Aplerbeck
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Stadt: | Dortmund |
Fläche: | ca. 2.500 Hektar |
Einwohner: | 55.206 (31.12.2004) |
Bevölkerungsdichte: | 22 Einwohner je Hektar |
Geografische Lage: | 51° 29' n. Br. 7° 33' ö. L |
Höhe: | 150 m ü. NN |
Postleitzahlen: | 44267 - 44289 |
Vorwahl: | 0231 und 02304 |
Kfz-Kennzeichen: | DO |
Adresse der Stadtteilverwaltung: | Verwaltungsstelle des Stadtbezirks Aplerbeck Aplerbecker Marktplatz 21 44287 Dortmund |
Offizielle Website: | Offizielles Stadtbezirksportal der Stadt Dortmund |
E-Mail-Adresse: | [1] |
Politik | |
Bezirksvorsteher: | Sascha Mader, CDU |
Aplerbeck ist ein Stadtteil und Stadtbezirk Dortmunds und liegt im Südosten von Dortmund. Im Norden grenzt der Stadtbezirk an die B1 und den Stadtbezirk Brackel, im Westen an den Stadtbezirk Hörde, im Süden an die Stadt Schwerte und im Osten an die Gemeinde Holzwickede. Neben Aplerbeck gehören auch die Stadtteile Aplerbecker Mark, Berghofen, Berghofer Mark, Lichtendorf, Schüren, Sölde und Sölderholz zum Stadtbezirk Aplerbeck. Die Emscher durchfließt die Stadtteile Sölde, Aplerbeck und Schüren.
Geschichte
Urkundlich wird Aplerbeck erstmalig im Jahr 899 in einer Stiftungsurkunde unter dem Namen Afaldrabechi erwähnt. Der Name setzt sich zusammen aus Afal, was Apfel bedeutet (jedoch auch Beerensträucher wurden so genannt) und Bechi ~ Bach. Der Legende nach wurden bereits im 7. Jahrhundert die beiden Missionare schwarzer und weißer Ewald in Aplerbeck erschlagen. Während der "großen Fehde" zwischen Dortmund und dem Grafen von der Mark im 14. Jahrhundert blieb Aplerbeck von Plünderung und Brandschatzung verschont, jedoch wurde Aplerbeck wie auch andere Gemeinden von den Dortmundern 1422 auf einem Rachefeldzug verwüstet.
Mit Beginn der Industrialisierung entstanden in Aplerbeck die Zeche Vereinigte Schürbank & Charlottenburg. Im Jahr 1855 wurde Aplerbeck an die Eisenbahnlinie Dortmund-Hörde-Aplerbeck-Unna der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft angeschlossen. 1862 wurde die Aplerbecker Hütte gegründet. Aplerbeck gewann immer mehr Einwohner, auch die Verwaltung wurde immer umfangreicher. In den Jahren 1906/1907 wurde das Amtshaus Aplerbeck direkt an einem abgetrennten Teich der Gräfte des Hauses Rodenberg gebaut. Später wurde dieser Teich zugeschüttet und der heutige Marktplatz entstand. 1925 musste die Aplerbecker Hütte ihre Tore schließen. Im Jahr 1928 wurde die vorher selbständige Gemeinde Aplerbeck von Dortmund eingemeindet.
Während des 2. Weltkrieges wurde auch aus Aplerbeck die jüdische Bevölkerung deportiert. Von ca. 120 Gemeindemitgliedern 1933 starben ca. 40 in den Lagern, ca. 30 konnten emigrieren, das Schicksal der anderen ist ungeklärt. Das Kaufhaus Althoff im Ortskern wurde enteignet, späterer Eigentümer wurde Karstadt. Auch in der Psychiatrische Klinik, deren Bau 1890 beschlossen wurde, fanden in dieser Zeit große Gräueltaten statt. Es wurden ca. 340 Zwangssterilisationen durchgeführt. Noch grausamer ist das Schicksal der Euthanasieopfer, die Kinder wurden zuerst nach Herborn transportiert, dann nach Hadamar und dort getötet. Heute erinnert ein Mahnmal im Park der Klinik an die Opfer.
Im Jahr 2004 lebten im Stadtbezirk 55.206 Einwohner. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist das Materialprüfungsamt des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Januar 2006 wird die neugebaute forensiche Klinik Aplerbeck bezogen werden.
Sehenswürdigkeiten

Zu den Wahrzeichen Aplerbecks gehören die Überreste des Wasserschlosses Haus Rodenberg, das 1290 erste urkundliche Erwähnung fand. 1422 wurde das Schloss im Klevisch-Märkischen Erbfolgestreit durch Adolf v. Kleve zerstört und anschließend "schöner und größer" wiederaufgebaut. Darauf folgte im 17. Jahrhundert der Umbau zu einem barocken Wasserschloss. Leider verfiel das Wasserschloss im 19. und 20. Jahrhundert. Heute werden die Reste des 1996 restaurierten Gebäudes von der Volkshochschule genutzt.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Aplerbeck ist die Georgskirche in der Ruinenstraße. Sie gründet sehr wahrscheinlich auf einem Vorgängerbau aus dem 9. Jahrhundert. Diese Vermutung wird auf Grabfunde bei Renovierungsarbeiten gestützt. Nachweislich wird die Kirche im Jahr 1147 erstmalig in einer päpstlichen Bestätigung erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte fanden viele Baustile ihren Eingang in den Kirchenbau. Mit Beginn der Industriealisierung wurde eine neue, größere Kirche nötig, 1869 wurde die neue Kirche an der Märtmannstraße eingeweiht. Die Georgskirche verfiel fortan. So kam auch die Ruinenstraße, die vormals Königstraße hieß, zu ihrem Namen. 1963 wurde eine umfassende Restaurierung unter der Leitung des Landesdenkmalamtes in Münster abgeschlossen. Seitdem steht sie der ev. Kirchengemeinde wieder für Gottesdienste zur Verfügung.
Wappen
Das Wappen Aplerbecks war ursprünglich das Wappen der weltlichen Linie des Hauses derer von Aplerbeck. Es besteht aus dem Schild mit rotem Schrägbalken und drei nach oben geöffneten silbernen Sichelmonden. Oberhalb des Schildes befindet sich ein blauer Helm mit goldenen Spangen und zwei silbernen Flügeln auf denen sich jeweils der rote Schrägbalken mit den drei goldenen Sichelmonden wiederholen. Zwischen dem Helm und der Verzierung ist eine goldene Blätterkrone mit blauen und roten Zierpunkten.
Infrastruktur
In den letzten 25 Jahren hat Aplerbeck eine immense Wandlung erfahren. So wurde wegen des immer stärker werdenden Straßenverkehrs eine Umgehungsstraße eingerichtet, die den Ortskern vom Durchgangsverkehr entlastete. Fast zeitgleich wurde an dieser Umgehungsstraße ein neues Gewerbegebiet erschlossen, welches im Gegensatz zum Aplerbecker Ortskern auch viele kostenlose Kundenparkplätze enthielt. Der Aplerbecker Ortskern wurde so nicht nur vom Straßenverkehr entlastet, sondern auch von kaufkräftiger Kundschaft. Mehrere große und/oder traditionsreiche Geschäfte schlossen der ausbleibenden Kundschaft wegen. Es gibt immer noch ein paar leerstehende Ladengeschäfte, deren Schaufenster aber meist genutzt werden, um Kunst und Gemälde volksnäher ausstellen und anbieten zu können.
Im Gegenzug zu dieser Abwanderung hat sich inzwischen die Qualität der atembaren Luft in Aplerbeck für die Kundschaft ohne Autos wesentlich gesteigert, da von den treibstoffbetriebenen Fahrzeugen lediglich noch Busse und Anliegerverkehr im Ortskern zugelassen sind. Als per pedes agierende Käuferschar fühlt man sich in der Aplerbecker Stadtmitte durchaus wohl und von Fahrzeugen unbehelligt, was das Einkaufen dort wieder fast zum Vergnügen macht. So gibt es inzwischen rund um den Aplerbecker Marktplatz mit seinem regelmäßigen Wochenmarkt rund ein halbes Dutzend Cafés, an und in denen man die Seele baumeln lassen kann und neben Eis, Kuchen, Snacks und Softdrinks von koffeinfreiem Kaffee bis zum Latte Macchiatto für jeden Geschmack etwas findet. Kulinarisch deckt Aplerbeck viele internationale Küchen ab, da es von jeder Art Restaurants und Imbisse gibt: deutsch, deutsch gut-bürgerlich, italienisch, türkisch, mazedonisch, griechisch, jugoslawisch, indisch, thailändisch, chinesisch, japanisch etc. Noch befindet sich eine Großbaustelle auf dem Marktplatz und im Ortskern. Die Emschergenossenschaft arbeitet an der Renaturierung der Emscher.
Kino
Aplerbeck ist der letzte Vorort Dortmunds mit einem eigenem Kino, welches mit seinem Programm der topaktuellsten Filme das große Kinosterben überlebt hat. Kurioserweise ist dieses Kino wegen seiner Nähe zum Hotel Postkutsche in der ganzen Umgebung selbst nur unter der Bezeichnung "Postkutsche Aplerbeck" bekannt, obwohl es heute noch seinen eigentlichen Namen "Filmbühne" in großen Buchstaben über dem Eingang trägt und eine offizielle Namensänderung nie erfolgte. Der Name "Filmbühne" gründet auf den kaum bekannten Umstand, dass hinter der hochziehbaren Kinoleinwand eine Bühne existiert, auf der noch bis in die 70er/80er Jahre alle möglichen Theater- und Tanzaufführungen stattgefunden hatten und wahrscheinlich immer noch könnten.
Freizeit und Sport
Neben einem eigenen Kino bietet Aplerbeck auch eine Stadtteilbibliothek mit umfangreichem Angebot für Groß und Klein: Romane und Novellen, Literatur und Belletristik, Zeitungen und Zeitschriften, CDs/DVDs und Hörbücher - alles zu finden in einem Gebäude, dessen Außenfassade mit Säulen und Stuck hervorragend restauriert wurde.
Des Weiteren ist Aplerbeck Standort eines Bezirkshallenbades. Dieses Bad mit 25 m Bahn, Lehrschwimmbecken und 1 m Brett befindet sich seit 2004 nicht mehr in den Händen der Stadt Dortmund, sondern wird durch die Aplerbecker Schwimmvereine betrieben. Durch die Umstellung auf Elektrolyse wird chlorgasfrei geschwommen. Kürzere Öffnungszeiten wurden eingeführt: An Werktagen pro Tag lediglich 2-3mal für ca. 2 Stunden geöffnet, an Wochenenden nachmittags ganz geschlossen. Bislang konnte so eine Schließung verhindert werden.
Aplerbeck bietet natürlich weitere, vielfältige Sportangebote: Turnhallen, Sportplätze, Plätze für Trendsportarten, wie Inlineskaten, Mountain-Bike-Fahren oder Beachvolleyball finden sich verteilt über den Stadtteil. In Aplerbeck befinden sich jeweils eine Grund-, Haupt-, Realschule und ein Gymnasium, außerdem Schulen für Gehörlose, Körper- und Lernbehinderte.
Verkehr
Verkehrsmäßig günstig eingebettet liegt Aplerbeck im Herzen eines Dreiecks aus A 44 bzw. B 1 im Norden, B 236n im West/Südwesten und A 1 im Südosten und ist daher gut und schnell erreichbar. Über den öffentlichen Nahverkehr erreicht man Aplerbeck von der Stadtmitte Dortmunds aus mit der Stadtbahn-Linie U 47. Die an Aplerbeck angrenzenden Ortsteile und Städte sind über mehr als ein halbes Dutzend Buslinien angebunden, dazu kommen 4 Nachtexpress-Buslinien, die nachts im Stundentakt verkehren.
Mit der Bahn ist Aplerbeck sogar über zwei Bahnhöfe erreichbar. Abgesehen von einem elektrischen Rolltor, 2 Fahrplanautomaten und den Fahrplanaushängen werden beide Haltepunkte seit Ende der 60er Jahre von der Bahn rigoros vernachlässigt, sie sind bis heute (2006) nicht einmal ansatzweise behindertengerecht. Am Bahnhof Aplerbeck (Hellwegbahn Strecke Dortmund - Unna - Soest) muss sogar ein verkehrsführendes (!) Gleis überquert werden, um dann zwischen den beiden Gleisen von brüchigen Asphaltflecken auf Gleishöhe in die hohen Waggons hinein zu klettern. Neben festem Schuhwerk ist daher unbedingt körperliche Fitness erforderlich. Die nächste Bushaltestelle ist vom Bahnhof Aplerbeck ca. 3 Minuten entfernt, vom Bahnhof Aplerbeck-Süd (Ardey-Bahn Dortmund - Schwerte - Iserlohn) sogar ca. 8 Minuten entfernt - sie sind also durch Fußwege bzw. mit Pkw erreichbar.
Kirchen

Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte die Reformation Aplerbeck. Die Gemeinde bekannte sich zum Augsburger Bekenntnis. Bei der Synode zu Unna im Oktober 1612 unterschrieb dies der Aplerbecker Pfarrer Nicolaus Witthenius. Bis zum Jahr 1850 gab es zwei Pfarrstellen. Danach wurden durch den Zuzug Tausender von Menschen weitere Pfarrstellen nötig. Die Reinoldikirche in Dortmund besaß das Patronatsrecht über die Aplerbecker Georgskirche. Jedoch wurde dies nie richtig durchgesetzt und Anfang des 19. Jahrhunderts außer Kraft gesetzt. Durch starke Zuwanderung zu Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts, wurde eine größere Kirche notwendig. Die Georgskirche ließ sich nicht vergrößern, deshalb wurde eine neue Kirche nach den Plänen des Barmer Baumeisters Christian Heyden gebaut. Sie wurde am 15. Dezember 1869 geweiht. Die Gemeinden in Berghofen, Schüren und Sölde wurden zu selbständigen Pfarreien und auch die Aplerbecker Mark und „Neu“-Aplerbeck bekamen eigene Pfarrstellen. 1963 wurde die Renovierung der Georgskirche abgeschlossen.
Durch die Zuwanderer aus Süd- und Ostdeutschland und aus den preußischen Ostprovinzen mit starkem polnischen Bevölkerungsanteil siedelten immer mehr katholische Familien im protestantischen Aplerbeck. Für diese sollte eine eigene Gemeinde als religiöse und soziale Heimstatt gegründet werden. Am 1. Januar 1867 wurde ein Kötterhof als Missionszentrum gekauft und umgebaut. Unter großen Opfern, teilweise mit selbstgebrannten Ziegeln wurde nach Plänen des Kölner Architekten Lange eine neue Kirche gebaut. Sie wurde am 21. Dezember 1880 geweiht. Die Katholische Kirche in Aplerbeck gab sich den Namen St. Ewaldi. Die Namensgebung geht auf die Legende der beiden Ewalde (Schwarzer Ewald und Weißer Ewald) zurück, die im 7. Jahrhundert in Aplerbeck getötet, in die Emscher geworfen, dann durch ein Wunder rheinaufwärts nach Köln getrieben worden sein sollen. Auch die Katholische Kirchengemeinde verzeichnete nach dem zweiten Weltkrieg starke Zuwächse. Am 29. Mai 1971 wurde eine neue Kirche geweiht. In den folgenden Jahren wurde die erste Kirche abgerissen.
Vereine
Im Sport- und Freizeitbereich zeichnet sich Aplerbeck durch eine große Vereinsvielfalt aus. Neben einer breiten Palette an Sportvereinen gibt es Gartenbau-, Gesellschafts-, Gesang-, Tierzucht-, Schützen-, Imker-, Geschichts-, Kultur-, und Musikvereine, um nur einige zu nennen. Entwickelt hat sich diese große Vereinsvielfalt im 19. und 20. Jahrhundert. Bedingt durch die Bevölkerungsexplosion der beginnenden Industrialisierung konnten sich „nachbarschaftliche“ Vereinigungen nicht länger halten. Neue, kleinere und räumlich beschränkte Gemeinschaften wurden gegründet. Es entstanden neue soziale Netzwerke. Vor allem für die Arbeiterschaft war dies enorm wichtig. Heute treffen sich diese Vereine alljährlich im Herbst für ein Wochenende auf dem Marktplatz und der mittlerweile verkehrberuhigten Hauptstraße zum Aplerbecker Apfelfest. Hier bietet sich ihnen ein Forum, sich der Bevölkerung vorzustellen.
Persönlichkeiten
- Wilhelm Canaris, Admiral und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Ausland/Abwehr, später vom Amt enthoben, im KZ Flossenbürg zum Tode verurteilt und zusammen mit Dietrich Bonhoeffer und Hans Oster gehenkt.
- Anton Kalt, Widerstandskämpfer, inhaftiert im KZ Esterwegen, erster Nachkriegsbürgermeister und Schriftsteller.
- Adolf Schulte, Sonderschulpädagoge, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Westfalen im Verband Deutscher Sonderschulen - Fachverband für Behindertenpädagogik.
Literatur
- Aplerbeck: Siegfried Niehaus, Verlag Heinrich Borgmann, Dortmund 1977
- Kleine Geschichte des Amtes Aplerbeck: Siegfried Niehaus, herausgegeben Stadtsparkasse Dortmund 1980
- 1100 Jahre Aplerbeck: Festschrift im Auftr. des Vereins für Heimatpflege hrsg. von Hans Georg Kirchhoff und Siegfried Liesenberg, Klartext Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-735-5