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Pyrethrum

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Pyrethrum ist ein Insektizid, das aus den Blüten von verschiedenen Chrysanthemen-Arten gewonnen wird. Die Hauptwirkstoffe sind Pyrethrine, außerdem Cinerine und Jasmoline.

Herstellung

Pyrethrum wird aus den getrockneten Blüten von Chrysanthemen-Arten durch Zerkleinern oder Extraktion mit Lösungsmitteln gewonnen. Die pulverisierten Blüten kamen früher in verschiedenen Handelsformen auf den Markt. Der Unterschied besteht lediglich in der als Ausgangsprodukt verwendeten Chrysanthemenart. Das "montenegrinische- bzw. dalmatinische Insektenpulver" wird aus der dalmatinischen Insektenblume (Tanacetum cinerariifolium Synonym Chrysanthemum cinerariifolium, Pyrethrum cinerariifolium), hingegen das "armenische-, persische bzw. kaukasische Insektenpulver" aus der kaukasischen Insektenblume (Tanacetum coccineum Synonym Chrysanthemum coccineum, Pyrethrum roseum, Pyrethrum carneum) gewonnen.

Anbau

Um die Blütenbildung anzuregen, benötigen die Chrysanthemen kalte Nächte mit Temperaturen von weniger als 10 °C. Der kommerzielle Anbau erfolgt daher zum Teil in Regionen mit gemäßigtem Klima, z.B. in Tasmanien, Japan oder Norfolk (England). In der Nähe des Äquators sind Hochlagen über 2000 m ebenfalls für den Anbau dieser Pflanzen geeignet. Dort werden sie vor allem in Afrika (u.a. Tansania, Kenia), Mittelamerika (u.a. Ecuador, Kolumbien) und Neuguinea angebaut.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Weltjahresproduktion an getrockneten Pyrethrum-Blüten liegt in der Größenordnung um 20.000 t. Daraus lassen sich etwa 500 t eines 50 %igen Pyrethrin-Extrakts herstellen. Der Endverkaufswert der aus diesem Extrakt hergestellten Produkte wurde auf 420 Millionen $ geschätzt.

Während 1983 Kenia und Tansania über 90 % der Welternte lieferten, stammt heute etwa ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Pyrethrum aus Tasmanien. Der wichtigste Abnehmer sind die USA.

Wirkung

Pyrethrum wirkt als Kontaktgift, das für die Insekten neurotoxisch ist. Der Wirkmechanismus beruht darauf, dass die spannungsabhängigen Natriumkanäle in den Nervenmembranen blockiert werden.

Pyrethrum ist jedoch nicht sehr stabil und verliert so schnell seine Wirksamkeit und außerdem sind die Herstellungskosten sehr hoch. Dies führte dazu, dass ausgehend von Pyrethrum selektive, hochwirksame Verbindungen, die sog. Pyrethroide, entwickelt wurden, die erst für die breite Verwendung im Veterinär- und Pflanzenschutz geeignet waren.

Pyrethrum ist giftig für alle Insektenarten, auch für Nützlinge. Es ist zudem sehr giftig für Fische.

Die Toxizität LD50 im Tiermodell (Ratte) ist oral 584 - 900 mg/kg bzw. dermal (Aufnahme durch die Haut) 1500 mg/kg.

Verwendung

Die Wirkung des Extrakts war schon den Römern bekannt. Sie nannten Pyrethrum "persisches Insektenpulver" und setzten es gegen Läuse und Flöhe ein. Pyrethrum und Pyrethroide werden u.a. in der Landwirtschaft (Obstbau und Gemüsebau), in der Holz- und Forstwirtschaft, in der Zierpflanzenproduktion eingesetzt. Bei der Einreise in bestimmte Länder (u.a. Australien, Indien, Neuseeland) ist eine Desinfektion des Flugzeugs bzw. der Flugkabine einschließlich der Passagiere mit Insektiziden u.a. aus dieser Wirkstoffklasse vorgeschrieben.

Im Ökologischen Landbau ist der Einsatz von Pyrethrum zulässig.

Im häuslichen Bereich werden Pyrethrum bzw. Pyrethroide verwendet

  • als Holzschutzmittel
  • zur Textilausrüstung gegen Schädlinge (Wollteppiche werden "mottenecht" ausgestattet gegen Larven von Motten oder Teppichkäfern)
  • in sog. Elektroverdampfern (gegen Fliegen und Mücken)
  • als Insektensprays und -strips (gegen Schaben, Ameisen usw.),
  • als Mittel gegen Flöhe (gegen Tierflöhe, Flohhalsband bei Hunden)
  • als Mittel gegen Kopfläuse ("Goldgeist forte", "Jacutin N Spray", "Infecto Pedicul")

Literatur

A. Glynne-Jones "Pyrethrum", Pesticide Outlook - October 2001, S. 195-198 [1]