Peter Koch (Journalist)
Peter Koch (* 1938 in Halle (Saale); † Mai 1989, Florida (USA)) war ein deutscher Journalist, der als verantwortlicher Chefredakteur der Illustrierten Stern maßgeblich in den Presseskandal um die Veröffentlichung der gefälschten Tagebücher Adolf Hitlers 1983 verwickelt war. Nachdem der Gruner und Jahr Verlag die angeblichen Tagebücher, die allesamt von Konrad Kujau gefälscht worden waren, für über neun Millionen DM erworben und sie teilweise in zwei Ausgaben des Stern veröffentlicht hatte, wurde durch ein Gutachten des Bundeskriminalamtes klar, dass es sich eindeutig um Fälschungen handelte. Koch musste daraufhin mit der gesamten Chefredaktion von seinen Posten zurücktreten.[1] Später war er im Axel-Springer-Verlag Mitentwickler der Zeitschrift Auto-Bild.[2]
Leben
Werdegang
Seine journalistische Laufbahn begann Peter Koch als Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel und den Stern in Bonn. Später war er Ressortleiter für Politik beim Stern und leitete danach die Sportredaktion der Illustrierten. Nach diversen Buchveröffentlichungen zu politischen Themen wurde Koch 1981 zusammen mit Felix Schmidt und Rolf Gillhausen von Stern-Herausgeber Henri Nannen zum Chefredakteur berufen.
gefälschte Hitler-Tagebücher
Koch lehnte mehrere Artikelvorschläge des Stern-Redakteurs Gerd Heidemann, dem späteren Beschaffer der gefälschten Hitler-Tagebücher, zu Themen über die Zeit des Nationalsozialismus ab. Noch während Kochs Zeit als Ressortleiter forderte er Heidemann nachweislich in Redaktionskonferenzen drastisch auf, „die Hände von der Nazi-Scheiße“ zu lassen.[3] Schließlich kündigte Heidemann wegen dieser Meinungsverschiedenheiten seinen Anstellungsvertrag, der jedoch nach der Kündigung noch zwölf Monate lief.
Heidemann überging, nachdem er auf die angeblichen Tagebücher gestoßen war, die Chefredaktion um Peter Koch und wandte sich direkt an den Vorstand des Gruner und Jahr Verlages, was ein massiver Verstoß gegen redaktionelle Gepflogenheiten war. Monatelang wusste die Chefredaktion nichts vom Ankauf der Tagebücher, für die bereits mehrere Millionen DM ausgegeben wurden. Als Peter Koch dies erfuhr, drohte er mit Rücktritt, setzte diesen aber nicht um.
Schließlich übernahm auch Koch die Ansicht, dass die Tagebücher echt seien und einen sensationellen Fund darstellten, obwohl seitens des Stern keine wissenschaftlich tragfähige Prüfung des Materials erfolgt war. Der Stern begann am 28. April 1983 mit der Veröffentlichung der Tagebücher und versuchte diese weltweit zu vermarkten. Auf einer großen Pressekonferenz im Verlagsgebäude von Gruner und Jahr am 25. April 1983 unter Beteiligung diverser internationaler Kamerateams und hunderter Journalisten prägte Koch den später hämisch zitierten Ausspruch „Große Teile der deutschen Geschichte müssen neu geschrieben werden.“[4] Auch nach diversen Zweifeln an der Echtheit der Tagebücher verteidigte Koch die Veröffentlichung und griff Wissenschaftler in einem Kommentar als „Archiv-Ayatollahs“ an.[5]
Nach Veröffentlichung von Teilen der Tagebücher in zwei Ausgaben des Stern, eine dritte war bereits produziert, flog der Schwindel durch ein eindeutiges Gutachten des Bundeskriminalamtes auf, welches Materialien, insbesondere sogenannte Weißmacher, an den Tagbüchern nachwies, die erst nach dem Tod Adolf Hitlers erfunden wurden. Der Skandal um die gefälschten Tagebücher war einer der größten Presseskandale in der Bundesrepublik Deutschland.
Peter Koch übernahm Verantwortung für sein unkritisches Handeln und trat mit der gesamten Chefredaktion von seinen Posten zurück. In den Gerichtsverfahren, die mit der Verurteilung des Stern-Redakteurs Heidemann und des Fälschers Kujau endeten, trat Koch als wichtiger Zeuge auf.[6]
Springer-Verlag
Nach dem Skandal schrieb Koch zunächst Biografien über Willy Brandt und Konrad Adenauer und wurde dann Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlages, wo er maßgeblich an der Entwicklung der Zeitschriften Auto-Bild und Ja beteiligt war. Während die Auto-Bild zeitweise sehr erfolgreich war, sorgte die schnell wieder eingestellte Zeitschrift Ja für Millionenverluste. 1989 verstarb Koch an einer Krebserkrankung.
Weblinks
- Literatur von und über Peter Koch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Von der Sensation zum Alptraum, Die Zeit vom 8. Juli 2010
- ↑ Peter Koch, Nachruf, Der Spiegel, Ausgabe 20/1989
- ↑ Peter Koch, Der Skandal um die Hitler Tagebücher (Teil 7), Hamburger Abendblatt vom 10. August 2008
- ↑ Die Hitler-Tagebücher - Stationen eines Presseskandals, auf www.ndr.de
- ↑ 25 Jahre Hitler-Tagebücher Das GröWaZ, auf www.einestages.spiegel.de
- ↑ Blind vor Euphorie, Die Welt vom 5. April 2013
Personendaten | |
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NAME | Koch, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist |
GEBURTSDATUM | 1938 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |
STERBEDATUM | Mai 1989 |
STERBEORT | Florida (USA) |