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Golowkino

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Siedlung
Golowkino/Nemonien (Elchwerder)
Головкино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Polessk
Frühere Namen Wiepe,
Wyppen (vor 1540),
Wieppe (vor 1590),
Nemonien (bis 1938),
Elchwerder (1938-1946)
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40158
Postleitzahl 238634
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 230 802 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 59′ N, 21° 16′ OKoordinaten: 54° 58′ 46″ N, 21° 16′ 6″ O
Golowkino (Europäisches Russland)
Golowkino (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Golowkino (Oblast Kaliningrad)
Golowkino (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Golowkino (russisch Головкино, prußisch [1] und deutscher Ortsname bis 1938 Nemonien, 1938–46 Elchwerder, litauisch Nemanynas), ist ein Fischerdorf an der Ostküste des Kurischen Haffs an der Mündung des Flusses Nemonien (russ. Nemonija) im Rajon Polessk (Kreis Labiau) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Der Ort ist Sitz der Landgemeinde Golowkinskoje selskoje posselenije.

Geographische Lage

Golowkino liegt 17 Kilometer nördlich der Stadt Polessk (Labiau) an der russischen Fernstraße R 514 die entlang der Küste des Kurischen Haffs bis nach Matrossowo (Gilge) verläuft. Ein direkter Bahnanschluss besteht nicht, der nächste Bahnhof ist in Polessk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Verkehrstechnische Attraktion des Ortes ist eine mit dem Auto ungemütlich zu überquerende Pontonbrücke über den Nemonien, die die einzige Landverbindung zu den Siedlungen Malaja Matrossowka (Nemonien, Oberförsterei) und Matrossowo (Gilge) ermöglicht.

Der Ort Golowkino

Geschichtliches

Am 9. April 1874 wurde das kleine Fischerdorf Nemonien Amtsdorf und namensgebenf für einen neu errichteten Amtsbezirk[2]. Er bestand – nach Umbenennung in „Amtsbezirk Elchwerder“ am 25. August 1938 – bis 1945 und gehörte zum Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. In Nemonien waren im Jahre 1910 insgesamt 1.065 Einwohner registriert[3]. Ihre Zahl belief sich 1933 noch auf 1.051 und betrug 1939 lediglich 1.043[4].

Im Jahre 1945 kam das am 3. Juni (mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli) 1938 in „Elchwerder“ umbenannte Dorf mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Golowkino“. Im Jahre 1947 wurde der Ort dem neu formierten Rajon Polessk (Kreis Labiau) zugerodnet, gleichzeitig wurde er Zentrum des Golowkinski selski sowjet (Dorfsowjet Golowkino) mit insgesamt 19 Ortschaften. Seit einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] ist Golowkino jetzt Amtssitz einer neu gebildeten Landgemeinde Golowkinskoje selskoje posslenije mit sieben jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannten Ortschaften.

Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder (1874–1945)

Bei seiner Bildung im Jahre 1874 gehörten zum Amtsbezirk Nemonien (ab 1938: Elchwerder) drei Landgemeinden. Am 1. Januar 1945 waren es noch zwei[6]:

Name Änderungsname
1938–1946
Russischer Name Bemerkungen
Groß Friedrichsgraben II,
ab 1918: Ludendorff
Juwendt Möwenort Rasino 1939 in die Gemeinde Ludendorff eingegliedert
Nemonien, Dorf Elchwerder Golowkino
ab 1935:
Alt Heidendorf
Heidendorf Rasino bis 1935: Amtsbezirk Pfeil. - 1939 in die Gemeinde
Ludendorff eingegliedert

Im Jahre 1945 bildeten nur noch die Gemeinden Elchwerder und Ludendorff den Amtsbezirk.

Dorfsowjet Golowkino (1947–2008)

Golowkino wurde im Jahre 1945 zentraler Ort des neunzehn Ortschaften umfassenden Golowkinski selski sowjet im Rajon Polessk:

Russischer Name Deutscher
Name
Änderungsname
1938–1946
Russischer Name Deutscher Name Änderungsname
1938–1946
Golowkino Nemonien, Dorf Elchwerder Rasino Neu Heidendorf
Klimowka Wilhelmsrode, Forstkolonie Saliwino Labagienen Haffwinkel
Krasnoje Agilla Haffwerder Saliwino Rinderort
Lesnoje Florweg,
Forsthaus
Tarassowka Eversdorf, Kolonie
Lossowaja Franzrode Tarassowka Alt
Sussemilken
Friedrichsrode
Malaja Matrossowka Nemonien, Oberförsterei Elchwerder, Oberförsterei Tarassowka Neu Sussemilken Neu Friedrichsrode
Matrossowo Gilge Tarassowka Sussemilken Friedrichsrode,
Forsthaus
Priretschnoje Wilhelmswerder Uglowoje Schwallenberg
Rasino Alt Heidendorf Heidendorf Wschody Klein Reikeninken Kleinreiken
Rasino Juwendt Möwenort

Sechs dieser Ortschaften wurden in die neue Landgemeinde Golowkino überführt, die übrigen werden nicht mehr erwähnt und gelten als erloschen.

Kirche

Evangelisch

Mit seinen fast ausnahmslos evangelischen Einwohnern war Nemonien resp. Elchwerder bis 1945 in das Kirchspiel der Kirche Gilge eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Zwischen 1945 und den 1990er Jahren kam das kirchliche Leben in Golowkino zum Erliegen. Erst dann bildete sich – vornehmlich aus Russlanddeutschen – eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde in Golowkino. Sie gehört zur Kirchenregion der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Altlutherisch

In Nemonien hatte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Gemeinde der Altlutheraner gebildet, die bis 1945 bestand. Sie gehörte zum Pfarrbezirk Tilsit-Insterburg in der Superintendentur Marienwerder (heute polnisch: Kwidzyn), ab 1920 in Stolp (Słupsk). Von den Kirchenbuchunterlagen haben sich provisorische Aufzeichnungen erhalten[8]: Taufen 1853 bis 1903, Trauungen 1853 bis 1907 und Begräbnisse 1855 bis 1862, die im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg verwahrt werden.

Landgemeinde Golowkino

Die Lage der Landgemeinde Golowkino im Nordwesten des Rajon Polessk

Allgemeines

Seit der Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad 2008/2009 ist Golowkino namensgebender Ort und Verwaltungssitz der Golowkinskoje selskoje posselenije. Sie liegt im Nordwesten des Rajon Polessk (Kreis Labiau) unmittelbar am Kurischen Haff und umfasst einen 122,5 km² großen Landstreifen zwischen den Flussmündungen der Deime (russisch: Deima) und des Gilgestroms (Matrossowka). Mit ihren etwa 1.500 Einwohnern ist Golowkino die kleinste der vier Landgemeinden, die neben der Stadtgemeinde Polessk den Rajon Polessk bilden. Das Gemeindegebiet ist in sieben jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannte Ortschaften unterteilt.

Gemeindegliederung

Russischer Name Deutscher Name
Беломорское (Belomorskoje) Hindenburg,
bis 1918 Groß Friedrichsgraben I
Головкино (Golowkino) Nemonien, Dorf
1938–46 Elchwerder
Заливино (Saliwino) I. Labagienen
1938–46 Haffwinkel
II. Rinderort
Красное (Krasnoje) Agilla
1938–46 Haffwerder
Малая Матросовка (Malaja Matrossowka) Nemonien, Oberförsterei
Матросово (Matrossowo) Gilge
Разино (Rasino) I. (Alt) Heidendorf
II. Juwendt
1938–46 Möwenort

Verkehr

Straßen

Duurch das Gemeindegebiet verläuft in Nord-Süd-Richtung die russischen Fernstraße R 514, die Matrossowo (Gilge) im Norden mit Belomorskoje (Hindenburg) im Süden verbindet und weiter über Polessk (Labiau) bis nach Prawdinsk (Friedland/Ostpreußen) führt. Darüberhinaus vernetzen kleinere Nebenstraßen und Landwege die einzelnen Siedlungen und mit den großen Wald- und Moorflächen im Osten und Norden.

Schienen

Die Landgemeinde Golowkino verfügt über keinen Schienenverkehr. Bahnanschluss besteht lediglich über Polessk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Luft

Der Flughafen Kaliningrad (Königsberg) in Chrabrowo (Powunden) liegt etwa 80 Autokilometer entfernt und ist über die Fernstraße A 190 (ehemalige deutsche Reichsstraße 126) und den Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring) mit direkter Flughafenanbindung zu erreichen.

Verweise

Fußnoten

  1. Peteraitis, Vilius: Mažoji Lietuva ir Tvanksta, Vilnius 1992, S. 130
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Labiau
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 260 vom 30. Juni 2008, präzisieret durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder (wie oben)
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad
  8. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin 1992³, Seite 87