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Mau-Mau-Aufstand

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Die Mau-Mau-Bewegung war eine Unabhängigkeitsbewegung in Kenia, die sich gegen die britische Kolonialherrschaft wandte. Sie wurde hauptsächlich von Angehörigen des Stammes der Kikuyu (auch Kikuju geschrieben) getragen und richtete sich ursprünglich gegen die Benachteiligung einheimischer Bauern gegenüber weißen Siedlern im zentralen Hochland Kenias. Die schlussendlich durch die Briten niedergeschlagene Mau-Mau-Revolte von 1952 bis 1957 wurde von beiden Seiten mit großer Härte und zum Schaden der zivilen Bevölkerung geführt.

Der Begriff Mau-Mau bedeutet: Mzungun Aende Ulaya - Mwafrika Apate Uhuru. Übersetzt ins Englische: Europeans (Britons) go to Europe (Home) - Africans (Kenyans) to let freedom = Briten geht zurück nach Europa, lasst den Kenianer die Freiheit.

Der Mau-Mau-Aufstand

1948 begannen die ersten Aktionen des Mau-Mau-Freiheitskampfes. Um diese Zeit gründete sich die Kikuju Central Association (KCA). Man ging davon aus, die Ziele, im wesentlichen eine Landreform, durch eine organisierte Kampagne zivilen Ungehorsams erreichen zu können. Die Mitglieder dieser Bewegung mussten sich in einem Eid zu besonderem Zusammenhalt und strikter Geheimhaltung verpflichten. Diese Eide, über die viele Gerüchte im Umlauf waren, bildeten die Grundlage dafür, die Bewegung als spiritistisch und primitivistisch abzustempeln.

Zur gleichen Zeit bildeten sich in der Hauptstadt Nairobi revolutionäre Gewerkschaftsbewegungen und Parteien, wie die Kenya African Union (KAU), die später die Führung des Aufstands übernahmen. Ihnen ging es um weitergehende Ziele wie die Unabhängigkeit und den Abzug der britischen Militär- und Siedlermacht. Damit radikalisierte sich die Widerstandsbewegung und begann damit, weiße Farmen anzugreifen und gegen politische Gegner vorzugehen.

Die Gewalt zwang den Führer der KAU Jomo Kenyatta zu mehreren Stellungnahmen, in denen er dem Radikalismus der Mau-Mau öffentlich abschwor. Eine der immer wieder gestellten und letztlich wahrscheinlich nicht umfassend zu beantwortenden Fragen, ist die Frage nach seiner wirklichen Rolle im Mau-Mau-Freiheitskampf. Dafür wurde er schließlich zu sieben Jahre Gefängnis und späterem Hausarrest verurteilt. Fest steht, dass er kein operativer – auch kein heimlicher - Führer dieses militärischen Kampfes war. Er war auch nicht mit den Methoden dieses Kampfes einverstanden, stand aber auch diesem Teil seines Volkes nahe, denn diese Kämpfer wollten ebenfalls die Kolonialherrschaft der Briten beenden. Insofern hatte man gemeinsame Ziele, aber nicht die gleichen Wege. Er verstand es aber immer, die Übergriffe der Mau-Mau-Kämpfer politisch zu nutzen, wodurch z.B. der Widerstandswille der Bevölkerung auch nach dem Zusammenbruch des Mau-Mau keineswegs erlahmt war. Die Mau-Mau-Kämpfer wurden aber nie in irgendeiner Form kompensiert oder von Kenyatta an der Macht beteiligt.

Nach der Einsetzung eines neuen Gouverneurs 1952 entschloss sich die britische Regierung, den Aktivitäten der Widerständler entschlossener entgegenzutreten. Truppen wurden zusammengezogen und am 20. Oktober 1952 der Ausnahmezustand erklärt. Noch am gleichen Tag wurde Kenyatta zusammen mit weiteren Kikuyu-Führern verhaftet und später vor Gericht gestellt. Insgesamt wurde in den ersten Tagen des Ausnahmezustands über 8.000 Personen verhaftet. Armeen von Kikuyu-Freiheitskämpfern gingen daraufhin in die Wälder des Mount-Kenya-Massivs und der Aberdares, um einen Guerillakrieg gegen die europäischen Siedler zu führen. Dabei erhielten sie Unterstützung aus den Städten und von der Landbevölkerung. Farmen und Polizeistationen wurden angegriffen und Siedler ebenso wie Kollaborateure getötet. Die Briten reagierten mit Angriffen auf Rebellenverstecke und Umsiedlungsaktionen, die den Rückhalt der Bewegung zerstören sollten. Außerdem wurden zehntausende Verdächtige in Internierungslagern festgehalten, deren Insassen häufig gefoltert und zum Teil hingerichtet wurden. 1956 wurde der letzte Rebellenführer, Dedan Kimathi, mit wenigen verbliebenen Anhängern gefasst und 1957 gehängt. Der Ausnahmezustand blieb noch bis 1960 in Kraft.

In dieser Zeit wurden einige Veränderungen vollzogen: 1957 wurden acht afrikanische Mitglieder in den Legislative Council gewählt und 1959, der Wendepunkt afrikanischer Repräsentanz, wählte man 25 Afrikaner, 15 Asiaten, 5 Araber und 46 Europäer. Die afrikanische Mitgliederzahl vergrößerte sich gegenüber den nichtafrikanischen Delegierten. Aus der Kenya African Union hatten sich die KANU (Kenya African National Union) und KADU (Kenya African Democratic Union) gebildet. Beide setzten sich für die Freilassung Kenyattas ein, der schließlich 1961 aus der Gefangenschaft entlassen wurde.

Im Mai 1963 wurden die ersten Wahlen mit gleichem Stimmrecht abgehalten und am 12. Dezember 1963 wurde Kenia in die Unabhängigkeit entlassen (in der Landessprache Swahili Uhuru, deutsch „Freiheit“), im Jahr darauf wurde die Republik mit Jomo Kenyatta als erstem Präsidenten ausgerufen.

Opfer

Die genaue Zahl der Opfer des Aufstands ist unbekannt. Auf britischer Seite starben 63 Soldaten und 32 Siedler, des weiteren mehr als 500 einheimische Polizei- und Unterstützungskräfte. Die offizielle Angabe für die Verluste auf Seiten der Rebellen liegt bei 11.500, Schätzungen gehen bis 50.000. Die Zahl der von den Briten hingerichteten liegt bei über 1.000.

Siehe auch