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Almon Strowger

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Almon Brown Strowger (* 1839 in Penfield, New York; † 26. Januar 1902 in St. Petersburg, Florida) entwickelte die Technik der weltweit ersten automatisch arbeitenden Telefonvermittlungsstelle.


Lebenslauf

Über sein frühes Leben ist wenig bekannt. Aus dem traditionellen weißen Grabstein mit der Inschrift 'Lieut. A.B. Strowger, Co.A, 8NY Cav.' geht hervor, dass er ein Veteran des US-Bürgerkrieges war. Es wird angenommen, dass er in der zweiten Schlacht von Bull Run, nahe Manassas in Virginia teilgenommen hat.

Nach dem Bürgerkrieg scheint er zunächst Landschullehrer gewesen zu sein, bevor er Bestattungsunternehmer wurde. Verschiedenen Quellen zufolge hat er in El Dorado (Kansas), Topeka (Kansas) und schliesslich in Kansas City (Missouri) gelebt. Es ist nicht bekannt, wo er die Idee einer automatischen Vermittlungsstelle bekommen hat, aber die Patentunterlagen identifizieren ihn am 10. März 1891 als Einwohner von Kansas City (Missouri).

Strowger wird übereinstimmend als Bestattungsunternehmer von Kansas City bezeichnet, der die automatische Vermittlungsstelle erfand.

Es heisst, er sei motiviert worden eine automatisch arbeitende Telefonvermittlung zu entwickeln, da er Schwierigkeiten mit dem Personal der Handvermittlung hatte. Er war davon überzeugt, dass das Vermittlungspersonal der örtlichen Vermittlungsstelle Gespräche bevorzugt an seinen Konkurrenten leiteten. Er hatte auch den Verdacht, dass die Vermittler die Auswahl des Bestattungsunternehmers durch die Telefonkunden beeinflussen, wenn solche Dienste erfordert waren. Dieser Verdacht hatte seinen Ursprung in einem Vorfall in Topeka, als ein Freund starb und die Familie einen Konkurrenten kontaktierte. Anderen Überlieferungen zufolge war die Ehefrau oder möglicherweise die Kusine eines Konkurrenten als Telefonvermittlerin tätig. Durch die vergangene Zeit ist der Genaue Hergang nicht mehr zu rekonstruieren. Historiker berichten, dass jene, die Strowger gekannt haben, ihn als exzentrisch, cholerisch, ja sogar verrückt bezeichnet haben.

In der Absicht, dass anstelle des Vermittlungspersonals die Teilnehmer selbst entscheiden sollten, wen sie anrufen begann er 1888 an seiner Erfindung zu arbeiten und erhielt am 10.März 1891 das US Patent Nr. 447,918 für ein Automatisches Telefonvermittlungssystem. Es wird berichtet, dass sein erstes Modell aus einer runden Kragenschachtel und einigen Stricknadeln bestand.

Strowger entwickelte zwar die Idee, arbeitete jedoch nicht allein sondern nahm die Hilfe seines Neffen William und anderer in Anspruch, die sich mit Elektrizität auskannen und das Geld hatten, seine Konzepte zu realisieren. Mit deren Hilfe wurde die 'Strowger Automatic Telephone Exchange Company' gegründet, die die weltweit erste kommerziell eingesetzte automatische Vermittlungsstelle in La Porte (Indiana) installierte und am 3. November 1892 mit circa 75 Teilnehmern und einer Kapazität für 99 Teilnehmer feierlich in Betrieb nahm.

Die Ingenieure entwickelten Strowgers Entwürfe weiter und reichten mehere Patente unter dem Namen der Angestellten ein. Die Firma änderte mehrfach ihren Namen. Strowger selbst scheint an der weiteren Entwicklung nicht beteiligt gewesen zu sein. Er zog nach St. Petersburg (Florida) und scheint dort wieder als Bestatter tätig gewesen zu sein, wie aus Unterlagen des H.P. Bussey Leichenschauhauses von 1899 hervorgeht. Strowger starb im Alter von 62 Jahren in St. Petersburg (Florida) an Aneurysma, nachdem er an Anämie gelitten hatte. Er hinterliess einigem Wohlstand, es heisst er habe mindestens einen Häuserblock in der Stadt besessen.

Er wurde von seiner Witwe Susan A. Strowger (* 1846, † 14. April 1921 in Tampa (Florida)) üerlebt. In ihrem Nachruf in der St. Petersburg Times wurde behauptet, sie habe weitere revolutionäre Entwicklungen ihres Mannes zurückgehalten weil nur andere von seinen Entwicklungen profitieren würden. Sie hatte behauptet, ihr Mann habe nur $10.000 für seine Erfindung erhalten, obwohl er eine Million erhalten sollte.

Strowger verkaufte seine Patente 1896 für $1.800 und verkaufte 1898 seinen Anteil an der 'Automatic Electric Company' für $10,000. Im Jahr 1916 wurden seine Patente für $2,5 Millionen gehandelt.

Eine Bronzetafel, die an seine Erfindung erinnert, wurde 1945 von Telefongesellschaft-Representanten an seinem Grab angebracht. Strowger wurde 1965 in die Ruhmeshalle der U.S. Independent Telephone Association aufgenommen. Ausser dem von ihm erfundenen Wähler trägt seinen Namen noch eine Lokomotive und ein Firmen-Preis.


Das Strowger Patent

Sein Patent besteht aus folgenden Komponenten:

  1. Ein Teilnehmergerät mit jeweils einer Taste für Hunderter-, Zehner- und Einerstelle der gewünschten Rufnummer.
  2. Jede der vier Tasten ist mit einer eigenen Leitung mit der Vermittlungsstelle verbunden. Zusätzlich wird eine Leitung zur Sprachübertragung benötigt.
  3. Für jeden Teilnehmer ist ein Wähler in der Vermittlungsstelle installiert. Der Wähler besteht aus einem beweglichen Kontaktarm und einer Matrix aus Kontakten die an der Innenseite eines Zylinders angeordnet sind. Jedem an die Vermittlungsstelle angeschlossenen Teilnehmer ist ein Kontakt der Matrix zugeörig. Der Arm ist mit dem Sprachkreis des Anrufers verbunden und kann durch lineare Hub- und halbkreisförmige Drehbewegung zu einem beliebigen Teilnehmer eine Verbindung herstellen.

Um beispielsweise die Rufnummer 432 zu wählen, betätigt der Anrufer viermal die 100er-Taste, dreimal die 10er-Taste und zweimal die 1er-Taste. Durch eine Mechanik aus Elektromagneten, Zahnstangen und Zahnrädern bewegt sich der Kontaktarm diesem Beispiel zufolge zunächst vier Reihen nach oben, führt dann eine Drehbewegung über 30 Positionen und danach über zwei Positionen aus.

Später wurde das System durch Leitunsssucher ergänzt, wodurch die Anzahl der benötigten Wähler drastisch reduziert wurde. Außerdem würde später ein Mechanismus zum Erkennen eines besetzten Teilnehmers hinzugefügt. Das grundlegende Konzept ist jedoch bis zur Einführung der digitalen Vermittlungstechnik gleich geblieben und war rund 100 Jahre im Einsatz. Die Modularisierung und die Skalierbarkeit machten das System der Konkurrenz weit überlegen, die sich nicht für einen Aufbau großer Netze eigneten.


Zitat

Strowger soll 1890 folgenden Ausspruch getan haben (frei übersetzt): "Mein Wettbewerber wird nicht länger alle mein Kunden stehlen können, nur weil seine Frau ein Bell Operator ist".

Referenzen

  1. ["Early Work on Dial Telephone Systems" January, 1953 Bell Laboratories Record.
    (Volume XXXI No. 1, January, 1953. P. 22 et. seq.)
    ]
  2. ["The Early Years of the Strowger System" March, 1953 Bell Laboratories Record.
    (Volume XXXI No. 3, March, 1953. P. 95 et. seq.)
    ]