Anton G. Leitner
Anton G. Leitner (* 16. Juni 1961 in München) ist ein deutscher Schriftsteller und Verleger.
Leben und Werk
Anton G. Leitner studierte nach dem Besuch des humanistischen Wittelsbacher Gymnasiums (München) Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach der ersten juristischen Staatsprüfung in München (1989) absolvierte er von 1990 bis Frühjahr 1993 das juristische Referendariat beim Freistaat Bayern. Er lebt und arbeitet (seit April 1993 im Haupberuf) als Autor, Kritiker, Herausgeber und Verleger in Weßling (Kreis Starnberg).
Leitner war nach eigener Aussage (vgl. seinen Aufsatz Reime vs. Pisa in DAS GEDICHT Nr. 13, Weßling 2005)
zunächst mehr an Lausbuben-Streichen als an Literatur interessiert. Nach der Einschulung am humanistischen Gymnasium entbrannte in ihm das "Feuer der Poesie". Anfang der 80er Jahre inspirierten ihn bei seinen Schreibanfängen antike und moderne Lyriker sowie der Austausch mit befreundeten jungen Autoren (u. a. Friedrich Ani, Ulrich J. Beil, Helmut Krausser) und alten Dichtern (insbesondere Karl Krolow).
Zusammen mit Friedrich Ani, Nicola Bardola, Thomas C. Becker, Peter Geissler, Axel Sanjosé, Sabine Zaplin und anderen gründete Anton G. Leitner Anfang der 80er Jahre die Initiative Junger Autoren (IJA) und war bis 1991 deren Vorsitzender. Unter seiner Ägide veranstaltete die IJA 1988 im Münchner Gasteig-Kulturzentrum in Zusammenarbeit mit IBM-Deutschland das Festival die ''Interaktionen / Tage junger Literatur, die bis zu diesem Zeitpunkt größte Literaturveranstaltung in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Neue Zürcher Zeitung bescheinigte ihm damals, "Massstäbe gesetzt zu haben". Organ der IJA war das Münchner Flugblatt für junge Literatur, Der Zettel. Friedrich Ani, Durs Grünbein, Kurt Drawert, Michal Lentz und viele andere Schrifsteller, die heute aus dem deutschsprachigen Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken sind, veröffentlichten dort ihre ersten Gedichte, hin und wieder verstärkt durch internationale Autoren wie Vladimir Sorokin. Die Kernarbeit der Initiative Junger Autorenbestand darin, den konstruktiven kritischen Dialog zwischen den Autoren untereinander bzw. zwischen jungen Schriftstellern und ihren älteren Kollegen zu fördern. Auf zahlreichen Begegnungen trafen sich auf Einladung von Anton G. Leitner Autoren wie Stan Nadolny, Herbert Rosendorfer, Michael Krüger, Karl Krolow, Josef von Westphalen, Rainer Malkowski, Walter Helmut Fritz, Guntram Vesper, Uwe Dick, Michael Ende und viele andere zur Textarbeit, oft auch an Wochenenden, eine Praxis, die Anton G. Leitner bis heute im Rahmen sogenannter Lyrikwerkstätten beibehalten hat.
Die Arbeit für die Inititative Junger Autoren und eine Reihe von Öffentlichen Auftritten schulten Anton G. Leitners persönlichen Vortragsstil. Bereits als Jurastudent edierte er junge Lyrik und Prosa bei Goldmann und war Juror beim "Treffen Junger Autoren" in Berlin (Bundeswettbewerb "Schüler schreiben").
Zu Leitners umfangreichem literarischen Werk zählen fünf Lyrikbände: Schreite fort, Schritt (Aachen 1986), Kleine Welt Runde (Weilerswist 1997), Das Meer tropft aus dem Hahn. Fließ, Blätter (Berlin 2001; erweiterte Neuausgabe: München 2002; Hörbuch/CD: Weßling 2003) und Der digitale Hai ist high oder Die Gesänge eines gefischten Fischers (München, 2004).
Außerdem publizierte er die Erzählung Still Leben Ohne Dichter (Berlin 1997), das Kinderbuch Napolenos erster Fall (Hamburg 2003) und den Essayband Experimente mit dem Echolot. Der modernen Dichtung auf den Grund gehen (München 2002).
Leitners Gedichte erscheinen darüber hinaus in Zeitschriften, Tageszeitungen, in Funk und im Fernsehen (u. a. in Brigitte, mare, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Die Zeit, BR, mdr, Radio Bremen und RBB). Seine Lyrik wurde in zahlreiche
Sammelbände aufgenommen, u. a. in die Standardwerke Der Neue
Conrady. Das große deutsche Gedichtbuch (Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2000 ff.) und in Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (hgg. von Prof. Wulf Segebrecht bei S. Fischer, Frankfurt a. M. 2005).
Zwischen 1980 und 2006 edierte Leitner insbesondere für Goldmann, dtv/Hanser und Reclam insgesamt 22 Anthologien.
Gemeinsam mit Axel Kutsch publizierte er im Verlag Landpresse die Lyrik-Anthologie Unterwegs ins Offene (Weilerswist 2000), zusammen mit Anja Utler gab er bei dtv/Hanser die vieldiskutierte Sammlung für Jugendliche Heiß auf dich. 100 Lock- und Liebesgedichte (München 2002) heraus, zusammen mit Siegfried Völlger legte er bei dtv/Hanser den Band Zum Teufel, wo geht's in den Himmel? 100 poetische Wege (München 2005) vor. Im Hauptprogramm von dtv erscheint im März 2006 Leiners Garten der Poesie (zusammen mit Gabriele Trinckler). Anton G. Leiters Anthologie SMS-Lyrik. 160 Zeichen Poesie wurde bei dtv/Hanser zu einem Lyrikbestseller (3. Auflage: München 2003) und begründete nach Ansicht des FAZ-Kritikers Richard Kämmerlings "eine neue literarische Gattung" (SMS-Lyrik). Leitners in der Universalbibliothek bei Philipp Reclam jun. erschienene Sammlung Feuer, Wasser, Luft & Erde. Die Poesie der Elemente (mit einem Essay des Herausgbebers; Stuttgart 2003) sorgte ebenso wie seine bei Reclam Leipzig veröffentlichte Anthologie Es sitzt ein Vogel auf dem Leim. Rabenschwarze Gedichte (2. Auflage: Leipzig 2004) für Furore.
1993 gründete Anton G. Leitner zusammen mit Ludwig Steinherr die Zeitschrift DAS GEDICHT [www.dasgedicht.de] , die er seit 1994 alleine herausgibt. Sie zählt inzwischen zu den angesehensten und auflagenstärksten Literaturzeitschriften im deutschen Sprachraum. Internationales Aufsehen erregte DAS GEDICHT mit der Liste der Jahrhundertdichter (Ausgabe Nr. 7, 1999/2000), die weltweit millionenfach nachgedruckt wurde. Anton G. Leitner hatte zur Jahrhundertwende 50 führende Literaturkritiker und Dichter eingeladen, die nationalen und internationalen Top 100 der Lyrik zu bestimmen. Im Nachgang zu diesem Lyrik-Ranking entbrannte in deutschen Feuilletons und Verlagen eine geradezu hysterische Kanondebatte.
Auf die Erotik-Ausgabe Nr. 8 von DAS GEDICHT ("Vom Minnesang zum Cyber-Sex. Geile Gedichte") reagierten im Herbst 2000 Teile des konservativen Buchhandels mit einem Verkaufsboykott, weil sie die darin publizierte Liebeslyrik führender deutscher Lyrikerinnen und Lyriker als Pornografie missverstanden. Die Reaktionen von empörten Händlern und selbsternannten Sittenwächtern reichten von wüsten Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen gegen den Herausgeber. Als sich die Bundesausgabe von BILD, T-Online (mit eigener Abstimmungsmöglichkeit), Spiegel-Online die Süddeutsche Zeitung, der Kölner Express und das Nachrichtenmagazin Focus hinter Leitners erotische Auswahl stellten, avancierte die Folge zur Kultnummer und wurde selbst als Aufmacher in Rudi Carrells RTL-Talkshow 7 Tage 7 Köpfe vorgestellt. Der Westdeutsche Rundfunk sendete jeden Tag ein erotisches Gedicht aus dem Erotik-Special von DAS GEDICHT und Lilo Wanders rezitierte daraus in ihrer Sendung Wa(h)re Liebe.
Anton G. Leitner wurde für seine literarische Arbeit u. a. mit dem Kulturpreis AusLese der Stiftung Lesen
(1995), dem V. O. Stomps-Preis der Stadt Mainz (1997), dem Kogge-Förderpreis der Stadt Minden (1999) und dem Kulturpreis des Landkreises Starnberg (2001) ausgezeichnet.
Homepage:
[www.anton-leitner.de]
Anton G. Leitner - Gedicht
KLEIDER, ORDNUNG
Deine Trümpfe stechen.
Meine Strümpfe brechen
Auf. Auch deine
Haben ein Loch. Da
Muß ich durch.
Ich armer
Tor!
Literatur
- Taschenlexikon zur bayerischen Gegenwartsliteratur (Piper, München 1986)
- Autorinnen und Autoren in Bayern. 20. Jahrhundert (Bayerland, Dachau 2004)
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender (Saur, München 2005)
Rezensionen
Die Zeitschrift Das Gedicht und Bücher von Anton G. Leitner wurden unter anderem in folgenden Zeitungen und Zeitschriften vorgestellt: Süddeutsche Zeitung, FAZ, Die ZEIT, Der Spiegel, Focus, Die Welt, Neue Zürcher Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger.
Joachim Sartorius schreibt 2001 im Vorwort zu Leiters Sammlung Das Meer tropft aus dem Hahn: "Anton G. Leitner ist ein höchst beweglicher, mit allen Wasserzeichen der Poesie vertrauter, sensibler, aber auch beherzt Neuland erobernder Lyriker."
Alexander Nitzberg urteilt in der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT (Literaturbeilage zur Frankfurter Buchmesse 2001) über Leitners Gedichtband Das Meer tropft aus dem Hahn: "In der Kunst des Enjambements erreicht Anton G. Leitner einen Gipfel, der beinahe an Scharlatanerie grenzt. Einmal in Gang gesetzt, ist die Wort-Kombinier-Maschine kaum noch zu bremsen. 'Das Wort beim Wort nehmen' bildet aber nur den äußeren, bewegten Rahmen für Sätze voll Stille und Poesie: 'Das Wasser // Verdurstet an / Land'. Sätze, die einen den Atem anhalten lassen."
Günter Kunert 2004 im Vorwort zu Der digitale Hai ist high: "Selten, daß ein Lyriker drei besondere Eigenschaften
zugleich und gebündelt aufweist, wie Anton G. Leitner.
Der Mann hat Sprachempfinden und Sprachlust, Sex
im Kopf und, wo kommt das schon vor?, Humor, Witz,
Mutterwitz."
"Leitner erklärt das Poem zum wahren Instrument der Kommunikation. Das gilt zumal für das erotische Gedicht, ein Genre, in dem der 'allem Weiblich-Leiblichen zugeneigte Dichter' (Günter Kunert) exzelliert und dem er verfallen ist."
Joachim Sartorius in Süddeutsche Zeitung (20.12.2005)
"30 Gesänge, die vom schnellen Beat der Poetry-Slam-Poesie nur so pulsieren. In der strengen Form von reimlosen zweiversigen Strophen entsteht eine lyrische Odyssee mit vielen Stationen. Ein Lyriker, gewaschen mit allen Wasserzeichen der Poesie." Fitzgerald Kusz in Nürnberger Nachrichten zu Der digitale Hai ist high
"Anton G. Leitner hat ein Langpoem aus dreißig Kapiteln geschrieben, das dem Meer gewidmet ist. Dem gleichmäßigen Fluten des Wassers entspricht der weite Atem dieser 'Gesänge'. Doch mit seiner Technik des Zeilensprungs erzeugt Leitner auch allerlei Kräuselungen auf den Wellen. Fische werden sichtbar, Luf tmatratzen, die Köpfe anderer Meeressänger. Sie lassen etwas spüren vom harten Takt der See. Und sorgen für den 'ständigen Austausch / Zwischen den // Ozeanen und der / Atmosphäre'."
Nico Bleutge in Stuttgarter Zeitung zu Der digitale Hai ist high
"Gesänge, die in bester Homer’scher Tradition das ewig Unstete beschwören, in Romantik und Prosa zugleich siedelnde Gefühle und Gedanken, welche das Wasser als Ur-Heimat allen Lebens in uns Menschen auszulösen vermag." Thomas Lochte im Münchner Merkur zu Der digitale Hai ist high
"Leitner führt die Leser in allerlei Seenöte: Das lyrische Ich ist einmal trunkener Matrose im Assoziationsrausch, ein andermal Herr der Gezeiten und Wortwellen, der seine Stärken insbesondere zwischen Ebbe und Flut, in den Bereichen des Übergangs also, virtuos ausspielt. Leitners Gesänge, die so manchem angesagten Slam-Poeten das Fürchten lehren, führen hinaus ins Offene, ins Unverbrauchte. Fangfrische Ware also." Markus Bundi in Aargauer Zeitung / Mittelland Zeitungzu Der digitale Hai ist high
"Ein Großgedicht über die gar nicht sehr christliche Seefahrt."
Bernhard Setzwein in lichtung 2/05 zu Der digitale Hai ist high
"Bei den 30 streng durchkomponierten Gesängen über die erotische Geburt des Menschen aus dem Meer verweben sich mehrere Sinnebenen ineinander und entwickeln Bilder, die sich gleich wieder durch den Zeilensprung verändern. Leitner ist ein Meister des lyrischen Zeilensprungs. Er setzt dieses Stilmittel mit einer so gedanklich witzigen Perfektion ein, dass sich dem Leser ein eigener Sinn-Rhythmus erschließt." Nikolaus Dominik in Dresdner Neueste Nachrichten zu Der digitale Hai ist high
"Leitners neuer Lyrikband beschwört Gefühle und Wahrnehmungen, die wohl nur das Meer als Urheimat allen Lebens in uns auszulösen vermag. 30 Gesänge im schnellen Beat der Poetry-Slam-Poesie. Eine lyrische Odysee mit vielen Stationen."
Lore Kleinert »Leitners neuer Lyrikband beschwört Gefühle und Wahrnehmungen, die wohl nur das Meer als Urheimat allen Lebens in uns auszulösen vermag. 30 Gesänge im schnellen Beat der Poetry-Slam-Poesie. Eine lyrische Odysee mit vielen Stationen.«
Lore Kleinert in ''Radio Bremen / Nordwestradio
(Literaturzeit) zu Der digitale Hai ist high