Zum Inhalt springen

Pelagius (Theologe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Januar 2006 um 17:59 Uhr durch Fb78 (Diskussion | Beiträge) (- Pelagius wurde nach Pelagius (Theologe) verschoben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Pelagius war ein britischer Mönch, der etwa von 360 bis 435 lebte.

Von einer asketischen Lebensführung geprägt, war er als Prediger in Rom empört über die moralische Lässigkeit in der Gesellschaft, wie er sie dort erlebte. Des weiteren widersprach er in seinen Predigten auch den Aussagen zur Theologie der göttlichen Gnade, wie sie von Augustinus von Hippo gepredigt wurden: Pelagius war der Auffassung, dass Augustinus’ Lehre darauf hinauslief, den Manichäismus in das Christentum einzuführen. Er klagte Augustinus an, dem Bösen den gleichen Rang wie Gott einzuräumen und heidnischen Fatalismus zu lehren, als sei es eine christliche Doktrin. Obwohl er als Urheber des Pelagianismus angesehen wird, kann auch dargelegt werden, dass der Mönch niemals diese Doktrin vertreten habe und nur derjenige gewesen sei, an dem die Gegner dieser Ansicht ihre Darlegungen festgemacht hätten.

Als Alarich I. Rom 410 plünderte, flohen Pelagius und sein Gefährte Caelestius nach Karthago, wo Pelagius in einen weiteren Konflikt mit Augustinus geriet. Sein Anhänger Caelestius wurde von einem Kirchenkonzil verurteilt, woraufhin Pelagius weiter nach Jerusalem floh, aber seine Verfolger bald auf seinen Spuren sah: Paulus Orosius ging nach Jerusalem, um Hieronymus vor ihm zu warnen. Zwar wurde Pelagius 415 auf einer Synode von Vorwurf der Häresie freigesprochen, doch Augustinus hatte bereits eine wirksame "Kampagne" in Gang gebracht, die Pelagius und Caelestius als Häretiker ausweisen sollte. 416 wurde Pelagius auf den Synoden von Karthago und Mileve verurteilt. Anfang 417 erfolgte die Exkommunikation durch den römischen Bischof Innozenz I.. Betroffen von diesem Urteil war auch Caelestius.

Augustinus’ Version von Pelagius’ Lehre über die Sünde und die Sühne wurde u.a. im Jahre 418 auf dem lokalen Konzil von Karthago als Häresie verurteilt.

Weitergeführt und erst zu philosophischer Reife gebracht wurde der Ansatz des Pelagius im Werk von Julianus von Eclanum (Aeclanum), der Augustinus in einer Reihe von Schriften die Stirn bot. Gleichwohl setzte sich die augustinische Auffassung von Gnade und Freiheit in der westlichen Christenheit durch.


Literatur

  • Quellen:
    • Iuliani Aeclanensis Expositio libri Iob, Tractatus prophetarum Osee Iohel et Amos. Accedunt operum deperditorum fragmenta post Albertum Bruckner denuo collecta aucta ordinata. Auxiliante M. J. d’Hont ed. L. De Coninck = Corpus christianorum, series latina, Bd. 88, Turnholti 1977.
    • Aurelii Augustini Contra Iulianum, ed. T. Blampin et. al., in: J.-P. Migne (Ed.), Patrologia Latina, Bd. 44, Sp. 641-874.
    • Aurelii Augustini Contra Iulianum opus imperfectum lib. I-III, ed. E. Kalinka et M. Zelzer 1974 = Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 85/1, Vindobonae 1974; lib. IV-VI, ed. T. Blampin et. al., in: Patrologia Latina, Bd. 45, S. 1337-1608.
    • A. Augustinus, Schriften gegen die Pelagianer, hrsg. von S. Kopp u. a., Würzburg 1955 ff.
  • Sekundärliteratur:
    • P. Brown, Der heilige Augustinus. Lehrer der Kirche und Erneuerer der Geistesgeschichte. Übersetzt von J. Bernard, München 1975.
    • G. Greshake, Gnade als konkrete Freiheit. Eine Untersuchung zur Gnadenlehre des Pelagius, Mainz 1972.
    • J. Lössl, Julian von Aeclanum. Studien zu seinem Leben, seinem Werk, seiner Lehre und ihrer Überlieferung, Leiden / Boston / Köln 2001.
    • A. U. Sommer, Das Ende der antiken Anthropologie als Bewährungsfall kontextualistischer Philosophiegeschichtsschreibung: Julian von Eclanum und Augustin von Hippo, in: Zeitschrift für Religion- und Geistesgeschichte, Bd. 57 (2005), Heft 1, S. 1-28.
    • M. Vessey, Opus imperfectum. Augustine and His Readers, 426 – 435 A. D., in: Vigiliae Christianae 52 (1998), S. 264-285.
    • O. Wermelinger, Rom und Pelagius. Die theologische Position der römischen Bischöfe im pelagianischen Streit in den Jahren 411-432, Stuttgart 1975.