Zum Inhalt springen

Werner Stauffacher (Rechtsanwalt)

Links hinzufügen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Oktober 2013 um 15:41 Uhr durch APPERbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Normdaten: VIAF korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Eine gesichtete Version dieser Seite, die am 25. Oktober 2013 freigegeben wurde, basiert auf dieser Version.
Werner Stauffacher (2009)

Werner Stauffacher (* 7. Februar 1945 in Zürich; † 14. Juni 2012) war ein Schweizer Rechtsanwalt.

Leben

Stauffacher wuchs in Zürich auf. An der Universität Zürich studierte er 1965 bis 1971 zuerst Naturwissenschaften, dann Rechtswissenschaften. Nach seiner Dissertation begann er 1976 seine selbständige Tätigkeit als Anwalt. Stauffacher war verheiratet und Vater von sieben Kindern.[1]

Verfahren gegen Stauffacher

Stauffacher war mehrfach selbst in Verfahren und Prozesse involviert.[2] Teilweise erregten die Verfahren grosses öffentliches Interesse.

Erbstreit

In einem von der Öffentlichkeit viel beachteten Rechtsstreit um das Erbe der 1995 in Basel verstorbenen Hildegard Kirchbach,[3] erklärte das Schweizer Bundesgericht Stauffacher 2006 für erbunwürdig.[4] Stauffacher habe das entstandene Vertrauensverhältnis sittenwidrig ausgenutzt und sie nicht auf den Interessenskonflikt hingewiesen, als sie ihn als ihren Erben einsetzte.[5] Dieses Urteil wurde in der Lehre [Quelle?] stark kritisiert und von der Zeitschrift Plädoyer zum «schlechtesten Urteil des Jahres» gewählt.[6] Am 25. April 2009 schlossen die Prozessparteien einen Vergleich ab. Die Vorwürfe – und somit auch der Vorwurf der Erbunwürdigkeit von Stauffacher – wurden im Rahmen dieses Vergleichs zurückgenommen.[7]

Trienekens-Schmiergeldskandal

2002 war Stauffacher im Rahmen von Ermittlungen wegen Schmiergeldzahlungen beim Bau des Müllofens Köln Niehl in das Visier der Kölner Staatsanwaltschaft geraten. Die Unternehmung von Hellmut Trienekens, heute eine Tochtergesellschaft von RWE, hatte Stauffacher im Zusammenhang mit einem Rechtshilfeverfahren mandatiert. Es ging angeblich darum, zu verhindern, dass deutsche Behörden Kenntnisse über schwarze Kassen und kriminelle Absprachen erlangen könnten. Stauffacher erhielt gemäss einem Bericht in der Zeitschrift Der Spiegel 10 Millionen Deutsche Mark für seine Tätigkeit.[8] Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bezogen sich auf vermutete Geldwäscherei sowie Beteiligung an der Bestechung von Beamten und von Politikern. Stauffacher wies die Vorwürfe zurück. Das Verfahren wurde 2005 eingestellt.[9]

Falschbeurkundungsstreit

Ein weiteres, ebenfalls sehr öffentlichkeitswirksames Verfahren gegen Stauffacher, bezog sich auf den Vorwurf des Erschleichens einer Falschbeurkundung. Der angeklagte Anwalt hatte einen Mandanten trotz Entzug des Mandats entmachtet.[10] 2001 wurde ein von Stauffacher finanziertes Buch zu dem Fall geschrieben.[11] Nach mehreren Prozessen sprach das Zürcher Obergericht Stauffacher schliesslich am 15. Oktober 2002 von allen Vorwürfen frei.[12] Der Freispruch wurde im Dezember 2002 rechtskräftig.[13]

Weiteres Engagement

Pro Juventute

Als damaliger Zentralsekretär und Delegierter der Kommission der Stiftung Pro Juventute betrieb er die Aussöhnung zwischen der Stiftung und den Manouches und Jenische (Schweizer Begriff: «Fahrende») bezüglich der früheren und umstrittenen Aktivitäten des stiftungseigenen Hilfswerks Kinder der Landstrasse.[14]

Russland

Werner Stauffacher unterstützte die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz. 2004 gründete er den Kooperations-Rat Schweiz/Russland. Er finanzierte die Herausgabe zweier Bücher.[15] 2005 initiierte Stauffacher den Schweizerisch-Russischen Journalistenpreis. Im Juni 2009 war Stauffacher Gastgeber des 11. Kongresses des Weltverbands der Russischen Presse WARP in Luzern. Im Rahmen dieses Kongresses wurde eine von ihm gestiftete Gedenktafel für Lew Tolstoi eingeweiht. Ebenfalls war er Initiant der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Russland.

Tschechien

Stauffacher war auch Honorarkonsul der Tschechischen Republik.[16]

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. ↑ Biographie auf der persönlichen Website
  2. ↑ Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit, von Andreas Heller, NZZ Folio 09/03
  3. ↑ Witwe des 1967 verstorbenen Industriellen Kurt Kirchbach, der 1953 seine Werke in Düsseldorf an die Bohlen Industrie GmbH verkauft hatte
  4. ↑ BGE 132 III 305
  5. ↑ Anwalt als erbunwürdiger Alleinerbe, NZZ, 14. März 2006; Erbschaften: Lukrative Fürsorge, von Dominique Strebel, Der Beobachter 11/04; Weder ein Speicherfund, noch die „Helene Anderson Collection“: Es gab einmal ... eine Pionier-Sammlung mit meisterlicher Fotografie, von Herbert Molderings, FAZ, 27. Oktober 2005
  6. ↑ Bundesrichter sind nicht Moralapostel (PDF; 70 kB), von Daniela Schwegler, Plädoyer 1/07, S. 82 (auf stauffacher.com)
  7. ↑ Gem. Information auf stauffacher.com
  8. ↑ Korruption, Schmutzige Töchter, von Frank Dohmen und Alexander Jung, Der Spiegel 13/02
  9. ↑ Wirtschaft: Werner Stauffacher (PDF; 48 kB), NZZ am Sonntag, 12. Juni 2005, auf swissdox.ch
  10. ↑ Plädoyer für einen Anwalt, NZZ, 25. Juni 2001, auf genios.de
  11. ↑ Thomas Illi: Die Akte S ..., siehe LitVerz.
  12. ↑ Freispruch in der achten Runde (PDF; 85 kB), NZZ, 16. Oktober 2002, auf stauffacher.com
  13. ↑ Freispruch für Rechtsanwalt Stauffacher rechtskräftig (PDF; 52 kB), NZZ, 10. Dezember 2002, auf swissdox.ch; Bruno Glaus, Karl Lüönd: Läufer, Mietmaul, König. Anwälte an der Schnittstelle von Recht und Macht, Orell Füssli, 2005
  14. ↑ Chronologie Hilfswerk «Kinder der Landstrasse» auf projuventute.ch
  15. ↑ 2006 die russische Ausgabe des Buchs «Swiss Finance Law and International Standards» von Peter Nobel. 2007 die russischsprachige Sammlung wissenschaftlicher Artikel zur Eidgenossenschaft «Essays über die Geschichte der Schweiz» des Moskauer Autors Igor Petrov.
  16. ↑ Honorarkonsuln: Nicht nur Männer von Ehre, von Thomas Illi, Der Beobachter 17/00
  17. ↑ Ein russischer Orden für Werner Stauffacher, von Marius Huber, Tagesanzeiger, 11. Dezember 2009
Personendaten
NAME Stauffacher, Werner
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Rechtsanwalt
GEBURTSDATUM 7. Februar 1945
GEBURTSORT Zürich
STERBEDATUM 14. Juni 2012
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Werner_Stauffacher_(Rechtsanwalt)&oldid=123795817“