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Wertingen

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Wappen Deutschlandkarte
Wertingen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wertingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 33′ N, 10° 41′ OKoordinaten: 48° 33′ N, 10° 41′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Dillingen a.d.DonauVorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Landkreis existiert nicht
Verwaltungs­gemeinschaft: Wertingen
Höhe: 421 m ü. NHN
Fläche: 51,88 km2
Einwohner: 9334 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 180 Einwohner je km2
Postleitzahl: 86637
Vorwahl: 08272
Kfz-Kennzeichen: DLG, WER
Gemeindeschlüssel: 09 7 73 182
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schulstr. 12
86637 Wertingen
Website: www.wertingen.de
Bürgermeister: Willy Lehmeier (Freie Wähler)
Lage der Stadt Wertingen im Dillingen a.d.Donau
Karte

Wertingen ist eine Stadt und ein Mittelzentrum im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen.

Geographie

Die Stadt an der unteren Zusam, die wenige Kilometer nördlich in die Donau mündet, wird von einem langgezogenen Höhenrücken vom Donauried getrennt. Wertingen liegt im großen Naturpark Augsburg-Westliche Wälder, der von den Flüssen Donau, Lech, Wertach und Mindel begrenzt wird. Augsburg ist 28 km, Donauwörth 22 km und die Kreisstadt Dillingen a.d.Donau 14 km entfernt.

Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Buttenwiesen, Kühlenthal, Meitingen, Biberbach, Laugna, Zusamaltheim und Binswangen.

Die Innenstadt besitzt markante Giebel aus dem 17. und 18. Jahrhundert, teilweise in Fachwerkbauweise. Der Marktplatz ist verkehrsberuhigt.

Stadtteile

Geschichte

Funde aus der Keltenzeit (vor etwa 2000 Jahren) belegen die Eisenverhüttung (Raseneisenerz) in Gebiet um Wertingen. Im 5. Jahrhundert n. Chr. besiedelten Alemannen die Donau-Seitentäler.

1122 taucht Wertingen erstmals urkundlich auf. Bayern-Herzog Ludwig der Strenge erbte das Wertinger Gebiet 1268. Die Herrschaft Wertingen kam 1348 als bayrisches Lehen für fast 120 Jahre an die Augsburger Patrizier-Familie Langenmantel. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung mit Türmen und drei Stadttoren, dem Thürheimer Tor im Norden, dem Dillinger Tor im Westen und dem Augsburger Tor im Südosten, ausgebaut. Sie wurde 1868, 1870 bzw. 1872 niedergelegt. Alle drei Tore sind als braune Reliefplatten in nahegelegenen Hauswänden mit dem Abbild ihrer Feldseite, der Bauzeit 14. Jht. und dem jeweiligen Abrissjahr verewigt. Von 1467 bis 1700 im Besitz derer von Pappenheim, gab es in der Folgezeit Unstimmigkeiten über die Neuvergabe des Lehens. Nach den Herrschaften der Fürsten Lobkowitz und Grimberghen wurden die Lehen Wertingen und Hohenreichen ab 1768 nicht mehr vergeben, die Verwaltung oblag einem Pfleggericht. Am 8. Oktober 1805 besiegte das VI. französische Armeekorps unter General Jean Lannes die österreichische Division unter Feldmarschall Franz Xaver von Auffenberg bei Wertingen. Dies war der Auftakt für Napoleons Sieg in der Schlacht von Ulm, der Anfang Dezember zur totalen Niederlage der Österreicher und Russen bei Austerlitz führte. Zur Erinnerung ist der Name Wertingen am Arc de Triomphe in Paris erwähnt.)[2]

Bliensbach gehörte bis 1803 dem Domstift Augsburg.

Weitere Daten:

  • Eröffnung der (inzwischen stillgelegten) Bahnlinie von Mertingen nach Wertingen (1905)
  • Erste Stromanschlüsse in Wertingen (1912)
  • Kampfhandlungen bei der Besetzung Wertingens durch die Amerikaner im April 1945
  • Heimatvertriebene, meist Sudetendeutsche fanden Aufnahme in der Stadt (1946)
  • Auflösung des Landkreises Wertingen und damit Verlust des Kreisstadt-Status (1972)
  • Die Landwirtschaftsschule und das Landwirtschaftsamt beziehen in Wertingen neues Domizil (vormals in Lauingen (Donau), 1996)
Innenstadt
Innenstadt mit dem weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Cafe Madlon
Stadtpfarrkirche St. Martin mit ihren einzigartigen Türmen
Eines der ältesten Häuser Wertingens

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1972 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Hirschbach, Hohenreichen, Prettelshofen und Rieblingen eingegliedert.[3] Am 1. Juli 1976 kam Hettlingen hinzu. Bliensbach folgte am 1. Januar 1977. Die Eingemeindungsmaßnahmen wurden mit dem Anschluss von Gottmannshofen und Roggden am 1. Mai 1978 abgeschlossen.[4]

Politik

1. Bürgermeister ist Willy Lehmeier (Freie Wähler). Er wurde 2002 Nachfolger von Dietrich Riesebeck (SPD) und 2008 wiedergewählt.

Sitzverteilung im 20-köpfigen Stadtrat (Stand Kommunalwahl 2008):

  • CSU: 8 Sitze
  • Freie Wähler: 4 Sitze
  • SPD/Unabhängige Wähler: 2 Sitze
  • Christlich-Soziale Wählergemeinschaft der Stadtteile: 2 Sitze
  • Grüne: 1 Sitz
  • Bürgerinitiative für Wertingen und Stadtteile: 1 Sitz
  • Kommunale Umweltliste: 1 Sitz
  • FDP/Liberale Bürger: 1 Sitz

Städtepartnerschaft

Seit 1989 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Fère-en-Tardenois in der Picardie.

Wappen

Blasonierung: „Über einem weiß-blau schräggeweckten Schildfuß gespalten von Rot und Silber, belegt mit einer auf der Teilung stehenden zweitürmigen, blaubedachten, silbernen Kirche in perspektivischer Ansicht.“

Die bayerische Wecken symbolisieren die Zugehörigkeit zu Bayern, die Kirche, eine Darstellung der Stadtpfarrkirche St. Martin, findet sich bereits im ältesten Stadtsiegel von 1297, die bayerischen Wecken kamen 1881 zum Wittelsbacher Jubiläum hinzu.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Zeitgenössische Kunstsammlung im ehemaligen Amtsgericht
  • Brauereimuseum im Schwanenbräu
  • Schwäbisches Ofenmuseum
  • Wertinger Radiomuseum
Schlosskapelle St. Georg in Hohenreichen

Bauwerke

Schloss Wertingen, Ostfront
  • das im 14. Jahrhundert erbaute Wertinger Schloss mit dem Heimatmuseum - aus der Zeit der Langenmantel und mit Ergänzungen aus der Zeit der Pappenheimer (17. Jh.)
  • die Stadtpfarrkirche St. Martin, nach Brandschatzung im Dreißigjährigen Krieg in barockem Stil mit Wessobrunner Stuck wieder aufgebaut - es ist die einzige zinnengekrönte Doppelturmkirche in Deutschland, sie prägt auch das Stadtwappen; spätgotisches Halbrelief mit der Grablegung Christi
  • Bethlehemkirche, 1950 erbaut, abgerissen im Oktober 2006, Neubau 2007 fertiggestellt
  • Marienbrunnen am Marktplatz
  • Kirche St. Felizitas, erbaut 1837, im Stadtteil Roggden
  • Chorturm-Kirche St. Margaretha im Stadtteil Bliensbach
  • Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung im Stadtteil Gottmannshofen
  • Schlosskapelle St. Georg im Stadtteil Hohenreichen
  • Skulpturenweg an der Via Danubia im Westen von Wertingen

Naturdenkmäler

  • Napoleonstanne: Eine hohe Fichte auf dem Bergrücken oberhalb von Gottmannshofen. Sie wurde 1905, zum 100-jährigen Gedenken an die Schlacht des dritten Koalitionskriegs bei Wertingen vom 8. Oktober 1805, gepflanzt. Die Truppen kamen damals über diesen Berg, um vor ihnen das Schlachtfeld gut überblicken zu können. Heute ist die Stelle ein schöner Aussichtspunkt über das Zusamtal und auf die Stadt.

Kunst

In Wertingen finden regelmäßig zahlreiche Kunstausstellungen, wie z. B. die „Kunst im Schloss“, statt. Daneben laden die städtische Galerie, die umfangreich bestückte Artothek, der Skulpturenweg Donauried und die Martin-Blümel-Stube den Betrachter ein.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Schlossweihnachten (Advent)
  • Frühjahrs- und Wintermarkt
  • Sankt-Martins-Spiel (11. November)
  • Tanz in den Mai (Abend des 1. Mai)
  • Sommervolksfest (August)

Kulinarische Spezialitäten

  • Schübling, eine kräftig gewürzte, angeräucherte Wurst, die roh, luftgetrocknet oder gekocht mit Sauerkraut gegessen wird und in ihrer Art nur in Wertingen und im Zusamtal hergestellt wird.
  • Wertinger Bischofskuchen, vom 1861[5] gegründeten Cafe Madlon anlässlich des Besuchs des Augsburger Bischofs Maximilian von Lingg 1910 in Wertingen kreiert und heute noch nach dem Originalrezept gebacken.
  • Wertinger Kellerbier (Schwanenbräu): hefetrübes Spezialbier, ausgezeichnet mit dem European Beer Award 2005.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Wertingen ist ein überregionales Schulzentrum. In der Stadt sind die folgenden Bildungsinstitutionen ansässig:

  • Grundschule
  • Mittelschule
  • Staatliche Realschule
  • Gymnasium Wertingen
  • Musikschule
  • Montessori-Schule
  • Montessori Fachoberschule
  • Berufsfachschule für Krankenpflege im Kreiskrankenhaus
  • Fachschule für Altenpflege im Rot-Kreuz-Zentrum
  • Landwirtschaftsschule mit den Abteilungen Landwirtschaft und Hauswirtschaft
  • Schullandheim Bliensbach

Ansässige Unternehmen

Wertingen ist ein regionales Zentrum der Industrie und Wirtschaft. Die Unternehmen sind überwiegend konzentriert in Gewerbegebieten in der Stadt Wertingen und im Stadtteil Geratshofen.

  • Die international tätige Dachziegelhersteller Creaton hat seinen Hauptsitz in Wertingen
  • Buhl Gastronomie Personallösungen: Deutschlands größter Personaldienstleister für Hotels & Gastronomie
  • Buttinette Textil-Versandhaus GmbH: bundesweiter Versender von Bastelbedarf und Karnevalsartikeln
  • EM Erwin Müller Group: B2B-Versandhandelsunternehmen für die Hotellerie- und Gastronomiebranche (Marken: VEGA, Hotelwäsche Erwin Müller, Jobeline, Pulsiva, Lusini)
  • Schüco International KG: internationaler Hersteller für Fenstern, Türen, Fassaden und Solarlösungen.
  • Georg Wagner KG: Anbieter von klassischen und erneuerbaren Wärmebrennstoffen und Großhändler für Betriebs- und Schmierstoffe für die Industrie in den Regionen Stuttgart, Nürnberg und München
  • Auch die Johann Demmler KG ist in Wertingen ansässig. Das im Jahre 1898 gegründete Unternehmen hat sich auf den Fahrzeugbau für landwirtschaftliche Zwecke spezialisiert.
  • Spedition Stefan Eisenhofer Transporte und Frachtvermittlungen
  • Killisperger Spedition und Mineralölvertrieb GmbH
  • Die Spedition Gebrüder Lackner hat ihren Hauptsitz ebenfalls in Wertingen. Das mittelständische Unternehmen hat sich über die Jahre auf nationalen sowie internationalen Fernverkehr im Bereich Lebensmitteltransporte spezialisiert.
  • Holz Denzel KG: einer der flächenmäßig größten Holzhändler Süddeutschlands
  • Bundesweit in die Kritik geriet die Firma Wertfleisch aus Wertingen, weil sie Fleischabfälle umetikettierte und das Gammelfleisch billigst nach Berlin für die Döner Kebab-Produktion lieferte. [6]

Verkehrsanbindung

Von Wertingen aus führen Verbindungsstraßen in die umliegenden Städte Dillingen an der Donau, Höchstädt an der Donau, Donauwörth sowie Augsburg. Im 20 km südlich gelegenen Zusmarshausen besteht Anschluss an die Bundesautobahn 8 (München - Stuttgart). Der Bahnhof in Meitingen befindet sich 13 km östlich in der Stadt (Bahnlinie Augsburg - Donauwörth). Der öffentliche Nahverkehr wird in Wertingen und Umgebung vom Augsburger Verkehrsverbund (AVV) abgewickelt.

Wertingen liegt an der Staatsstraße 2027, die Wertingen mit Donauwörth und der A8 verbindet und an der Staatsstraße 2033, die den Anschluss an Heidenheim, Dillingen und den Großraum Augsburg herstellt.

Bis 1997 war Wertingen Endbahnhof der Bahnstrecke Mertingen–Wertingen. Der Personenverkehr wurde allerdings schon 1981 eingestellt.

Persönlichkeiten

Commons: Wertingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. Bild des Ostpfeilers des Arc De Triomphe in Paris. Abgerufen am 19. Mai 2013.
  3. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 594.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 770.
  5. Im „Old Madlon“ wurde gefeiert. In: Augsburger Allgemeine, Lokalteil Wertingen, vom 4. Mai 2011.
  6. Berliner Zeitung: Wieder kaufte ein Berliner Döner-Hersteller Ekelfleisch