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Vorortelinie

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Vorortelinie
Kursbuchstrecke (ÖBB):945
Streckenlänge:14 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Netzkategorie:A
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 18 
Minimaler Radius:186 m
Streckengeschwindigkeit:100 km/h
Zweigleisigkeit:Wien Penzing — Wien Heiligenstadt
Inbetriebnahme: 1898
Betreiber: ÖBB
Staat: Österreich
Bundesland: Wien
Strecke
Westbahn von Salzburg
BahnhofKopfbahnhof Streckenanfang
5,846 Wien Hütteldorf Vorortelinie S50 S60 U4
StreckeStrecke
ehemaliger Haltepunkt / HaltestelleStrecke
4,397 Baumgarten (1950 aufgelassen)
Abzweig nach rechtsStrecke
Verbindungsbahn nach Wien Meidling
Abzweig nach links und geradeausStrecke
Verbindungsbahn von Wien Meidling
BahnhofBahnhof
0,0
0,0
Wien Penzing Vorortelinie S50
Strecke nach rechtsStrecke
Westbahn nach Wien Westbahnhof
Haltepunkt / Haltestelle
0,860 Wien Breitensee Vorortelinie
Tunnel
Breitenseer Tunnel (813 m)
Bahnhof
2,500 Wien Ottakring Vorortelinie U3
Bahnhof
3,850 Wien Hernals Vorortelinie
Haltepunkt / Haltestelle
5,400 Wien Gersthof Vorortelinie
Überleitstelle / Spurwechsel
5,711 Üst Heiligenstadt 3
Tunnel
Kleiner Türkenschanztunnel (245 m)
Tunnel
Großer Türkenschanztunnel (705 m)
Haltepunkt / Haltestelle
6,850 Wien Krottenbachstraße Vorortelinie
Haltepunkt / Haltestelle
7,450 Wien Oberdöbling Vorortelinie
Tunnel
Zehenthoftunnel (71 m)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
8,415 Unterdöbling (11.07.1932 aufgelassen)
Franz-Josefs-Bahn von Wien Franz-Josefs-Bahnhof
BahnhofBahnhof
8,408 Wien Heiligenstadt S40 Vorortelinie U4
Strecke nach rechtsStrecke
Donauuferbahn nach Wien Handelskai
Strecke
Franz-Josefs-Bahn nach Gmünd N.Ö.
Ein Triebwagen der Baureihe 4024 kurz vor dem Bahnhof Ottakring

Die Vorortelinie ist eine Nebenbahn in Wien und führt vom Bahnhof Hütteldorf an der Westbahn zum Bahnhof Heiligenstadt an der Franz-Josefs-Bahn. Sie wird von der auch im aktuellen ÖBB-Fahrplan[1] Vorortelinie genannten S-Bahn-Linie S45 befahren, die in Heiligenstadt auf die Donauuferbahn übergeht und auf ihr bis zur Station Handelskai verkehrt.

Mit dem Bau der österreichischen Nordwestbahn (ab 1870) sowie deren Wiener Kopfbahnhof wurde eine Verbindung NordwestbahnKaiserin-Elisabeth-BahnVerbindungsbahn (1861) ausführungsreif.[2] Dieses Projekt sollte nach Fertigstellung eine über den Westen Wiens führende Spange zwischen Nordwest-, West- sowie Südbahnhof bilden.

Am 11. Mai 1898 wurde die Strecke Hütteldorf–Heiligenstadt als Teil der vom Architekten Otto Wagner architektonisch gestalteten und vom k.k. Eisenbahnministerium für die k.k. Staatsbahnen errichteten Wiener Stadtbahn eröffnet. Die Vorortelinie war bei der Eröffnung eingleisig; das zweite Gleis wurde 1899 gelegt. Seit 1987 ist die Strecke als Linie S45 in das Netz der Wiener S-Bahn eingegliedert. 1996 wurde die S45 auf bestehenden Gleisen bis zur Station Handelskai an der Donauuferbahn verlängert.

Geschichte

Zur Geschichte bis 1918 siehe: Wiener Stadtbahn.

Im Gegensatz zu den anderen Strecken der Wiener Stadtbahn, die die Gemeinde Wien 1924 von der Bundesregierung pachtete, wurde die Vorortelinie nicht mitübernommen, sondern verblieb im Besitz der Bundesbahnen. Die Strecke, die damals zum Teil durch sehr locker verbautes Gebiet führte, wurde primär für den Güterverkehr genutzt. Am 11. Juli 1932 wurde der planmäßige Personenverkehr eingestellt und erfolgte danach nur noch sporadisch. 1936 wurde mit der Abtragung des zweiten Gleises begonnen. Der Güterverkehr auf der Strecke wurde 1975 eingestellt. 1979 einigten sich die Stadt Wien, die ÖBB und der Bund auf die Reaktivierung der Strecke. Sie wurde renoviert, elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut. 1984 wurde beschlossen, die Vorortelinie wie ursprünglich bis Hütteldorf zu führen und dazu von Penzing westwärts neben den Westbahngleisen eigene Gleise für diese Verbindung zu legen.[3]

Am 31. Mai 1987 wurde die Strecke Hütteldorf–Heiligenstadt für die Schnellbahnlinie S45 wiedereröffnet; sie wird wie schon 1898 als Vorortelinie bezeichnet. Die Liniennummer entstand auf Vorschlag der damaligen ÖBB Abt. ÖM, da die Strecke die S40 auf der Franz-Josefs-Bahn und die S50 auf der Westbahn verbindet. Seit der Verlängerung der Linie zur neu errichteten S- und U-Bahn-Station Handelskai an der Donau im Jahr 1996 und der Eröffnung der nordwestlichen Endstation der U-Bahn-Linie U3 direkt neben dem Bahnhof Wien Ottakring im Jahr 1998 wurde aus der ursprünglich nur mäßig frequentierten Vorortelinie eine wichtige Verkehrsader mit steigenden Fahrgastzahlen. Im Dezember 2007 wurde der 15-Minuten-Takt der S45 zur Hauptverkehrszeit auf 10 Minuten verdichtet, seit Dezember 2012 gilt das 10-Minuten-Intervall Montag bis Freitag auch tagsüber.

Strecke

Die Strecke von Hütteldorf nach Heiligenstadt ist 14 km lang, zwischen Penzing und Heiligenstadt zweigleisig, kreuzungsfrei und für eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h sowie einen Achsdruck von 22,5 t ausgelegt. Die Strecke muss mehrere Höhenrücken überwinden und wird daher zum Teil im Tunnel oder im Einschnitt und zum Teil als Hochbahn geführt. So quert sie beispielsweise in Tieflage den Türkenschanzpark (18. Bezirk) und führt in Hochlage neben dem Karl-Marx-Hof (19. Bezirk).

Wegen ihrer architektonischen Gestaltung wird sie oft fälschlicherweise Jugendstilbahn genannt, obwohl sie von allen Eisenbahnbauten Otto Wagners am engsten dem Historismus verpflichtet ist und die Vorortelinie im Stil der „freien Renaissance“ errichtet wurde.

Heutige Situation

Die Stationen Baumgarten (an der Westbahn zwischen Hütteldorf und Penzing, 1950 aufgelassen), Breitensee, Oberdöbling und Unterdöbling wurden in den 1950er und 1960er Jahren abgetragen. Baumgarten und Unterdöbling wurden nicht wieder errichtet. Die heutigen Stationsgebäude in Breitensee und Oberdöbling sind ebenso wie die neu errichtete Station Krottenbachstraße 1987 fertiggestellte Neubauten, die von den Architekten Alois Machatschek und Wilfried Schermann entworfen wurden. Auch Teile der Hochstationen, wie etwa die gesamte Ostfassade der Station Gersthof, waren in so desolatem Zustand, dass sie abgetragen und komplett neu aufgebaut werden mussten. Die Stationen Ottakring, Hernals und Gersthof sind heute weitgehend in der Originalarchitektur von Otto Wagner erhalten.

Acht Kilometer der Bahnlinie sind mit Stütz- und Futtermauern versehen, um den hügeligen Ausläufern des Wienerwaldes gerecht zu werden. 29 Brücken und fünf Viadukte überspannen die Bahnstrecke. Die schwierigen Geländeverhältnisse erforderten vier Tunnels. Obwohl innerhalb der Grenzen Wiens gelegen, kann die Vorortelinie auf Grund ihrer Streckenführung als Gebirgsbahn angesehen werden.

Auf der S45 kommen vorrangig Triebfahrzeuge der Reihe 4024 (Bombardier Talent) zum Einsatz.

Zwischen den Bahnhöfen Penzing und Heiligenstadt steht die Vorortelinie insgesamt unter Denkmalschutz.[4]

Bildergalerie

Literatur

  • Schlöss, Erich: Die Vorortelinie. Wien: Prachner, 1987.
  • Verkehrsverbund Ost-Region (Hrsg.): Neue Wiener Vorortelinie S45. Wien: Verkehrsverbund Ost-Region, 1987.
  • Wegenstein, Peter: Die Vorortelinie in Wien. Wien: Pospischil, 1987. (Bahn im Bild ; 58).
Commons: Vorortelinie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fahrplanbild 945, Stand vom 9. Dezember 2012, auf der ÖBB-Website (PDF; 73 kB)
  2. Volkswirthschaftliche Zeitung. […] (Verbindung der österreichischen Nordwestbahn mit der Kaiserin Elisabeth-Bahn.) Das Vaterland, 10. August 1872[1]
  3. Vorortelinie wird ab 1987 bis Hütteldorf fahren, Arbeiterzeitung, 23. März 1984, abgerufen am 27. März 2010
  4. Vorortelinie von Otto Wagner geplant