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Großgeschaidt

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Großgeschaidt
Koordinaten: 49° 34′ N, 11° 11′ OKoordinaten: 49° 33′ 45″ N, 11° 10′ 31″ O
Höhe: 413 m
Einwohner: 521 (2011)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 90562
Vorwahl: 09126

Der Ort Großgeschaidt (fränkisch Gscha) befindet sich ca. 10 km nordöstlich von Nürnberg. Er gehört seit der Gebietsreform von 1978 zum Markt Heroldsberg im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt.

Geographie

Geographische Lage

Der Ort liegt ca. zehn Kilometer nordöstlich von Nürnberg und 13 km südöstlich von Erlangen auf einem Höhenrücken des Sebalder Reichswalds. Großgeschaidt liegt auf und am Nordhang eines langgestreckten Höhenzuges des Schwarzen Jura (Lias), der einen Teil des fränkischen Schichtstufenlandes bildet. Die Lage auf dem Höhenzug mit vielfältigen Aussichtspunkten in Richtung der fränkischen Schweiz und des Schwabachtales ist bei Wanderern beliebt. Am Nordhang von Großgeschaidt sammeln sich neben der Quelle "Gänsbrunnen" einige kleinere Rinnsale zum Altbach, der sich mit dem von Röckenhof kommenden Kübelsbach zum Geroldsbach vereinigt und nach ca. 3,5 Kilometern zwischen Kleinsendelbach und Steinbach in die Schwabach mündet.

Entgegen der landläufigen Meinung bildet die Bundesstraße 2 nicht die Grenze zwischen Groß- und Kleingeschaidt. Einige Gebäude östlich der Bundesstraße 2 gehören noch zu Großgeschaidt, darunter die Rettungswache des BRK und die Firma Flad&Flad Communications GmbH.

Nachbarorte

Nachbarorte und Gebiete sind (im Norden beginnend im Uhrzeigersinn):

Eckental, OT-Kleingeschaidt, gemeindefreies Gebiet Geschaidt, Kalchreuth

Geschichte

Die Geschichte des Ortes Großgeschaidt geht vermutlich bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück. Damals übernahm der deutsche Kaiser, Heinrich der III, Herzog von Bayern und Schwaben, vom Bamberger Bischof Hartwig ein Waldstück, das später nach der Nürnberger Hauptkirche Sankt Sebald „Sebalder Wald“ genannt werden sollte. In den darauf folgenden Jahren (1050-1100) wurden in dem zu dieser Zeit weitgehend unzugänglichen Urwald Rodungen durchgeführt, um das Land nutzbar zu machen. Im Zuge dieser Urbarmachung entstehen neben Großgeschaidt in der Umgebung unter anderem die Siedlungen Behringersdorf, Bruck, Kalchreuth, Eckenhaid, Beerbach und Neunhof. Großgeschaidt war „Reichsgut“ und gehörte zusammen mit den anderen neu entstandenen Siedlungen und Weilern zum damaligen Reichsamt Heroldsberg. Dies belegt das sogenannte Nürnberger „Reichsalbüchlein“ für die Zeit um dreizehnhundert nach Christus.[1]

Um das Jahr 1341 wird Großgeschaidt zusammen mit Kleingeschaidt schriftlich vermerkt als “zween Dörfer, genannt die Geschaidt” [2] . Der Begriff „Geschaidt“ geht vermutlich auf den Begriff „Geschaide“ zurück, was leerer Bienenkorb, Bienenstock oder „Bienenbeute“ zum Einfangen oder Ansiedeln von Bienenvölkern bedeutet.

Dies gibt unter Umständen einen Hinweis auf die seit Kaiser Karl IV. durch den Zeidler Freiheitsbrief von 1350 belegte Waldbienenpflege im Sebalder Wald und das Zeidlerwesen bei Großgeschaidt. [3]

Eine andere Interpretation der Herkunft dieses Namens ist die Tatsache, dass der Höhenzug auf dem sich Groß- und Kleingeschaidt befinden, eine natürliche Wasserscheide bildet. Hierfür gibt es aber keine weiteren Belege.

Von 1295 bis 1299 war Großgeschaidt über ihre „Muttersiedlung“ Heroldsberg an den Nürnberger Bürger Johann Fürer verpfändet, von 1299 bis 1348 an die Grafen von Nassau, die in Nürnberg ebenfalls Besitztümer unterhielten. 1361 verkaufte Graf Johann von Nassau die gesamte Hofmark, wie das frühere Heroldsberger Reichsamt inzwischen genannt wurde, an den Burggrafen von Nürnberg, Albrecht den Schönen. [1]

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörten Großgeschaidt zu den Gütern, die der Burggraf Albrecht seiner Tochter Anna und deren Mann Herzog Swantibor III. von Pommern-Stettin vermachte. Diese veräußerten die gesamte Hofmark Heroldsberg im Jahre 1391 an Konrad und Heinrich Geuder, und damit einem der ältesten Patriziergeschlechter aus Nürnberg. Die Geuder bauten Heroldsberg zu ihrem Stammsitz aus.

Großgeschaidt hatte ähnlich wie die umliegenden Gemeinden unter den Markgrafenkriegen zu leiden.

Im ersten Markgrafenkrieg wurden Heroldsberg und Eschenau 1449 durch Truppen des Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach-Bayreuth niedergebrannt, und da sie dabei durch Großgeschaidt ziehen mussten, ist anzunehmen das auch dieses “Nürnberger Dorf” dabei Schaden nahm. [4]

Im zweiten Markgrafenkrieg rund einhundert Jahre später traf es den Ort ebenfalls: zwischen 1551 und 53 wurde Großgeschaidt von den Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades als “Nürnberger Dorf” komplett niedergebrannt. [4]

Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges „hausten die Tillyschen Soldaten schlimm im Dorf“. [2] 1625 und 1627 wurde die Nachbargemeinde Eschenau zwei mal von kaiserlichen Reiterverbänden heimgesucht, die plünderten und requirierten, was zu bekommen war. Die gesamte Umgebung war von den Kriegswirren schwer betroffen. In Kalchreuth starben 70 % der Bevölkerung, in Eschenau kam die Hälfte der Bewohner ums Leben. [5]

Rund 270 Jahre blieb Großgeschaidt ein Teil der geuderschen Besitzungen, um im Jahre 1661 an die Patrizierfamilie der Welser über zu gehen. Rund 135 Jahre später besetzten preußische Truppen den Ort, Großgeschaidt wurde zusammen mit dem umliegenden Orten im Jahr 1796 „preußischer Besitz“. In den napoleonischen Kriegen wurde der Ort von den Franzosen besetzt um schließlich 1810 dem unter Napoleon neu geschaffenen Königreich Bayern einverleibt zu werden. Die amtliche Oberhoheit hatte nun das Bezirksamt Erlangen, Großgeschaidt war zu dieser Zeit eine eigenständige Gemeinde.[6]

Im Zweiten Weltkrieg war Großgeschaidt Teil einer Luftverteidigungsstellung für Nürnberg, die von Kalchreuth aus befehligt wurde. Zwischen dem 16. und 17. April 1945 erreichten amerikanische Truppen den Ort und die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges waren für die Umgebung zu Ende. [7]

Im Zuge der Gebietsreform wurde Großgeschaidt am 1. Mai 1978 zusammen mit Kleingeschaidt nach Heroldsberg eingemeindet.[1]

Öffentliche Einrichtungen

Großgeschaidt verfügt über einen eigenen Bahnhof und damit Anschluss an die Linie R21 Nürnberg-Nordost - Gräfenberg (Gräfenbergbahn). Die Gemeinde Heroldsberg betreibt einen Kindergarten im Ortsteil. Im Obergeschoss desselben befindet sich ein Veranstaltungsraum, der von örtlichen und auswärtigen Vereinen und Privatpersonen vielfältig genutzt wird. Des Weiteren betreibt die Freiwillige Feuerwehr ein Feuerwehrhaus mit Einsatzwagen.[8] und das Bayerische Rote Kreuz die Rettungswache "Erlanger Oberland" .[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vereine

Großgeschaidt verfügt über eine relativ zur Einwohnerzahl große Vielfalt an Vereinen. Neben dem Männergesangverein 1870 Groß- und Kleingeschaidt sind „Die Gemütlichkeit“, welche die Sonnwendfeier im Juni sowie den Faschingsball organisiert, die „Eierweiber“, die sich um den Osterbrunnen kümmern bzw. den Schmuck desselben, die „Kirwaboum G’Gscha“,[10] welche die Kirchweih am letzten Wochenende im Juni veranstalten, der Reservistenverband der Bundeswehr RK Großgeschaidt[11] und die örtliche Freiwillige Feuerwehr zu nennen. Seit 2013 organisiert der Verein "Gschaader Dorftreff e.V." einen Treffpunkt im Ort, der den Wegfall der örtlichen Wirtshäuser als Treffpunkt der Dorfbewohner kompensieren soll.

Bauwerke

Großgeschaidt verfügt über eine Anzahl denkmalgeschützter Anwesen. Eine bebilderte Aufstellung dieser Gebäude befindet sich in der Liste der Baudenkmäler in Heroldsberg.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zur Osterzeit wird der Brunnen vor dem Feuerwehrhaus von örtlichen Vereinen geschmückt und zieht viele Besucher als Station einer 'Osterbrunnentour' durch die Fränkische Schweiz an. Am Karfreitag findet das Osterbrunnenfest statt.

Die Kirwa findet immer am Wochenende mit dem ersten Julisonntag statt.

Zur Sommersonnenwende findet das traditionelle Sonnwendfeuer statt, das vom örtlichen Verein "Gemütlichkeit" organisiert wird.

Zur Faschingszeit findet traditionell ein Faschingsball statt, ebenso wie ein eigener Kinderfasching am Faschingsdienstag.

Wirtschaft und Infrastruktur

Gewerbe

In Großgeschaidt sind über ein Dutzend gewerbliche Betriebe (Handwerk, Handel, Industrie und Dienstleistungen) tätig. Die meisten Unternehmen sind Kleingewerbe. Der größte Arbeitgeber ist die Firma Flad&Flad Communication GmbH am östlichen Ortsrand.

Verkehr

Großgeschaidt ist Haltestelle der eingleisigen Gräfenbergbahn (R21).

Die Bundesstraße 2 schneidet den Ortsteil am östlichen Rand. Durch diese Lage sind die Autobahn A3 und der Flughafen Nürnberg in kurzer Zeit erreichbar.

Quellen

  1. a b c Onlinechronik Gemeinde Heroldsberg, auf der Gemeindewebseite
  2. a b Heroldsberg / Wilhelm Malter. – “Nürnberg”, 1973, S. 23
  3. Johannes Bischoff: “Die Bedeutung des Zeidelschützen oder des Nürnberger Zeidelmännchens”, so wie “Erlanger Bausteine zur fränk. Heimatforschung” 7 Jg. 1960
  4. a b Beschreibung der Geschichte des Dorfes Großgeschaidt von Wilhelm Held, Brand, 1965 herausgegeben von Ewald Glückert und Ernst Schön
  5. Chronik des Major Gräf “Grimmiger Krieg”, von Fritz Fink.
  6. Ewald Glückert: “Das Neunhofer Land in sieben Jahrhunderten” In: Neunhofer Land, 5, 1979. – S. 68-69
  7. Erlebnisse zum Kriegsende vor 65 Jahren, Ernst Bayerlein.
  8. Webseite des Ortsteils, mit detaillierten Informationen.
  9. Webseite des örtlichen BRK Verbands, mit detaillierten Informationen.
  10. Webseite der „Kirwaboum G’Gscha“
  11. Webseite, der Reservistenverband der Bundeswehr RK Großgeschaidt.