Zum Inhalt springen

Schlacht von Cajamarca

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Januar 2006 um 05:23 Uhr durch 84.62.1.5 (Diskussion) (Pizarros Eroberungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Schlacht

Die Schlacht von Cajamarca war ein Überraschungsangriff auf das königliche Gefolge des Inka-Herrschers Atahualpa, unter Leitung des spanischen Eroberers Francisco Pizarro. Am Abend des 16. November 1532 fand auf dem großen Platz von Cajamarca der spanische Angriff aus dem Hinterhalt statt, der weniger als eine halbe Stunde dauerte, aber über 4.000 inkanischen Soldaten den Tod brachte. Atahualpa wurde festgenommen und am 29. August 1533 durch Erdrosselung hingerichtet.

Vorgeschichte

1531 führte der Entdecker und Eroberer Pizarro eine mehrere hundert Mann starke Expedition zunächst mit Schiffen an der Pazifik-Küste Südamerikas entlang. Im August 1532 gründete er das heutige Piura, die erste spanische Stadt auf dem Gebiet des heutigen Peru. Im September machte er sich mit seinen Leuten in das Landesinnere auf. Nach verlustreichen Fußmärschen durch den tropischen Dschungel drangen die spanischen Eroberer mit ihrer einfachen Ausrüstung über die mehrere tausend Meter hohen Kordilleren in das Inka-Territorium vor. Auf ihrem Weg wurden sie beobachtet und immer wieder von Boten des Inka, den Chaski, besucht. Diese Boten überbrachten Atahualpa die Nachricht, dass Pizarro weiter ins Landesinnere eingedrungen sei. Dieser sandte an den Eindringling die Nachricht, dass die Spanier freundlich empfangen würden. Als Anwort erhielten die Inka, die Spanier kämen in friedlicher Absicht.

Lage der Spanier vor der Schlacht

Francisco Pizarro befand sich in keiner beneidenswerten Situation. Er verfügte lediglich über 106 Infanteristen, 62 Kavalleristen und 3 Kanonen.

Francisco Pizarro

Die Zahlen schwanken je nach Quellen zwischen 150-280 Spaniern. Wie auch der Geschichtsschreiber William Hickling Prescott erzählte, wäre jeder Angriff auf die Eingeborenen von ihrem Camp in der Stadt Plaza aus einem Himmelfahrtskommando gleichzusetzen. Da die Spanier als göttliche Wesen betrachtet wurden, kam ein Rückzug ebenso wenig in Frage, da jedes Zeichen der Schwäche oder Unsicherheit ihren aufgebauschten Status untergraben hätte. Für Pizarro war klar, dass dies unweigerlich zu einer Verfolgung der Eindringlinge durch die Inka-Armeen und zur Versperrung der Rückzugswege führen würde. Eine der größten Inka-Festungen lag auf ihrem Rückzugsweg und diente den Indianern als Garnison.

Aber nichts zu tun und in dieser zerbrechlichen und flüchtigen Sicherheit als Inka-Götter Zeit zu vertrödeln, wäre auch nicht besser als anhaltender Kontakt mit den Eingeborenen, der ihren übernatürlichen Schein untergraben würde. Darum marschierten die Spanier nach Cajamarca, das 1000 km Luftlinie von der Hauptstadt des Inka-Reichs, Cuzco, entfernt liegt. Dort trafen sie am 15. November 1532 schließlich ein.

Lage der Inka vor der Schlacht

Atahualpa empfing die Eindringlinge im Bewusstsein seiner gewaltigen Stärke. Entlang der Höhen von Cajamarca lagerten Legionen seiner im Kampf erprobten Krieger, die direkt von ihrem Bürgerkriegs-Sieg gegen seinen Halbbruder Huáscar zurückkehrten. Die Inka hatten kaum etwas von Pizarros winziger, aber extravaganter Armee zu fürchten, die im Besitz von Uniformen, unbekannten Waffen und Pferden war. In einer berechneten Schau von Wohlwollen und Vertrauen hatten sie die Eroberer tief in die Berge ihres Reiches hineingelockt, wo sie jede Bedrohung durch die Spanier mit ihren eigenen Truppen und guten Standortkenntnissen unterdrücken konnten. Atahualpa plante spanischen Quellen zufolge, einige der Eroberer in seine eigene Armee zu rekrutieren, einschließlich den spanischen Waffen und Pferden. Die anderen wollte er zum Zeitvertreib hinrichten lassen.

Die Schlacht

Die Schlacht von Cajamarca

Der Inkaführer Atahualpa erwartete zusammen mit seinen Kriegern die Konquistadorentruppe. Gleich zu Beginn beschwerte er sich, dass seine Lagerhäuser geplündert wurden. Nach Verhandlungen durch Pizarros Gefolgsmann Hernando de Soto und Hernando Pizarro zog Pizarro in das von den Inka leergeräumte Cajamarca ein.

Am Abend des 15. November rief Pizarro seine Offiziere zu sich und umriss mit ihnen ein Vorgehensschema, das in dieser Verwegenheit Erinnerungen an Hernán Cortés Taten in Mexiko weckte: Er wollte den Inka-Herrscher mitten in seiner eigenen Armee gefangen nehmen. Da dies im offenen Feld nicht realisierbar war, lud Pizarro den Inka ein, zu ihm in die Stadt Cajamarca zu kommen. Atahualpa nahm seine Einladung an. Am nächsten Tag führte er eine Prozession von über 8.000 Mann langsam den Hang herunter. Atahualpa gab am Nachmittag bekannt, dass ein großer Teil seines Heeres außerhalb der Stadtmauern ein Feldlager aufschlagen würde. Für sich und seine übrigen Gefolgsleute (4.000 bis 5.000 Mann) erbat er Unterkünfte, die die Spanier aber erst bereitstellten, als die Inka ihre Waffen als Zeichen des Vertrauens und Friedlichkeit zurückließen.

Der Hinterhalt

Atahualpa wird gefangengenommen (Stich von Pierre Duflos, entstanden zwischen 1760 und 1810)

Die Spanier ließen die entwaffneten Inka widerstandlos in die Stadt. Sie selber hingegen hatten ihre Waffen heimlich in die Stadt gebracht. Dort schnappte ein von den Spaniern vorbereiteter Hinterhalt zu: Der Dominikaner Vincente de Valverde trat mit einer Bibel und einem Kreuz in der Hand vor Atahualpa und begann, ihn über den christlichen Gott und Kaiser Karl V. zu informieren. Als Atahualpa den Papst beleidigte und dem Prediger die Bibel (nach anderen Quellen das Kreuz) aus der Hand schlug, gab Pizarro, der das Geschehen aus sicherer Distanz beobachtete, das Zeichen zum Angriff. Daraufhin schossen die Spanier mit ihren Vorderladern auf die hilf- und wehrlose Masse der Inka, ohne dass diese die Möglichkeit hatten, sich zu wehren. Es gelang den Spaniern, Atahualpa gefangen zu nehmen (Bild). Von den Spaniern starb niemand, nur zwei Soldaten wurden verletzt. Das zurückgelassene Hauptheer (20.000 bis 80.000 Mann, je nach Quelle) der Inka verharrte führer- und bewegungslos, um seinen Halbgott nicht zu gefährden.

Gründe für den spanischen Sieg

Diese außergewöhnliche militärische Leistung war möglich, weil die Inka die Spanier – trotz wochenlanger Beobachtung auf ihrem Weg nach Cajamarca – unterschätzten. Gewiss hat auch die Inka-Prophezeiung, dass weiße bärtige Männer den Untergang der Inkaherrschaft bedeuteten, Anteil an dem Fiasko der Ureinwohner. Ihnen waren auch die (zwischen 37 und 65) mitgeführten Pferde der Spanier ein ungewohnter Anblick. Für sie waren es monströse Geschöpfe aus einer anderen Welt. Des Weiteren trafen die Angriffe der Spanier die Inka, da sie die Taktik des Hinterhaltes nicht kannten. Den Waffen aus Stahl hatten sie mit ihren Rüstungen aus Leder und Baumwolle nichts entgegenzusetzen.

Nachspiel

Schicksal Atahualpas

Ruinen in Cajamarca erinnern noch an das Inkareich

Atahualpa zahlte in den folgenden Monaten an Pizarro zwar ein riesiges Lösegeld in Gold und Silber (ein Raum musste vollständig gefüllt werden, geschätzt mehr als 40 Millionen Euro) in der Hoffnung, freigelassen zu werden. Der Inka-Herrscher wurde – in Abwesenheit Pizarros – wegen eines angeblichen Aufstands von einem Gericht zum Tode verurteilt und am 29. August 1533 in Cajamarca mit der Garotte erdrosselt. Er wurde nicht verbrannt, weil Atahualpa sich im letzten Moment taufen ließ.

Pizarros Eroberungen

Francisco Pizarro setzte seinen Eroberungszug weiter fort. Ein Jahr später, am 15. November 1533, wurde die alte Inka-Hauptstadt Cuzco von den Spaniern widerstandslos erobert, geplündert und in Brand gesteckt. Pizarro gelang es, die herrschende Inkakaste für seine Zwecke einzusetzen. An Stelle von Atahualpa setzte er als neuen Häuptling Manco Cápac II. ein. Das führerlose Volk der Inka leistete immer weniger Widerstand, und die unterworfenen Stämme schlugen sich auf die Seite der Eroberer in der Hoffnung, dadurch eine Unabhängigkeit zu erreichen. Der Eroberer gründete 1535 in Küstennähe die neue Hauptstadt Ciudad de los Reyes, später in Lima umbenannt.

Literatur