Österreichischer Rundfunk


Der Österreichische Rundfunk (ORF) ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Er ist der größte Medienanbieter Österreichs und hat seinen Hauptsitz in Wien. Daneben betreibt der ORF in jedem der neun Bundesländer (also auch in Wien) ein Landesstudio sowie seit 1975 ein Studio in Bozen (Südtirol). Der ORF produziert zwei Fernsehprogramme, drei bundesweite sowie neun regionale Radioprogramme.
Geschichte und rechtliche Grundlagen
Die Geschichte des ORF geht auf die Radio Verkehrs AG (RAVAG) zurück, die am 30. September 1924 gegründet wurde. 1938 wurde sie liquidiert und der deutschen Reichsrundfunkgesellschaft (ab 1939 Großdeutscher Rundfunk) als Reichssender Wien unterstellt. Nach Kriegsende 1945 wurden in jeder Besatzungszone eigene Programme gesendet. (Siehe Besetztes Nachkriegsösterreich). 1955 wurden diese als Österreichisches Rundspruchwesen vereinigt, 1958 entstand die Österreichischer Rundfunk Ges. m. b. H..
Grundlage für die Gründung des ORF in seiner heutigen Form war das erste österreichische Volksbegehren im Jahr 1964, das auf eine Reform des Rundfunkwesens abzielte. In Folge wurde 1966 das Rundfunkgesetz beschlossen, das am 1. Jänner 1967 in Kraft trat.
Das Rundfunkgesetz sieht u. a. einen gesetzlich verankerten Bildungsauftrag vor. Der ORF ist ein öffentlich-rechtlicher Sender, an den Gebühren zu entrichten sind. Diese unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, weil die Landesregierungen verschieden hohe Abgaben aufschlagen. Zusammen mit diesen betragen die ORF-Gebühren zwischen 17,18 € (Oberösterreich und Vorarlberg) und 21,88 € (Steiermark) im Monat. Außerdem sieht das Gesetz auch eine erhöhte Sendebereitschaft vor, so dass speziell im Informationsbereich erhöhte Sicherheitsbedingungen und autarke Systeme wie Notstromversorgungen, u. a. herrschen, da solche Sendungen auch im Katastrophen- oder anderen Krisenfällen ausgesendet werden müssen, was bei einem privaten Sender nicht zutrifft.
1993 wurde das Radiomonopol des ORF durch das Regionalradiogesetz aufgehoben. Seither müssen sich die Rundfunkprogramme des ORF gegen kommerzielle Konkurrenz behaupten. Der ORF ist aber weiterhin in mehrfacher Hinsicht gegenüber der privaten Konkurrenz begünstigt. So ist der ORF das einzige Medienunternehmen, das bundesweit flächendeckende Radioprogramme (Ö1, Ö3, FM4) anbietet, da nach dem Regionalradiogesetz bundesweite Radiolizenzen nicht vergeben wurden. Dies ist für Ö3 (auf Ö1 wird keine Werbung gesendet) ein erheblicher Wettbewerbsvorteil auf dem Werbemarkt. Auch hat die im ORF-Fernsehen ausgestrahlte Werbung für Ö3 des öfteren für Kritik gesorgt, da den privaten Radiosendern derartige Werbemaßnahmen aus Kostengründen weitgehend verwehrt sind. Seit Inkrafttreten des neuen ORF-Gesetzes am 1. Jänner 2002 ist dem ORF das Bewerben seiner Radioprogramme im Fernsehen und umgekehrt (sogenannte „cross promotion“) nicht mehr erlaubt. Zulässig sind lediglich neutral gehaltene Sendungshinweise.
1997 wurden in Wien ein Radiomuseum und das Radiokulturhaus eröffnet.
Das heutige Logo, welches zwei roten Augen, ein rundes elektronisches und ein ovales menschliches Auge darstellt, wurde von Erich Sokol entworfen.
Der ORF beteiligt sich immer wieder an humanitären Aktionen. Die größten dieser Aktionen sind Licht ins Dunkel und Nachbar in Not.
Das Online-Angebot des ORF gehört zu den meist besuchten Internetseiten Österreichs.
Intendanten

Der Generaldirektor wird für fünf Jahre gewählt und ist Alleingeschäftsführer des Gesamtunternehmens. Seit 1. Jänner 2002 ist Monika Lindner Generaldirektorin. Jedes ORF-Landesstudio wird von einem Landesdirektor geleitet.
Frühere Generalintendanten und Generaldirektoren (so lautet die Bezeichnung des Anstalts-Chefs seit der ORF-Reform im Jahr 2001) und seiner Vorgänger:
- 1924–1938: Oskar Czeija
- 1960–1967: Josef Scheidl
- 1967–1974: Gerd Bacher
- 1974–1978: Otto Oberhammer
- 1978–1986: Gerd Bacher
- 1986–1990: Thaddäus Podgorski
- 1990–1994: Gerd Bacher
- 1994–1998: Gerhard Zeiler
- 1998–2001: Gerhard Weis
- 2002– : Monika Lindner
Von 1967 bis 1974 war der spätere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk Fernseh-Programmdirektor des ORF.
Fernsehen
Programme
Der ORF produziert folgende Fernsehprogramme:
Seit Oktober 2005 ist der ORF nach der vollständigen Übernahme des Tourismus-, und Sportsenders TW1 im Besitz eines dritten Fernsehsenders.
Gemeinsam mit ARD, ZDF und SRG SSR idée suisse ist der ORF auch am Kulturkanal 3sat beteiligt und ist am Sender BR-alpha beteiligt.
Technik und Empfang
Anfangs gab es nur ein Fernsehprogramm. Die erste Fernsehsendung wurde am 1. August 1955 ausgestrahlt. Seit 1954 gab es schon Versuchssendungen. Die Besatzungsmächte verhinderten aber einen regulären Betrieb, durch Zukaufverbot, beispielsweise von Kameras. So wurden die ersten drei Kameras aus verschiedenen anderen Teilen provisorisch im eigenen Haus gebaut. Von den Politikern wurde anfangs dem Fernsehen keine große Zukunft prophezeit. Das sieht man beispielsweise an der Proporzbesetzung der Intendanten. So reklamierte Bundeskanzler Julius Raab den der ÖVP angehörenden Intendanten für den Hörfunk, während er den Fernsehintendanten der SPÖ überließ.
Nach Start des ersten Fernsehkanals kam das Technische Versuchsprogramm stundenweise dazu, bis endlich zuerst als FS1 und FS2, später als ORF 1 und ORF 2 rund um die Uhr Programme ausgestrahlt wurden. Seit 1969 sendet der ORF seine Programme in Farbe nach dem PAL-System. Die erste in Farbe ausgestrahlte Sendung war das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker am 1. Jänner 1969.
Örtlich war das ORF-Fernsehen im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling in einer ehemaligen Schule untergebracht. Einige Sendungen wurden aus dem Atelier Ronacher übertragen. Anschließend wurde auch aus dem leerstehenden Affenhaus des Tiergarten Schönbrunn gesendet, bis das heutige Haus am Küniglberg gebaut wurde.
Bis 2000 wurde Fernsehen ausschließlich terrestrisch und analog ausgestrahlt. Der ORF überträgt terrestrisch seine Radio- und TV-Programme mit 1.792 Sendegeräten an 477 Standorten. Seit 2001 sendet der ORF auch digital über den Satelliten ASTRA 1H (DVB, DVB-S). Seit 1. April 2004 läuft in Graz ein Pilotversuch mit terrestrischem, digitalem Fernsehen (DVB-T). Neben der Erprobung der Empfangssituation werden dabei auch interaktive Dienste mittels MHP getestet.
Für DAB gibt es in Wien und Tirol einen Versuchsbetrieb, um die Möglichkeiten von digitalen Radio zu testen.
Der Betrieb der Sendeanlagen erfolgt durch die am 1. Jänner 2005 gegründete Tochterfirma ORS Österreichische Rundfunksender GmbH. Der ORF hält an diesem Unternehmen 60 % der Anteile, 40 % hält die Raiffeisen-Tochter Medicur.
ORF 1 ist nur in Österreich, Südtirol und grenznahen Gebieten (z. B. Bayern) zu empfangen, da er nur terrestrisch und über Kabel unverschlüsselt ausgestrahlt wird. Über Satellit wird er verschlüsselt ausgestrahlt.
ORF 2 wird als ORF 2 Europe täglich von 06:00 Uhr bis 00:20 Uhr, mit Ausnahme von Sendungen für die keine europaweiten Senderechte vorhanden sind, unverschlüsselt über Astra ausgestrahlt.
TW1 wird nur über Astra, aber völlig unverschlüsselt ausgestrahlt.
On Screen Design (corner graphic)
Der ORF hat sein On-Screen-Design einem "Update" unterzogen: Die Sender-Kennung - im Bild rechts oben - ist nun nicht mehr grün für ORF 1 beziehungsweise rot für ORF 2 gefärbt, sondern wieder einheitlich grau. Für etwa 3 Jahre hatte der ORF das Senderlogo in grellen Farben rechts oben eingeblendet. Auch der Trailer von ORF 2 wurde geringfügig abgeändert; anstatt des roten Würfels mit gold-gelbem Zweier ist jetzt ein "abgeschlankter" Kubus mit weißer Ziffer im Programmtrailer zu sehen. Außerdem soll der sogenannte "Ziegel", das Anfang der Neunziger von Neville Brody entworfene aktuelle ORF-Logo, als Dachmarke verstärkt im Mittelpunkt stehen.
Weiterhin kennzeichnet der ORF bestimmte Sendungen zum Schutz Jugendlicher:
- Mit einem "X" links neben dem ORF-Logo (nicht unter 16).
- Mit einem "O" links neben dem ORF-Logo (nicht unter 18).
Das musikalische Design (Sound-Identity) von ORF 1 wurde von dem Komponisten Hannes Bertolini gestaltet, für die Sound-Identity von ORF 2 zeichnet sich der Komponist Thomas Rabitsch verantwortlich.
Wichtige Sendungen
Nachrichten:
Kultur und Geschichte:
Infotaiment:
Wissenschaft und Technik:
Show:
- Dancing Stars
- Starmania
- Taxi Orange
- Phettbergs Nette Leit Show (1995-1996)
- Musikantenstadl
- Millionenshow
- Expedition Österreich
- Donnerstag Nacht
- Echt fett
- Klingendes Österreich
Serien:
- Der Bulle von Tölz
- SOKO Kitzbühl
- Ein echter Wiener geht nicht unter
- Kaisermühlen-Blues
- Kottan
- MA 2412
- Tatort
- 11er Haus
Sonstige:
Das ORF-Kinderprogramm läuft meistens vormittags und am Wochenende im ORF 1, unter dem Namen Confetti TiVi und sendet zum Teil ORF-Eigenproduktionen wie z.B. die interaktive Kinderkrimiserie Tom Turbo von Thomas Brezina.
Leiter der ORF-TV-Information, und damit Herr über Zeit im Bild, Report, Thema, Eco und andere Nachrichten- und Informationssendungen, ist Chefredakteur Werner Mück.
Hörfunk
Der ORF produziert folgende Radioprogramme:
- Ö1 ist ein werbefreier Kultursender mit aufwändig produzierten Nachrichtenjournalen.
- Ö2 besteht aus neun regional ausgestrahlten Radioprogrammen, die sich jeweils thematisch auf ein Bundesland konzentrieren:
- Radio Wien
- Radio Niederösterreich
- Radio Oberösterreich
- Radio Burgenland
- Radio Salzburg
- Radio Steiermark
- Radio Tirol (auch in Südtirol ausgestrahlt)
- Radio Vorarlberg
- Radio Kärnten
- In den 1990er Jahren sind die ORF-Regionalradios zu Formatradios umgewandelt worden mit Schwerpunkt auf Volks- und volkstümlicher Musik, Schlager, Oldies und Superhits. Ihr Zielpublikum liegt bei der Gruppe 35+, wo sie klarer Marktführer sind.
- Hitradio Ö3 ist ein „Contemporary Hitradio (CHR)“ mit Schwerpunkt auf aktueller Popmusik in sehr enger Rotation. Ö3 ist das erfolgreichste Österreichische Radioprogramm mit etwa 3 Millionen täglichen Hörern. Die meistgehörte Sendung ist der „Ö3-Wecker“ täglich von 5 - 9 Uhr, am Samstag von 6 - 10 Uhr.
- FM4 ist auf alternative Popmusik, Trends und Szene-Berichte spezialisiert. Das tägliche Programm von 1.00 Uhr bis 14.00 Uhr wird auf Englisch ausgestrahlt; Nachrichten werden wechselnd auf Englisch, Deutsch und Französisch gesendet - hier finden sich Reste des international orientierten Senders Blue Danube Radio, der ursprünglich auf dieser Frequenz sendete und in den 90er-Jahren schrittweise eingestellt bzw. von FM4 abgelöst wurde. Aufgrund der ungewöhnlichen Musikauswahl und fehlender entsprechender Angebote deutscher Radiosender ist FM4 auch in Süddeutschland beliebt.
- Radio 1476 ist ein spezielles Programm des ORF für Wien, das auf Mittelwelle auf der Frequenz 1476 kHz vom Standort Bisamberg bei Wien mit einer Sendeleistung von 60 kW ausgestrahlt wird.
Daneben sendete Radio Österreich International auf Kurzwelle, über Satellit und im Internet weltweit. Aus Kostengründen wurde am 1. Juli 2003 das eigenständige Programm von Radio Österreich International durch das Programm von Ö1 ersetzt und der Sender in Radio Österreich 1 International umbenannt.
Moderatoren
- Roland Adrowitzer
- Armin Assinger
- Günther Bahr
- Gerald Groß
- Miriam Hie
- Robert Hochner
- Rosemarie Isop
- Arabella Kiesbauer
- Tarek Leitner
- Vera Russwurm
- Danielle Spera
- Barbara Stöckl
- Ingrid Thurnher
- Marcus Wadsak
- Armin Wolf
Internet
Seit 1997 liefert eine eigene Tochterfirma, die Teletext Produktions GmbH. Das Produkt ORF.at ist durch die große Community zur meistbesuchten Nachrichtenseite Österreichs geworden.
Sonstiges
Gemeinsam mit der Presse kürt der ORF jährlich seit 2004 verdiente Persönlichkeiten aus den Kategorien Wissenschaft, Wirtschaft und Humanität zu Österreicher des Jahres.
Literatur
- Gerhard Freund: Fernsehen, nah gesehen. Europa-Verlag, Wien 1961.
- Viktor Ergert: 50 Jahre Rundfunk in Österreich. (3 Bde.) Residenz Verlag, Salzburg 1974 ISBN 3701701199 bzw.
- Viktor Ergert, Hellmut Andics, Robert Kriechbaumer: Die Geschichte des Österreichischen Rundfunks (4 Bde.), Hg. vom Österreichischen Rundfunk
- Franz Ferdinand Wolf: 25 Jahre ORF. 1975-2000., Residenz Verlag, Salzburg 2001.
- Haimo Godler, Manfred Jochum, Reinhard Schlögl, Alfred Treiber (Hgg.): Vom Dampfradio zur Klangtapete. Beiträge zu 80 Jahren Hörfunk in Österreich. Böhlau Verlag, Wien 2004.ISBN 3205772393
- Kurt Tozzer, Martin Majnaric: Achtung Sendung, Ueberreuter, Wien, 2005, ISBN 3800070901
- Thaddäus Podgorski: Die große Illusion. Bibliophile Edition, Wien 2005.
Weblinks
- ORF.at
- FM4
- Fernsehprogramme des ORF
- Radio- und Regionalprogramme des ORF
- ORF-Landesstudios: Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Burgenland
- ORF-Medienforschung
- ORS.at