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PPGIS

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Public Participation Geographic Information Systems (PPGIS – Öffentliches partizipatives GIS) beschreiben grundsätzlich Geoinformationssysteme (GIS), an denen vor allem nicht-priviligierte Gruppen mit Hilfe des Web 2.0 aktiv mitwirken sollen[1][2]. Somit sollen einer breiten Öffentlichkeit spezielle Geoinformationssysteme nicht nur gezeigt werden, sondern diese sollen aktiven Zugang dazu bekommen. Unter Geoinformationssystemen versteht man allgemein die grafische Darstellung einer Datenbank mithilfe einer Karte. Grundsätzlich versteht man heute unter PPGIS eine online bereitgestellte auf Karten basierende Anwendung unter Beteiligung unterschiedlicher Akteure, um bestimmte Prozesse zu optimieren, beispielsweise die Beteiligung Jugendlicher bei stadtplanerische Erhebungen[3]. Als Methode in der Geographie sind die PPGIS noch relativ neu und werden erst seit Mitte der 1990'er Jahre hauptsächlich in den USA und Kanada angewendet und diskutiert. Als Forschungsmethode kommen PPGIS momentan erst langsam nach Europa[4].

Begriffliche Entwicklung

Dieser Abschnitt behandelt die Entwicklung des Begriffs über die Jahre hinweg, und die Schwierigkeiten PPGIS auf einfache Weise eindeutig zu definieren. Das erste Mal verwendet wurde dieser Begriff auf einer geographischen Konferenz in der Mitte der 90'er Jahre. 1996 hielt das 'National Center for Geographic Information and Analysis' (NCGIA) vom 2. bis zum 5. März ein Meeting unter dem Titel „GIS and Society: The Social Implications of How People, Space, Environment Are Represented in GIS“ ab[5]. Ziel dieses Treffens war es die Geoinformationssysteme – durch die rasant fortschreitenden Technologie – kritisch im Bezug auf sozialer und politischer Ebene zu untersuchen[6]. Dieses 'neuartige' und kritischere GIS wurde als eine neue Generation von GIS bezeichnet, und einfach GIS/2 abgekürzt. Für die Frage nach einer noch genaueren Definition von Public Participation GIS wurde anschließend an dieses Treffen ein eigener Workshop vom 10. bis zum 13. Juli angesetzt [7] Die Einstiegsfrage, die Michael Curry damals stellte, so einfach sie auch klingt, lautete: „What could GIS be?“ (Frei übersetzt: Was ist mit GIS alles möglich?). Mit dieser Grundfrage ließen sich noch weitere kritische Debatten über GIS anstoßen, doch die Organisatoren dieses Workshops wollten zuerst einmal einen einfacheren Titel nehmen, der den Teilnehmern schon eine ungefähre Diskussionsrichtung vorgibt[8]. Auf diese Weise wurde nun schon ein Begriff für dieses 'neuartige' GIS erschaffen. Als ausgegebenes Ziel sah man es Anwendungen zu entwickeln, die vor allem sozial schwächere Gruppen aktiv mitwirken lassen. Allgemeiner gesprochen sollte GIS/2 einen viel größeren Wert auf die Stimmen sog. 'nicht-offizieller' Gruppen legen[9]. Um dies auch wirklich durchsetzen zu können, musste man verstehen, dass auch ein GIS sozialen Prozessen unterworfen, ebenso wie 'normale' Karten und andere Technologien in diesem Bereich[10]. So kann man mit einem GIS differenziert bestimmte Muster und Beziehungen verschiedener Gruppen aufzeigen[11]. Während man unter dieser damaligen Fragestellung noch viel allgemeiner ein (aus heutiger Betrachtungsweise) kritisches GIS meint, hat sich der Begriff des Public Participation GIS über die Jahre hinweg schon wieder stark davon gewandelt und meint mittlerweile etwas viel spezielleres. Allerdings sollte man jetzt nicht glauben, dass PPGIS in der Anwendung erst auf diesen Konferenzen 'erfunden' worden sind. Schon vor diesen beiden großen Konferenzen gab es Projekte, die zwar noch nicht als PPGIS bezeichnet worden sind, aber von Prinzip und Funktionsweise schon sehr nah daran kamen. Diese wurden unter zu Hilfenahme damals neuartiger Technologien durchgeführt, wie beispielsweise solar-betriebene Computer, um Projekte und Untersuchungen direkt im Feld angehen zu können[12]. Der heutigen Definition zu Grunde gelegt sind PPGIS ein immer wichtiger werdendes Instrument um direkte Informationen über soziale, gesellschaftliche, politische oder ökonomische Attribute von bestimmten Plätzen, Orten oder ähnlichem zu bekommen. Obwohl Emma J. Stewart hat versucht in einer Tabelle Zusammenfassungen des Begriff PPGIS zu finden[13]. Sie unterschied dabei insgesamt 13 verschiedenen Charakterisierungen, aber selbst dabei sind noch deutliche Grauzonen zwischen den einzelnen Eigenschaften zu erkennen, was abermals die Schwierigkeit der eindeutigen Definition unterstreicht[14]. Dabei bleibt eine wirkliche, feste und lexikonreife Definition immer noch, frei nach den Worten von David L. Tulloch „nebulös“[15].

Heutiger Begriff

Heutzutage versteht man unter PPGIS vor allem die freiwillige Beteiligung einer (sozial benachteiligten) Öffentlichkeit bei bestimmten Prozessen, beispielsweise bei stadtplanerischer Aktivitäten oder der Lösung von grundlegenden Problemen[16]. Diese Probleme können ein sehr breites Spektrum haben, über beispielweise Landnutzung bis zur Standortoptimierung zur Abfallentsorgung von Atomkraftwerken[17]. Nach heutiger Definition von PPGIS wird in sog. Entwicklungsländern PPGIS meistens von organisierten Gruppen (beispielsweise Grassroot Groups) genutzt, also eigentlich eher untypischen GIS-Nutzern zu Hilfe genommen[18]. Dabei werden mit Hilfe der Bevölkerung Informationen gesammelt, um somit aktuell über die allgemeine und speziellere Lage der Bevölkerung informiert zu sein. Diese sog. Graswurzelbewegungen nutzen PPGIS-Anwendungen somit, um ihre Ziele verwirklichlichen und ihre Ressourcen effizienter verteilen zu können[19]. Im Gegensatz dazu wird PPGIS in entwickelten Ländern meistens genutzt um die lokalräumlichen Kenntnisse über einen bestimmten Ort noch weiter zu vermehren, um somit zur Lösung von bestimmten Fragestellungen beizutragen[20]. Renee Sieber geht sogar so weit und spricht bei PPGIS von einem „Turm zu Babel“ mit den unterschiedlichsten, nebeneinander existierenden, Anwendungsmöglichkeiten. Sie bringt Beispiele von Programmen von Einrichtungen wie der 'The Nature Conservancy', welche solche Programme für andere Organisationen anfertigt, bis hinüber zu PPGIS-Anwendungen für Immobilienmakler oder Projekten zur Standortfindung für Atomkraftwerke[21]. Alle zusammen haben das Ziel der öffentlichen Beteiligung mit geographischen Informationssystemen unter Beachtung des sozialen, politischen und ökologischen Kontext des Untersuchungsgebietes[22]. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein PPGIS heute eine sehr gute Möglichkeit ist eine breite Öffentlichkeit an einem Prozess, der sie direkt betreffit, teilhaben zu lassen. Man kann mit einfachen Mitteln viele verschiedene Gruppen an ihren eigenen, unterschiedlichsten Projekten arbeiten lassen und trotzdem immer für eine breite Öffentlichkeit offen sein und jeden Prozess durchsichtig gestalten. Die Varietät der Fragestellungen und die tatsächlichen Umsetzungen sind hauptsächlich durch die Kreativität des Fragestellers limitiert[23]. PPGIS ist so angedacht, dass es 'mit' und 'für' die betroffenen Gemeinschaften arbeiten soll, anstatt 'über' die Gemeinschaften hinweg[24]. Allerdings wird dieser Begriff vor allem im deutschsprachigen Raum noch sehr undeutlich verwendet, wie anhand eines späteren Beispieles gezeigt wird. Die Grenze hin zu VGI (Volunteered Geographic Information) ist besonders bei dem letzten Beispiel des Artikels (KuLIS) nicht mehr klar zu erkennen, obwohl es sich sich selbst als PPGIS bezeichnet.

Vergleich mit normalen GIS-Anwendungen

Allein die grundsätzliche Annahme, dass GIS-Projekte rein auf Technologie fokussiert sind und als Ziel haben, lediglich zur Darstellung von geographischen Information dient, ist schon ein grundsätzlicher Unterschied zu PPGIS. Wie 1996 festgesetzt war es das Ziel vor allem unterprivilegierte Gruppen an einer Entscheidungsfindung teilhaben zu lassen, und sich allgemein viel intensiver mit deren Bedürfnissen zu beschäftigen. Der Fokus liegt so vor allem bei einzelnen und individuellen Menschen, bzw. Gruppen, während das Interesse an einer rein technischem Interesse eher an die zweite Stelle zu setzen ist[25]. Auch die Frage nach dem 'Warum' zeigt deutlich auf, inwiefern sich PPGIS deutlich von „klassischen“ GIS-Anwendungen abgrenzt. Während GIS hauptsächlich dazu genutzt wird, weil 'man es eben kann' und nur nach Bedarf verbessert werden, sind PPGIS-Anwendungen sehr offen, bei der genauen Frage nach einem Warum und [26]. Die Grenze liegt wie oben schon erwähnt bei der Kreativität des Erstellers. Die Anwendungen werden gemacht, weil sie im Idealfall zur Verbesserung des Gemeinwohls gebraucht werden und nach Nachfrage und Bedarf neu überdacht und verbessert werden[27]. Ein Punkt, bei dem vor allem die englischssprachige Literatur einen großen Schwerpunkt ist die sog. Wirkrichtung von PPGIS und 'klassischem' GIS. Man unterscheidet hierbei zwischen Bottom-up und Top-down. Die Wirkrichtung „Bottom-up“ ist die 'klassische' Wirkrichtung bei PPGIS nach Sieber. Allgemein definiert versteht man unter „Bottom-up“ die Lösung von einzelnen Teilproblemen, bevor man sich dann zu größeren und dem eigentlichen Hauptproblem hocharbeitet[28]. Übertragen auf das Prinzip einer PPGIS-Anwendung bedeutet dies nun, dass man sich zuerst mit den Problemen von einzelnen Menschen und/oder Gruppen befasst, um dies nach einer Vielzahl von Einzellösungen schließlich das Gesamtproblem einer Region lösen zu können. Die Ideen zu den Projekten zu „Top-Down“-Projekten gehen von großen Organisationen wie Behörden aus und werden mit Hilfe von den Ergebnissen der durchgeführten PPGIS-Anwendungen abgeglichen. Renee Sieber sieht allerdings in dem Top-Down Ansatz allerdings nicht ein PPGIS an sich. Sie sieht als „Top-Down“ angesetzte Projekte eher als normale GIS-Anwendung, in der im Nachhinein die Öffentlichkeit beteiligt wird[29]. Hierbei kommen die Informationen nicht direkt von der breiten Öffentlichkeit, sondern von einer Behörde oder ähnlichen Institution[30]. Dabei wird weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse einzelner eingegangen, sondern man versucht vorher schon bekannte Problem zu lösen und damit die Lebensqualität der größeren Gruppe zu verbessern. An die Erstellung und Durchführung eines PPGIS kann man damit trotzdem „Top-Down“ herangehen, auch wenn dies nicht die typische Anwendung ist[31]. Auf diese Weise können sie bestimmte Muster oder Beziehungen erkennen und diese dann grafisch auf einer Karte darstellen zu können. Diese Herangehensweise kann dabei helfen nachbarschaftliche Dynamiken zu verstehen oder soziale Hilfen für den Bezirk verbessern zu können[32]. Derartige Herangehensweise sind natürlich immer durch die jeweilige Gesetzgebung im Hinblick auf Datenschutz oder ähnliches limitiert. So können ähnlich konzipierte Projekte, in einer Region funktionieren und in der anderen keine Chance auf Durchführbarkeit haben, aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen, was den Zugang zu personenbezogenen Daten betrifft[33].

Methoden bei der Anwendung

Zu Beginn eines derartigen Projektes stellt sich natürlich die Frage, welchen Zweck diese PPGIS-Anwendung verfolgen soll. Auf welches Ergebnis zielt man ab, wer soll alles daran beteiligt werden, mit welchen Möglichkeiten kann man zu einem Ergebnis kommen?

Beteiligte

Schon in den 90'er Jahren definierte P. Schroeder, auf dem bereits weiter oben erwähnten Meeting der NCGIA, PPGIS als eine Möglichkeit zur Annäherung Geoinformationssysteme und andere räumliche Anwendungen für alle sog. Stakeholder, vor allem bei offiziellen Entscheidungen, zugänglich zu machen[34]. Als Beteiligte an einem PPGIS sollten sich somit alle sog. Stakeholder bei bestimmten Projekten, Entscheidungen oder ähnlichem sehen. Mit Stakeholder bezeichnet man in weiter Sichtweise alle Individuen, welche dieses 'Projekt' beeinflussen, oder eben von diesem beeinflusst werden[35]. Allerdings ist es mitunter bei größeren Projekten schwierig festzustellen, wer wirklich alles als Stakeholder fungiert. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass jeder einzelne Stakeholder die gleichen Möglichkeiten und Stimmen hat, ansonsten würde sich das Ergebnis dieses PPGIS-Projekts aufgrund einer Benachteiligung einer Gruppe in eine bestimmte Richtung verziehen, und dieser Punkt sollte ja genau mit PPGIS verhindert werden[36]. Das erste 'P' für Public steht hierbei nun für die breite Masse an Stakeholdern, die allesamt ihren Teil bei den Projekten beitragen können, sofern sie dies von sich aus wollen. Ein PPGIS wird umso besser, je mehr sich daran beteiligt wird. Einer der wichtigsten Punkte, der allerdings noch oft vernachlässigt wird, ist etwas wie Vertrauen der Teilnehmer in die Studie und den Ersteller selbst, dass sie ihre Lebensqualität wirklich erhöhen könnten, denn nur so sind sie bereit verlässliche Ergebnisse zu geben[37].

Durchführung und Auswertung

Um in einem Rahmen zu bleiben und nicht zu speziell zu werden, wird in diesem Abschnitt nur auf die die grundlegenden Art, eingegangen wie ein PPGIS mit onlinebasierten Kartenanwendungen (Google Maps, OpenStreetMaps, …) theoretisch anzufertigen ist. Im Rahmen einer Studie in Wyoming wurden zwei verschiedene Möglichkeiten miteinander verglichen, wie man an das Wissen und die lokalen Erfahrungen von möglichen Teilnehmern in einer bestimmten Region gelangen kann. Hier muss beachtet werden, dass eine web-basierte Anwendung vielleicht die 'typische' Methode ist, aber sicher nicht der einzig mögliche Ansatz. Auf die 'klassische' Variante mit Methoden wie der Befragungen wird allerdings in eigenen Artikeln eingegangen. Gerade das Internet bietet sich mit seinen vielen Möglichkeiten an einfach, direkt und mit relativ geringen Kosten verbunden an seine Ergebnisse zu kommen. Besonders bei geographischen Projekten besitzt es den Vorteil, aufgrund einer einer hohen Präzision mit dem Mauszeiger auf einer virtuellen Karte. Somit wird eine schnelle und genau (je nach Wissenstand und Erfahrungen des Teilnehmers) Eintragung von Orten, Plätzen oder ähnlichem leicht möglich gemacht. Allerdings kann eine web-basierte Anwendung auch das Teilnehmerfeld schon wieder stark eingrenzen, und somit viele Stakeholder ausschließen, die beispielsweise nicht über einen Internetzugang verfügen[38]. Als Grundlage einer web-basierten Studie bieten sich natürlich neuere Programmen wie schon erwähnt Google Maps, OpenStreetMap oder ähnliche Programme aufgrund der leichten Handhabung und der relativ hohen Bekanntheit an. Auch die leichte Übertragung in spezielle GIS-Programme sind ein großer Vorteil[39]. Zur Unterstützung kann noch auf einfache Weise ein Fragebogen zu der Umfrage hinzugefügt werden. Je nach Fragestellung und eben der genauen Methode, die zur Durchführung verwendet wird, kann das Vor- und Nachteile mit sich bringen. So kann man in strukturell gut ausgebauten Regionen mit einer Internet-basierten Anwendung sehr viele Menschen erreichen. Natürlich nur mit der Bedingung, dass die betroffene Gruppen sowohl von diesem Projekt erfahren und auch motiviert werden daran teilzunehmen. Außerdem muss die Benutzeroberfläche auf Anhieb verständlich sein und auf die jeweilige Gruppe zugeschnitten sein[40]. Jugendliche in Industrieländern haben hierbei beispielsweise andere Ansprüche und Herangehensweise als die gleiche Personengruppe in Entwicklungsländern Nachdem mit PPGIS bestimmte Daten gesammelt worden sind, ähneln die Auswertungsmethoden denen, wie bei der Auswertung anderer raumbezogener Daten[41]. Die Teilnehmer dieser Projekte setzen in der Regel Markierungen auf einer Karte mit den für sie relevanten Daten. Aus diesen Daten können zum Einen statistischen Auffälligkeiten gefunden werden oder man versucht aus dem Gesamtergebnis bestimmte Muster innerhalb der Studie festzustellen[42]. Mit der statistischen Auswertungsmethode spricht man weniger die subjektiven Empfindungen der Teilnehmer an, sondern versucht ein „großes Ganzes“ zu sehen.

Vorteile

Projekte mit Hilfe von PPGIS zu verwirklichen kann viele Vorteile mit sich bringen. Dies beginnt damit, wie weiter oben im Text schon erwähnt, mit einer viel größeren und leichter erreichbaren Teilnehmermenge. Da es mittlerweile in der Politik schon ein Thema wurde, ob ein Internetanschluss zu den Grundbedürfnissen und Grundrechten zählt, sollte man hierzulande mittlerweile theoretisch jeden damit erreichen können1. Somit können auch lokale Stimmen sich und ihr Wissen in die Projektplanung einbringen, die vielleicht vorher übergangen worden wären und insgesamt können sich die Stimmen gerechter auf alle Beteiligten verteilen, ohne eine Gruppe zu bevorzugen[43]. Der zweiten große Vorteil ist dabei der hohe Grad an Individualisierung für die teilnehmenden Personen. Man kann sehr individuell eigene Markierungen und kleinere Texte (wie Post-its) in die Online-Karten setzen[44]. Auch können die Benutzer die Karten genau so gestalten, wie es für sie am besten passt mit Hilfe der dynamisch Webkarten des Web 2.0, bei denen man individuell Ebenen hinzufügen und weglassen kann, so wie es für die Nutzer am angenehmsten und informativsten sind[45]. So können die Benutzer ihre eigenen persönlichen Erfahrungen einbringen und diese an alle weiteren Teilnehmern und die Ersteller des Projektes weitergeben Dies war nur eine kleine Auswahl der allgemeinen Vorteile, die ein PPGIS mit sich bringen. Wie das Konzept an sich, sind die Vorteile einer PPGIS-Anwendung auch immer mit dem sehr individuell mit dem gerade durchgeführten Projekt verbunden.

Aktuelle Beispiele für angewandte GIS

Im laufenden Abschnitt wird etwas detaillierter auf drei Beispiele für PPGIS-Projekte eingegangen, wie sie aufgebaut sind, was sie erreichen wollten und, falls das Projekt schon beendet, das tatsächliche Ergebnis. Diese drei Beispiel sollen auch aufzeigen, wie vielfältig der Begriff mittlerweile definiert ist. Beginnend mit dem typischen Beispiel von einer Arbeit mit sozial benachteiligte Schichten geht es hin zu einem Projekt speziell für Jugendliche gedacht und schließlich zu einem Projekt, dass sozial Benachteiligte gar nicht mehr direkt anspricht, sondern sich allgemein darum das Wissen über einer bestimmte Region in vielerlei Hinsicht zu erweitern.

Jugend-Raum

Das erste Beispiel ist ein PPGIS-Projekt des Instituts für Raumentwicklung der Hochschule für Technik Rapperswil (Rapperswil-Jona, Kanton St. Gallen). Im Groben ging es zu wollen. Denn gerade mit Jugendlichen ist ein hohes Konfliktpotenzial bei der Stadtplanung gegeben, denn sie können sich leicht ausgeschlossen fühlen, was schon der Definition von öffentlichen Räumen ganz allgemein widerspricht[46]. Um diesem Problem entgegen zu wirken wurden im Rahmen einer Studie des dortigen Instituts für Raumentwicklung eine öffentliche Befragung von Jugendlichen durchgeführt und eine PPGIS-Anwendung online gestellt, auf die nun kurz eingegangen wird[47]. Auf diese PPGIS-Anwendung kann heute noch zugegriffen werden ( → siehe Weblinks). Auf diese Weise wurde unterstützend zu den öffentlichen Befragungen eine Karte gestaltet, auf denen die Jugendlichen die für sie wichtigen Plätze eintragen konnten, mit relativ subjektiv wirkenden Markierungen auf der Karte, wie zum Beispiel „Da fühle ich mich wohl ;-)“ oder „Da fühle ich mich nicht wohl ;-(“[48]. Das PPGIS war bei diesem Projekt allerdings mehr als Ergänzung gesehen, welche die Ergebnisse der Umfrage noch stärker und vor allem visueller darlegen wollte, wo wirklich Handlungsbedarf aus Sicht der Jugendlichen besteht.

KuLIS

Das zweite Beispiel unterscheidet sich insofern, dass es dieses Mal weniger um planerische Prozesse ging unter Bezugnahme einer bestimmten Gruppe, sondern eine innovative Internetplattform des Instituts für Raumbezogene Informations- und Messtechnik der Fachhochschule Mainz. Diese Plattform wurde im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz zur Erfassung ihrer Kulturlandschaften. Anderes als die „Jugend-Räume“ ist dieses Projekt nicht abgeschlossen, sondern befindet sich momentan noch – gleich einem Wiki – im Aufbau (Stand 12.09.2013). Bei KuLIS (→ siehe Weblinks), abgekürzt für Kulturlandschaftsinformationssystem, kann jeder freiwillig, nach kurzer Anmeldung, Informationen, sog. VGI (Volunteered Geographic Information) eintragen. Kritisch muss man allerdings auch die Korrektheit dieser gegebenen Information in Frage stellen, da man nicht unmittelbar nachprüfen kann, wie stimmig diese Informationen sind[49]. Dieses Problem soll hier mit Hilfe von beispielsweise einer Benutzerverwaltung oder einer Qualitätsdefinition mit Hilfe von ISO-Normen umgangen werden. Zum einen erhält die Allgemeinheit die Möglichkeit sich so über die Kulturlandschaft im eigenen Heimatraum zu informieren als auch zu die Information darüber zu vermehren und im Gegenzug dazu erhält das Land Rheinland-Pfalz Informationen über ihre eigene Kulturlandschaft für das dortige LEP (Landesentwicklungsprogramm), um somit beispielsweise Standorte für Windkraftanlagen fernab von kulturell und touristischen wertvollen Stellen zu halten[50]. Mit KuLIS und weiteren ähnlich aufgesetzten Web-GIS-Anwendungen soll eine Möglichkeit gezeigt werden, wie man mit Hilfe von freiwilliger Bürgerbeteiligung zu amtlichen Daten mit einem gesicherten Verfahren zur Qualitätssicherung kommen kann, mithilfe einer relativ einfach gestalteten PPGIS-Anwendung[51].

Beispiel 3

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Einzelnachweise

  1. Obermeyer, N. (1998): PPGIS: The Evolution of Public Participation GIS. URL: http://dusk.geo.orst.edu/ucgis/web/oregon/ppgis.pdf. S.3
  2. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 103
  3. Billing, C. (2009): Beteiligung der Öffentlichkeit im Planungsverfahren: PPGIS. URL: http://hpundt.hs-harz.de/GIS2_Cornelia_Billing.pdf (abgerufen am 11.09.2013)
  4. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 51
  5. National Center for Geographic Information and Analysis (Hrsg.) (1996): GIS and Society: The Social Implications of How People, Space and Environment Are Represented in GIS. URL: http://www.ncgia.ucsb.edu/Publications/Tech_Reports/96/96-7.PDF (abgerufen am 09.09.2013). S. 1
  6. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 103
  7. Obermeyer, N. (1998): PPGIS: The Evolution of Public Participation GIS. URL: http://dusk.geo.orst.edu/ucgis/web/oregon/ppgis.pdf. S. 2
  8. National Center for Geographic Information and Analysis (Hrsg.) (1996): GIS and Society: The Social Implications of How People, Space and Environment Are Represented in GIS. URL: http://www.ncgia.ucsb.edu/Publications/Tech_Reports/96/96-7.PDF (abgerufen am 09.09.2013). S. 39
  9. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 492
  10. Crampton, J. (2010): Mapping – A Critical Introduction to Cartography and GIS. Chichester. S. 86
  11. Obermeyer, N. (1998): PPGIS: The Evolution of Public Participation GIS. URL: http://dusk.geo.orst.edu/ucgis/web/oregon/ppgis.pdf (abgerufen am 11.09.2013). S. 2
  12. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 493
  13. Stewart, E., Jacobsen, D. und Draper, D. (2008): Public participation geographic informaten systems (PPGIS): challenges of implementation in Churchill, Manitoba. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 52, no. 3: 351-364. S. 354
  14. Stewart, E., Jacobsen, D. und Draper, D. (2008): Public participation geographic informaten systems (PPGIS): challenges of implementation in Churchill, Manitoba. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 52, no. 3: 351-364. S. 354
  15. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 40
  16. Uhler, M., Müller, H. und Wuerriehausen, F. (2013): Qualitätsmanagement von Kulturlandschaftinformationen. URL: http://gispoint.de/fileadmin/user_upload/paper_gis_open/537533080.pdf (abgerufen am 10.09.2013). S. 638
  17. Ryerson University (Hrsg.) (o.J.): Case Studies of PPGIS. URL: http://www.geography.ryerson.ca/students/mbird/casestudies.htm (abgerufen am 26.10.2013)
  18. Craig, W., Harris, T. und Weiner, D. (2002): Community Participation and Geographic Information Systems. URL: http://oook.info/amazon/WeinerEtAl.pdf (abgerufen am 18.09.2013). S. 2
  19. Elwood, S. (2009): GIS, Public Participation. In: Kitchin, R. und Thrift, N. (Hrsg.) (2009): International Encyclopedia of Human Geography: 520-525. S. 520
  20. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 40
  21. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 492
  22. Craig, W., Harris, T. und Weiner, D. (2002): Community Participation and Geographic Information Systems. URL: http://oook.info/amazon/WeinerEtAl.pdf (abgerufen am 18.09.2013). S. 1
  23. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 40
  24. Stewart, E., Jacobsen, D. und Draper, D. (2008): Public participation geographic informaten systems (PPGIS): challenges of implementation in Churchill, Manitoba. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 52, no. 3: 351-364. S. 353
  25. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 52
  26. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 52
  27. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 52
  28. Lackes, R. und Siepermann, M. (o.J.): Bottom-Up-Prinzip. URL: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/bottom-up-prinzip.html. (abgerufen am 1.10.2013)
  29. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 52
  30. Elwood, S. (2009): GIS, Public Participation. In: Kitchin, R. und Thrift, N. (Hrsg.) (2009): International Encyclopedia of Human Geography: 520-525. S. 521
  31. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 493
  32. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 493
  33. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 495
  34. Sieber, R. (2003): Public participation geographic information systems across borders. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 47, no. 1: 50-61. S. 52
  35. Bowie, N. und Werhane, P. (2005): Management Ethics. Oxford. S. 26
  36. Sieber, R. (2006): Public Participation Geographic Systems: A Literature Review and Framework. In: Annals of the Association of American Geographers, Vol. 96, No. 3: 491-507. S. 496
  37. Stewart, E., Jacobsen, D. und Draper, D. (2008): Public participation geographic informaten systems (PPGIS): challenges of implementation in Churchill, Manitoba. In: The Canadian Geographer / Le Géographe canadien, 52, no. 3: 351-364. S. 359
  38. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 40
  39. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 41
  40. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 107
  41. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 41
  42. Pocewicz, A., Nielsen-Pincus, M., Brown, G. und Schnitzer, R. (2012): An Evaluation of Internet Versus Paper-based Methods for Public Participation Geographic Information System (PPGIS). In: Transactions in GIS, 2012, 16(1): 39-53. S. 44
  43. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 105
  44. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 104
  45. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 105
  46. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 9
  47. Kemper, R., Friedrich, S., Muri G. und Slukan, V. (2012): Jugend-Raum – Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Münster. S. 12
  48. Hochschule für Technik Rapperswil (Hrsg.) (2011): Public Participation. URL: http://www.jugend-raum.ch/public-participation/ (abgerufen am 17.09.2013)
  49. Uhler, M., Müller, H. und Wuerriehausen, F. (2013): Qualitätsmanagement von Kulturlandschaftinformationen. URL: http://gispoint.de/fileadmin/user_upload/paper_gis_open/537533080.pdf (abgerufen am 10.09.2013). S. 639
  50. Uhler, M., Müller, H. und Wuerriehausen, F. (2013): Qualitätsmanagement von Kulturlandschaftinformationen. URL: http://gispoint.de/fileadmin/user_upload/paper_gis_open/537533080.pdf (abgerufen am 10.09.2013). S. 639
  51. Uhler, M., Müller, H. und Wuerriehausen, F. (2013): Qualitätsmanagement von Kulturlandschaftinformationen. URL: http://gispoint.de/fileadmin/user_upload/paper_gis_open/537533080.pdf (abgerufen am 10.09.2013). S. 646