeace Österreich weiterentwickelt zu Greenpeace in Zentral- und Osteuropa und ist für folgende Staaten zuständig: Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Polen, Ungarn, Rumänien, Slowakei, Slowenien
- Greenpeace, Dirty Money (PDF, 135 kb, englisch) - Bericht von Public Interest Watch, der Greenpeace Verstöße gegen das Steuergesetz vorwirft
- NOVO-Artikel: Frische Milch in alten Schläuchen - kritischer Artikel über die Gentechnik-Kampagne von Greenpeace
- Der Greenpeace-Einkaufsratgeber "Essen ohne Gentechnik" (Deutschland)
- Produkttests
- Gentechnik-Einkaufsliste (Österreich, PDF, 64 kb)