Hauptkirche Sankt Michaelis




Die evangelische Hauptkirche St. Michaelis, genannt „Michel“, ist die bekannteste Kirche Hamburgs und ein Wahrzeichen der Hansestadt, da sie von Seeleuten auf einlaufenden Schiffen gut sichtbar ist. Sie gilt als bedeutendste Barockkirche Norddeutschlands und ist dem Erzengel Michael geweiht, der als große Bronzestatue über dem Hauptportal hängt. Er ist dargestellt in Siegerpose über dem Teufel. Der Michel steht in der südlichen Neustadt zwischen Ludwig-Erhard-Straße Krayenkamp und Englische Planke.
Architektur
Der 132 Meter hohe, charakteristische Kirchturm zählt zu den höchsten Kirchtürmen der Welt und er ist der zweit höchste in Hamburg, der ganz mit Kupfer verkleidet ist, prägt die Silhouette und galt schon früh als Orientierungsmarke für die auf der Elbe nach Hamburg segelnden Schiffe. In 82 m ist die Turmplattform, die einen weiten Ausblick über die Stadt bietet, man kann sie zu Fuß über 453 Stufen oder mit einem Fahrstuhl erreichen. Die Uhr im Kirchturm ist die größte ihrer Art in Deutschland. Sie misst im Durchmesser acht Meter, der große Zeiger eine Länge von fünf Meter, der kleine 3,60 m und beide wiegen zusammen 130 Kilogramm.
Mit 2500 Sitzplätzen ist der Michel die größte Hamburger Kirche und die jüngste der fünf Hamburger Hauptkirchen. Der Kirchenraum hat einen kreuzförmigen Grundriss mit 44 m Breite, 52 m Länge und 27 m Höhe. Die marmorne Kanzel bildet das Zentrum des Raumes. In der Krypta befindet sich eine Ausstellung zu der Baugeschichte mit Modellen der Kirche.
Kirchenmusik
Der Michel besitzt drei Orgeln: die kleine Grollmann-Orgel im Altarraum, die Marcussen-Orgel auf der Konzertempore und die große Steinmeyer-Orgel mit ihren 85 Registern und 6665 Pfeifen. Seit über 250 Jahren besteht die Sitte des Turmblasens. Werktags um 10:00 Uhr und um 21:00 Uhr, sonntags nur um 12:00 Uhr wird unter der größten Turmuhr Deutschlands in alle Himmelsrichtungen ein Choral geblasen.
Die Kirchenmusik an der Michaeliskirche wurde bis 1822 vom Kantor des Johanneums wahrgenommen, darunter Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach. Bach ist in der Gruftkirche neben dem Baumeister Sonnin beigesetzt.
Geschichte
Der heutige Bau ist der dritte Kirchenbau an dieser Stelle.
Der erste Bau wurde von 1647 bis 1669 von Peter Marquardt und Christoph Corbinus errichtet. Er wurde die Kirche der Neustadt, die seit 1625 innerhalb der neuen Wallanlagen entstanden war und stetig an Bevölkerung zunahm.
1687 wurde der zweite Michel die fünfte Hauptkirche und die Neustadt ein eigenes Kirchspiel. Dieser Bau wurde am 10. März 1750 durch Blitzschlag zerstört.
1786 wurde der Neubau nach einem Entwurf von Johann Leonhard Prey und Ernst Georg Sonnin in der Form, wie wir die Kirche heute kennen, abgeschlossen. Am 3. Juli 1906 fing der Turm bei Bauarbeiten am Dachstuhl Feuer und brannte vollständig nieder; er wurde später in selber Form wiederhergestellt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Umgebung stark zerstört, während die Kirche selbst zunächst fast unbeschädigt blieb. Erst 1944 und 1945 wurde schließlich auch das Hauptschiff getroffen. Die Schäden wurden bis etwa 1952 beseitigt. Seit 1983 wird der Michel fast kontinuierlich renoviert, nach der Erneuerung der Turmspitze wird derzeit das ebenfalls kupferne Dach des Hauptschiffes erneuert.
Der kleine Michel

200 m östlich der Michaeliskirche liegt der so genannte „Kleine Michel“', ursprünglich Friedhofskapelle und Zweitkirche der Michaelis-Gemeinde. Diese Kirche wurde 1824 von der Stadt erworben und der katholischen Gemeinde geschenkt. Der heutige Bau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und ist dem Heiligen Ansgar geweiht.
um 1600 - Bau einer (Friedhofs-) Kapelle mit Turm, Wetterfahne und Glocke
- 1605 - erster regulärer Gemeindegottesdienst
- 1647 - kauft die inzwischen entstandene Neustadt-Gemeinde der Altstadt-Gemeinde St. Nikolai diese erste Michaelis-Kirche Hamburgs ab, baut aber bereits wegen der zunehmenden Bevölkerung nebenan am Krayenkamp den
- 1661 - fertiggestellten ersten "Großen Michel". Der "Kleine Michel" verfällt und wird 1747 ganz abgetragen
- 1750 - brennt der "Große Michel" durch Blitzschlag am 10. März nieder.
- 1754 - wird der "Kleine Michel" durch eine private Donation von Senator Vogt als Notkirche für die Michaelisgemeinde wieder aufgebaut.
- 1762 - wird die neu errichtete große Michaeliskirche am 19. Oktober feierlich eingeweiht.
- 1807 - halten spanische Truppen Napoleons im beschlagnahmten "Kleinen Michel" den ersten katholischen Gottesdienst. Der Präfekt der französischen Truppen erklärt
- 1811 - den "Kleinen Michel" zur römisch-katholischen Kirche, die am 3. Februar auf den Namen St. Ansgar geweiht wird.
- 1814 - ziehen die französischen Truppen aus Hamburg ab. Stillschweigend wird hier aber auch weiterhin katholischer Gottesdienst gefeiert.
- 1824 - kaufen Senat und Bürgerschaft den "Kleinen Michel" der evangelischen "Großen Michaeliskirche" für 30.000 Mark ab und überlassen das Bauwerk den mittlerweile 6000 katholischen Mitbürgern der Stadt für einen Bruchteil der Kaufsumme.
- 1830 - wird die Kirche so durchgreifend renoviert, dass fast ein Neubau entsteht.
- 1865 - Zum 1000. Todestag Ansgars, des ersten Bischofs von Hamburg, schenkt Bischof Melchers von Osnabrück dem Kleinen Michel eine Unterarmreliquie des Heiligen. Sichtbar im Altar der Kirche ist sie das Grab des Hl. Ansgar für die Stadt und das Erzbistum Hamburg.
- 1945 - wird durch alliierte Sprengbomben am 11. März die barocke Kirche völlig zerstört.
- 1955 - wird die jetzige Kirche am 10. Juli auf den Fundamenten des ersten Kirchbaus in der Hamburger Neustadt eingeweiht. Der Bau wurde durch die tatkräftige Hilfe französischer Christen ermöglicht.
Siehe auch
Liste der Hamburger Hauptpastoren