Virtuelle Nation
Eine virtuelle Nation ist ein Staatsgebilde, das nur im Internet existiert.
Begriff
Virtuelle Nationen bezeichnen sich selbst auch oft als Mikronationen. Dieser Begriff wird im allgemeinen aber für in der Realwelt existierende, nur aus einzelnen Menschen bestehende staatsähnliche Gebilde benutzt. Weitere Bezeichnungen sind Webstaat, Micronation und virtueller Staat.
Allgemeines
Eine virtuelle Nation ist zu allererst der Versuch, einen Staat über das Internet zu simulieren. Virtuelle Nation erheben allgemein keinen Anspruch auf reales Staatsgebiet, sondern verstehen sich als vollkommen virtuell. Das gesamte Spiel findet auch in den Köpfen der Spieler beziehungsweise in Foren und auf den Websites des Staates, der Firmen, Parteien, Vereine etc. statt. Dies kann im Prinzip beliebig komplex sein. Eine virtuelle Nation kann ein Einzelprojekt sein, wird aber oft von mehreren "Staatsbürgern" gemeinsam realisiert. Die Spieler kennen sich meist untereinander nicht und stammen aus den verschiedensten Teilen der Welt oder zumindest aus den verschiedensten Ecken eines Sprachraums, was das Spiel um so interessanter macht.
Aufbau
Jede virtuelle Nation braucht zumindest ein Forum, eine Website und eine Verfassung oder Spielregeln.
Das Forum
Hauptbestandteil einer jeden virtuellen Nation ist das Forum. Alle aktuellen und relevanten Geschehnisse und politischen Diskussionen kann man hier verfolgen. Hier findet auch der Hauptteil der aktiven Teilnahme statt.
Die Website
Auf der Website sind alle relevanten Informationen zu der jeweiligen virtuellen Nation zusammengefasst. Das sind auf der einen Seite virtuelle Daten wie zum Beispiel die Größe des Landes, die Zahl der Einwohner, Angaben über die politische Strukturierung des Landes, die Währung und weitere wichtige virtuelle Daten. Auf der anderen Seite werden auch reale Daten wie zum Beispiel die Zahl der Mitspieler, die von den Spielern gegründeten Vereine, Firmen oder Parteien, die Geschichte der virtuellen Nation und vieles mehr angegeben.
Diese Informationen dienen zum einen der Ausschmückung des Landes, zum anderen aber auch der Orientierung der Mitspieler. Durch kulturelle Vorgaben wird ein Rahmen für das "Gesicht" des Landes geschaffen. Nicht alle Nationen haben eine Website, es gibt einige, meist noch sehr Junge, Staaten die nur aus einem Forum bestehen.
Verfassung oder Spielregeln
Es gibt keinen Staat ohne dort gültiges Recht. Deshalb braucht auch eine virtuelle Nation Grundregeln oder Gesetze, zumindest aber einige Spielregeln. Diese enthalten die wichtigsten Grundregeln zum Leben untereinander und bilden die Basis für das Leben im Forum und zeichnen den Rahmen ab, innerhalb dessen sich die Mitspieler beziehungsweise Bürger bewegen dürfen.
Auswahl virtueller Nationen
Republik Dionysos
Die Republik Dionysos ist ein seit März 2002 bestehender virtueller Staat im Internet. Hier wird neben der Politik besonderer Wert auf die kulturellen Aspekte gelegt. Ursprünglich wurde Dionysos politisch stark an das System der Bundesrepublik Deutschland angelehnt. Es wurde zu Anfang das deutsche Grundgesetz als Grundlage für den Staat gewählt. Vor einiger Zeit ist aber eine neue Verfassung in Kraft getreten, die zwar weiterhin den Verfassungskern des Grundgesetzes trägt, das politische System jedoch grundlegend verändert hat. Kulturell hat das Land Ähnlichkeit mit dem antiken Griechenland, geht aber auch hier verstärkt eigene Wege.
Imperium Romanum
Der an das Römische Imperium angelehnte, virtuelle Staat, den Sie betreten werden hat im Wesentlichen zwei Grundsäulen. Zum einen de Simulation des Römischen Lebens und politischen Strebens hauptsächlich in den Foren, aber auch die geschichtlichen Information durch zahlreiche Texte und Bilder. In mehreren Foren und Unterforen, die meist die verschiedenen Provinzen simulieren findet das politische und soziale Leben des antiken Roms um 102 n. Chr. statt.
Königreich Moncao
Das Königreich Moncao ist eine konstitutionelle Inselmonarchie mitten im Ozean. Es existiert seit August 2000, Staatsoberhaupt ist seit Gründung König Jussi. Die Legislative übernimmt ein siebenköpfiges Parlament.
Demokratische Union Ratelon
Die DU Ratelon ist die größte und mit dem Freistaate KLE die älteste noch existierende deutsche demokratische Micronation, welche seit 1998 besteht. Das politische System Ratelons orientiert sich an der Bundesrepublik Deutschland. Das politische Klima gilt als rau, in anderen Mikronationen existiert bereits der Phraseologismus von "ratelonischen Sitten".
Freie Republik Tir Na nÒg
Die Freie Republik Tir Na nÒg wurde am 9. September 1999 von Großrat Axel gegründet. Tir ist eine sozialistische, demokratische Räterepublik. Die "Grüne Insel" lehnt sich an die keltische Mythologie an. Auf der Isle of Maith gibt es sogar heute noch Elfen, Drachen, Kobolde und Raistlin. Im Transozeanischem Ratsbezirk Rajansa wird eine afrikanische Subkultur simuliert. Der Mars ist rechtmäßiges nÒgelsches Verwaltungsgebiet. Außerdem haben sich die Großväterchen-Abraham-Inseln freiwillig an die Freie Republik angegliedert. Großrat und damit Staatsoberhaupt ist seit Sommer 2002 Siddhârtha.
Tropicali
"La República de Tropicali" ist eine virtuelle Nation mit besonderem Flair und Rollenspiel-Elementen. Das Szenario ist eine Bananenrepublik auf einer Karibikinsel. Nicht ganz demokratisch, aber trotzdem absolut lebenswert. Das Projekt besteht in verschiedenen Formen seit 2002. Näheres zu Tropicali findet sich beim MNwiki-Artikel, beim Registeramt Registro und bei der tropicalischen Nationalbank. Tropicali stellt auch Informationen für Neueinsteiger bereit.
Auswahl von internationalen Organisationen
Organisation für internationale Kartographie
Die OIK ist die internationale Organisation für Kartographie und Kommunikation und verwaltet somit die micronationale Gesamtkarte der deutschsprachigen MNs sowie internationale Vorwahlen und Staatenkürzel. Die OIK entstand nachdem das BIK (Büro für internationale Kartographie) von der UVNO getrennt wurde.
Graphein Foundation
Die GF ist eine alternative Kartenorganisation, die sich mit ihrer Weltkarte dicht am realen Vorbild hält. Es gibt ethnisch geordnete Kartenplätze, die eine realistischere Kulturvielfalt erreichen sollen.
United Council
Gegründet am 15. Februar 2002, hat sich der UC (Gemeinschaft virtueller Staaten) zum Ziel gesetzt: die friedliche, internationale Zusammenarbeit; die Erhaltung der micronationalen Vielfalt und den Austausch auf politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene zu fördern, sowie unterstützend bei nationalen und internationalen Projekten mitzuwirken. Der UC hatte allerdings nur geringfügige Erfolge und verkündete am 5. Oktober 2004 seine Auflösung.
United Virtual Nations Organization
Viele virtuelle Nationen haben sich in einer an die UNO angelehnte Organisation zusammengeschlossen, die sich United Virtual Nations Organization bzw. UVNO nennt. Die UVNO verwaltete bis 2003 eine virtuelle Weltkarte der mikronationalen Welt, Nationenkennzeichen und Telefonvorwahlen. Heute ist die UVNO sehr inaktiv, es gibt allerdings Bestrebungen zu einer Neubelebung.
Völkerbund
Der Völkerbund wurde von dem ratelonischen und wolfensteinischen Sozialisten Prof. Pjotr Jerkov ins Leben gerufen, und soll Micronations verschiedenster Sprachen miteinander verbinden. Er lehnt sich an den Völkerbund im Realen Leben an. Im Gegensatz zur UVNO hat es der Völkerbund sich als Ziel gesetzt den Frieden der Microwelt zu wahren, und sonst keine politischen Interessen zu verfolgen.
Weblinks
- Bovigo - ebenfalls ein Verzeichnis
- Linkkatalog zum Thema Mikronationen bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Mikronationen-Wiki