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Produktionsfaktor

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Unter Produktionsfaktoren versteht man alle materiellen und immateriellen Mittel und Leistungen, die an der Bereitstellung von Gütern mitwirken. Dabei ist zwischen volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Betrachtung zu unterscheiden.

Produktionsfaktoren in der Volkswirtschaftslehre

Die klassische Volkswirtschaftslehre betrachtet seit Adam Smith die Faktoren Arbeit, Kapital und Boden. Später reduzierte Karl Marx diese nur noch auf die Arbeit.

Träger des Faktors Arbeit ist in der klassischen Volkswirtschaftslehre allein der arbeitende Mensch. Der Begriff Boden wird dreierlei unterschieden. Abbauböden sind Bodenschätze, Wildtiere, Urwälder, Wind- und Wasserkraft, sowie Sonnenenergie. Der Abbau von Bodenschätzen durch Bergwerke ist eine variante der Nutzung von Abbauböden. Anbauboden ist der für die Land- und Forstwirtschaft genutzter Boden (z.B. Plantagenwirtschaft oder Tierzucht). Bebauungsboden ist die Fläche welche für Bauwerke, Verkehrswege und Müll zur Verfügung steht. Boden ist ohne menschliches Zutun auf dem Globus verfügbar. Kapitalgüter sind jene Inputs in die Produktion, die ihrerseits produzierte Güter sind. Grundsätzlich sind Kapitalgüter Maschinen aller Art: Traktoren, Gebäude, Computer und Ähnliches. Ob das Wissen auch als eigenständiger Produktionsfaktor betrachtet werden kann, ist strittig.

In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man fixe und variable Faktoren. Es kann sehr schwierig sein, einige Inputs innerhalb einer gegebenen Zeitperiode anzupassen, typischerweise ist das bei vertraglichen Verpflichtungen (z.B. Mietverträge über Maschinen) gegeben. Solch einen Produktionsfaktor, der für das Unternehmen in einer festgelegten Menge gegeben ist, bezeichnet man als fixen Faktor. Kann ein Faktor in verschiedenen Mengen eingesetzt werden, bezeichnet man ihn als variablen Faktor. Normalerweise ist ein kurzfristiger Produktionsfaktor fix, langfristig allerdings kann jeder Input verändert werden. Eine weitere Unterscheidung sind die quasifixen Faktoren. Dies sind Produktionsfaktoren, die unabhängig vom Output in fixen Mengen verwendet werden müssen (z.B. die Beleuchtung des Produktionsgebäudes).

Produktionsfaktoren in der Betriebswirtschaftslehre

Die einzelbetriebliche Betrachtung erfordert eine genauere Begriffsdifferenzierung für die Produktionsfaktoren. Allgemeine Akzeptanz findet dabei die vorgenommene Gliederung von Erich Gutenberg (1951) der betrieblichen Produktionsfaktoren (Leistungsfaktoren). Gutenberg untergliedert den Faktor Arbeit in dispositive Arbeit (Planung, Organisation, Kontrollen etc.) und in objektbezogene Arbeit (Arbeit am Erzeugnis). Die volkswirtschaftlichen Faktoren Boden und Kapital werden zusammengefasst und betriebswirtschaftlich gegliedert in Betriebsmittel (Grundstücke, Gebäude, Anlagen, Maschinen, Einrichtungen und Geldmittel) und Werkstoffe (alle Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halb- und Fertigerzeugnisse, die als Bestandteil in die Erzeugnisse eingehen oder, wie Energie und Schmiermittel, zum Betrieb von Betriebsmittel erforderlich sind). Eine Leistungserstellung welche, außer Arbeitsleistungen und Betriebsmitteln auch den Faktor Werkstoff enthält, entspricht einer Produktion.

Laut Gutenberg werden die drei Faktoren durch einen vierten Faktor zu einer produktiven Einheit kombiniert. Dieser vierte Faktor ist der dispositive Faktor, welcher hinsichtlich der optimalen Faktorkombination wichtig ist. Der dispositive Faktor bildet den planerischen und strategisch/operativen Einsatz der vorgenannten Faktoren im Unternehmen ab. Es handelt sich also um ein immaterielles Gut, welches nur im begrenzten Umfang substituiert werden kann.

Bei dem Versuch, die betriebswirtschaftlichen Grundprobleme der Gestaltung eines optimalen güterwirtschaftlichen Gleichgewichts zu erfassen und zu analysieren, spielt die Bereitstellung der Produktionsfaktoren eine entscheidende Rolle.

In der Phase der Bereitstellung der Produktionsfaktoren gilt es, die Produktionsfaktoren in der erforderlichen Art, Güte und Menge rechtzeitig und am richtigen Ort für den Kombinationsprozeß bereitzustellen. Dabei ist gemäß dem Wirtschaftlichkeitsprinzip darauf zu achten, dass die Bereitstellungskosten minimiert werden. Die Bereitstellung hat dabei zwei Aufgaben: Erstens die technische Aufgabe der Bereitstellungsplanung. Das heißt für eine störungsfreie Produktion, eingehaltene Fertigungstermine, Erfüllung der Qualitätsstandards u.ä., Sorge zu tragen. Zweitens die ökonomische Aufgabe, welche aus den Erfolgszielen des Unternehmens abzuleiten ist.

Das von Gutenberg entwickelte System ist vor allem auf die Produktion und Industriebetriebe ausgelegt. Mit der zunehmenden Verlagerung in den tertiären Sektor, d.h. dem Aufkommen des Dienstleistungssektors, stieg die Bedeutung der Mitwirkung des Kunden an der Leistungserstellung, der Kundenintegration. Rudolf Maleri hat dazu den Begriff des externen Faktors geprägt, der zur Leistungserstellung zwingend notwendigen Beitrags (aktiv oder passiv) weiterer Leistungserbringer.

Wissen etabliert sich zunehmend als eigenständiger Produktionsfaktor (4.Faktor), obwohl es zumindest teilweise schon in Gutenbergs dispositivem Faktor abgedeckt ist. Information wird als Ressource im Leistungserstellungsprozess verwendet. Dabei kann zusätzliches Wissen entstehen (siehe Wissensmanagement).

Literatur

  • Erich Gutenberg: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre - Band 1: Die Produktion; Berlin: Springer-Verlag, 1983, ISBN 3540056947
  • Henner Schierenbeck: Grundzüge der Betriebswirtschaft, Oldenbourg Verlag München, ISBN: 3-486-25297-6
  • Hal R. Varian: Grundzüge der Mikroökonomie, Oldenbourg Verlag München, ISBN: 3-486-27453-8