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Urdolmen

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Datei:18Urdolmen.jpg
Die Entwicklung der Urdolmen

Der Urdolmen wurde von Ernst Sprockhoff definiert und Ewald Schuldt übernahm den Begriff bei seinen Grabungen in Mecklenburg-Vorpommern. Er steht am Anfang der Entwicklung der Megalithanlagen im Gebiet der Trichterbecherkultur (TBK) und kommt im gesamten Verbreitungsraum der steinerner Kultbauten vor. Die kleinsten Urdolmen liegen im Nordteil der dänischen Insel Seeland, wo die Längen-Breitenverhältnisse der Südhälfte 1,7 x 0,6 m unterschreiten. Die Kleinheit veranlasst einzelne Forscher, dem Urdolmen den Status als Megalithanlage zu verweigern.

Man kann an ihnen aber den Entwicklungsverlauf, der für die frühen Baumeister noch ein Lernvorgang war, Schritt für Schritt nachvollziehen und sehen, wie sie der gestellten Anforderung mit immer besseren Lösungen begegneten. Dies gilt auch noch beim Ausbau des Urdolmens zum Erweiterten Dolmen und zum Polygonaldolmen (Aner).

sh. auch nordische Megalitharchitektur, Dolmenzugang, Ganggrab, Großdolmen, Hünenbett ohne Kammer und Steinkiste

Der Prototyp ist die allseits geschlossene, in den Boden eingetiefte so genannte Blockkiste (links oben). Sie ist ohne Zugang und, einmal unter großen Mühen verschlossen, kaum noch weiter zu nutzen. Erste Fortschritte im Sinne einer Mehrfachnutzung erfolgen durch die Vereinfachung des Zugangs. Bei den zunächst eingetieften Exemplaren bot sich dafür nur die Oberseite an. Durch Zweiteilung der Decke wurde eine Einstiegsmöglichkeit geschaffen (oben rechts). Dieser Pfad wurde aber im weiteren Verlauf der Entwicklung zugunsten axialer Lösungen aufgegeben. Der Urdolmen wurde nun weniger tief eingesenkt und die obere Hälfte einer Schmalseite wurde als Zugang genutzt. Die Last des Decksteins wurde nur noch auf drei Steine verteilt. Der Vorgang stellt die Entdeckung der Stabilität einer Dreipunktauflage dar (unten links). Inzwischen verstand man es auch die Fundamentierung, der bei den Urdolmen stets auf ihrer längsten Seite liegenden Tragsteine (statt bei den späteren Lösungen die auf der kleinsten Fläche stehenden Steine) so vorzunehmen, dass der Dolmen oberflächennah aufgestellt werden konnte. Diese Platzierung ermöglichte den Vorbau eines Ganges, der nun ebenerdig in die Kammer mündet (unten rechts). Nun wurde jedoch ein Schwellenstein erforderlich, der Kammer und Gang (mehr symbolisch trennt). Dieser Aufwand wird betrieben um die Verschlussplatte, des nun für Mehrfachbestattung besser nutzbaren Urdolmens, auf eine für die Siedlungsgemeinschaft händelbare Größe zu reduzieren. Der Urdolmen mit Gang leitet zu den erweiterten Dolmen über, die etwas länger sind, in der Regel mehr als nur eine Deckenplatte haben und - bis auf den Übergangstyp von Neu Gaarz, Kr. Bad Doberan – auf einer ihrer beiden kleinsten Flächen stehende Tragsteine haben, also im Durchschnitt eine größere Höhe besitzen.

Literatur

  • Fansa M.: Großsteingräber zwischen Weser und Ems 1992
  • Schmidt M.: Die alten Steine. 1998 ISBN 3-356-00796-3
  • Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3