Rudolf van Hüllen
Rudolf van Hüllen (* 1957 in Krefeld) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Extremismusforscher.
Leben
Nach dem Studium der Politischen Wissenschaft, der Neueren Geschichte und der Rechtswissenschaft in Bonn promovierte van Hüllen 1989 bei Karl Dietrich Bracher[1] zum Thema „Ideologie und Machtkampf bei den Grünen – Untersuchung zur programmatischen und innerorganisatorischen Entwicklung einer deutschen ‚Bewegungspartei‘ 1977–1988“.
Danach arbeitete er in der politischen Bildung, unter anderem für die Konrad-Adenauer-Stiftung. Von 1987 bis 2006 leitete van Hüllen als Referent und Referatsleiter in den Abteilungen Linksextremismus und Linksterrorismus beim Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln. Sein Schwerpunkt lag auf der Auswertung orthodox-kommunistischer, maoistischer und trotzkistischer Bestrebungen.[2] An der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung dozierte er in der Abteilung Verfassungsschutz. Heute ist er unter anderem als freiberuflicher Extremismusforscher für politische Stiftungen und Institutionen tätig.
Kontroversen
Für van Hüllen ist die VVN-BdA ein „trojanisches Pferd“, dass „die Einführung einer stalinistischen Variante des Sozialismus“ wollte und derzeitig „eine Symbiose mit autonomen Gewalttätern“ habe. Seiner Ansicht nach ist Wolfgang Schäuble „ein Stück weit mitverantwortlich“ dafür, „daß linksextremistisch motivierte Gewalt gegen Polizisten bei „antifaschistischen“ Demonstrationen auf dem Umweg über die VVN-BdA neuerdings auch aus Steuermitteln finanziert wird“.[3] 2009 wurde er von Sachsen-Anhalts Innenstaatssekretär Rüdiger Erben für seinen Vortrag zum VVN-BdA in Magdeburg kritisiert „angesichts des Leidens von Mitgliedern dieser Organisation in Konzentrationslagern und Gefängnissen des NS-Staates“.[4]
2011 verfasste er ein Buch (Linksextrem - Deutschlands unterschätzte Gefahr?) über Linksextremismus mit dem Politologen Harald Bergsdorf, der auch als Grundsatzreferent in der Landtagsfraktion der nordrhein-westfälischen CDU und im Büro des Thüringer Innenministers arbeitete.[5] Der Extremismusforscher Arno Klönne kritisierte als Beispiel die Einordnung von Rosa Luxemburgs als „rigorose Gegnerin .... der Demokratie als solcher“ und als „fanatische Hetzerin“. Er merkte an: „Würden Schüler in einem gymnasialen Leistungskurs Geschichte, (...), die historischen Umstände vor und um 1919 so darstellen wie es die beiden Autoren tun, bekämen sie zu Recht ein ,mangelhaft’.“[6] Der FAZ-Rezensent Helge F. Jani meinte, dass Buch sei mehr eine „Streitschrift gegen die PDS-Nachfolgepartei und weniger als eine kompakte Gesamtdarstellung des Linksextremismus.“[7] Eckhard Jesse bemängelte, dass „[d]ie Frage im Titel [...] nicht klar beantwortet“ wurde.[8] Gegen das Buch klagte die MLPD vor dem Landgericht Essen.[9] Die Klage auf Unterlassung richtete sich gegen Passagen im Buch, die nach Ansicht der MLPD falsche, verleumderische und ehrverletzende Behauptungen zur Partei und zu Stefan Engel enthielten. Das LG Essen entschied am 11. April 2013, dass nur die Aussagen, bei der MLPD gebe es einen an Stalin gemahnenden massiven Personenkult und dass es in der Partei zu ständigen und periodischen Säuberungsaktionen komme, als unbewiesene Tatsachenbehauptungen zu unterlassen seien. Alle anderen von der MLPD bemängelten Aussagen seien dagegen zulässige und vom Grundgesetz geschützte Meinungsäußerungen. Diese Aussagen waren, dass es sich bei der MLPD um eine in Parteiform gekleidete Sekte handele, maoistische Gehirnwäsche betrieben werde, die Unterwerfung unter den Führungsanspruch der Partei verlangt werde und Intellektuelle in dieser Partei eher nicht willkommen seien. Die MLPD trägt daher 51,4 % und Engel 32,4 % der Prozesskosten.[10] Der Verlag will sein Buch jedoch nicht weiterverbreiten. Eine Überarbeitung hätte sich nicht gelohnt.[11]
Werke (Auswahl)
- 1990 – Ideologie und Machtkampf bei den Grünen. Untersuchung zur programmatischen und innerorganisatorischen Entwicklung einer deutschen „Bewegungspartei“. Bouvier, Bonn 1990, ISBN 3-416-02222-X (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1988).
- 2008 – Broschüre „‘Modernisierter‘ Rechtsextremismus – eine Herausforderung für die politische Bildung“
- 2008 – Broschüre „Das Rechtsextreme Bündnis: Aktionsformen und Inhalte“
- 2008 – Broschüre „Strategie und Taktik des ‚modernisierten‘ Rechtsextremismus – eine Handreichung für kommunale Praktiker“
- 2008 – Broschüre „Ideologie des ‚modernisierten‘ Rechtsextremismus – eine Handreichung zur politischen Auseinandersetzung“
- 2008 – Dossier Linksextremismus (Bundeszentrale für Politische Bildung)
- 2009 – Broschüre „Die Linke stellen – Handreichungen zur politischen Auseinandersetzung (PDF; 668 kB)“
- 2011 (zusammen mit Harald Bergsdorf): Linksextrem - Deutschlands unterschätzte Gefahr? Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2011.
- 2012 – Moderner Rechtsextremismus: Herausforderung für Prävention und politische Bildung, in: Robertson-von Trotha, Caroline Y. (Hrsg.): Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Rechts außen – Rechts 'Mitte'? (=Kulturwissenschaft interdisziplinär, Bd. 7), Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-5817-6
Weblinks
- Angaben zu van Hüllen auf einer Seite des Karlsruher Instituts für Technologie
- Dr. van Hüllen entlarvt Rosa Luxemburg in der Freitag vom 2. Mai 2009
Einzelnachweise
- ↑ http://www.kas.de/hamburg/de/events/53528/
- ↑ "Völlig gestörtes Verhältnis zu Menschenrechten", Mindener Tageblatt vom 14. Oktober 2009.
- ↑ „VVN-BdA – Ein trojanisches Pferd für das Engagement gegen Rechtsextremismus“, Freiheit und Recht, Zeitschrift des Bunds Widerstand und Verfolgung Bayern e.V.; Rezension von Peter Söhren: „Ein Pferdekenner“ in Ossietzky 21/2009.
- ↑ Ministerium des Innern: „Staatssekretär Erben stellt klar: Keine Gleichsetzung von Diktaturen“, Pressemitteilung Nr. 016/10 vom 18. Februar 2010; Thorsten Mense: Wenn der Verfassungsschutz anruft, Jungle World vom 4. März 2010 (Übernahme bei haGalil vom 7. März [1]); Robert Scholz: „Diktatur-Vergleich wird zum Politikum – Staatssekretär verpasst Verfassungsschutz Maulkorb“, Endstation Rechts vom 23. Februar 2010.
- ↑ Jacqueline Boysen: „Knallrotes Taschenbuch“, Rez. im Deutschlandradio vom 26. Mai 2008; vgl. zur Person: Landtag Nordrhein-Westfalen: Plenarprotokoll 15/27 vom 25. Februar 2011, S. 2527; Astrid Geisler: Die geistig-moralische Erblast, taz vom 24. November 2007.
- ↑ Arno Klönne: Wie Geschichte verfälscht wird, NRhZ-Online vom 17. Oktober 2012; Frank Behrmann: Neuer und alter Staatsfeind Nr. 1: „Linksextremismus“ trend.infopartisan.net Ausgabe 2/2012; Martin Brandt: Der Deutschen neues Sorgenkind, kritisch-lesen.de Ausgabe Nr. 15 vom 6. März 2012; Marco Schrage: Radio Z vom
- ↑ Rezension von Helge F. Jani Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Januar 2012, S. 8 (PDF).
- ↑ Eckhard Jesse: "Haut die Bullen platt wie Stullen", Die Welt vom 27. Januar 2012.
- ↑ Jutta Steinmetz: „Aufklärung oder Geschichtsfälschung?“ Neue Westfälische vom 20. Oktober 2012
- ↑ Gericht weist Klage der Marxisten weitgehend ab. WAZ, 11. April 2013
- ↑ Buch zu »Linksextremismus« vom Markt in neues deutschland vom 22. April 2013
Personendaten | |
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NAME | Hüllen, Rudolf van |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 1957 |
GEBURTSORT | Krefeld |