Milligal
Das Milligal (abgekürzt mGal) ist ein Tausendstel Gal und eine für die Gravimetrie handliche Einheit kleiner Änderungen im Erdschwerefeld. Es wird für Schwereanomalien und zur sogenannten Gelände-Reduktion von Schweremessungen verwendet.
Milligal und Gal sind keine SI-Einheiten (allerdings für die Geowissenschaften zugelassen), sondern bedeuten eine Schwerebeschleunigung auf Zentimeter-Basis im früheren CGS-System:
- 1 Gal = 1 cm/sec² (also etwa ein Promille der durchschnittlichen Schwerkraft von 981 Gal),
- 1 Milligal = 0.01 mm/sec² = 10 µm/s² (oder ca. 1 Millionstel der Schwerkraft).
Praxisnahe Einheit
Das Milligal wird in Geodäsie und Geophysik nach wie vor am häufigsten verwendet und nur zögernd durch die abgeleitete SI-Einheit µm/s² ersetzt. Denn es hat die für die gravimetrische Praxis bestgeeignete Dimension:
- Die Geländereduktion beträgt im Hügelland einige mGal
- und im Hochgebirge bis zu 30 mGal. Sie lässt sich aber wegen der im Innern der Berge unsichere Gesteinsdichte kaum genauer als 1 mGal berechnen (siehe Digitales Terrainmodell DTM).
- Die Drift in den Messwerten von üblichen Gravimetern (Messgeräte nach dem Prinzip der Federwaage) liegt beim praktischen Einsatz im rauhen Gelände meist ebenfalls im mGal-Bereich oder knapp darunter.
- Daher ist letztendlich die Genauigkeit der gesuchten Schwereanomalien ebenfalls bei 0,5 bis 2 mGal. Nur bei sehr stabilen Verhältnissen (etwa bei Gradiometrie auf einem Messpfeiler im klimatisierten Keller) kann man die Messgenauigkeit von etwa 0,01 mGal (0,1 µm/s²) tatsächlich ausnützen.
Milligal als Einheit in Schwerekarten und Datenbanken
Aus den erwähnten Gründen wird daher bis heute - 5 Jahrzehnte nach der Einführung des SI-Systems - auch die Darstellung der gravimetrischen Resultate in Milligal bevorzugt.
Beispielsweise beträgt die Bouguer-Anomalie im Zentrum der Ostalpen -150 bis -200 mGal und lässt sich lokal auf etwa 1-5 mGal interpolieren. Eine ähnliche Auflösung haben die Schwerekarten und Datenbanken, welche die Angewandte Geophysik für die Exploration (Vorerkundung) von Erzgängen, Erdöl- und anderen Lagerstätten bereitstellt.