Kämpfe im Bezirk Oberwart 1945
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Kämpfe im Bezirk Oberwart 1945 | |||||||||||||||||
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Teil von: Zweiter Weltkrieg | |||||||||||||||||
Datum | 29. März 1945 bis 8. Mai 1945 | ||||||||||||||||
Ort | Bezirk Oberwart | ||||||||||||||||
Ausgang | sowjetischer Sieg | ||||||||||||||||
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Vorgeschichte
Am 6. März 1945 begann am Nordostende des Plattensees die Operation "Frühlingserwachen". Sie stellte die letzte große Offensive der Wehrmacht im 2. Weltkrieg dar. Den Hauptschlag führte dabei die 6. Panzerarmee, die nach der missglückten Ardennenoffensive nur notdürftig aufgefrischt worden war. Hinter dem Rücken der nach Südosten vorstoßenden Panzerdivisionen der Waffen-SS versammelte in weiterer Folge die Rote Armee zahlreiche Infanterie- und Panzerverbände, um selbst offensiv zu werden. Ziel dieses "Wiener Operation" genannten Vorhabens war die ehemalige österreichische Hauptstadt.[1]
Den Sowjettruppen gelang es nach tagelangen Kämpfen die Front zwischen der 6. Panzerarmee und der 6. Armee aufzuspalten und ein rießiges Loch in die deutschen Verteidigungsstellung zu reißen. Die bei der Operation "Frühlingserwachen" eingesetzten Divisionen konnten sich nur knapp der Einkesslung entziehen und zogen sich zum Teil fluchtartig in Richtung Nordwesten nach Wien zurück. Der Rückzug der 6. Armee zielte auf das Gebiet des Südburgenlandes. Entlang der ehemaligen Grenze des Burgenlandes zu Ungarn war eine Verteidigungsstellung entstanden, die von der nationalsozialistischen Propaganda als Südostwall bezeichnet worden war. Da aber die entstandene Lücke zwischen den beiden sich zurückziehenden deutschen Armeen nie richtig geschlossen werden konnte und auch der militärische Wert der errichteten Verteidigungsstellung sehr fragwürdig war, konnte diese von den schnellen Verbänden der 3. Ukrainischen Front (4. und 9. Gardearmee sowie die 6. Gardepanzerarmee) problemlos durchstoßen werden.[1]Das Loch in der deutschen Front reichte vom Südende des Neusiedler Sees bis nach Rechnitz, einer Ortschaft in der Nordostecke des Bezirks Oberwart. So war es nicht weiter verwunderlich, dass der erste sowjetische Soldat am 29. März um die Mittagszeit bei Klostermarienberg (Bezirk Oberpullendorf) ehemals österreichischen Boden betrat. Er dürfte zum IX. Garde-mech. Korps der 6. Gardepanzerarmee gehören haben, welche die Speerspitze der 3. Ukrainischen Front beim Angriff auf Wien darstellte.[2]
Der Bezirk Oberwart lag am südlichen Ende dieses Einbruchraumes und wurde von der sowjetischen Hauptstreitmacht nur im Nordosten gestreift. Die für die Eroberung des Verwaltungsbezirkes vorgesehene 26. Armee folgte den Gardearmeen nach links rückwärts gestaffelt und erreichte mit ihrer Masse deutsches Staatsgebiet erst am 4. April.
Eingesetzte Truppenverbände
Deutsche Truppenverbände
- Übergeordnete Kommandobehörden:
- Heeresgruppe Süd, Oberbefehlshaber General der Infanterie Otto Wöhler
- 6. Armee, Oberbefehlshaber General der Panzertruppe Hermann Balck
- Heeresgruppe Süd, Oberbefehlshaber General der Infanterie Otto Wöhler
Befehlshabende Kommandobehörde aller im Bezirk eingesetzten Verbände: III. Panzerkorps, Kommandierender General: General der Panzertruppe Hermann Breith
Gliederung des III.Panzerkorps:[1]
- Korpstruppen
- Volkswerferbrigade 17
- Volkswerferbrigade 19
- Heeres-Sturmartillerie-Brigade 303
- Heeresartillerieabteilung 171
- Panzer-Abteilung (Tiger) 509
- K.Gr. Gottwald
- Btl. Büttner
- Volkswerferregiment 24
- Beob.Abt. 34
- Feldersatzbataillon 75 (1.Pz.D.)
- Volkssturm
- K.Gr. Siegers
- Gebirgsjäger Ersatz- und Ausbildungsbataillon 138 aus Graz (Stärke rund 500 Mann)[3]
- Gebirgsveterinär-Ersatzkompanie (Stärke rund 150 Mann)
- Kavallerieersatzschwadron (Ersatzeinheit der 3. Kavalleriedivsion; Stärke rund 180 Mann)
- K.Gr. Schweitzer
- SS-Panzergrenadier Ausbildungs- und Ersatzbataillon 11 aus Graz (Ersatzeinheit der 11. SS-Panzergrenadierdivision 'Nordland'; Stärke rund 900 Mann)[3]
- SS-Rgt. Ney
- 1. Volksgebirgsdivision
Folgende Volkssturmeinheiten waren im Bezirk eingesetzt:[1]
- Abschnitt Rechnitz, Kommandant Hauptmann Osterroth
- 1. und 2. Kompanie des Bau Pionierbataillon 730
- Drei Flakkampfgruppen des Wehrkreises XVII bei Dürnbach (I./10/XVII), Hannersdorf (II./10/XVII) und Markt Neuhodis (III./10/XVII) mit einer jeweiligen Stärke von 2 Geschützen 8,8 cm und 3 Geschützen 3,7 cm
- Zollgrenzschutzkompanie Rechnitz (Stärke 60 Mann)
- Volkssturmbataillon Oberwart 31/181
- Volkssturmbataillon Bruck a.d. Mur 31/1
- Volkssturmbataillon Leoben 31/131
- Volkssturmbataillon 31/185
- Abschnitt Kohfidisch, Kommandant Oberleutnant Groß:
- 3. Kompanie des Bau Pionierbataillons 730
- Zollgrenzschutzkompanie Eberau (Stärke 60 Mann)
- Volkssturmbataillon Weiz 31/201
- Volkssturmkompanien 31/184/4 und 31/46/3
Sowjetische Truppenverbände
- Übergeordnete Kommandobehörden:
- 3. Ukrainische Front, Oberbefehlshaber Generalleutnant S. P. Iwanow
Kämpfe um Rechnitz Ende März: Teile der 9. Gardearmee: Oberfehlshaber Generaloberst V.V.Glagolev
Gliederung der beteiligten Kräfte der 9. Gardearmee:[1]
- XXXVII. Gardeschützenkorps (Kommandierender General: Generaloberst P.V.Mironov)
- 98. Gardeschützendivision
- 99. Gardeschützendivision
- 103. Gardeschützendivision
Die Hauptlast der Kämpfe trug die 26. Armee: Oberbefehlshaber Generalleutnant N.A.Gagen
Gliederung der 26. Armee:[1]
- CXXXV. Schützenkorps (Kommandierender General: Generalmajor I.V.Gnedin)
- 74. Schützendivision
- 151. Schützendivision
- 155. Schützendivision
- XXX. Schützenkorps (Kommandierender General: Generalmajor G.S.Laz'ko)
- 74. Schützendivision
- 36. Gardeschützendivision
- 68. Gardeschützendivision
- CIV. Schützenkorps
- 93. Schützendivision
- 233. Schützendivision
- 66. Gardeschützendivision
- In Reserve: LXXV. Schützenkorps (keine Gliederung bekannt)
- ab 12. April: V. Gardekavalleriekorps (Kommandierender General: Generalmajor S.I.Gorskov)
- 11. Garde-Kavalleriedivision
- 12. Garde-Kavalleriedivision
- 63. Kavalleriedivision
- Panzerregiment 57
- Panzerregiment 60
- Panzerregiment 71
- Gardepanzerregiment 150
- Sturmgeschützregiment 1896
Ab Mitte April Teile der 27. Armee: Oberfehlshaber Generaloberst S.G.Trofimenko
Gliederung der eingesetzten Teile der 27. Armee:[1]
- XXXIII. Schützenkorps (Kommandierender General: Generalmajor A.I.Semenov)
- 206. Schützendivision
- 337.Schützendivision
- 3. Gardeluftlandedivision
Verlauf
Erste Kämpfe und Massaker an ungarischen Zwangsarbeitern
Die erste größere Ortschaft des Bezirkes Oberwart, die von der Roten Armee 1945 erobert wurde, war Rechnitz. Denn nur wenige Kilometer nördlich dieser Gemeinde stieß das Gros der schnellen Verbände der 3. Ukrainischen Front in Richtung Wien vor. An der linken Flanke des Angriffkeiles marschierte die 9. Gardearmee und ein Teil dieser Armee, das XXXVII. Garde-Schützenkorps, überschritt am Abend des 29. März die Grenze und eroberte die Ortschaft bis zum Morgen des 30. März. Als deutsche Kräfte standen den Sowjets zu diesem Zeitpunkt nur drei Volkssturmbataillone gegenüber. Die noch auf ungarischem Boden befindliche A-Linie der Reichsschutzstellung war vom Geschriebenstein bis zur Eisenbahnlinie Oberwart-Steinamanger vom Volkssturmbataillon Oberwart besetzt. An diese Einheit schloss sich Richtung Süden das Volkssturmbataillon Bruck a.d. Mur an. In der dahinterliegenden B-Linie des Südostwalls war auf der ganze Länge das Volkssturmbataillon Leoben als Reserveeinheit verteilt. Einige Flakkampftrupps im Hinterland sollten den nötigen Rückhalt geben. Für die Elitesoldaten der 9. Gardearmee stellten die Verteidiger jedoch kein ernsthaftes Hindernis dar. Auch Gegenmaßnahmen des Abschnittskommandanten Hauptmann Osterroth konnten das verloren gegangene Gelände nicht zurückgewinnen. [1]

In der Ortschaft selbst hatte es wenige Tage zuvor (in der Nacht vom 24. auf den 25. März) nach einem Fest im Rechnitzer Schloss ein Massaker gegeben, dem ca. 200 ungarische Zwangsarbeiter zum Opfer gefallen waren. Das Massengrab mit ihren Leichen wurde bis heute nicht gefunden, an ihr Schicksal erinnert ein Mahnmal beim sogenannten Kreuzstadl.
Fast zeitgleich mit dem Eintreffen der ersten sowjetischen Soldaten in der Nordostecke des Bezirkes fand 20 Kilometer weiter südlich ein zweites Massaker an jüdischen Zwangsarbeitern statt. Schauplatz war das Gemeindegebiet von Deutsch Schützen, das aufgrund des Nachhinkens der 26. Armee noch nicht von den Russen erobert worden war. Im Gegensatz zum Rechnitzer Massaker konnten die Toten 40 Jahre danach gefunden und würdevoll bestattet werden.
Eintreffen von Verstärkungen und Wiedereroberung von Rechnitz
Im Laufe des 30. März traf mit Generalleutnant Walter Krause ein hoher Offizier im Kampfraum ein. Er war der Kommandant des rückwärtigen Armeegebietes ("Korück") der sich aus Ungarn zurückziehenden 6. Armee. Als erste Kampfverbände brachte er zwei infanteristisch eingesetzte Einheiten einer Volkswerferbrigade mit, die der Armee unmittelbar unterstellt waren. Diese Soldaten besetzten die B-Linie des Südostwalls im Osten von Schachendorf, sie mussten sich aber noch im Laufe des Tages aus dem Ort zurückziehen, weil sie dem Angriffsdruck der Sowjets aus östlicher Richtung nicht standhalten konnten.[1]
In der Zwischenzeit hatte der Befehlshaber des Wehrkreis XVIII, General der Gebirgstruppen Julius Ringel mehr als 1500 Mann Verstärkung in die bedrohte Gegend verlegen lassen. Bis zum 31. März 2.00 Uhr erreichten das SS-Panzergrenadier Ausbildungs- und Ersatzbataillon 11, das Gebirgsjäger Ersatz- und Ausbildungsbataillon 138, eine Gebirgsveterinär-Ersatzkompanie sowie eine Kavallerieersatzschwadron den Raum Großpetersdorf. Sämtliche im Gefechtsraum befindliche Truppen wurden unter dem Befehl von Generalleutnant Walter Krause zur "Divisionsgruppe Krause" zusammengefasst. Das in der Befehlskette übergeordnete III. Panzerkorps richtete in der Zwischenzeit seinen Gefechtstand in Kemeten ein.
Fast schien es, dass die Divisionsgruppe mit der Zufuhr des Gebirgsjägerregimentes 99 der 1. Gebirgsdivision eine wesentliche Verstärkung bekommen sollte, allerdings wurde dieses Regiment dann doch in die Südostecke des Bezirkes, nach St. Kathrein im Burgenland einem Ortsteil von Deutsch Schützen, beordert um dort die Reichsschutzstellung zu besetzen.
Am 31.3. startete der Gegenangriff dieser neuen Verbände. Als südliche Gruppe eroberten das Gebirgsjäger Ersatz- und Ausbildungsbataillon 138 und die Gebirgsveterinär-Ersatzkompanie einen Teil von Schachendorf zurück, sowjetische Gegenstöße mit Panzern zwangen aber wieder zur Aufgabe des Dorfes. Der Angriff der nördlichen Gruppe, dem SS-Panzergrenadier Ausbildungs- und Ersatzbataillon 11 und der Kavallerieersatzschwadron, konnte an diesen Tag noch nicht stattfinden, weil es Verzögerungen bei der Bereitstellung gab.
Der Angriff fand daher erst am 1. April statt und er führte aufgrund des Überraschungselementes zu einem vollen Erfolg. Das SS-Batallion, in der Masse 16- und 17-jährige holländische Freiwillige, stellte sich im Waldgebiet nordwestlich von Rechnitz bereit und griff gegen 11.00 Uhr die vollkommen überraschten Russen an. Diese räumten sogar fluchtartig die Ortschaft und die holländischen Einheit stieß bis zur Reichsschutzstellung vor. Eine Verbindung mit der südlichen Kräftegruppe konnte jedoch nicht hergestellt werden. Dem Bataillonskommandeur SS-Sturmbannführer Willi Schweitzer wurde für diesen Erfolg das Ritterkreuz verliehen, allerdings fehlt eine Bestätigung in der einschlägigen Fachliteratur dafür.[4]
Die jungen holländischen Freiwilligen fanden in der Ortschaft eine verstörte Bevölkerung vor, die unter Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen und Plünderungen gelitten hatte. Am 3. April wurde noch einmal ein Versuch unternommen, die Verbindung nach Süden herzustellen. Jedoch musste dieses Vorhaben nach hohen Verlusten aufgrund eines sowjetischen Gegenangriffes abgebrochen werden. [3]
Der Großangriff der 26. Armee
Die Eroberung der Nordhälfte des Bezirkes
Nachdem bereits in den Tagen zuvor kleinere Einheiten der heranrückenden 26. Armee in lokale Kämpfe eingegriffen hatten, war deren Aufmarsch vor der Staatsgrenze am 4. April vollzogen. Am nächsten Tag um 8.00 Uhr traten Schützendivisionen der 26. Armee zum Großangriff auf den Bezirk Oberwart an. Das XXX. Schützenkorps griff die durch die vorangegangene Kämpfe schon sehr geschwächten Verbände der Divisionsgruppe Krause an und erzielte gegen Mittag einen operativen Durchbruch. Noch am gleichen Tag fielen Großpetersdorf und der Bezirksvorort Oberwart. Die Divisionsgruppe Krause verlegte ihren Gefechtsstand zurück nach Rotenturm und dann weiter nach Oberdorf. Für die Besetzung von vorbereiteten Verteidigungsanlagen rund um Riedlingsdorf fehlten die Soldaten. [5] So erreichte das XXX.Schützenkorps Pinkafeld in den Abendstunden kampflos. Die Nordhälfte des Bezirkes Oberwart wurde somit in weniger als 24 Stunden von der Roten Armee erobert. Der Vorstoss der Roten Armee ging in Richtung Nordwesten weiter, so wurde am 6. April Friedberg eingenommen. Erst danach drehten die russischen Verbände wieder nach Westen ein, um die 6. Armee zu überflügeln.
Von den dezimierten Einheiten der Divisionsgruppe Krause konnten sich nur wenige Überlebende retten. Zum Teil versuchten sich Soldaten einzeln oder in kleinen Gruppen zu den deutschen Linien durchzuschlagen.
Der Rückzug des SS-Panzergrenadier Ersatz- und Ausbildungsbataillon 11

Die größte deutsche Kräftegruppe, die sich bemühte, die notdürftig errichteten deutschen Auffangstellungen entlang der ehemaligen steirischen Grenze zu erreichen, war das in Rechnitz eingesetzte SS-Panzergrenadier Ersatz- und Ausbildungsbataillon 11. Durch den Angriff der 26. Armee wurde es in Rechnitz von dem Rest der deutschen Truppen abgeschnitten. SS-Sturmbannführer Willi Schweitzer befahl daher den Ausbruch seines Rest-Batallions. Dabei machte man sich die ausgedehnten Waldgebiete des Günser Gebirges zunutze. Der Weg führte die mehrheitlich holländischen SS-Soldaten über den Hirschenstein, Glashütten, an Schlaining und Alt-Schlaining vorbei auf Unterschützen. Dort kam es zu einem Gefecht mit Trosseinheiten der Roten Armee. Als nächstes war es notwendig, das 2 Kilometer breite Pinkatal nördlich von Oberwart in Richtung Westen zu überqueren. Von drei Seiten beschossen, unter anderem musste ein Flankenangriff aus Oberwart heraus abgewehrt werden, gelang es die Waldgebiete rund um Buchschachen zu erreichen, nachdem auch feindliche Pak-Stellungen überwunden werden mussten. Am Morgen des 8. Aprils erreichten die stark dezimierten Einheiten die eigenen Linien im Lafnitz-Tal. Überlebende Bataillonsangehörige berichteten, dass sich in den Tagen nach dem Durchbruch lediglich 150 unversehrte Männer bei einem Sammelpunkt in Grafendorf in der Steiermark eingefanden.[3] In Buchschachen im Ried 'Taborschluchten' gibt es einen Gedenkstein, der an 21 tote SS-Angehörige erinnert, die nach dem Krieg aus diversen Feldgräbern geborgen und dort neu bestattet wurden. In den 1960er-Jahren wurden sie auf den Sammelfriedhof Mattersburg umgebettet, wo sie ihre endgültige Ruhestätte fanden.
Die Kämpfe in der Südhälfte des Bezirkes
Südlich der Divisionsgruppe Krause hielten einzelne Verbände der 1. Gebirgsdivision die deutsche Frontlinie. Folgende Einheiten waren dabei von Norden bis Süden innerhalb der Bezirksgrenzen eingesetzt:[3]
- Aufklärungsabteilung 54 den Raum nördlich des Eisenbergs
- Feldersatzbataillon 75, ein dienstzugeteilte Einheit der 3. Panzerdivision, Raum Eisenberg
- Gebirgspionierbataillon 54 den Raum zwischen Eisenberg und Deutsch Schützen
- Gebirgsjägerregiment 99 den Raum südlich von Deutsch Schützen
Das Gebirgsjägerregiment 99 war ursprünglich als Verstärkung für die Divisionsgruppe Krause im Norden gedacht, wurde dann aber zunächst in der Reichschutzstellung benötigt. Einzelne kleinere Gefechte mit ersten heranrückenden Einheiten der 26. Armee führten dazu, dass sich die Division bereits am 1. April aus den Ortschaften Eisenberg und Deutsch Schützen zurückzog. Erst als sich der russische Großangriff im Norden des Bezirkes abzeichnete, wurden Teile des Gebirgsjägerregimentes 99 beginnend ab 4. April herausgelöst und am 5. und 6. April in der Linie Kotezicken - Großpetersdorf - Oberwart eingesetzt um die linke Flanke der Gebirgsdivison zu schützen. Auch das I. Bataillon des Gebirgsjägerregiment 98 wurde im Laufe des 5. April nach Norden verlegt und lieferte sich bei Kemeten Rückzugsgefechte mit den Einheiten der Roten Armee.

Gefechte von Einheiten des Gebirgsjägerbataillons 99 gab es am 5. April auch bei Kleinpetersdorf und Kotezicken. Besonders heftig gekämpft wurde in und um Kohfidisch. Am 6. April gelang es ersten russischen Einheiten in den Ort einzubrechen. Im Gegenstoß wurden die eingebrochenen Angehörigen der Roten Armee wieder aus dem Ort geworfen. Auch das Kohfidischer Schloss war dabei Schauplatz von Nahkämpfen. Am 7. April unternahmen die Gebirgsjäger sogar einen Gegenangriff, der dazu führte, dass die Weingärten des Csaterberges in die Front mit eingebezogen werden konnten. Bei diesem Angriff wurden 220 tote Rotarmisten gezählt. Aber auch die deutschen Verluste stiegen in den nächsten Tagen an, weil die Rote Armee mit überlegenen Kräften der 155. Schützendivision und anderer Einheiten des CXXXV. Schützenkorps versuchte, das verlorene Terrain wieder zu gewinnen.[3]
In der Nacht von 11. auf den 12. April räumte die 1. Gebirgsdivision schließlich die Stellungen in der Südostecke des Bezirkes Oberwart. Der Befehl lautete sich etwa 15 bis 20 Kilometer nach Westen auf die Lafnitzvorstellung zurückzuziehen. Da die Bezirksgrenze zwischen Oberwart und Güssing in nordwestlicher Richtung verläuft, befanden sich die neuen Stellungen im ehemaligen Bezirk Güssing (den Bezirk Güssing gab es während des Dritten Reiches nicht als Verwaltungseinheit). Somit waren nun ab 12. April ca. 90 Prozent des Oberwarter Bezirkes in der Hand der Roten Armee. Nur im Raum von Markt Allhau wurde in den nächsten zwei Tagen noch auf burgenländischen Boden gekämpft, während es für den Rest des Krieges 'nur' mehr Artillerie- und Feuergefechte zwischen den sich entlang der steirischen Grenze eingegrabenen deutschen Verteidiger und den angreifenden Rotarmisten gab.
Kämpfe im Westen des Bezirkes bei Markt Allhau und Buchschachen
Während der Hauptstoß der 26. Armee nach Nordwesten zielte, versuchten kleinere Einheiten der Roten Armee nördlich von Oberwart das Lafnitztal zu erreichen. Generalleutnant Krause stellte sich mit den Resten seiner Divisionsgruppe sowie drei von der 1. Gebirgsdivision abgestellten Bataillone den sowjetischen Absichten entgegen. In der Zeit vom 6. bis zum 8. April entbrannten bei Buchschachen, heute ein Ortsteil von Markt Allhau, heftige Gefechte. Nach zwei Tagen setzten sich die deutschen Truppen hinter die Lafnitz ab, hielten dort jedoch die Stellung bis zu Kriegsende. [6].
Einige Kilometer weiter südlich in Markt Allhau dauerten die Kämpfe noch einige Tage länger bis zum 14. April an, ehe sich auch dort die deutschen Truppen hinter den Grenzfluss zurückzogen. Die dort eingesetzten Gebirgsjäger wurden ab 12. April wieder ihrer Stammdivision unterstellt, die in weiterer Folge für den Verteidigungsabschnitt an der Lafnitz zuständig war. Generalleutnant Krause wurde abgelöst, um Kampfgruppen im Joglland zu übernehmen, die sich den dort vorstoßenden sowjetischen Kräften entgegenstellten.[1]
Die Kämpfe in Markt Allhau stellten neben jenen in Rechnitz/Schachendorf und Kohfidisch/Csaterberg den dritten Schwerpunkt im Kampfgeschehen innerhalb der Bezirksgrenzen dar.
Folgen
Militärische Folgen
Die militärischen Folgen der Kämpfe im Bezirk Oberwart für die Wehrmacht, insbesonders für die 6. Armee, waren, dass ihr linker Flügel nicht nur in der Luft hing sondern bereits ab 7. April durch einen Erkundungsvorstoß des XXX. Schützenkorps in Richtung St. Jakob in seiner tiefen Flanke bedroht war. Den in der Oststeiermark bereitgestellten Alarmeinheiten gelang es nur mit Hilfe von Teilen der aus Süden kommenden 1. Panzerdivision einzelne russische Einheiten wieder zurückzudrängen.
Besonders dramatisch entwickelte sich die Lage ab 13. April als die 26. Armee mit dem ihr neu zugeteilten V. Gardekavalleriekorps diesen Flankenstoß verstärkte. Die deutschen Verteidiger hatten den drei Kavalleriedivisionen und den vier Panzerregimentern des Gardekorps vorerst nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen. Die Sowjets eroberten unter anderem die Ortschaften Miesenbach, Strallegg, Fischbach und Ratten.[3]
Die Situation wurde so bedrohlich, dass ab 16.4. eine groß angelegte Gegenoffensive begann. Dazu wurden Teile der 1. Gebirgsdivision, der 1. Panzerdivision, der am Semmering neu gebildeten 9. Gebirgsdivison sowie der 117. Jägerdivision eingesetzt. Dass die Jägerdivision zur Verfügung stand war insofern ein Glücksfall, weil sie von der Heeresgruppe E vom Balkan abgezogen und nach Norden beordert wurde. Bei Mürzzuschlag wurden die Soldaten aus den Zügen geholt und über Krieglach in den Kampf geschickt. Durch diesen konzentrischen Angriff wurde dem Gardekavalleriekorps bis zum 23. April empfindliche Verluste zugefügt, sodass es sich weitgehend aus den steirischen Ortschaften zurück ziehen musste.
Die Front kam nun zur Ruhe. Auch deswegen weil die Rote Armee seit dem 23. April massive Umgruppierungen nach Norden vornahm. Einheiten der 26. Armee wurden in Richtung Niederösterreich verlegt und durch Truppen der südlich anschließenden 27. Armee ersetzt, die einen reinen Verteidigungsauftrag hatten. Dadurch herrschte bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 im Kampfraum und in der burgenländischen Etappe des Bezirkes Oberwart weitestgehend Ruhe.[1]
Konsequenzen für die Zivilbevölkerung
Verluste
Zivilbevölkerung und Wehrmacht
Die genaue Anzahl der Toten bei den Kämpfen im Bezirk Oberwart zu ermitteln ist etwas schwierig, weil zum Teil widersprüchliche Informationsquellen vorliegen. Welche Schwierigkeiten sich bei der Ermittlung der exakten Zahlen ergeben, zeigt das Beispiel der auf dem Gemeindegebiet von Riedlingsdorf aufgefundenen gefallenen deutschen Soldaten. Je nach Quelle wird ihre Zahl mit 12 (Gemeindebericht), 13 (Bericht des Österreichisches Schwarzes Kreuz) und 14 (Buchautor Leopold Banny) angegeben.[5]
Die Gesamtanzahl der Ziviltoten während der Kampfhandlungen im ganzen Bezirk wird offiziellen Quellen zufolge mit 108 angegeben.[7]

Für das SS-Panzergrendadier Ersatz- und Ausbildungsbataillon beziffern ehemalige Angehörige die Zahl der Toten auf 300 bis 400[3], wobei 21 davon eindeutig in Buchschachen (Ried 'Taborschluchten') lokalisiert werden können.[6]. In offiziellen Quellen wird die Summe, der bei Rechnitz getöteten Soldaten beider Seiten auf insgesamt 300 angegeben[7], aus diesem Blickwinkel erscheint somit die Zahl der getöteten SS-Soldaten als zu hoch gegriffen.
Die folgende Übersicht zeigt eine nicht vollständige Aufstellung der Verluste im Bezirk pro Gemeinde (zivile Opfer und deutsches Militär sowie zerstörte Häuser):
Gemeinde | erobert am | zivile Opfer | dt.Militär | zerst. Häuser |
Bad Tatzmannsdorf | 5.4. | ? | ? | ? |
Badersdorf | ? | ? | ? | ? |
Bernstein | ? | ? | ? | ? |
Buchschachen[6] | 9.4. | ? | 42 | >20 |
Deutsch Schützen-Eisenberg[3] | 31.3. | ? | ? | ? |
Grafenschachen | 6.4. | ? | ? | ? |
Großpetersdorf[3] | 5.4. | ? | ? | ? |
Hannersdorf | 5.4. | ? | ? | ? |
Hannersdorf | 5.4. | ? | ? | ? |
Jabing | 5.4. | ? | ? | ? |
Kemeten | ? | ? | ? | ? |
Kohfidisch[3] | 12.4. | ? | ? | ? |
Litzelsdorf | ? | ? | ? | ? |
Loipersdorf-Kitzladen | ? | ? | ? | ? |
Mariasdorf | ? | ? | ? | ? |
Markt Allhau[6] | 14.4. | 5 | 46 | 47(+173) |
Markt Neuhodis | ? | ? | ? | ? |
Mischendorf | ? | ? | ? | ? |
Neustift an der Lafnitz | ? | ? | ? | ? |
Oberdorf | ? | ? | ? | ? |
Oberschützen | ? | ? | ? | ? |
Oberwart[3] | 5.4. | mind. 4 | ? | mind. 5 |
Pinkafeld | 5.4. | ? | ? | ? |
Rechnitz[3] | 30.3.,5.4. | 26 | >100? | 22 |
Riedlingsdorf[5] | 5.4. | 2 | 13 | 1 |
Rotenturm | ? | ? | ? | ? |
Schachendorf | 31.4. | ? | ? | ? |
Schandorf | ? | ? | ? | ? |
Stadt Schlaining | ? | ? | ? | ? |
Unterkohlstätten | ? | ? | ? | ? |
Unterwart | ? | ? | ? | ? |
Weiden bei Rechnitz | ? | ? | ? | ? |
Wiesfleck | ? | ? | ? | ? |
Wolfau | ? | ? | ? | ? |
Im Burgenland wurden in den 1960er-Jahren alle lokalen deutschen Kriegsgräberstätten aufgelöst und die Gebeine der Gefallenen nach Mattersburg umgebettet. Heute ruhen auf dem vom Innenministerium betreute Soldatenfriedhof 2.575 Tote des 2. Weltkrieges.[8]
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Eingangsbereich des Soldatenfriedhofes Mattersburg
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Blick auf das Hochkreuz
Sowjetische Soldatenfriedhöfe
Auch die Verluste der Roten Armee sind nicht eindeutig zu ermitteln. Zwar gibt es im Bezirk einige Friedhöfe von denen die Belegung bekannt ist, aber nachdem sich ab 14. April 1945 die Front in die Steiermark verlagerte, wurden immer wieder verwundete sowjetische Soldaten in die nunmehrige Etappe verbracht, wo manche von ihnen ihren Verletzungen erlagen. Somit ist die genaue Opferzahl der direkt an den Kämpfen im Bezirk Oberwart gefallenen Sowjetsoldaten nicht eindeutig festzustellen.[5]
Auf folgenden sieben sowjetischen Soldatenfriedhöfen im Bezirk Oberwart ruhen insgesamt 1418 Angehörige der Roten Armee:
- Bad Tatzmannsdorf (28 Gefallene)
- Buchschachen (64)
- Großpetersdorf (371)
- Loipersdorf (32)
- Neustift an der Lafnitz (21)
- Oberwart (819)
- Oberschützen (83)
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Eingangstor des sowjetischen Soldatenfriedhofes Oberwart
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Grabsteingruppe im Friedhof Oberwart
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Sowjetischer Soldatenfriedhof Oberschützen
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Sowjetischer Soldatenfriedhof Oberschützen
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k Manfried_Rauchensteiner|Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945, Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.
- ↑ Hugo Portisch, 'Österreich II', Band 1
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Friedrich Brettner, Die letzten Kämpfe des II.Weltkrieges, Pinka-Lafnitz-Hochwechsel, 1743 m
- ↑ Gerhard von Seemen, 'Die Ritterkreuzträger 1939 bis 1945'
- ↑ a b c d Einmarsch der Roten Armee in Riedlingsdorf 1945, Webseite abgerufen am 25.10.2013
- ↑ a b c d Markt Allhau - Buchschachen im Wandel der Zeit. Herausgeber: Marktgemeinde Markt Allhau. ISBN 978-3-200-02107-5
- ↑ a b Historischer Atlas Burgenland, Herausgeber: Amt der Burgenländischen Landesregierung, ISBN 978-3-85405-185-5
- ↑ Webseite des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge - Friedhof Mattersburg, abgerufen am 25.10.2013
Literatur
- Manfried Rauchensteiner: Der Krieg in Österreich 1945 aus: Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien (Militärwissenschaftliches Institut), Österr. Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-01672-9.