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Apache-Sprachen

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Süd-Athabaskan ist eine Unterfamilie der athabaskanischen Sprachen, die im Südwesten Nordamerikas gesprochen werden. Diese Sprachen werden von verschiedenen Gruppen der Apachen- und Navajovölker gesprochen, vornehmlich im südwestlichen Teil der USA (Arizona, New Mexiko und Oklahoma, aber auch in Colorado und Utah). Früher wurde es auch in Nordwest-Mexiko und Texas gesprochen. Die anderen athabaskischen Sprachen werden im Nordwesten Kanadas und Alaskas, sowie an den pazifischen Küstenregionen der USA gesprochen.

West-Apachen nennen ihre Sprache Nnéé biyáti’ oder Ndéé biyáti’. Navajos nennen ihre Sprache Diné bizaad.

Der berühmteste Sprecher von Süd-Athabaskan war Geronimo (Goyaałé), der Chiricahua sprach.

Klassifikation

Süd-Athabaskanische Sprachen können in 2 Gruppen geteilt werden: (I) Prärie und (II) Südwesten. Die Sprache der Prärie-Apachen ist das einzige Mitglied der Prärie-Apachen-Gruppe. Die Südwest-Gruppe kann weiter aufgeteilt werden, in die Untergruppen (A) Westlich und (B) Östlich. Die Untergruppe "Westlich" besteht aus der Sprache der West-Apachen, Navajo, Mescalero und Chiricahua. Die Untergruppe "Östlich" besteht aus Jicarilla und Lipan.

I. Prärie

  1. Sprache der Prärie-Apachen

II. Südwesten

Mescalero und Chiricahua werden als verschiedene Sprachen erachtet, obwohl Sprecher der jeweils anderen Sprache sich verstehen. Ethnologen (=Völkerkundler) behandeln sie als eine Sprache. Die Sprache der West-Apachen und Navajo sind näher miteinander verwandt, als beide mit Mescalero oder Chiricahua. Lipan und die Sprache der Prärie-Apachen sind fast ausgestorben (Lipan ist es vielleicht schon). Chiricahua ist stark gefährdet. Die Sprache der West-Apachen, Mescalero und Jicarilla werden ebenfalls als gefährdet angesehen, aber Kinder lernen diese Sprachen noch. Navajo ist die stärkste unter den nordamerikanischen Sprachen, der Gebrauch unter Erstklässlern hat sich aber von 90% auf 30% reduziert (1998, New York Times, 9. April, S. A20)

Klang (Phonologie)

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Alle süd-athabaskanischen Sprachen haben eine ähnliche Phonologie, ein ähnliches Lautsystem. Die folgende Beschreibung konzentriert sich auf die Sprache der West-Apachen. Man kann von geringen Variationen dieser Beschreibung in anderen, verwandten Sprachen ausgehen. Vergleiche z.B. Navajo, Jicarilla, Chiricahua).

Konsonanten

Süd-Athabaskan hat allgemein ein Konsonanten-Repertoire, das dem Satz der 33 unten gezeigten (hauptsächlich auf der Sprache der West-Apachen basierenden) Konsonanten ähnelt:

  Bilabial Alveolar Alveolar Lateral Palatal Velar Glottal
(Affricative Serie)
Stop unaspiriert p t ʦ ʧ k  
aspiriert   ʦʰ tɬʰ ʧʰ  
glottalisiert   t’ ʦ’ tɬ’ ʧ’ k’ ʔ
prenasalisiert (mb) (nd/d/n)          
Nasal einfach m n          
glottalisiert (ˀm) (ˀn)          
Fricativ Stimmlos     s ɬ ʃ x h
Stimmvoll     z l ʒ ɣ  
Approximant         j    

Orthographie (Konsonanten)

Die praktische Orthographie entspricht der Aussprache des Süd-Athabaskan relativ gut (den Schreibsystemen von Deutsch oder Vietnamesisch gegenübergestellt). Die folgende Tabelle zeigt die phonetische Schreibweise mit dem dazugehörigen orthographischen Symbol:

IPA Buchstabierung IPA Buchstabierung IPA Buchstabierung IPA Buchstabierung
[t] d [tʰ] t [t’] t’ [ j ] y
[k] g [kʰ] k [k’] k’ [h] h
[ʦ] dz [ʦʰ] ts [ʦ’] ts’ [ʔ]
[ʧ] j [ʧʰ] ch [ʧ’] ch’ [l] l
[tɮ] dl [tɬʰ] [tɬ’] tł’ [ɬ] ł
[p] b [pʰ] p [mb] b/m [nd] d/n/nd
[s] s [ʃ] sh [m] m [n] n
[z] z [ʒ] zh [ʔm] ’m [ʔn] ’n
[x] h            
[ɣ] gh            

Einige Buchstabierkonventionen:

  1. Die Fricative [h] und [x] werden beide als h geschrieben. (siehe 2.)
  2. Der Fricativ [x] wird gewöhnlich als h geschrieben, nach einem o aber als ein hw (kann wie [xʷ] ausgesprochen werden).
  3. Der Fricativ [ɣ] wird in den meisten Fällen als gh geschrieben, aber vor einem i und e wird es als y geschrieben und wie [ʝ] ausgesprochen. Vor einem o wird es als w geschrieben und wie [ɣʷ] ausgesprochen.
  4. Alle Wörter, die mit einem Vokal beginnen, werden mit einem Knacklaut ausgesprochen [ʔ]. Dieser Knacklaut wird aber nie an den Anfang eines Wortes geschrieben.
  5. Einige Worte werden, abhängig vom Dialekt des Sprechers, entweder wie d oder n oder nd ausgesprochen. In der oben stehenden Tabelle wird dies durch [nd] illustriert. Das gleiche gilt in einigen Worten für b and m.
  6. In vielen Worten kann n als eigenständige Silbe auftauchen: [n̩]. Wann dies der Fall ist läßt die Schreibweise aber nicht erkennen.

Vokale

Südathapaskische Sprachen haben vier Vokale gegensätzlicher Zungenstellung (wie in "praktischer" Orthographie beschrieben):

  Vorne   Zentral   Hinten  
  Oben   i    
  Mitte   e   o
  Unten     a  

Diese Vokale können lang oder kurz und oral (d.h. nicht nasal) oder nasal sein. Nasale Vokale werden in der Sprache der West-Apachen, Navajo, Chiricahua und Mescalero durch einen ogonek (oder nasalen Haken) ˛ (der polnischen Orthographie entliehen) angezeigt, während die nasalen Vokale in Jicarilla durch Unterstreichen des Vokals angezeigt werden. Daraus ergeben sich 16 verschiedene Vokale:

  Oben-vorne Mitte-vorne Mitte-hinten Unten-zentral
Oral kurz i e o a
lang ii ee oo aa
Nasal kurz į ę ǫ ą
lang įį ęę ǫǫ ąą

IPA Äquivalente für orale Vokale:

i = [ɪ], ii = [], e = [ɛ], ee = [ɛː], o = [o], oo = [ʊː], a = [ɐ], aa = [ɑː].

Orthographie (Vokale)

In der Sprache der West-Apachen gibt es eine Praxis in der die orthographische Vokale o und oo in bestimmten Fällen als u geschrieben werden. In diesen Fällen sind keine nasalisierten Vokale enthalten, weswegen das nasale u niemals in der Orthographie auftaucht. Diese (vielleicht etwas widersprüchliche) Praxis wurde bis in die Gegenwart beibehalten.

Wie auch immer, in Harry Hoijer und anderen Werken amerikanischer Linguisten, werden alle o-Vokale als o geschrieben. Gleichermaßen benutzt das Navajo das orthographische u nicht, sondern schreibt diesen Vokal konsequent als o.

In Chiricahua und Mescalero, schreibt man diesen Vokal in allen Fällen als u (auch beim nasalisierten ų).

In anderen Sprachen der Apachen können andere Praktiken gebräuchlich sein.

Töne

Süd-Athabaskische Sprachen sind tonliche Sprachen. Hoijer und andere Linguisten haben die süd-athabaskischen Sprachen analysiert und 4 Töne bestimmt: (amerikanische Notation):

  • hoch (durch accent acute gekennzeichnet ´, Beispiel: á)
  • tief (durch accent grave gekennzeichnet `, Beispiel: à)
  • aufsteigend (durch háček gekennzeichnet ˇ, Beispiel: â)
  • absteigend (durch circumflex gekennzeichnet ˆ, Beispiel: ǎ)

Auf- oder absteigende Töne kommen in der Sprache seltener vor; wenn, dann oft vor oder hinter Morphemen oder auf langen Vokalen. Vokale können Töne haben, aber auch das silbenbildende n: ń.

In der Praxis wird dieses System vereinfacht, indem nur hohe Töne gekennzeichnet werden und die tiefen unverändert bleiben:

  • hoher Ton: á
  • tiefer Ton: a

Anstelle des früheren nìzìz schreibt man also nun niziz.

Außerdem wird ein aufsteigender Ton auf einem langen Vokal durch einen unverändert geschriebenen ersten Vokal und einen accent acute auf dem zweiten gekennzeichnet, bzw. umgekehrt bei absteigendem Ton:

  • aufsteigend: (anstelle des eigentlichen â·)
  • absteigend: áa (anstelle des eigentlichen : ǎ·)

Auch nasale Vokale können Töne haben, was dann bei einem hohen Ton zu zwei diakritischen Zeichen führt: ą́. Kürzlich hat de Reuse (s.u.) herausgefunden, dass West-Apache auch einen mittleren Ton hat, den er mit einem macron (¯) kennzeichnet, z. B. ō oder ǭ. In Chiricahua kann ein absteigender Ton beim silbenbildenden n auftreten: .

Einige gegensätzliche Vokal-Beispiele mit Nasalierung, Ton und Länge aus dem Chiricahua-Apache:

chąą  'Kot'
chaa  'Bieber'
shiban  'mein Wildleder'
shibán  'mein Brot'
bik’ai’  'seine Hüfte'
bík’ai’  'seine Schwiegermutter'
hah’aał  'ihr zwei werdet das kauen'
hah’ał  'ihr zwei kaut es gerade'

Vergleichende Phonetik

Die Unterschiede und Ähnlichkeiten der Süd-Athabaskischen Sprachen kann anhand dieser modifizierten Swadesh-Liste untersucht werden:

  Navajo Chiricahua Western Apache
(San Carlos)
Jicarilla Lipan
ich shí shí shíí shí shí
du ni ⁿdí ⁿdi ni ⁿdí
wir nihí náhí nohwíí nahí nahí
viele łą́ łą́ łą́ą́ łá łą́
eins ła’ ła’ ła’- ła’ ła’-
zwei naaki naaki naaki naaki naaki
gross -tso -tso -tso -tso -tso
lang -neez -neez -neez -ⁿdees -ⁿdiis
schmal -yáázh -zą́ą́yé -zhaazh -zhááh -zhą́ą́yí
Frau ’asdzání ’isdzáń ’isdzánhń ’isdzání ’isdzání
Mann diné nⁿdé nnéé diⁿdé diⁿdí
Fisch łóó’ łóí’ łóg łógee łǫ́’
Hund łééchą́ą́’í kéjaa łį́į́chaayáné łį́’chaa’á nii’łį́
Laus yaa’ yaa yaa’ yaa’ yaa
Baum tsin tsin ch’il nooshchíí chish
Blatt -t’ąą’ -t’ąą -t’ąą’ -t’ąą’ -t’ąą’
Fleisch -tsį’ -tsįį -tsį’ -tsį -tsįį
Blut dił dił dił dił dił
Knochen ts’in ts’į’ ts’in -ts’in -ts’įh
Fett -k’ah k’ah k’ah xéh xáí
Ei -ghęęzhii -gheezhe -ghęęzh -gheezhi -ghaish
Horn -dee’ -dee’ -dee’ -dee’ -dii’
Hinterteil -tsee’ -tsee’ -tsee’ -tsee’ -dzistsii’
Feder -t’a’ -t’a’ -t’a’ -t’a’ -t’a’
Haar -ghaa’ -ghaa -ghaa -ghaa’ -ghaa
Kopf -tsii’ -tsii -tsii -tsii -tsii’
Ohr -zhaa’ -zhaa -jaa -jaa -jaa
Auge -náá’ -ⁿdáa -náá -ⁿdáá -ⁿdáa
Nase -´-chį́į́h -´-chį́ -chį́h -chį́sh -´-chį́sh
Mund -zéé’ -zé -zé’ -zé’ -zí’
Zahn -ghoo’ -ghoo -ghoo’ -ghoo -ghoo
Zunge -tsoo’ -zaade -zaad -zaadi -zaadi
Klaue -s-gaan -s-gan -gan -s-gan -s-gąą
Fuss -kee’ -kee -kee’ -kee -kii
Knie -god -go’ -god -go’ -goh
Hand -´-la’ -laa -la’ -la’ -laa’
Bauch -bid -bi’ -bid -bi’ -bih
Nacken -k’os -k’os -k’os -k’os -k’os
Brust -be’ -be’ -be’ -be’ -bi’
Herz -jéí -jéí -jíí -jéé -jíí
trinken -dlą́ -dlą́ -dlą́ -dlą́’ -dlą́
essen -yą́ -yą́ -yą́ą́ -yą́’ -yą́
beissen -gháásh -gháásh -gháásh -ghą́sh -dląsh
sehen -’į́ -’į́ -’į́į́ -’į́ -’į́
hören -ts’į́į́h -ts’a’ -ts’ag -ts’ą́’ -ts’ah
schlafen -ghosh -ghosh -ghosh -ghosh -ghosh
sterben -tsaah -tsaa -tsaa -tsei -tsaa
töten -ghé -ghé -ghéé -ghéh -gháí
schwimmen -kǫ́ǫ́h -kǫǫ -kǫǫ -kǫ́h -kǫǫ
fliegen -t’ááh -t’á -t’áh -t’áíh -t’áh
lügen -tį́ -tį́ -tį́ -kį́ -kį́
sitzen -dá -dá -dáá -dá -dá
stehen -zį́ -zį́ -zį́ -zį́ -zį́
sagen -ní -ⁿdí -níí -níh -níh
Sonne jóhonaa’áí jį́gonaa’áí yaa’áí jį́gonaa’áí jį́į́’naa’áí
Mond ’ooljéé’ tł’éé’naa’áí tł’éé’gonaa’áí tł’éé’gonaa’áí tł’éénaa’áí
Stern sǫ’ sǫǫs ts’iiłsǫǫsé sǫǫs sǫǫs
Wasser tóó
Regen -tą́ -tą́ -tą́ą́ -ką́h -ką
Stein tsé tsé tséé -tsé tsí
Sand sáí sáí’ sáí sáí sáí
Erde ni’ nii ni’ nii nii’
Wolke k’os k’os yáák’os ńł-tsą́ k’os
Rauch łid łi’ łid łi’ łih
Feuer kǫ’ kǫǫ kǫ’ kǫ’ kǫǫ’
Asche łeeshch’iih gooshch’ii ’ił-ch’ii goshch’íísh goshts’iish
brennen -k’ą́ą́h -k’ąą -k’ą́ą́ -k’ą́ -k’ą́
Weg ’a-tiin ’íń-tin ’i-tin ’íńkin ’iníkįį
rot -chíí’ -chí -chíí -chíí’ -chísh
grün -tł’izh -tł’izh -tł’izh -tł’ish -tł’ish
gelb -tso -tso’ -tsog -tso’ -tso
weiss -gia -ga’ -gai -gai -gah
schwarz -zhin -zhį’ dił-xił -zhį -zhįh
Nacht tł’éé’ tł’é tł’é’ tł’é’ tł’í’
heiss -do -do’ -dog -do’ -doh
kalt -k’az -k’az -k’az -k’as -k’as
voll -bin -bį’ -bį -bįh -bįh
Name -´-zhi’ -´-zhii -˛́˛́-zhi’ -zhi’ -´-zhii’
drei táá’ táá’ táági káá’ káí’í
vier dį́į́’ dį́į́’ dį́į́’í dį́į́’ dį́į́’í
Tag jį́ jį́ jį́į́ jį́’ jį́
Nebel ’ááh ’áá’ ’áád naoshigiji naashigish
Wind ńł-ch’i nł-ch’i’ ’įįł-ch’i ńł-ch’i’ ńł-ch’ih
fliessen -lį́ -lį́ -lį́į́ -lį́’ -lį́
waschen -gis -gis -gis -dé , -dee’ -dá , -daa’
Wurm ch’osh ch’osh ch’osh ch’osh ch’osh
Bein -jáád -jáde -jád -jádí -jádí
Arm -gaan -gan -gan -gan -gąą’
Lippe -daa’ -da’ -zá-baané -daa -daa
Eingeweide -ch’íí’ -ch’í -ch’i’ -ch’é’ -ch’í’
Speichel shéé’ -zhé -zhíg -zhégi -zhá-tł’ishdi
Grass tł’oh tł’oh tł’oh tł’oh -tł’oh
Mutter -má -má -máá -má -’-nándí
Vater -zhé’é -taa -taa -ka’é -’aashí
Eis tin tį’ tįh ’į́-loh kįh
Schnee yas zas zas zas zas
faul -dzid -dzi’ -jid -dzi’ -dzih
riechen -chin -chį’ -chą́ą́ -chą́’ -chą́
Angst -dzid -dzi’ -dzid -dzi’ -dzih
Seil tł’óół tł’óół tł’óół tł’ół tł’óół

Grammatik

Typologische Übersicht

Aus typologischer Sicht sind süd-athabaskische Sprachen teilweise verschmelzend (Aneinanderreihung von Prä- und Suffixen), aber hauptsächlich fusional, polysynthetisch, nominativ-akkusativ- und beginn-ende-orientiert. Die kanonischer Wortreihenfolge ist Subjekt-Objekt-Prädikat wie man an folgendem Navajo-Beispiel sieht:


Mósí tsídii yiníł'į́ 'Die Katze schaut den Vogel an.'


Subjekt = mósí 'die Katze'
Objekt = tsídii 'den Vogel'
Prädikat = yiníł'į́ 'sie schaut es an'


Süd-athabaskische Wörter werden hauptsächlich durch Präfixe verändert, was für Subjekt-Objekt-Prädikat-Sprachen ungewöhnlich ist, da diese meistens Suffixe verwenden.

Die süd-athabaskischen Sprachen sind "verb-lastig" — sie benutzen häufig Verben, aber relativ wenige Substantive. Außer Verben und Substantiven haben diese Sprachen noch andere grammatikalische Elemente wie Pronomen, Klitika, Numerale, Adverben und Konjunktionen. Harry Hoijer fasste alle diese zusammen in einer Wortart, die er Partikel nannte. Diese Einordnung umfasst drei grammatikalische Kategorien :

  1. Verben
  2. Substantive
  3. Partikel

Es gibt keine Entsprechung zu deutschen Adjektiven. Adjektivische Begriffe werden durch Verben ausgedrückt.

Verben

Das Schlüsselelement in süd-athabaskischen Sprachen ist das Verb, und es ist berüchtigt für seine Komplexität. Einige substantivische Begriffe werden durch Verben ausgedrückt, wie in Navajo:

  • Hoozdo 'Phoenix, Arizona' (wörtlich 'der Ort ist heiß') und
  • ch'é'étiin 'Eingang' (wörtlich 'etwas hat einen waagerechten Weg nach draußen').

Auch viele komplexe Substantive sind aus substantivierten Verben abgeleitet (wieder in Navajo):

  • ná'oolkiłí 'Uhr' (wörtlich 'eine, die langsam im Kreise bewegt wird')
  • chidí naa'na'í bee'eldǫǫhtsoh bikáá' dah naaznilígíí 'Armee-Panzer' (wörtlich 'ein Auto, auf dem sie oben drauf sitzen, das mit einem großen Ding herumkriecht, mit dem man eine Explosion macht).

Verben sind zusammengesetzt aus dem Wortstamm, dem eine Flexion und / oder Derivation als Präfix hinzugefügt wird. Jedes Verb hat mindestens ein Präfix. Die Präfix werden dem Verb in einer bestimmten Reihenfolge hinzugefügt.

Das süd-athabaskische Verb kann in verschiedene morphologische Komponenten unterteilt werden. Der Wortstamm des Verbes ist aus einem abstrakten Wortstamm und einem (häufig gebeugten) Suffix zusammengesetzt. Dieser Wortstamm bildet zusammen mit einem klassifizierenden Präfix (und manchmal weiteren thematisierenden) das Thema des Verbes. Das Thema wird dann mit derivationalen Präfixen kombiniert, die wiederum die Basis des Verbs ausmachen. Zuletzt werden inflektionale Präfixe der Baisis vorangestellt (die Young & Morgan "paradigmatische Präfixe" nennen) — damit ist das Verb dann vollständig. Die folgende Tabelle stellt dies schematisch dar:

    abstrakter Wortstamm    
    Wortstamm   =   abstrakter Wortstamm + Suffix
    Thema   =   Wortstamm + klassifizierende(s) (+ thematisierende(s)) Präfix(e)
    Basis   =   Thema + derivationale(s) Präfix(e)
    Verb   =   Basis + inflektionale(s) Präfix(e)

Verbbildung

Die Präfixe, die bei einem Verb vorkommen, werden je nach Präfixtyp in einer bestimmten Reihenfolge hinzugefügt. Diese Art der Morphologie wird Positionsklassenbildung (position class template) oder Lückenfüllerbildung (slot-and-filler template) genannt. Nachfolgend ist eine Tabelle einer Systematik zur Navajo-Verbbildung aufgeführt (Young & Morgan 1987). Edward Sapir und Harry Hoijer waren die ersten, die eine derartige Untersuchung vornahmen. Nicht jedes Verb hat an jeder möglichen Stelle ein Präfix; tatsächlich sind die meisten Navajo-Verben nicht so kompliziert wie die Vorlage Glauben zu machen scheint.

Ein Verb besteht in Navajo aus drei Hauptbestandteilen:

disjunkte Präfixe konjunkte Präfixe Wortstamm

Diese Bestandteile können weiter in elf Positionen unterteilt werden, von denen manche weitere Unterabschnitte haben:

Disjunct
0 1a 1b 1c 1d 1e 2 3
Objekt nachgestellte Null (null postposition) derivational-thematisch reflexiv umkehrend einmalig wiederholend wiederholend distributiver Plural
konjunkt Wortstamm
4 5 6a 6b 6c 7 8 9 10
Akkusativobjekt deiktisches Subjekt abgeleiteter thematischer Aspekt abgeleiteter thematischer Aspekt vorübergehend kausativ modaler Aspekt Subjekt "klassifizierend" Wortstamm

Obwohl Präfixe im allgemeinen an einer bestimmten Stelle stehen, ändern manche Präfixe durch Metathese die Reihenfolge.

Zum Beispiel kommt in Navajo das prefix a- (3i Objektpronomen) normalerweise vor di-, wie in


adisbąąs 'Ich beginne, ein Fahrzeug mit Rädern zu fahren' [ < 'a- + di- + sh- + ł + -bąąs].


Wenn aber a- zusammen mit den Präfixen di- und ni- erscheint, vertauscht das a- die Reihenfolge mit di-, und die Reihenfolge wird di- + a- + ni-, wie in


di'nisbąąs 'Ich bin dabei, ein Fahrzeug (in etwas hinein) zu fahren und steckenzubleiben' [ < di-'a-ni-sh-ł-bąąs < 'a- + di- + ni- + sh- + ł + -bąąs] (dabei wird gleichzeitig das a- zu - reduziert)


anstelle des erwarteten adinisbąąs (a-di-ni-sh-ł-bąąs). Metathese wird ausgelöst durch den phonologischen Kontext (Young & Morgan 1987:39).

Klassenbildende Verben

Süd-Athabaskische Sprachen haben Verbstämme, die ein bestimmtes Objekt neben seiner Bewegung oder seinem Status nach seiner Form oder anderen physikalischen Eigenschaften klassifizieren. Diese Verbstämme werden klassenbildend genannt und durch ein entsprechendes Akronym gekennzeichnet. Es gibt elf nachfolgend im Perfekt aufgelistete Hauptstämme klassenbildender Aktionswörter in Navajo. Andere süd-athabaskische Sprachen haben eine leicht abweichenden Menge von Wortstämmen.

Klassifizierer und Wortstamm  Bezeichnung  Erklärung Beispiele
-'ą́ SRO (Solid Roundish Object) festes, rundes Objekt Flasche, Ball, Stiefel, Büchse, usw.
-yíň LPB (Load, Pack, Burden) Ladung, Last Rucksack, Bündel, Sack, Sattel, usw.
-ł-jool NCM (Non-Compact Matter) lose Sache Haar- oder Grasbündel, Wolke, Nebel, usw.
-lá SFO (Slender Flexible Object) dünnes, flexibles Objekt Seil, Fausthandschuh, Socken, Haufen frittierter Zwiebeln, usw.
-tą́ SSO (Slender Stiff Object) dünnes, festes Objekt Pfeil, Armband, Pfanne, Säge, usw.
-ł-tsooz FFO (Flat Flexible Object) flaches, flexibles Objekt Decke, Mantel, Sack Lebensmittel, usw.
-tłéé' MM (Mushy Matter) weicher, breiiger Gegenstand Speiseeis, Matsch, in sich zusammengesunkener Betrunkener, usw.
-nil PLO1 (Plural Objects 1) Puralobjekte 1 Eier, Bälle, Tiere, Münzen, usw.
-jaa' PLO2 (Plural Objects 2) Puralobjekte 2 Murmeln, Samen, Zucker, Käfer, usw.
-ką́ OC (Open Container) offenes Behältnis Glas Milch, Löffel mit Essen, handvoll Mehl, etc.
-ł-tį́ ANO (Animate Object) mit Seele erfülltes Objekt Mikrobe, Person, Leiche, Puppe, usw.

Im Vergleich zum Deutschen hat Navajo kein einzelnes Wort, das dem deutschen geben entspricht. Das Wort wird stattdessen durch elf verschiedene Verben ausgedrückt, je nach Eigenschaft des gegebenen Objekts. Um das Äquivalent zu Gib mir etwas Heu! auszudrücken, muss das Navajo-Verb níłjool (NCM) benutzt werden, während für Gib mir eine Zigarette! das Verb nítįįh (SSO) benutzt wird.

Zusätzlich zur Beschreibung der physikalischen Eingenschaften eines Objekts können die haupt-klassenbildenden Verbstämme auch zwischen den Bewegungsarten des Objektes unterscheiden. Die Stämme können in drei verschiedenen Kategorien zusammengefasst werden:

  1. befördert
  2. angetrieben
  3. freier Fall

Befördert beinhaltet Aktivitäten wie Tragen, Herablassen und Nehmen. Angetrieben beinhaltet Schleudern Fallenlassen und Werfen. Freier Fall beinhaltet Fallen und Weltraumflug.

Mit einem Beispiel aus der SRO-Kategorie gibt es in Navajo

  1. -'ą́  (ein rundes Objekt) befördern,
  2. -ne  (ein rundes Objekt) werfen, and
  3. -l-ts'id  (ein rundes Objekt) bewegt sich selbstständig.

Zusätzlich haben die süd-athabaskischen Sprachen andere ähnliche Verbstämme, die Young & Morgan (1987) zweitrangige klassenbildende Verben nennen.

(Der Begriff Klassifizierer wird in der athabaskischen Linguistik für ein Präfix benutzt, das Transitivität ausdrückt oder als thematisches Präfix dient, und ist insofern ein etwas irreführender Begriff. Diese Transitivitäts-Klassifizierer sind nicht an der Klassifizierung von Substantiven durch die klassenbildenden Wortstämme beteiligt und stehen in keiner Beziehung zu dem Begriff Klassifizierer aus dem Chinesischen oder Thai).

Beseeltheit

Wie die meisten athabaskischen Sprachen zeigen die süd-athabaskische Sprachen verschiedene grammatikalische Ebenen der Beseeltheit, wobei verschiedene Substantive je nach Grad der Beseeltheit bestimmte Verbformen benötigen. Navajo-Substantive können zum Beispiel auf einer Beseeltheitsskala von sehr beseelt (ein Mensch) bis gar nicht beseelt (ein abstrakter Begriff) eingeordnet werden (Young & Morgan 1987: 65-66):


Menschen/Blitz → Kinder/große Tiere → mittelgroße Tiere → kleine Tiere → Insekten → Naturgewalten → unbelebte Objekte → abstrakte Begriffe


Allgemein muss das beseelteste Substantiv in einem Satz zuerst erscheinen, während das Substantiv mit geringerer Beseeltheit als Zweites erscheint. Wenn beide Substantive von gleicher Beseeltheit sind, kann jedes an erster Stelle stehen. Daher sind beide Beispielsätze (1) und (2) korrekt. Das yi-Präfix des Verbes zeigt an, dass das erste Substantiv, und bi-, dass das zweite Substantiv das Subjekt ist.


    (1)   Ashkii at'ééd yiníł'į́.
  Junge Mädchen yi-anschauen
  'Der Junge schaut das Mädchen an.'
    (2)   At'ééd ashkii biníł'į́.
  Mädchen Junge bi-anschauen
  'Das Mädchen wird vom Jungen angeschaut.'


Beispiel (3) hört sich für die meisten Navajo jedoch falsch an, weil das weniger beseelte Substantiv vor dem beseelteren Substantiv erscheint:


    (3)   * Tsídii at'ééd yishtąsh.
    Vogel Mädchen yi-angepickt
    'Der Vogel pickte das Mädchen an.'


Um diesen Vorgang auszudrücken, muss das beseeltere Objekt zuerst genannt werden, wie in Beispiel (4):


    (4)   At'ééd tsídii bishtąsh.
  Mädchsen girl Vogel bi-angepickt
  'Das Mädchen wurde vom Vogel angepickt.'

Literatur

Literaturhinweise sind im Unterartikel Apache (Sprache)/Literatur zu finden.