Nelson Mandela

Nelson Mandela (* 18. Juli 1918 in Qunu, Transkei, Südafrika; eigentlich Rolihlahla Dalibhunga Mandela) ist ehemaliger Präsident der Republik Südafrika und seinerzeit einer der führenden Anti-Apartheid-Kämpfer des Landes. Er verbrachte seine Kindheit bei den Thembu, studierte Jura, war Rechtsanwalt und verbrachte viele Jahre seines Lebens als politischer Gefangener in Haftanstalten.
Kindheit und Jugend
Rolihlahla Dalibhunga Mandela wurde 1918 in Qunu in der Nähe von Umtata in der Transkei geboren. Sein Vater, der 1919 durch einen Gerichtsbeschluß den Großteil seines Besitzes (Rinder und Land) verlor, war Berater und Kanzler des Häuptlings der Thembu. Mit sieben Jahren wurde Mandela das erste Familienmitglied, das eine Schule besuchte. Dort erhielt er von den methodistischen Lehrern den englischen Namen "Nelson". Sein Vater starb 1927 und Nelson besuchte zunächst eine nicht weit entfernt liegende Missionsschule. Mit 16 wurde er in die Reihe der Erwachsenen seines Volkes, den Xhosa aufgenommen. Danach besuchte er das "Clarkebury Boarding Institute" und lernte die westliche Kultur kennen. Seinen ersten Schulabschluss erhielt er bereits nach zwei anstatt den üblichen drei Jahren.
Mit 19 Jahren zog er nach Fort Beaufort und besuchte das Wesleyan College, wo viele Mitglieder des Thembu-Königshauses studierten. Dort entwickelte er auch eine Leidenschaft für Boxen und Laufen. Hier schrieb er sich für ein Bachelor-Studium (Bachelor of Arts) an der Fort-Hare-Universität ein, wo er Oliver Tambo traf, der ein lebenslanger Freund, Kollege und späterer Mitstreiter gegen die Apartheid wurde.
Zum Ende des ersten Jahres nahm er als Mitglied der Studentenvertretung an einem Boykott gegen die Politik der Universität teil und wurde deswegen von der Universität verwiesen. Er ging nach Johannesburg, wo er an der Universität von Süd-Africa (UNISA) per Fernstudium seinen Abschluss machte. Danach begann er ein juristisches Studium an der Witwatersrand-Universität.
Politische Aktivität
Schon als junger Jura-Student engagierte sich Mandela in der politischen Opposition gegen das weiße Minderheitsregime und dessen Weigerung, der schwarzen Mehrheit des Landes politische, soziale und wirtschaftliche Rechte zu gewähren. 1942 trat er dem ANC (African National Congress) bei und gründete dort zwei Jahre später zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die Jugendorganisation des ANC.
Nach dem Wahlsieg der "Afrikander"-dominierten National Party 1948 und der darauf folgenden Politik der Rassentrennung (Apartheid), war Mandela 1952 der prominenteste Vertreter der Widerstandkampagne des ANC und 1955 des Volkskongresses, dessen Verabschiedung der Freiheits-Charta die Basis der Anti-Apartheid-Aktivitäten bildete.
Ursprünglich war Mandela bekennender Vertreter des Gewaltverzichtes. Noch während des Mammut-Prozesses von 1956-1961 gegen ihn und andere propagierten Mandela und seine Mitstreiter 1960 die Notwendigkeit des gewaltsamen Kampfes gegen die Apartheid, nachdem im März in Sharpeville unbewaffnete Demonstranten erschossen worden waren und in der Folge der ANC und andere Anti-Apartheid Gruppen gebannt worden waren.
1961 wurde er Anführer des bewaffneten Flügels des ANC des Umkhonto we Sizwe ("Speer der Nation"). Im August 1962 wurde er verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis wegen illegaler Reisen über die Staatsgrenze hinweg und wegen Streikaufrufs verurteilt. Im Juni 1964 wurde er erneut verurteilt, diesmal zu lebenslanger Haft wegen Planung bewaffneten Kampfes. Die Freiheitsstrafe leistete er auf der Gefängnisinsel "Robben Island" ab, die im Atlantischen Ozean vor Kapstadt liegt.
Mandela lehnte im Februar 1985 das Angebot einer Freilassung ab, die an die Bedingung geknüpft war, auf den bewaffneten Kampf zu verzichten. Bis Februar 1990 blieb er im Gefängnis als eine starke Kampagne des ANC und weiterer internationaler Druck am 11. Februar zu seiner Freilassung führten. Staatspräsident F.W. de Klerk hatte den Befehl gegeben und gleichzeitig den Bann des ANC aufgehoben. Mandela und de Klerk konnten sich 1993 den Friedensnobelpreis teilen.
Als Präsident des ANC (Juli 1991–Dezember 1997) und erster schwarzer Präsident der Republik Südafrika (Mai 1994–Juni 1999) leitete Mandela die Umgestaltung des Staates und der Gesellschaft weg von der Apartheid und der Beherrschung durch Minderheiten. Er gewann internationalen Respekt für sein Eintreten für nationale und internationale Versöhnung. Dennoch waren einige radikale Elemente unzufrieden mit den in seinen Amtsperioden erreichten sozialen Verbesserungen, und auch das Unvermögen, die AIDS-Krise in den Griff zu bekommen, erzeugte viel Kritik.
Nach seinem Rücktritt als Präsident im Jahr 1999 betätigte sich Mandela als Anwalt für eine Reihe von sozialen und Menschenrechts-Organisationen. Er bekam viele Auszeichnungen verliehen, u. a. den Order of St. John durch Königin Elizabeth II. und die Presidential Medal of Freedom durch George W. Bush. Mit seinem zunehmenden Alter sorgten sich viele seiner Unterstützer in Afrika und der Welt, dass Mandelas Reputation durch zu viele internationale Organisationen, besonders aber durch linke Gruppierungen unzulässigerweise ausgebeutet werde. Seine Reden wurden im Tonfall negativer und abweisender und litten unter dem Verlust an Menschlichkeit und Humor, die ihm einst so großen Respekt verschafft hatten.
Im Februar 2003 bezeichnete Mandela die USA als "eine Bedrohung des Weltfriedens" und behauptete, Präsident Bush wolle "die Welt in den Holocaust stürzen". Er klagte Bush an, die "UN zu ignorieren".
Persönliches
Mandela war dreimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Evelyn Ntoko Mase wurde 1957 nach 13 Jahren geschieden. Nach 38-jähriger Ehe trennte er sich nach politischen Belastungen im (April 1992) von Winnie Madikizela und wurde im (März 1996) von ihr geschieden. An seinem 80. Geburtstag heiratete er Graca Machel, Witwe von Samora Machel, dem ehemaligen Präsidenten Mosambiks und ANC-Unterstützer, der 15 Jahre zuvor bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war.
Mandela hält über 50 internationale Ehrendoktorwürden. Er ist neben Mutter Theresa die einzige nicht-indische Person, die mit Indiens höchstem zivilen Orden dem Bharat Ratna ausgezeichnet wurde (1990).
Nelson Mandela erhielt 1998 in Baden-Baden den Deutschen Medienpreis.
Von Mandela wird berichtet, dass es eine seiner größten Leidenschaften ist, den Sonnenuntergang zu beobachten und dazu Musik von Georg Friedrich Händel oder Peter Iljitsch Tschaikowski zu hören.
Siehe auch:
Literatur
- Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie. von Nelson Mandela, November 1997, ISBN 3596138043