Abendmahl
Das Abendmahl oder die Eucharistie (je nach Konfession auch heilige Kommunion, Herrenmahl, Altarsakrament, Brotbrechen oder Gedächtnismahl genannt) gehört zusammen mit der Taufe zu den gottesdienstlichen Handlungen, die alle christlichen Kirchen praktizieren.
Als Sakrament verstanden, geht dieser Ritus auf das letzte feierliche Mahl Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend seines Todes zurück. Dieses Mahl wird im Neuen Testament in verschiedenen Fassungen geschildert und gedeutet, die sich alle auf Jesu stellvertretenden Opfertod beziehen.
Die Jerusalemer Urgemeinde feierte das Brotbrechen, das an Jesu Tod und Wiederkunft (Parusie) erinnerte, anfangs täglich in den Häusern der Christen als gemeinsame Sättigungsmahlzeit. Bei diesem sogenannten Liebesmahl (Agapefeier) wurde auch Nahrung an Bedürftige verteilt. Nachdem es dabei in Korinth zu Missständen kam, empfahl Paulus von Tarsus seiner Gemeinde, das gemeinsame "Herrenmahl" im Gottesdienst vom Sättigungsmahl im eigenen Haus zu trennen (1. Kor 11,17-34).
Die heutige Eucharistiefeier hat sich erst im ausgehenden Mittelalter voll ausgebildet. Jede Konfession beruft sich bei der heutigen Gestaltung und Deutung ihrer Form des Altarsakramentes auf bestimmte Aspekte der biblischen Abendmahlsüberlieferung.

Biblische Grundlagen
Hebräische Bibel
In der Heiligen Schrift des Judentums, die weitgehend mit dem Alten Testament der Christen identisch ist, hat das gemeinsame Mahl einen hohen Stellenwert. Es ist ein zentrales Element der Gastfreundschaft im ganzen Orient. Wer einen Reisenden empfängt, der dient seinen Bedürfnissen, teilt mit ihm sein Brot und gewährt ihm damit wie einem eigenen Familienmitglied Schutz, Segen und Hilfe (z.B. 1. Mose 18,1-8).
Das abendliche häusliche Festmahl im Kreis der ganzen Familie, genannt Seder (deutsch: "Ordnung"), ist auch der Auftakt des einwöchigen Pessachfestes. Es folgt einem genauen Ablauf, der auf 2. Buch Mose 12,3-20 zurückgeht und mit symbolischen Speisen an den Exodus (Auszug) des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten erinnert: dem Opferlamm, dem ungesäuerten Brot (hebräisch: Mazzen), den Bitterkräutern (Ysop) und Wein. Jeder Familienvater liest die Haggada (Erzählung) vom Auszug, spricht den Segen über die Speisen und verteilt sie dann an die Anwesenden.
In der Prophetie Israels ist das gemeinsame Mahl ein häufiges Bild für den endzeitlichen Schalom Gottes mit seinem Volk und den Völkern (Frieden, Heil, Erlösung).
Neues Testament
Das letzte Mahl Jesu wird in den drei synoptischen Evangelien beschrieben:
In allen drei Berichten stehen die sogenannten Einsetzungsworte Jesu im Zentrum. Ihre wohl älteste Fassung bietet Markus (v.22ff):
- Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmt, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich ich sage euch: Ich werde fortan nicht trinken vom Gewächs des Weinstocks bis zu dem Tag, an dem ich neu trinke im Reich Gottes.
Paulus überliefert in 1. Korintherbrief 11,23-26 eine andere Fassung dieser Worte, die er "vom Herrn" empfing und wohl wie das Urcredo (1. Kor 15,3-8) aus der Urgemeinde übernahm:
- Der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis er kommt.
An der Stelle, wo die Synoptiker vom letzten Mahl Jesu berichten, steht im Johannesevangelium die Szene der Fußwaschung (Joh 13,1-20). Sie wird gefolgt von einer Brotausteilung Jesu an Judas Iskariot, die dessen Verrat einleitet (Joh 13,21-30).
Hinzu kommen Texte in den Evangelien, die ein gemeinsames Mahl Jesu mit verschiedenen Gruppen des jüdischen Volkes beschreiben und oft auf das Abendmahl bezogen werden (Mk 2,15-17, Mk 6,35-44, Joh 6,1-14, Mk 8,1-9, Mt 15,32-37).
Einige Ostertexte der Evangelien verbinden eine Erscheinung des Auferstandenen mit einem Mahl mit seinen Jüngern:
- Lk 24,13-35: Die Emmausjünger erkennen Jesus erst, als er das Brot brach.
- Joh 21,1-13: Jesus offenbart sich sieben seiner Jünger am See Genezareth und hält mit ihnen das Mahl.
Das Brotbrechen in der Urgemeinde und die Abendmahlspraxis in Korinth beschreiben
- Apostelgeschichte 2,42 und 2,46 und
- 1. Kor 10 und 11.
Die Motive des Abendmahls und ihre Bedeutung
Seit den Forschungen von Joachim Jeremias (Die Abendmahlsworte Jesu, 1. Auflage 1935) nimmt man an, dass hinter den Berichten der Synoptiker und des Paulus eine Urform stand, die auf Jesus selbst zurückgeht und nach seinem Tod in der Gottesdienst-Liturgie der Jerusalemer Urgemeinde ausgeprägt wurde. Sie enthielt gemeinsame Motive der Mahlberichte:
- Jesu Abendmahl fand im Rahmen eines Passahmahls statt. Die Jünger werden zum Zubereiten des Passahlamms (2. Mose 12,3-6) an vorherbestimmtem Ort in der Hauptstadt gesandt (Mk 14,12-16). Damit steht das Mahl unter dem Vorzeichen der Erinnerung an Gottes Befreiungstat für sein Volk Israel.
- Zur Rahmenhandlung gehört zudem der Verrat des Judas Iskariot, mit dem Jesu Passion beginnt.
- Jesus übernahm die Rolle des jüdischen Hausvaters, der den ungesäuerten Brotfladen (Mazzen) in die Hand nimmt, Gott dafür dankt - wahrscheinlich mit dem jüdischen Lobspruch zu Beginn jeder Mahlzeit: "Gepriesen bist Du, der das Brot aus der Erde wachsen lässt" - , es in Stücke bricht und diese den Anwesenden herumreicht.
- Der Kelch mit Wein entsprach dem ersten Segensbecher bei einem Passahmahl, der gegen Ende der Mahlzeit gereicht wurde.
- Während sie aßen und tranken, deutete Jesus das Geschehen. Brot- und Kelchwort waren wahrscheinlich wie in 1. Kor 11 annähernd parallel gebaut und als direkte Anrede an die Essenden formuliert:
- Das ist mein Leib - für euch gegeben. Das ist mein Blut - für die Vielen vergossen.
- "Leib" (griechisch σωμα / soma, aramäisch guph) steht für die ganze Person: Eine Trennung von Körper und Seele war dem Judentum fremd. "Blutvergießen" weist auf Jesu bevorstehenden Tod hin, der - wie das Blut des Passahlamms, mit dem die Israeliten die Türpfosten bestrichen - das Volk Israel, hier vertreten durch die zwölf Jünger, und darüberhinaus "viele" aus Gottes Zorngericht retten soll.
- Der "neue Bund", der in Jesu Sterben begründet ist, ist keine Ablösung des ersten "alten" Bundes Gottes mit seinem Volk, sondern dessen endgültige Bekräftigung - gerade weil er über diesen hinausgeht. So wurde auch der Sinaibund mit dem Blut des Opfertieres besiegelt (2. Mose 24,8). Der Prophet Jeremia versprach dem Volk Israel nach der Zerstörung des ersten Tempels seine Erneuerung (Jer 31). Für die Urchristen war Jesu Tod die Erfüllung dieser Verheißung (Hebr 8,8-12). Indem Gott durch ihn auch den Völkern Anteil am Heil schenkte, wurde Israels Hoffnung auf Frieden mit den Völkern neu begründet.
- "(dahin)gegeben" ist eine feste liturgische Redewendung: Das griechische Verb παραδιδοναι / paradidonai steht für das hebräische Wort für "ausliefern" und erinnert an Jesu Leidensankündigungen (Mk 9,31 par.):
- Der Menschensohn wird [von Gott] in die Hände der Menschen ausgeliefert werden.
Der "Menschensohn" erinnert an die apokalyptische Heilserwartung des Buches Daniel vom Kommen des Menschenähnlichen nach dem Endgericht über die Gewaltimperien (Dan 7,13f). Aber zugleich widersprach Jesus dieser Erwartung: Der Menschensohn werde selbst das Endgericht erleiden und so zum "Lösegeld für die Vielen" (Mk 10,45) werden.
- "Für Viele" meint im Aramäischen "die Vielzahl" als Gesamtheit aller Menschen. Der Ausdruck spielt auf die im Alten Testament einzigartige Verheißung vom stellvertretenden Sühneleiden des "Gottesknechts" an (Jesaja 53; v.11f).
- Darum wurden Brot- und Kelchwort "für euch gegeben" von den Urchristen schon bald mit dem Bekenntnis beantwortet: "dahingegeben um unserer Übertretung willen" (Röm 4,26), "gestorben für unsere Sünden gemäß der Schrift" (1. Kor 15,3). Das letzte Mahl Jesu begründete die nachösterliche Sinndeutung seines Todes. An allen Stellen des Neuen Testaments, die eine Wortverbindung mit "für euch" (gegeben/gelitten/gestorben/geschlachtet) enthalten, ist der stellvertretende Gerichtstod Jesu gemeint.
- Hinzu kommt bei Markus der endzeitliche Schwur: "Wahrlich ich sage euch..." Damit stellte Jesus sein bevorstehendes Leiden und Sterben in die Perspektive der kommenden Gottesherrschaft. Die erhoffte Befreiung aus der Sklaverei sollte also nicht auf das Volk Israel begrenzt bleiben, sondern alle Völker und die ganze Schöpfung einschließen. Der Abschied Jesu von seinen Jüngern ist endgültig, aber er enthält Hoffnung über den Tod hinaus: Weil er für sie starb, ist ihnen allen - auch dem Verräter Judas! - die Sünde schon vergeben, die kommende Verwandlung der Welt schon geschenkt und gewiss.
- Die paulinische Version betont das Wiederholungsmotiv: "Solches tut, so oft ihr trinket, zu meinem Gedächtnis." Im Gedenken an sein letztes Mahl ist Jesus fortan gegenwärtig unter seinen Nachfolgern.
Unterschiede der verschiedenen Einsetzungstexte

Die verschiedenen Abendmahlsberichte des Neuen Testaments setzen jeweils besondere theologische Akzente:
- Bei Markus steht das Kelchwort im Mittelpunkt und damit die heilstiftende Wirkung des vergossenen Blutes Jesu ("der neue Bund in meinem Blut").
- Matthäus hebt hervor, dass Jesu Blut vergossen wird "zur Vergebung eurer Sünden".
- Lukas legt seinen besonderen Schwerpunkt auf die eschatologische Bedeutung der letzten Mahlfeier Jesu. Wichtig ist ihm allerdings auch der Hinweis Jesu, dass die Jünger vor Anfechtung, Irreführung und Schuld nicht sicher sind. Selbst Petrus (griechisch: das Felsgestein) kann sich seines Glaubens nicht sicher sein. "Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört!" sagt Jesus zu seinem Apostel. Auffällig beim lukanischen Abendmahlsbericht ist auch die Erwähnung von zwei Kelchen, die beim Abendmahl gereicht werden - einer zu Beginn und einer als Abschluss der Mahlfeier.
- Bei Johannes wird die Mahlfeier nur im Vorübergehen erwähnt; anstelle des Abendmahls wird die Fußwaschung ausführlich beschrieben.
- In der paulinischen Fassung des Abendmahlsberichtes (1. Korinther 11,23-26) wird auf den Verkündigungscharakter des Abendmahls hingewiesen. Auch wird im Anschluss (ab Vers 27) vor einer "unwürdigen" Teilnahme am Abendmahl ausdrücklich gewarnt. Krankheit und Tod - so Paulus - können die Folge sein.
Urchristliche Abendmahlspraxis

Die Mahlfeier nahm im Urchristentum einen wichtigen Platz im Gemeindeleben ein. Die Apostelgeschichte nennt als eine der vier "Grundsäulen" christlicher Gemeinschaft "das Brechen des Brotes" (Apostelgeschichte 2,42). Heute unterscheidet man diese urchristlichen Agapefeiern von den Abendmahlsfeiern. Paulus spricht vom Abendmahl als einem selbstverständlichen Gemeindegeschehen (1. Korinther 10 und 11). Nach Apostelgeschichte 2,46 sind die Häuser der Gemeindemitglieder die ursprünglichen Orte der Abendmahlsfeier. Vermutlich wurde wenigstens an jedem ersten Tag der Woche, dem sogenannten "Tag des Herrn", die Eucharistie gefeiert (Apostelgeschichte 20,7) - wahrscheinlich eingebunden in ein gemeinsames Essen (1. Korinther 11,21ff; 33). Der Zeitpunkt der gemeindlichen Mahlfeier lag wohl am Abend des Tages, worauf die schon genannten Stellen aber auch das in den Texten verwendete griechische Wort für Mahl (deipnon) hinweist; es bezeichnet ein festlich gestaltetes Mahl zum Tagesabschluss. Es gibt Hinweise, dass beim Abendmahl - ähnlich wie beim Passah-Mahl - die Heilsgeschichte Gottes in Erinnerung gerufen und gleichzeitig verkündigt wurde. Bei der christlichen Mahlfeier wird es wohl (1. Korinther 11,26) die Passionsgeschichte Jesu gewesen sein.
Ein besonderer Priesterdienst wird in den neutestamentlichen Abendmahlsberichten nirgendwo erwähnt. Auch in den apostolischen Vorschriften für die Presbyter und Diakone (zum Beispiel 1. Timotheusbrief 3,1-10) ist von einer besonderen Rolle bei der "Sakramentsverwaltung" nicht die Rede. Allerdings könnte das Schweigen darüber auch darauf hindeuten, dass es als selbstverständlich erachtet wurde, dass der Eucharistiefeier die Apostel bzw. deren Nachfolger vorstanden.
Abendmahlsverständnis
Frühe Zeugnisse eines sakramentalen Verständnisses des Abendmahls sind:
- Ignatius von Antiochien († ca. 107-110). Er nannte das Abendmahl eine "Arznei der Unsterblichkeit" und meint in seinen Brief an die Smyrnäer: Sie halten sich von Eucharistie und Gebet fern, weil sie nicht bekennen, dass die Eucharistie das Fleisch unseres Erlösers Jesus Christus ist, der für unsere Sünden gelitten hat.
- Um das Jahr 100 spricht die Didache: Am Tage des Herrn versammelt euch, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr vorher eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei. Jeder aber, der mit seinem Freund einen Streit hat, soll nicht mit euch zusammenkommen, bis sie sich versöhnt haben, damit euer Opfer nicht entweiht werde.
- Justin der Märtyrer (ca. 110 - ca. 165). Er verstand Brot und Wein im Abendmahl als Leib und Blut Jesu und ist die älteste erhaltene schriftliche Quelle für den Gedanken des Messopfers, das durch einen Priester dargebracht werden muss (d. h. nicht von Laien).
Während vor allem die Kirchen reformierter Prägung sich in ihrem Abendmahlsverständnis an ihrer Deutung der neutestamentlichen Mahlfeier orientierten, wurde die Sichtweise Justins und der Didache u.a. von der katholischen und der orthodoxen Kirche übernommen und ist auch heute die offizielle Lehrmeinung.
Es lassen sich zwei Hauptgruppen des Eucharistieverständnisses unterscheiden:
- Die Vertreter der einen Gruppe lehren, dass in den Elementen von Brot und Wein Christus mit seinem Leib und seinem Blut real gegenwärtig ist (Realpräsenz) und die Teilnehmenden am Abendmahl durch das Essen und Trinken leiblich an Christus Anteil bekommen. Dies ist die Auffassung der orthodoxen, der katholischen, der anglikanischen und der lutherischen Kirchen. Die Eucharistiefeier ist eine Christus vergegenwärtigende Gedächtnisfeier.
- Die Vertreter der anderen Gruppe lehren, dass die Elemente von Brot und Wein nur Zeichen oder Symbole seien, die Christi Leib und Blut "bedeuten", aber nicht "sind". Das Abendmahl ist hier eine reine Gedächtnis- bzw. Erinnerungsfeier. Diese Auffassung vertreten die reformierten Kirchen, und die meisten baptistischen Kirchen und Pfingstgemeinden.
Brot und Wein
Die Eucharistie wird in der Regel mit Brot und Wein gefeiert. In der römisch-katholischen und der lutherischen Kirche verwendet man Hostien aus ungesäuertem Teig, (d.h. unfermentiertem Teig, also auch keine Hefen oder Backpulver), in den Ostkirchen dagegen normales Weizenbrot (Prosphoren) aus Hefeteig. Evangelische Kirchen und Freikirchen verwenden gewöhnlich normales (Weiß-)Brot, manchmal jedoch auch in Anlehnung an das jüdische Passahmahl die ungesäuerten Hostien. In vielen protestantischen Gemeinden wird seit dem 19. Jahrhundert aus Rücksicht auf Kinder und Alkoholiker kein Wein, sondern Traubensaft zum Abendmahl gereicht. Vor der Erfindung moderner Konservierungsmethoden wäre das natürlich in den meisten Jahreszeiten gar nicht möglich gewesen. Für diesen Usus gibt es allerdings nicht nur eine praktische Begründung, sondern auch eine biblische: In allen Texten, die die Abendmahlsthematik berühren, wird zwar vom Brot gesprochen, nicht aber vom Wein als alkoholisches Getränk. In den Abendmahlsberichten ist vom Kelch die Rede, an anderen Stellen vom "Gewächs des Weinstocks".
Liturgie
Trotz aller Unterschiede gibt es in der Abendmahlsliturgie viele Elemente, die - in mehr oder weniger festgelegter Form und Reihenfolge - in den meisten Konfessionen vorkommen. Manche dieser Elemente sind schon aus Liturgien des zweiten und dritten Jahrhunderts überliefert.
- Schuldbekenntnis und Absolution
- Präfation (großes Dankgebet) Sursum Corda - Erhebt eure Herzen zum Herrn
- Tersanctus (Dreimal Heilig - Heilig, heilig, heilig) mit Benedictus qui venit
- Anamnese (Griechisch für Erinnerung)
- Mysterion (Geheimnis des Glaubens): Priester: Geheimnis des Glaubens; Gemeinde: Deinen Tod oh Herr verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.
- Epiklese (die Konsekration)
- Vaterunser
- Fraktion (das zeremonielle Brechen des Brotes)
- Kommunion Verteilen von Brot und Wein
- Agnus dei Christe, Du Lamm Gottes
- Friedensgruß
- Gebet
- Segen und Entlassung
Zulassung zum Abendmahl
Die Zulassung zum Abendmahl wird je nach Konfession unterschiedlich gehandhabt - bezüglich Kirchenmitgliedschaft und ebenso bezüglich Teilnahme von Kindern (Kinderabendmahl).
- In der Orthodoxen Kirche können nur orthodoxe Christen die Kommunion empfangen (siehe unten)
- In der Römisch-Katholischen Kirche sind insbesondere Gläubige dieser Kirche (nach der Erstkommunion), einschließlich Christen der mit Rom unierten Kirchen - diese bereits unmittelbar nach der Taufe - , zum Empfang der Kommunion zugelassen, sowie alle Getauften, die (kirchen-)rechtlich nicht daran gehindert sind (Can. 912 Codex Iuris Canonici). Der Zustand schwerer Sünde hindert am Kommunionempfang (Problematik z. B. der wiederverheirateten Geschiedenen, wobei hierbei noch das Problem eines öffentlichen Verharrens in diesem Zustand hinzugekommt - nur in solchen Fällen darf die Kommunion vom Spender verweigert werden).
- In anderen katholischen Kirchen, zum Beispiel der Alt-Katholischen Kirche gilt die Einladung zur Eucharistie für alle Christen nach Erstkommunion oder Konfirmation
- In den Lutherischen und Reformierten Kirchen sind alle getauften Christen zugelassen, die auch in ihrer eigenen Kirche zum Empfang der Eucharistie oder des Abendmahles zugelassen sind, in der Regel die Angehörigen der eigenen Konfession jedoch erst nach Katechese und Konfirmation. In manchen evangelischen Landeskirchen wird das Abendmahl auch Ungetauften gereicht, wenn sie hinzutreten.
- In den lutherischen Freikirchen, die die uneingeschränkte Geltung der lutherischen Bekenntnisschriften (BSLK) vertreten, werden nur getaufte Christen mit gleichem Abendmahlsverständnis zugelassen. Diese Maßnahme verstehen sie als Wahrnehmung ihrer seelsorglichen Verantwortung gegenüber Andersgläubigen (unter Berufung auf 1.Kor 11,29: "Denn wer so isst und trinkt, daß er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.").
- Ausdrücklich sind in den Reformierten Kirchen der Schweiz alle zum Abendmahl eingeladen, die sich zu Jesus Christus bekennen. Zudem kennt man in der Schweiz das Kinderabendmahl seit Jahrzehnten und es hat seinen Ort in der Praxis gefunden. Dieser Brauch wird auch von immer mehr Kirchen außerhalb der Schweiz übernommen.
- In manchen Freikirchen sind alle wiedergeborenen Christen zugelassen, in anderen nur die, die aufgrund eines persönlichen Bekenntnisses ihres Glaubens an Jesus Christus getauft worden sind (Glaubenstaufe)
- Die Evangelisch-methodistische Kirche kennt keine Einschränkungen in der Zulassung zum Abendmahl, jeder der es wünscht, kann teilnehmen. Sie argumentieren, dass der Gastgeber Jesus Christus selbst sei, und es deshalb keinem zustehe Einschränkungen vorzunehmen. Die meisten Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden verfahren heute ähnlich.
Konfessionelle Ausprägungen
Hier werden an einigen Beispielen die Unterschiede bei Abendmahlsverständnis, Liturgie und Zulassungspraxis verschiedener Konfessionen gezeigt:
Die katholische Kirche bezeichnet das Abendmahl auch als Eucharistie.
Wesen der Eucharistiefeier
In der Eucharistiefeier, die als zeremonielle Wiederholung des letzten Abendmahles verstanden wird, wird das ungesäuerte Brot (Hostie) und der Wein entsprechend der katholischen Theologie durch Jesus Christus selbst in sein wahres Fleisch und Blut verwandelt. Deshalb spricht der Priester an Christi statt (in persona Christi) die Einsetzungsworte "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut".
Nach katholischem Verständnis vergegenwärtigt die Eucharistie (deshalb auch „Messopfer“ genannt) in unblutiger Weise das eine Kreuzesopfer, das Christus für die Menschen dargebracht hat, für die Vergebung der Sünden. Der Empfang der Eucharistie vermehrt die Liebe Gottes, bewahrt dadurch vor der Anhänglichkeit an die Sünde und bewirkt die Vergebung leichterer Sünden. Somit bleibt Christi Kreuzesopfer durch die Geschichte hindurch in seiner Gemeinde lebendig und wirksam, jeder Mensch kann seinem Opfer beiwohnen.
Von Beginn an trafen sich zur Feier der Eucharistie der armselige Sklave, der Zöllner oder der Aristokrat. Philosoph saß neben Analphabet, der Aristokrat neben der bekehrten Dirne oder dem Hafenarbeiter, der nach damaligem römischen Recht nicht einmal den Wert einer Sache hatte. So wie Jesus Christus sich öffentlich vor der Stadt kreuzigen ließ, die Hände auf Alle hin gerichtet, so ist die Eucharistiefeier bis heute der öffentliche Gottesdienst Aller und kein Treffen eines Clubs von Gleichgesinnten.
So lehrt das Konzil von Trient:
- Dieses Opfer ist ein wirkliches Sühnopfer ..., Lehre vom Heiligsten Messopfer, 2. Kapitel
Daneben erfährt die Gemeinde in der Eucharistiefeier im Rahmen der Messe die ewig gewährte Gemeinschaft mit dem auferstandenen und verklärten Christus und sagt dafür Dank. Dieser Gedanke wird jedoch als zweitrangig angesehen, die präzise Lehre des Konzils von Trient sagt dazu:
Wer sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wirkliches und eigentliches Opfer dargebracht, oder die Opferhandlung bestehe in nichts anderem, als dass uns Christus zur Speise gereicht werde: der sei (aus der Kirche) ausgeschlossen.
Indem das in der Kirche vereinte Volk Gottes beim Mahl des Herrn den Leib Christi empfängt, wird es selbst zum "Leib Christi".
Realpräsenz
Nach katholischer Lehre sind bei der Eucharistie "Leib und Blut Christi wahrhaft, wesentlich und wirklich gegenwärtig" (Realpräsenz). Durch das vom Priester gesprochene eucharistische Hochgebet, speziell durch die Epiklese (Anrufung des Heiligen Geistes) und die Konsekrationsworte, vollzieht sich die geheimnisvolle Wesensverwandlung von Brot und Wein zum Leib und Blut Christi. Da Jesu Auftrag, Brot und Wein zu seinem Gedächtnis zu teilen, an die Apostel erging, kann die Konsekration nach katholischer Auffassung nur von ordinierten Priestern gültig vollzogen werden, da nur diese durch ihre Weihe Stellvertreter der Bischöfe sind, welche wiederum Nachfolger der Apostel sind.
Ab dem 9. Jahrhundert wurde die Wandlung von Brot und Wein in Christi Leib und Blut immer gegenständlicher aufgefasst, unter zunehmendem Einfluss der Philosophie des Aristoteles. Diese Transsubstantiation wurde im 4. Laterankonzil 1215 zum Dogma erhoben. Seitdem haben sich innerhalb der katholischen Kirche zahlreiche Andachtsformen entwickelt, die der Verehrung des Leibes und Blutes Christi dienen -- Aussetzung (Ausstellung) von Hostien in Monstranzen, Fronleichnamsprozession etc. Berichte von Hostienwundern, etwa blutenden Hostien oder gar der Verwandlung einer Hostie in den Schmerzensmann während der Messe, unterstreichen das Dogma.
Für die katholische Kirche ist also in der konsekrierten Hostie Jesus real gegenwärtig und bleibt es auch nach der eigentlichen Opferfeier, weshalb die Hostien im Tabernakel verschlossen und auch als Repräsentation Jesu angebetet werden -- nicht nur verehrt wie die bildlichen Darstellungen von Jesus. Für die katholische Theologie besteht kein Widerspruch zwischen der Tatsache, dass es sich beim Brot und Wein der Eucharistie der Gestalt nach weiter um Brot und Wein handelt, und dem Glauben, dass die letzte, eigentliche Wirklichkeit des eucharistischen Brots und Weins der wirklich gegenwärtige Christus ist.
Kommunion
Das Sakrament wirkt durch seinen korrekten, der Einsetzung gemäßen Vollzug, ex opere operato. Die katholische Kirche empfiehlt die häufige und sogar tägliche Kommunion - jedoch nur in seltenen Fällen mehr als einmal pro Tag. Allerdings darf nur kommunizieren, wer mehrere Voraussetzungen erfüllt. Zum einen ist zur Kommunion der Glaube an die Realpräsenz Christi nötig, weshalb kleine Kinder (außer in den katholischen Ostkirchen) nicht kommunizieren dürfen, da sie die Hostie noch nicht von normalem Brot unterscheiden können. Weiterhin muss der Kommunizierende auch frei von schweren Sünden sein - gegebenenfalls muss er sich vor der Kommunion in der Beichte mit Gott versöhnen.
Nach katholischem Glauben ist Jesus Christus unter der Gestalt des Brotes als auch unter der Gestalt des Weines ganz und lebendig mit Leib und Blut, Seele und Gottheit enthalten - im Gegensatz zu dem Glauben, Christi Leib sei nur unter der Gestalt des Brotes und sein Blut nur unter der Gestalt des Weines gegenwärtig. Somit ist die Kommunion unter beiden Gestalten theologisch betrachtet nicht notwendig. Aus diesem Glauben entwickelte sich seit dem Hochmittelalter die Eucharistiepraxis, dass der Kelch von den Laien mehr und mehr gemieden und ihnen schließlich entzogen wurde; nur der Priester trank den Wein, damit nichts verschüttet wurde (s. Laienkelch). Heute ist der Empfang der Kommunion unter beiderlei Gestalt wieder möglich (besonders empfohlen zu bestimmten Anlässen), wird aber nicht immer und überall praktiziert.
Orthodoxe Kirchen
Auch die Orthodoxen Kirchen sind der Auffassung, dass Brot und Wein wirklich Leib und Blut Christi sind. Die Liturgie hat Parallelen zum jüdischen Tempelgottesdienst. Im Gegensatz zur römisch-katholischen Eucharistielehre gibt es für die orthodoxe Theologie jedoch keine konkrete Formel, durch die der Priester die Wandlung vollzieht -- das Mysterium des Abendmahls geschieht durch die Liturgie als Ganzes, wobei die Anrufung des Heiligen Geistes über den Gaben in der Epiklese eine zentrale Stellung einnimmt. Auf eine philosophische Klärung des "wie" der Wandlung wird verzichtet, der Ausdruck Transsubstantiation wird nicht verwendet, teilweise sogar explizit abgelehnt. Die Eucharistie, die bei den byzantinischen Kirchen auch als Göttliche Liturgie bezeichnet wird, gilt auch hier als Opfer, genauer als Vergegenwärtigung des einen Opfers Christi. Der Empfang der Eucharistie durch nicht-orthodoxe Christen gilt als unmöglich, da nach orthodoxem Glauben der Teilnehmerkreis der Eucharistie (und nichts anderes) per definitionem die Kirche ist, und nicht-orthodoxe somit quasi automatisch zur Orthodoxen Kirche überträten wenn sie teilnähmen. Wenn ein Gläubiger die Eucharistie empfangen möchte, meldet er sich üblicherweise am Vortag beim Priester an; dies gilt vor allem für Auswärtige, die der Priester nicht persönlich kennt. Voraussetzung für den Empfang der Eucharistie ist zudem die Beichte.
Die Anwesenheit von Gläubigen ist für die Feier der Eucharistie unabdingbar — eine eucharistische Liturgie ohne Gläubigen ist so wenig möglich wie ohne Priester. Ein Priester darf die Eucharistie höchstens einmal am Tag feiern, sie darf auch in jedem Kirchengebäude nur einmal am Tag stattfinden und ein Gläubiger ebenfalls höchstens einmal am Tag daran teilnehmen. Tägliche Eucharistiefeier ist jedoch in der Orthodoxie auch für Priester ziemlich unüblich, gewöhnlich ist eher der wöchentliche Rhythmus, vor allem die Feier am Sonntag. Alle getauften orthodoxen Christen dürfen die Eucharistie empfangen, auch Kleinkinder, da die orthodoxe Kirche "Glauben" vor allem im Sinne eines Vertrauens versteht, zu dem auch kleine Kinder schon fähig sind, weniger im Sinne eines "Für-wahr-Haltens", dass einen entwickelten Verstand erfordern würde. Allerdings verlangen einige Kirchen von erwachsenen Teilnehmern eine vollständige Beichte am Vorabend, was dazu geführt hat, dass in manchen orthodoxen Kirchen die Erwachsenen gewöhnlich nur einige Male im Jahr selbst die Eucharistie empfangen, während sie sonst nur als Mitbetende oder Sänger teilnehmen. Es gibt zur Zeit jedoch Bestrebungen, den wöchentlichen Empfang wieder zur Norm zu machen.
In den Orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus wird der Mittelteil eines runden, gesäuerten, beim Backen mit christlichen Symbolen gestempelten Brotlaibs (Prosphore) — Sauerteig gilt als Gleichnis des Reiches Gottes — verwendet, sowie durch Beigabe von ein wenig kochendem Wasser (Zeon) ungefähr auf Blutwärme erwärmter Rotwein. Der Mittelteil wird auch als Lamm bezeichnet. Allein dieses Lamm und der Wein werden konsekriert. Leib und Blut Christi werden vor der Ausgabe an die Gläubigen im Kelch vermischt und diese Mischung wird dann mit Hilfe eines goldenen Löffels an die Gläubigen ausgegeben. Die im Westen mittlerweile wieder übliche Handkommunion ist hier nicht bekannt, die Gläubigen empfangen die Kommunion in den Mund. Bleibt ein Rest, wird dieser nach der Kommunionspendung vom Diakon oder vom Priester verzehrt. Für die Krankenkommunion wird stets ein kleines Stück des konsekrierten Lammes, das mit einem Tropfen konsekriertem Wein getränkt wird, aufbewahrt im sogenannten, dem Tabernakel ähnlichen Artophorion. Eine Anbetung und Verehrung der Eucharistie außerhalb der Göttlichen Liturgie ist nicht üblich.
Wie das Lamm, das später konsekriert wird, so werden auch einige andere Teile während der Proskomidie aus der Prosphore mit Hilfe eines als Lanze bezeichneten Messers herausgeschnitten. Sie stellen während der Liturgie die Gottesmutter Maria, die Heiligen und die lebenden und verstorbenen Gläubigen dar, werden aber nicht konsekriert. Nach der Kommunionausteilung werden sie ebenfalls in den Kelch gegeben und verzehrt. Der restliche, äußere Teil des Brotlaibs und zusätzliche Brotstücke werden nach der Konsekration des Lammes und des Weines gesegnet, aber eben nicht konsekriert. Dieses sogenannte Antidoron wird nach der Liturgie an die Gläubigen verteilt und von diesen sofort gegessen oder - etwa für daheimgebliebene kranke oder ältere Menschen - mit nach Hause genommen. Dieses Antidoron wird auch an nicht-orthodoxe ausgeteilt.
Lutherische Kirche
Martin Luther hat am römischen Verständnis des Sakramentes an entscheidenden Stellen Kritik geübt und es mit Berufung auf das Evangelium neu interpretiert. Seine Kritik betraf das römisch-katholische Verständnis der Messe als Opfer und die Transsubstantiationslehre, so dass es hier in den lutherischen Kirchen eine eigenständige Auffassung gibt.
Luthers Argumente gegen das Römisch-Katholische Messopfer
- Bei Katholiken wird die Messe als Opfer verstanden, welches der Priester Gott darbringt (Opferpriestertum). Luther stellte neu den Gnadencharakter der Messe heraus, indem den Gläubigen im Abendmahl die durch Christi Tod erwirkte Gnade durch den Priester ausgeteilt wird (Gnadenpriestertum). Vor allem aus diesem Grund war für ihn die römische Messe "das größte und schrecklichste Greuel" von allen "päpstlichen Abgöttereien". Evangelische Christen betrachten Jesu Opfer am Kreuz als hinreichend ("Es ist vollbracht") und sehen in der erneuten Opferung eine den Aussagen der Bibel widersprechende Tradition.
- Das Sakrament wurde nur in einer Gestalt (sub una) den Gläubigen gereicht. Stattdessen forderte Luther die stiftungsgemäße Austeilung des Kelchs auch an die Laien.
- Luther wies die Wirkung des Sakraments ex opere operato zurück. Um vom Sakrament Nutzen zu ziehen, ist nach Luther der Glaube notwendig. Glaube und Sakrament gehören zusammen. Ansonsten wirkt es zwar, aber nicht zum Heil, sondern zum Jüngsten Gericht.
- Die Wandlung schon allein zu sehen und dieser im Gottesdienst beizuwohnen, galt als segensvoll. Aus diesem Grund nahmen die mittelalterlichen Gläubigen zwar an der Messe teil, empfingen aber das Sakrament sehr selten. Oft ging man weniger als alle drei Jahre zur Kommunion. Luther dagegen betonte, dass es auf das Empfangen des Sakraments ankommt. Wer der Messe nur passiv beiwohnt, hat keinen Nutzen vom Sakrament.
- Das viele Zeremoniell, das um das Sakrament veranstaltet wurde, ging zu Lasten der Predigt, für die kaum noch Zeit blieb. Die Predigt spielt in evangelischen Kirchen eine große Rolle.
- Der Gebrauch der lateinischen Sprache in der Feier des Gottesdienstes machte diesen den Gläubigen unverständlich.
Kritik an der Transsubstantiationslehre und die Lehre von der Konsubstantiation
Luthers Kritik an der römischen Transsubstantiationslehre betraf nicht die Realpräsenz (wirkliche Gegenwart) Christi in den Elementen von Brot und Wein. Darin war er durchaus mit den römischen Theologen einig.
Mit Philipp Melanchton entwickelte Luther eine Ansicht, die später Konsubstantiationslehre genannt wurde (die Bezeichnung geht auf refomierte, anti-lutherische Polemik zurück). Die Kommunikanten nehmen den wirklichen Leib und das wirkliche Blut Jesu Christi in, mit und unter Brot und Wein entgegen. Brot und Leib Christi, sowie Wein und Blut Christi sind in "sakramentlicher Einheit" (Luther, Vom Abendmahl Christi) durch die Einsetzungsworte miteinander verbunden. Brot und Wein verschwinden ihrer Substanz nach nicht. Damit wird ein zentrales Problem der Transsubstantiationslehre beseitigt, nämlich die nach lutherischer, aber auch schon innerscholastischer, Kritik der Schöpfungslehre widersprechende Auffassung, dass die Substanzen von Brot und Wein vergehen, um Leib und Blut Christi als neuen Substanzen und den Akzidenzien von Brot und Wein Raum zu machen.
Luthers Kritik betraf auch den Rang als Dogma, den die Transsubstantiationslehre in der römischen Kirche hatte. Und die darausresultierende Überordnung des Sakramentes über das Wort. Seiner Ansicht nach ist das Sakrament eine besondere Gestalt des Wortes Gottes, nämlich, wie er in Anlehnung an Augustinus formuliert, sichtbares Wort (verbum visibile).
Realpräsenz Christi bei der Eucharistie
Der lutherische Standpunkt zur römisch-katholischen Lehre von der bleibenden Präsenz Christi in den konsekrierten Elementen ist sehr differenziert.
Luther lehnt eine stiftungswidrige Verwendung des Sakraments ab, etwa in der Fronleichnamsprozession. Das Sakrament soll ausgeteilt und von den Gläubigen empfangen werden. Allerdings hält Luther an der bleibenden Präsenz Christi in den konsekrierten Elementen fest.
Noch über Luthers Tod hinaus werden die konsekrierten Hostien in der Monstranz und in einer Sakramentsnische oder einem Tabernakel auch in lutherischen Kirchen aufbewahrt und von den unkonsekrierten unterschieden. Luther selbst ließ sogar Pfarrer, die konsekrierte von nichtkonsekrierte Hostien nicht deutlich unterschieden, ihres Amtes entheben. Luthers persönlicher Glaube an die Realpräsenz wurde auch in seinem vorsichtigen Umgang mit dem konsekrierten Wein sichtbar.
Da nach Luthers Überzeugung Christus im Abendmahl real präsent ist, wird sein Leib und Blut in der Feier sowohl von Gläubigen als auch von Ungläubigen empfangen (sog. manducatio impiorum). Nicht der Glaube macht das Sakrament, sondern Christi Zusage: "Das ist mein Leib - Das ist mein Blut". Durch die vom Glauben unabhängige Gegenwart Christi können die Teilnehmer in ihrer Heilsgewissheit gestärkt werden. Das Sakrament schafft den Glauben, nicht umgekehrt.
Ein zeitgenössisches Verständnis des Abendmahles ist z. B. das des evangelischen Theologen Ernst Lange (1927-1974). Er definiert Abendmahl anhand des Satzes "Geber und Gabe des Abendmahls ist Jesus Christus selbst" folgendermaßen:
- Im Abendmahl geschieht nichts und wird nichts mitgeteilt, was nicht auch in den anderen Akten des christlichen Gottesdienstes geschieht. Nicht Sachen, heilige Dinge, heilige Substanzen sind Gabe des Abendmahls, sondern eine Person. Die Art und Weise, wie eine Person sich der anderen mitteilt, ist die Weise der Liebe. "Das Abendmahl ist eine in eine Gleichnishandlung gefasste Liebeserklärung Christi". Das Abendmahl ist nicht der besondere Moment, in dem Jesus zur Gemeinde tritt, sondern in dem die Gemeinde und der Einzelne zu Jesus treten. Das bedeutet, das Abendmahl unterscheidet sich von den Akten christlichen Gottesdienstes wie Wort (Bibellesung, Predigt) und Taufe nicht dem Inhalt, sondern nur der Funktion nach.
Umstrittene Kirchentagsliturgie
Während des evangelischen Kirchentages am 14.-17. Juni 2001 gab es einen Versuch, eine neue Abendmahlsliturgie einzuführen. Begründet wurde dies dadurch, dass Christen Anstoß an der Vorstellung, Christi Fleisch zu essen und Blut zu trinken genommen hatten. In dem Liturgievorschlag des Kirchentags zum Feierabendmahl hieß es: "Wir lassen die Vorstellung, Fleisch zu essen und Blut zu trinken, endgültig hinter uns." Statt der traditionellen Einsetzungsworte "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut", sollte es nach neuer Liturgie heißen: "Mein Leben für Euch".
Sowohl von Seiten der Römisch-Katholischen Kirche als auch von vielen protestantischen Gläubigen wurde dies massiv kritisiert, sodass sich die Kirchentagsleitung am Ende von diesem Vorschlag distanzierte und in den meisten der 120 Gemeinden zum Kirchentag die "korrekte" Liturgie verwendet wurde.
Eine Variation ist es, zum Brechen des Brotes die Worte "Mein Leben für Euch", und zum Austeilen des Weines die Worte "Der Kelch des Heils" zu verwenden. Die genannte Kirchentagsliturgie ist mittlerweile praktisch bedeutungslos, wird aber zeitweise von Laien erbeten.
In der englischen Kirche wurde schon bald nach der Reformation um die Lehre von der Transsubstantiation heftige Debatten geführt. Zunächst hielt man, nachdem Heinrich VIII. mit der römischen Kirche gebrochen hatte, noch eine Weile an der katholischen Auffassung fest. Doch unter Edward VI. kam der deutsche Reformator Martin Bucer nach Cambridge, wurde dort Professor und beeinflusste die Theologie der Kirche von England maßgeblich. Zu dieser Zeit hatte Bischof Thomas Cranmer anfänglich eine lutherische, sein Kollege Nicholas Ridley eine reformierte Position vertreten. Bucer versucht zwischen diesen Einstellungen zu vermitteln, wie er es auch schon auf dem Kontinent getan hatte. Er lehnte einerseits eine durch die Sinne wahrnehmbare Gegenwart Christi im Abendmahl ab, andererseits vertrat er die Auffassung, daß Christus in den Elementen Brot und Wein gegenwärtig sei.
Bucer unterscheidet dafür zwischen dem Äußerlichen und dem Geistlichen oder Innerlichen und ist in seinem Denken damit den Mystikern näher. Er kommt zu dem Schluß, daß das Zeichen des Leibes Christi, d.h. das Brot, dem Munde gereicht wird. Gleichzeitig wird der wahre Leib Christi der Seele dargeboten. Diese Aussage Bucers findet sich später in den Gebeten des Book of Common Prayer wieder und zeigt sehr schön, daß er eine eigenständige Abendmahlstheologie vertrat. Man wird dem „englischen“ Bucer nicht gerecht, wenn behauptet wird, er habe die Auffassung Zwinglis geteilt. Beeinflusst von dieser mystischen Position Bucers sagt dann Cranmer später: „...is the very body of Christ inwardly by faith indeed eaten of all them that come thereto as they ought to do, with eating nourisheth unto everlasting life.“
Doch Cranmer unterscheidet sich in seinen Formulierungen von Bucer, weil er sich nicht ausschließlich einer „biblischen“ Sprache bedient. Seine Aussagen wirken von daher klarer und deutlicher.“We say not...that the body of Christ is corporally, naturally and carnally either in the bread and wine or forms of bread and wine, or in them that eat and drink there-of: but we say that he is corporally in heaven only, and spiritually in them that worthily eat and drink the bread and wine.“ Cranmer weist in seinem Denken ähnlich mystische Tendenzen auf wie Bucer, was zum Beispiel in seiner Antwort auf die Frage deutlich wird, ob es eine würdige und unwürdige Teilnahme am Abendmahl gibt: „All men eat not Christ‘s body nor drink his blood - Christ is spiritually eaten of all faithful christian men, not only when they receive the sacrament, but continually, so long as they be members of Christ‘s spiritual body.“
Diese differenzierte Haltung von Bucer und Cranmer fand seinen Niederschlag in den 39 Glaubensartikel ("Articles of Religion") von 1571, in denen die obengenannte Haltung wiedergegeben wird. Auch heute hält der Katechismus der Episcopal Church in the USA diese duale Natur des Sakraments fest: eine äußere Form und eine innere, geistige Gnade. Durch diese Anerkennung beider Realitäten wird die via media als charakteristisch anglikanische Lösung auch auf Fragen der Eucharistie angewandt. [1]
Radikalere Theologen, die den Anglikanismus stärker in eine reformiert-puritanische Richtung ziehen wollten, verglichen die Vorstellung des Verspeisens des Leibes Christi beim Abendmahl sogar mit Kannibalismus. Erzbischof John Tillotson ging in seinem Discourse against Transubstantiation (1684) so weit, den Begriff hocus pocus vom lateinischen hoc est corpus abzuleiten und schrieb, dass es lächerlich und ein Skandal sei, daran zu glauben, dass man beim Abendmahl das Fleisch des Menschensohns esse und sein Blut trinke: "what can any man do more unworthily towards a friend? How can he possibly use him more barbarously, than to feast upon his living flesh and blood?" Das Pendel der theologischen Mode in der anglikanischen Kirche schwang im 19. Jahrhundert allerdings wieder mit der sog. Oxford-Bewegung (John Henry Newman) zurück. Die Realpräsenz wurde wieder betont, in einer Weise, die näher an der römisch-katholischen Auffassung erinnerte (Anglo-Katholizismus). Heute wird innerhalb der anglikanischen Kirche ein breites Spektrum an Auffassungen vertreten.
Die aus der anglikanischen Tradition kommende methodistische Kirche geht von der wirklichen, persönlichen, und lebendigen Gegenwart von Jesus Christus im Abendmahl aus, ohne diese vollständig erklären zu wollen. Die Lehre von der Transsubstantiation wird abgelehnt. Das Abendmahl ist Sakrament, Eucharistie (Dank), Gemeinschaft der Kirche, Erinnerung und Gnadenmittel. Es ist auch ein Opfer, allerdings nicht als Wiederholung des Opfers Christi sondern als Wieder-Darstellung, wobei sich die Kirche in Einheit mit Christus als Opfer gibt (Römer 12,1).
Das Abendmahl ist für die Methodisten eine Feier der ganzen Kirche - alle Christen sind willkommen, auch nicht getaufte, die im Glauben daran teilnehmen wollen. Niemand darf wegen Alters oder mangelnden Verständnisses abgelehnt werden. Das Abendmahl ist eine liturgische Feier, bei der immer ein ordinierter Geistlicher präsidiert. Die methodistische Kirche war im 19. Jahrhundert aktiver Teil der Abstinenzbewegung und verwendet aus dieser Tradition heraus Traubensaft und keinen Wein.
Kirchen, die der Lehre von Zwingli und Calvin folgen, vertreten die Auffassung, Brot und Wein seien nur Zeichen für Jesus. Wenn Jesus sagt: "Das ist mein Leib", dann sei dieses ist als bedeutet zu verstehen, so Ulrich Zwingli (1484-1531). Das Abendmahl gilt als ein reines Gedächtnismahl zum Gedenken an den Opfertod Christi. Für Zwingli ist das Fleisch nach Joh. 6, 63 "nichts nütze", es könne unseren Geist nicht nähren. Gott handle vielmehr als Geist im Geiste des Menschen. Die Vorstellung von der Transsubstantiation ist für ihn daher ein Wahn. Auch für Calvin sind Brot und Wein beim Abendmahl lediglich "Zeichen und Zeugnisse" der Gegenwart Christi, den wir leiblich aber nur in der "Höhe", im Himmel finden. Dort allein ist er zuhause. Es hat daher keinen Sinn, ihn hier auf Erden im Brot und Wein zu suchen. Erfahrbar wird der himmlische Leib Christi allein durch den Glauben an ihn und durch das Band des Heiligen Geistes.
Zum Abendmahl gehört nach reformierten Ritus, dass das Abendmahl "unter beiderlei Gestalt" (Brot und Wein) von allen empfangen wird. Zur Liturgie, die nicht für alle Fälle genau festgelegt ist, gehören ein Abendmahlsgebet, ein Dankgebet und die Einsetzungsworte (meistens nach 1. Kor 11,23-26).
Das Abendmahl kann durch Pfarrer und Älteste in den Reihen gereicht, Brot und Kelch werden dem Nachbarn weitergegeben, es ist aber auch möglich, dass die Gemeinde nach vorne kommt, um das Abendmahl zu empfangen. Im ersteren Fall liegt die Betonung auf der gemeinsamen Priesterschaft aller Gläubigen, im zweiten Fall auf der Einladung zum Abendmahl durch Jesus und der Antwort des Gläubigen durch hervortreten.
In den Schleitheimer Artikeln von 1527 heißt es: Alle, die ein Brot brechen wollen zum Gedächtnis des gebrochenen Leibes Christi, und alle, die von einem Trank trinken wollen zum Gedächtnis des vergossenen Blutes Christi, die sollen vorher vereinigt sein zu einem Leib Christi, das ist zur Gemeinde Gottes, an welcher Christus das Haupt ist, nämlich durch die Taufe. Denn wie Paulus sagt, können wir nicht zugleich teilhaftig sein des Tisches des Herrn und des Tisches der Teufel. Wir können auch nicht zugleich teilhaftig sein und trinken des Herren Kelch und der Teufel Kelch. Das heißt: Alle, die Gemeinschaft haben mit den toten Werken der Finsternis, die haben kein Teil am Licht, also alle, die dem Teufel folgen und der Welt, die haben kein Teil mit denen, die aus der Welt zu Gott berufen sind. Alle, die dem Bösen verfallen sind, haben kein Teil am Guten. So soll und muss es auch sein: Wer nicht die Berufung eines Gottes zu einem Glauben, zu einer Taufe, zu einem Leib zusammen mit allen Kindern Gottes hat, der kann auch nicht mit ihnen zu einem Brot werden, wie es doch sein muss, wo man das Brot in der Wahrheit nach dem Befehl Christi brechen will.
Das reformierte Abendmahlsverständnis wird auch von vielen Freikirchen, insbesondere von den Baptisten, geteilt. Sie verwerfen vor allem die römisch-katholische Opfertheologie, nach der der Leib und das Blut Jesu Christi "in unblutiger Weise" in jedem sogenannten Messopfer gegenwärtig wird. Dieses widerspricht ihres Erachtens den eindeutigen biblischen Aussagen, die die Einmaligkeit des Opfers Jesu am Kreuz von Golgota betonen. Deshalb gibt es in ihren Kirchen auch keinen Altar. Altäre wurden und werden ja im Zusammenhang von darzubringenden Opfern gebraucht. Baptisten feiern ihr Abendmahl wie zur Zeit der urchristlichen Gemeinde an einem Tisch, dem "Tisch des Herrn". Die Gemeinde Jesu feiert hier das Abendmahl in Erinnerung an das "allgenugsame" Opfer Jesu am Kreuz. Sie betonen dabei den Gemeinschaftscharakter des Abendmahls stärker als ihre reformierten Schwesterkirchen: Die Ortsgemeinde versammelt sich um den Tisch des Herrn, um aus der Hand des erhöhten Christus Brot und Kelch als Zeichen seiner Liebe zu empfangen. Dies wird auch in der formalen Gestaltung der baptistischen Abendmahlsliturgie deutlich: Während die reformierten Abendmahlsteilnehmer aus ihren Sitzreihen heraus treten, um vorne am Abendmahlstisch Brot und kelch zu empfangen, bleiben die Baptisten auf ihren Plätzen; Brot und Kelch werden ihnen durch die Diakone gebracht. Sie selbst reichen dann - oft mit einem Segenswort verbunden - das Abendmahl an ihren Sitznachbarn weiter. Wer nicht teilnehmen möchte, lässt Brot und Kelch an sich vorüber gehen. Wie in der urchristlichen Gemeinde ist ein besonderes bzw. vermittelndes Priestertum nicht nötig; es widerspricht sogar nach Ansicht der Baptisten dem eigentlichen Charakter des Abendmahls: "Hier muss unmissverständlich deutlich werden: Einer ist euer Meister: Jesus Christus; ihr aber seid Brüder!"
Auch in den Brüdergemeinden wird das Abendmahl als Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu Christi gefeiert. Die Gestaltung der sonntäglichen Feier - in Brüdergemeinden Brotbrechen genannt - unterliegt keiner festgeschriebenen Liturgie, hat jedoch oft folgende Elemente: Die Gemeinde versammelt sich in aller Stille um den Abendmahlstisch, auf welchem sich Brot und Wein befinden. Es besteht in den Brüdergemeinden noch der Anschluss an die urchristliche Praxis des Brotbrechens, von dem in der Apostelgeschichte (Kap. 2: "Sie brachen das Brot in den Häusern...")gesprochen wird. Die beiden Substanzen des Abendmahls - Brot und Wein - werden als "Zeichen der Liebe Gottes" verstanden. Nicht Menschen, sondern der Heilige Geist soll die Feier gestalten. Er bewegt nach Auffassung der Brüdergemeinde verschiedene Männer der Gemeinde, zur Gestaltung der Feier beizutragen. So werden in nicht festgelegter Reihenfolge Bibeltexte gelesen, kurze Ansprachen gehalten, über Erfahrungen mit Gott berichtet, freie Gebete gesprochen und gemeinsam zu singende Lieder vorgeschlagen. Auffällig ist allerdings, dass in den meisten Brüdergemeinden die Frauen - abgesehen vom gemeinsamen Gesang - den Gottesdienst schweigend feiern. In vielen Brüdergemeinden sitzen die Frauen auch von den Männern getrennt. Am Abendmahl teilnehmen kann in der Regel nur, wer zum Abendmahl zugelassen wurde. Diese Zulassung setzt den persönlichen Glauben an Jesus Christus und ein seelsorgerliches Gespräch mit den Brüdern der Gemeinde voraus. Die Zulassung wird der Gemeinde bekannt gegeben. Auswärtige Abendmahlsteilnehmer haben in einigen Gemeinden ein Empfehlungsschreiben ihrer Heimatgemeinde vorzuzeigen oder zumindest glaubhaft zu versichern, dass sie dort zum Abendmahl zugelassen sind.
Die Adventisten definieren ihr Abendmahlsverständnis so:
Beim Abendmahl nehmen wir Brot und Wein zu uns, die Zeichen für den Leib und das Blut Jesu Christi, und bringen dadurch unseren Glauben an ihn als unseren Herrn und Erlöser zum Ausdruck. In diesem Erlebnis der Gemeinschaft ist Christus gegenwärtig, um unter seinem Volk zu sein und es zu stärken. Durch die Teilnahme am Abendmahl verkünden wir voll Freude des Herrn Tod, bis er wiederkommt. Zur Vorbereitung gehören Selbstprüfung, Reue und Sündenbekenntnis. Der Herr gebot auch den Dienst der Fußwaschung. Die Fußwaschung weist auf die Notwendigkeit erneuter Reinigung hin, ist Ausdruck der Bereitschaft, einander in Demut zu dienen, wie Christus es tat, und soll unsere Herzen in Liebe verbinden. Am Abendmahl können alle gläubigen Christen teilnehmen. (Matth.26, 17-30; l. Kor. 11, 23-30; 10, 16. 17; Joh. 6, 48-63; Offb. 3, 20; Joh. 13, 1-17.)
Die deutschen Adventisten feiern das Abendmahl offen und in der Regel nur vierteljährlich.
Die Heilsarmee lehnt alle Sakramente als unnötige Äußerlichkeiten ab, feiert daher auch keine Eucharistie.
Bei den Mormonen wird das Abendmahl einfach als "das Sakrament" bezeichnet. Es wird wegen des Alkoholverbots dieser Konfession mit Brot und Wasser gefeiert, wobei das Wasser in einzelnen kleinen Bechern an die Gläubigen ausgegeben wird. Die Feier findet jeden Sonntag in den Gemeindehäusern statt, nicht in den Tempeln. Die Segnung und Austeilung ist den niedrigen Graden des vielstufigen mormonischen Priestertums zugeordnet und wird daher meist von (stets männlichen) Jugendlichen der Gemeinde durchgeführt, die bisher nur die entsprechenden niederen Weihen empfangen haben. Das Sakrament wird als Gedächtnismahl verstanden; nur getaufte Mormonen sind zur Teilnahme zugelassen, jedoch dürfen Nichtmormonen anders als bei den Tempelsakramenten als Zuschauer anwesend sein.
Die Zeugen Jehovas feiern nur einmal jährlich, am Tag des jüdischen Pessach, ein sogenanntes "Gedächtnismahl". Nur "die 144.000", eine in der Frühzeit der Zeugen als zukünftige "Herrscher im Himmel" auserkorene Gruppe, verzehrt dabei Brot und Wein, die übrigen Zeugen und eventuelle Gäste sind als Zuschauer und Mitbetende dabei. Da fast alle der 144.000 inzwischen verstorben sind, empfängt in den allermeisten Gemeinden heute niemand mehr Brot und Wein.
Abendmahlsgemeinschaft zwischen Kirchen
Viele Kirchen haben eine Abendmahlsgemeinschaft, d. h. alle Mitglieder der beteiligten Kirchen können am Abendmahl teilnehmen. So besteht Abendmahlsgemeinschaft z. B.
- zwischen den lutherischen, reformierten und weiteren evangelischen Kirchen in Europa, die der Leuenberger Konkordie angeschlossen sind
- zwischen der Alt-Katholischen Kirche, den Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland und Anglikanischen Kirchen
- zwischen der lateinischen und den uniert-ostkirchlichen katholischen Kirchen (d.h. die römisch-katholische Kirchengemeinschaft unter dem Primat des Papstes)
- zwischen Anglikanern und der indisch-orthodoxen Mar Thoma Kirche
- zwischen der Church of England und der Britischen Methodistenkirche
Offiziell ist eine gemeinsame Feier von Protestanten und römischen Katholiken derzeit nicht möglich (siehe auch Interzelebration, Konzelebration), jedoch können unter besonderen Umständen für einzelne Personen Ausnahmen gestattet sein. (Vgl. hierzu den Briefverkehr zwischen Prof. Hasenhüttl und der durch Kardinal Ratzinger vertretenen "Congregatio pro Doctrina Fidei", http://www.ikvu.de/oekt/hasenhuettl-bestaetigung-suspendierung-2004.html).
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen christlichen Abendmahlsverständnisses ist die Lima-Erklärung des Weltkirchenrates.
Viele Freikirchen sehen die Abendmahlgemeinschaft allein durch den gemeinsamen persönlichen Glauben an Christus gegeben und daher grundsätzlich keine Relevanz in der Konfessionsangehörigkeit oder in Formen der Darreichung und Auslegung. Sie haben aber Bedenken wegen der in den Volkskirchen verbreiteten Teilnahme Ungläubiger aus gesellschaftlicher Gewohnheit.
Literatur
Literatur zur lutherischen Abendmahlslehre
- Hardt, Tom G.A., Venerabilis et adorabilis Eucharistia. Eine Studie über die lutherische Abendmahlslehre im 16. Jahrhundert, Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte, Band 42, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1988 (Deutsche Übersetzung von Hardts auf Schwedisch verfasster Dissertation). ISBN 3-525-55149-5
- Diestelmann, Jürgen, Über die Lutherische Messe. Gemeindevorträge und Abhandlungen, Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms, 1998. ISBN 3-861-47006-3
- Jobst Schöne, Um Christi sakramentale Gegenwart, Berlin 1966
- ders.: Luthers Bekenntnis vom Altarsakrament, Berlin 1970
- Wittenberg, Martin: Kirchengemeinschaft und Abendmahlsgemeinschaft, Neuendettelsau
- Hermann Sasse: Kirche und Herrenmahl, Fürth 1990
- ders.: This is my body, Adelaide 1977
- ders.: Corpus Christi, Hermannsburg 1979
- ders.: Vom Sakrament des Altars
- Leuenberg Konkordie oder Diskordie? Düsseldorf 1974
Literatur zur baptistischen Abendmahlslehre
- Popkes, Wiard: Abendmahl und Gemeinde. Das Abendmahl in biblisch-theologischer Sicht und in evangelisch-freikirchlicher Praxis, Wuppertal und Kassel, 1981, [ISBN 3-7893-7881-X]