Oktoberfest
Das Oktoberfest in München (mundartlich auch: die Wiesn, oft falsch mit Apostroph „Wies'n“ geschrieben) ist das größte Volksfest der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese im Westen Münchens statt. Jahr für Jahr wird das Fest von über sieben Millionen Menschen besucht. Für die Wiesn brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesnbier) mit mehr Stammwürze (und damit auch mit mehr Alkohol), das leicht süßlich schmeckt. Dieses Bier ist nicht mit dem Märzen zu verwechseln.

Geschichte
Das erste „Oktoberfest“ fand am 12. Oktober 1810 statt: zur öffentlichen Feier ihrer Hochzeit veranstalteten Kronprinz Ludwig (späterer König Ludwig I.) und die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (daher: „Theresienwiese“) ein großes Pferderennen (die Hochzeit fand am 12. Oktober statt, das Pferderennen am 17. Oktober, deshalb werden unterschiedliche Termine für das erste Oktoberfest genannt).
Im Jahr 1813 wurde die Wiesn abgesagt, da Bayern in die napoleonischen Kriege verwickelt war. 1816 kamen dann die ersten Losstände zum Fest hinzu. Hauptpreise waren Silber, Porzellan und Schmuck. 1819 übernahmen dann die Münchener Stadtväter die Festleitung. Diese beschlossen, dass das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme gefeiert werden sollte. Später wurde es dann verlängert und zeitlich vorverlegt. Grund dafür ist die Ende September in Oberbayern häufig eintretende Schönwetterphase. Die Höchsttemperaturen steigen in der ersten Oktoberfestwoche zuweilen noch einmal bis nahe 30°, was den Durst der Besucher anregt. Das letzte Oktoberfest-Wochenende liegt aber auch heute noch im Oktober.

Seit 1850 bewacht die Statue Bavaria die Wiesn. Die Bavaria wurde von Ludwig Michael Schwanthaler und Leo von Klenze entworfen. Gegossen haben sie Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller. Im gleichen Jahr fand die Einweihung der Ruhmeshalle statt.
1854 erlagen 3.000 Münchner einer Cholera-Epidemie, weshalb das Fest ausfiel. Auch im Jahr 1866 gab es kein Oktoberfest, da Bayern im Preußisch-Österreichischen Krieg kämpfte. 1870 war der Deutsch-Französische Krieg der Grund für den Ausfall des Festes. 1873 wurde das Oktoberfest erneut abgesagt, da wieder eine Cholera-Epidemie ausgebrochen war. Im Jahr 1880 genehmigte die Stadtverwaltung dann den Bierverkauf. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. 1892 wurde das Bier erstmals in Glaskrügen ausgeschenkt. Ende des 19. Jahrhunderts fand dann ein Umbruch statt. Bis dahin gab es in den Bierbuden Kegelbahnen, Kletterbäume und große Tanzflächen, doch diese Attraktionen verschwanden nun aus den Hallen. Man wollte so mehr Platz für Gäste und Musikkapellen gewinnen. Aus den Buden wurden Bierhallen.
Im Jahr 1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag. 12.000 Hektoliter Bier wurden ausgeschenkt. 1913 fanden im Bräurosl, dem größten Wiesn-Bierzelt aller Zeiten, rund 12.000 Gäste Platz. Heute ist das größte Zelt jedoch die Hofbräu-Festhalle mit 10.000 Plätzen. Von 1914 bis 1918 verhinderte der Erste Weltkrieg das Stattfinden des Oktoberfests. In den Jahren 1919 und 1920 feierten die Münchner nach dem Krieg nur „Herbstfest“. 1923 und 1924 zwang die Inflation zur Absage des Oktoberfestes. Ab 1933 wurden die bayerischen weiß-blauen Fahnen auf dem Oktoberfest durch eine einheitliche Hakenkreuzbeflaggung ersetzt.
Von 1939 bis 1945 fand wegen des Zweiten Weltkriegs wiederum kein Oktoberfest statt. Von 1946 bis 1948 feierten die Münchner nach Kriegsende wieder nur „Herbstfest“. Der Ausschank von richtigem Wiesn-Bier war nicht gestattet. Die Gäste des Festes mussten mit Dünnbier vorlieb nehmen. Seit Bestehen der Wiesn ist das Fest aufgrund von Seuchen, Krieg und sonstigen Notzeiten damit schon 24 Mal ausgefallen.
Seit 1950 gibt es die traditionelle Festeröffnung: Zwölf Böllerschüsse und der Anstich des ersten Fasses Wiesnbier um 12 Uhr durch den jeweils amtierenden Münchener Oberbürgermeister mit dem Ruf „O'zapft is!“ eröffnen das Oktoberfest. Der erste Oberbürgermeister, der selbst das erste Fass anzapfte, war Thomas Wimmer.

Ab 1960 entwickelte sich die Wiesn langsam zu einem weltberühmten Massenfest. Die ersten Japaner, Amerikaner und Neuseeländer entdeckten das Oktoberfest und stießen mit Urbayern zusammen mit Maßkrügen an. Sie trugen den Ruf der Stadt München in die Welt hinaus. Seit dieser Zeit entwickelte sich im Ausland stetig das Bild des typisch aussehenden Deutschen mit „Sennerhut“, Lederhose oder den Mädchen im Dirndl.
Ein besonderes Problem sind jedes Jahr die zahlreichen Jugendlichen, die ihre Fähigkeit überschätzen, große Mengen Alkohol zu sich zu nehmen. Viele brechen schließlich in ihrem Rausch zusammen. Umganssprachlich werden diese Betrunkenen dann oft als Bierleichen bezeichnet. Sie werden von Sanitätern in ein Ausnüchterungszelt des Roten Kreuz gebracht, in dem sowohl schwer Betrunkene als auch Verletzte behandelt werden.
Um das Oktoberfest und insbesondere die Bierzelte auch für ältere Besucher und Familien wieder zugänglicher zu machen, wurde 2005 das Konzept der ruhigen Wiesn entwickelt. Die Zeltbetreiber verpflichteten sich dabei, bis 18 Uhr nur "ruhige" Musik, wie zum Beispiel traditionelle Blasmusik, zu spielen. Erst danach werden Schlager- und Poptitel angespielt, die in früheren Jahren auch zu größerem Agressionsverhalten führten. Des Weiteren wird die Musiklautstärke am Nachmittag auf 85 dB begrenzt. Mit diesen Maßnahmen erhoffen sich die verantwortlichen Organisatoren des Oktoberfests, der aufkommenden Ballermann-Mentalität Einhalt zu gebieten und die traditionelle Bierzelt-Atmosphäre zu bewahren.
Siehe auch: Olympien
Trachtenumzug
Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I und Therese von Bayern fand 1835 erstmals ein Umzug statt. Seit 1950 wird dieser jährlich durchgeführt und ist mittlerweile fester Bestandteil des Oktoberfests. Dabei ziehen knapp 8000 Teilnehmer, von denen ein Großteil aus Bayern stammt, in traditioneller Tracht gekleidet von der Maximilianstraße durch die Münchner Innenstadt zur Wiesn. Der Umzug wird vom Münchner Kindl angeführt.
Einzug der Wirte

1887 fand dann erstmals der Einzug der Wiesnwirte und Brauereien statt. Hierbei sind besonders die prachtvoll geschmückten Pferdegespanne der Brauereien hervorzuheben, die von den Musikkapellen der Festzelte begleitet werden. Der Einzug findet immer am ersten Samstag der Wiesn statt und symbolisiert den offiziellen Auftakt des Oktoberfests.
Attentat
Am 26. September 1980 um 22:19 Uhr explodierte am Haupteingang an der Brausebadinsel eine Bombe, die aus einer leeren, mit 1,39 Kilogramm TNT wieder befüllten und in einen präparierten Feuerlöscher gesteckten Mörsergranate bestand. Dreizehn Menschen fanden dabei den Tod, über 200 wurden verletzt, 68 davon schwer – das schwerste Attentat in der bundesdeutschen Geschichte. Die offiziellen Ermittlungen ergaben, dass der Rechtsextremist Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der selber bei der Explosion starb, als sozial isolierter und verbitterter Einzeltäter handelte. Dieses Ergebnis wird von verschiedenen Seiten vehement angezweifelt, siehe auch Oktoberfestattentat.
Unfälle
Am 30. September 1996 gab es 26 Verletze bei einem Auffahrunfall der Eurostar-Achterbahn
Daten und Fakten
Größe
Das Oktoberfest wird gerne als größtes Volksfest der Welt bezeichnet. Jahr für Jahr kommen rund sechs Millionen Besucher auf die 26 Hektar große Theresienwiese. 70 Prozent der Besucher stammen aus Bayern. Zahlreiche Besucher kommen aus dem Ausland, insbesondere aus Italien. Aber auch aus anderen europäischen Ländern, aus Japan und sogar aus Australien kommen regelmäßig viele Gäste.
Neben dem Oktoberfest findet am gleichen Ort im April/Mai ein zweites Volksfest statt: das Münchner Frühlingsfest, welches auch als „kloane Wiesn“ (kleine Wiese) bezeichnet wird. Daneben gibt es diverse Stadtteilfeste, von denen die Auer Dult das bekannteste ist.
Dauer
Aufgrund der Dauer des Festes und des kühlen Wetters im Oktober beginnt das Oktoberfest seit 1872 schon im September. Eröffnet wird stets an einem Samstag, wodurch die Länge aufgrund der unterschiedlichen Lage der Wochentage über die Jahre hinweg um mehrere Tage variiert (i.d.R. ca. 16 Tage). Das Fest endet jedoch traditionell immer am ersten Sonntag im Oktober, außer dieser fällt auf den 1. oder 2. Oktober. Dann wird das Fest bis zum 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) verlängert.
Termine
Das Oktoberfest findet zu folgenden Terminen statt:
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*) Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest
Die Wiesn in Zahlen
- 30% der Jahresproduktion der großen Münchner Brauereien wird in den 2 Wochen des Oktoberfestes konsumiert
- 12.000 Personen arbeiten auf dem Oktoberfest, davon 1.600 Kellnerinnen
- Sitzplätze für 100.000 Personen stehen zur Verfügung
- Die sechs zugelassenen Brauereien (Spaten, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräuhaus, Löwenbräu) haben 2005 6,0 (2004 5,5) Millionen Maß Bier verkauft.
Wiesn-Festzelte

Nähere Informationen zu den Festzelten sind im Artikel Wiesn-Festzelte zu finden.
Große Festzelte
Die wichtigsten Daten der Wiesn-Festzelte:
Zelt | Erstmalig vertreten | Sitzplätze innen | Außen | Festwirt |
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Armbrustschützenzelt | 1895 | 5.830 | 1.620 | Familie Peter Inselkammer |
Augustiner-Bräu | 1898 | 6.300 | 3.000 | Manfred Vollmer |
Bräurosl | 1902 | 6.000 | 2.500 | Familie Heide |
Hacker-Festzelt | ? | 6.900 | 2.400 | Toni Roiderer |
Hippodrom | 1902 | 3.200 | 1.000 | Sepp Krätz |
Hofbräu-Festzelt | ? | 4.500 | 4.540 | Familie Steinberg |
Löwenbräu-Festzelt | ? | 5.700 | 2.800 | Ludwig Hagn und Stephanie Spendler |
Ochsenbraterei | 1881 | 5.900 | 1.500 | Familie Haberl und Antje Schneider |
Schottenhamel | 1876 | 6.000 | 4.000 | Peter und Christian Schottenhamel |
Schützenfestzelt | ? | 4.300 | 1.090 | Familie Reinbold |
Paulaner-Festhalle | ? | 8.450 | 2.450 | Familie Pongratz |
Insgesamt: | 63.080 | 26.900 |
Kleinere Festzelte
Des Weiteren gibt es auch eine Reihe kleinerer Zelte wie z. B. Fischer-Vroni.
Wiesn-Hit
Seit mehreren Jahren wird eines der in den Bierzelten häufig gespielten Lieder zum sogenannten Wiesn-Hit auserkoren. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um ein aktuelles oder älteres Musikstück handelt - vielmehr zählt die Stimmung des Publikums als Indikator. Sobald sich nach einigen Tagen ein bestimmtes Lied herauskristallisiert hat, hört man dieses dementsprechend häufig in den Bierzelten und auch nach Wiesn-Schluss noch von dem einen oder anderen betrunkenen Besucher in der Stadt. Die Festlegung des Wiesn-Hit ist jedoch kein offizieller Wettbewerb, sondern eine besonders von der Boulevardpresse heraufgespielte Bezeichnung.
Der Wiesn-Hit 2005 konnte nicht eindeutig ermittelt werden, deshalb einigten sich die Einheimischen auf 'Ein Prosit der Gemütlichkeit'.
Maßkrugdiebstähle
Die in den Festzelten verwendeten Maßkrüge sind Eigentum der jeweiligen Brauereien. Deren Mitnahme wird deshalb als Diebstahl verfolgt. Allerdings ist ihre Zerstörung im Zelt nicht strafbar, sofern dadurch kein anderer Mensch oder dessen Eigentum zu Schaden kommt. Besonders in den 80er und 90er Jahren nahmen die Maßkrugdiebstähle so stark zu, dass heutzutage das Festzeltsicherheitspersonal angewiesen ist, bereits an den Zeltausgängen nach Dieben Ausschau zu halten. Maßkrüge können jedoch überall als Souvenir gekauft werden; um nicht in falschen Verdacht zu geraten, sollte die Rechnung auf dem Heimweg jedoch stets in Reichweite sein.
Auch wenn es absurd klingen mag, auf der Wiesn wird bezüglich des Maßkrugdiebstahls kein Spaß verstanden. Man kann tatsächlich verhaftet, wegen Diebstahls angezeigt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden. Dass man aber als vorbestrafter Maßkrugdieb nicht mehr in die Bierzelte kommt, ist nur ein Gerücht.
Überfüllung der Zelte
Im Unterschied zu anderen Volksfesten ist es auf dem Oktoberfest häufig nicht möglich ein Festzelt kurzzeitig zu verlassen. Da diese - oft auch während der Woche - schon am Vormittag überfüllt sind, ist in der Regel kein Wiedereinlass mehr möglich.
Attraktionen

Neben den Bierzelten gibt es auf dem Oktoberfest auch viele Fahrgeschäfte, darunter befinden sich einige historische Attraktionen.
Krinoline
Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das bereits seit 1924 auf dem Oktoberfest aufgestellt wird und 2004 sein 80jähriges Jubiläum feierte. Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline, wodurch sich der Name erklärt. Die Krinoline wurde bis 1938 mit Muskelkraft bewegt, seither per Elektroantrieb. Bis heute wird die Musik live von einer Blaskapelle gespielt.
Toboggan

Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn: der Fahrgast wird mittels eines schnell laufenden Förderbandes auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von dort steigt man auf Treppen zur Turmspitze und rutscht dann in einer sich um den Turm windenden Holzrinne mit durchaus beachtlicher Geschwindigkeit wieder zu Boden. Die eigentliche Attraktion für die Zuschauer sind allerdings die mehr oder weniger eleganten Versuche der (männlichen) Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Boshafterweise bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit, und wer sich dort festhält, fällt unweigerlich hintenüber. Frauen und Kindern wird ungefragt Hilfe bei der Fahrt auf dem Förderband angeboten, Männer können sich auf Anfrage ebenfalls helfen lassen (dieser Service wird jedoch nur selten von männlichen Fahrgästen angenommen). Die Idee kommt ursprünglich aus Nordamerika. Das Wort „Toboggan“ entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer, und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Der Münchner Toboggan steht seit 1933 auf dem Oktoberfest.
Kettenkarussell
Das Kettenkarussell der Familie Kalb ist das älteste Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Es wurde 1919 gebaut und befindet sich seither im Familienbesitz.
Teufelsrad
Das Teufelsrad kam um 1910 auf und ist eine liegende, drehbar gelagerte Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Jeder Besucher ist eingeladen, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich, bei steigender Drehzahl, so lange wie möglich zu halten. Dies wird, sehr zum Gaudium der Zuschauer, erschwert durch einen an einem Seil über dem Rad aufgehängten Strohsack, mit dem Mitarbeiter des Teufelsrads die Personen regelrecht vom Rad „herunterkegeln“. Aber erst der Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bairischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einem besonderen Vergnügen für die Zuschauer.
Zudem gibt es spezielle Wettkämpfe als Intermezzo - besonders beliebt ist der „Boxkampf“. Entweder treten zwei Männer gegeneinander an - dann sucht der Rekommadeur gerne Betrunkene als Gegner. Oder es kämpfen Frauen: in der Regel sind dies attraktive, junge Damen, die der Rekommandeur aus den Reihen der Zuschauer anzulocken sucht.
Schichtl
„Der Schichtl“ ist ein Wiesn-Varieté, das in Kurzvorstellungen Zauberei und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde es durch die „Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine“, die bis heute präsentiert wird. Natürlich wird dabei nicht wirklich jemand getötet. Von Zeit zu Zeit lassen sich Prominente - wie z. B. Oberbürgermeister Christian Ude - „enthaupten“. Der Werbespruch „Auf geht's beim Schichtl“ dürfte einer der ersten Slogans gewesen sein, der - zumindest im Münchner Raum - den Sprung in die Alltagssprache geschafft hat. Der Schichtl ist seit 1869 Bestandteil des Oktoberfestes. Im Gegensatz zu den Bierzelten ist der Schichtl niemals wegen Überfüllung geschlossen und im Gegensatz zu manchen Bierzelten lohnt sich ein Besuch immer.
Pitt's Todeswand
Pitt's Todeswand (der Apostroph gehört zum Firmennamen) ist im Wesentlichen ein großer hölzerner Zylinder von etwa acht Metern Durchmesser und acht Metern Höhe, an dessen Innenwand Motorradfahrer - nur durch die Fliehkraft gehalten - bis dicht an die Oberkante (an der die Zuschauer stehen) herauf fahren, und dabei sogar noch akrobatische Übungen im Sattel vollführen. Moderne Motorräder sind dafür ungeeignet, deshalb werden Maschinen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts benutzt. Das Unternehmen ist seit 1932 auf dem Oktoberfest dabei.
Moderne Fahrgeschäfte

Zu den modernsten zählen unter anderem der Fünferlooping - die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings auf einer 1.250 Meter langen Strecke. Im Eurostar hängen die Wägen unter den Schienen, und die Füße der sitzenden Fahrgäste hängen frei in der Luft. Das auf dem Oktoberfest aufgestellte Riesenrad hat eine Gesamthöhe von 50 Metern.
Verwaltung und Infrastruktur
Energieversorgung
43 Kilometer Kabel versorgen die Wiesn an 18 Trafostationen mit Energie. Der Stromverbrauch des Oktoberfests beträgt ca. 2,9 Millionen Kilowattstunden, was in etwa 13% des täglichen Münchner Strombedarfs entspricht. Ein großes Festzelt benötigt durchschnittlich eine Leistung von 400 Kilowatt, größere Fahrgeschäfte 300 Kilowatt.
Zur Versorgung der Zelte mit Erdgas wurde ein vier Kilometer langes Netz aus Gasleitungen verlegt. Der Gasverbrauch beläuft sich auf 180.000 Kubikmeter für den Küchenbetrieb und 20.000 Kubikmeter zum Beheizen der Biergärten.
Sanitäts- und Rettungsdienst
2004 wurde ein neues Gebäude im sogenannten Behördenhof in den Dienst gestellt, in dem die Polizei, Berufsfeuerwehr München und das Rote Kreuz stationiert sind.
Das Bayerische Rote Kreuz ist seit Jahrzehnten für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig. Um in dem Gedränge einigermaßen zügig voranzukommen, hat sich der Einsatz von Schiebetragen mit Sichtschutzplanen bewährt (Spitzname: Banane). Im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht kommen die Sanitäter relativ selten wegen betrunkener Personen zum Einsatz, sondern viel häufiger wegen „normaler“ medizinischer Notfälle. Durch die hohe Besucherzahl entsteht auf ihr das Einsatzaufkommen einer mittleren Stadt.
Im Behördenhof stehen ein Notarzteinsatzfahrzeug und eine vollausgestattete Krankenstation mit einem kleinen OP-Raum zur Verfügung, in dem ambulante Notfall-Operationen vorgenommen werden können. Ausführliche Informationen dazu stellt das Bayerische Rote Kreuz auf einer eigenen Webseite bereit.
Toilettensituation
Rund 1.700 Toiletten stehen auf der Wiesn, jedoch ist die Situation oft prekär. So wird - trotz Verhängung von Bußgeldern - vielerorts die Notdurft im Freien verrichtet („Wildbieseln“). Selbst in den Zelten kommt es bisweilen vor, dass Besucher nicht die permanent überfüllten Toiletten aufsuchen, sondern unter die Bierzeltgarnituren urinieren.
Nachdem im Jahr 2004 die Warteschlangen vor den Toilettenanlagen in den Bierzelten so lang wurden, dass die Polizei den Zugang regeln musste, entschied der Stadtrat für 2005 die Zahl der Toiletten um 20 % zu erhöhen.
Es war zu beobachten, dass viele Wiesengäste das „stille Örtchen“ aufsuchen, um die hier herrschende relative Ruhe (im Gegensatz zum Lärm im Außenbereich und in den Zelten) zum ungestörten Telefonieren zu nutzen. Aus diesen Grund planten die Sanitärbetreiber, im Jahr 2005 erstmals einen Kupferdraht-Käfig um (v.a. Damen-) Toiletten herum zu installieren. Es handelt sich bei dieser Konstruktion um einen Faradayschen Käfig, in den keine eletromagnetischen Wellen eintreten können. Das Telefonieren mit einem Mobiltelefon im Inneren wird dadurch unmöglich. Noch vor Beginn der Wiesn musste man allerdings feststellen, dass eine derartige Konstruktion in Deutschland nicht zugelassen ist, weshalb man die Idee fallen ließ und nur Verbotsschilder aufstellte.
Post
Briefe, die in die auf dem Oktoberfest aufgestellten Briefkasten gesteckt wurden, werden mit einem Sonderstempel der Post versehen. Sie sind begehrte Sammlerobjekte.
Auswirkungen auf die Infrastruktur Münchens
Während des Oktoberfest sind dessen Auswirkungen in weiten Teilen der Stadt nicht zu übersehen. Vor allem in U- und S-Bahnen sind in den Abendstunden zahlreiche Betrunkene mit Wiesn-Souvenirs auf dem Heimweg. Ein dementsprechend hohes Aufgebot an Sicherheitspersonal der MVG und Deutschen Bahn soll zu diesen Zeiten für Ordnung sorgen. Die Linien U4 und U5 fahren direkt zur Wiesn, U3 und U6 führen nur in geringer Distanz daran vorbei. Der MVG befördert deshalb nach eigenen Angaben bis zu 3,8 Millionen Passagiere von und zur Festwiese. Die stark frequentierten U-Bahnhöfe werden zu den Stoßzeiten zusätzlich im fünf-Minuten-Takt von Zügen angefahren. Um den reibungslosen Betrieb und die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten wird auch dort mit teils erheblichen Einsatz von Sicherheitspersonal gearbeitet.
Im Straßenverkehr ist ebenfalls mit größeren Beeinträchtigungen zu rechnen. Besonders zum mittleren Wiesn-Wochenende reisen seit einigen Jahren viele Italiener mit Wohnwägen an. Dies veranlasste die Stadtverwaltung dazu, in weiten Teilen der Stadt ein Campingverbot zu verhängen und gesonderte Pärkplätze außerhalb der Stadt, jedoch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs, einzurichten. Große Flächen stehen beispielsweise nahe der Allianz Arena zur Verfügung. Nichtsdestotrotz gleichen einige Straßen zur Zeit des Oktoberfests Campingplätzen, insbesondere ist auch die Parkplatzsituation nahe der Festwiese für gewöhnliche PKW angespannt.
Da zahlreiche Besucher trotz Alkoholkonsum mit dem eigenen Auto den Heimweg antreten, werden von der Polizei in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk in den Abendstunden groß angelegte Alkoholkontrollen auf den Autobahnen ins Münchner Umland durchgeführt. Die Fahrbahn wird dazu bis auf eine Spur gesperrt und hell erleuchtet. Dabei kann es zu Rückstaus kommen. Autofahrer mit einem zu hohen Alkoholpegel müssen ihr Fahrzeug vor Ort verlassen und ihren Führerschein abgeben.
Ähnliche Volksfeste
Nach dem Vorbild der Wiesn entstanden auch in anderen Ländern Oktoberfeste: Das nächstgrößere Oktoberfest findet jährlich in Kitchener, Ontario (Kanada) statt. Auch in den USA gibt es zahlreiche Orte, die ein Oktoberfest ausrichten, z. B. das Little Oktoberfest in Milwaukee, auf dem deutsche Blasmusik gespielt wird und es Sauerkraut-Burger zu kaufen gibt. In der Schweiz findet das Oktoberfest in Zürich statt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In Brasilien ist das Oktoberfest in Blumenau (im südlichen Bundesstaat Santa Catarina) mit ca. 800.000 Besuchern eines der größten und bekanntesten anderen Oktoberfeste, da es sich sehr am Münchner Original orientiert.
Die traditionelle Konkurrenzveranstaltung zum Oktoberfest in Deutschland ist das Cannstatter Volksfest (auch Wasn genannt) in Stuttgart, das von der Größe, der Zahl der Besucher und der ausgeschenkten Biermenge auf Rang 2 liegt. Das Cannstatter Volksfest endet in der Regel eine Woche später als die Wiesn. Eine weitere, allerdings weniger bekannte Konkurrenzveranstaltung, ist das Oktoberfest Hannover.
Zu erwähnen ist hier noch die Cranger Kirmes in Herne, auf der gelegentlich einer der Wiesnwirte ein (wenn auch verhältnismäßig kleines) Bierzelt betreibt, quasi als "Bayerische Botschaft". Die Cranger Kirmes ist jedoch nicht so stark am Bierkonsum ausgerichtet, wie die Wiesn.
Literatur
- Maria von Welser (Hrsg.): Münchner Oktoberfest; Bummel-Verlag, München; 1982; ISBN 388781004X
- 175 [Hundertfünfundsiebzig] Jahre Oktoberfest: 1810-1985/hrsg. von d. Landeshauptstadt München. Zsgest. von Richard Bauer u. Fritz Fenzl.- München : Bruckmann, 1985. ISBN 3-7654-2027-1
Weblinks
- muenchen.de Offizielle Website der Stadt München, seit 2005 auch offizielle Seite zur Wiesn
- Oktoberfest.de Website zur Wiesn
- Wiesn.de Der offizielle Shop zum Oktoberfest.
- oktoberfestplaner.de Website mit tagesaktueller Redaktion, News, Übersichten und vielen Fotos
- Oktoberfest im München Wiki WP-Klon mit weiterführenden Infos und Weblinks
- www.oktoberfest2005.de Seite mit vielfältigen aktuellen Informationen
- brk-oktoberfest.de Offizielle Homepage des Bayerischen Roten Kreuzes, Kreisverband München, Oktoberfestwache