Zum Inhalt springen

Afrodeutsche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Januar 2006 um 20:51 Uhr durch 81.189.80.252 (Diskussion) (Bekannte zeitgenössische Afrodeutsche und deutschsprachige Afroösterreicher). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Afrodeutsche werden Deutsche bezeichnet, die schwarzafrikanischer Abstammung sind oder mulattische Einflüsse haben.

Begriffsherkunft und Sinn

Afrodeutsch ist eine von manchen gewählte Selbstzuschreibung. In Anlehnung an Afro-American bzw. African-American entstanden, geht sie jedoch davon aus, dass die Betreffenden Teil einer afrikanischen Diaspora seien, womit sich vor allem viele, deren Vorfahren nur zur Hälfte, zu einem Viertel oder noch weniger aus Afrika stammen nicht identifizieren können.

Mit dem Begriff „afro-deutsch“ kann und soll es nicht um Abgrenzung nach Herkunft und Hautfarbe gehen, wissen wir doch allzu gut, was es heißt, unter Ausgrenzung zu leiden. Vielmehr wollen wir „afro-deutsch“ den herkömmlichen Behelfsbezeichnungen wie „Mischling“ oder „Farbige“ entgegensetzen, als einen Versuch, uns selbst zu bestimmen, statt bestimmt zu werden. Oguntoye, K.; Opitz (Ayim), M.; Schultz, D. (Hrsg.): Farbe Bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin 1986, S. 10. Der Widerspruch besteht bei dieser Aussage jedoch darin, dass eine 'weiße' Person in der Regel nicht als „afro-deutsch“ akzeptiert wird. Hinzu kommt, dass auch der Begriff „schwarz“ zunächst von Nichtschwarzen verwendet wurde.

Der Begriff Afrodeutsche ist relativ jung und noch wenig gebräuchlich. Er wurde in Anlehnung an Afroamerikaner gebildet, da das ältere Neger seit den 1980er Jahren zunehmend als nicht wertneutral gesehen wird und das noch ältere Mohr nicht mehr gebräuchlich ist. Vereinzelt lebten Menschen afrikanischer Herkunft schon vor der Ausbildung von Nationalstaaten in Deutschland. Der erste offiziell bekannte afrodeutsche Doktor war Anton Wilhelm Amo, er promovierte 1729.

Afrodeutsche entstanden teilweise durch direkte Einwanderung aus Afrika, teilweise auch als „Besatzungskinder“ durch die Beziehungen zwischen schwarzen Soldaten der Amerikaner und Franzosen und deutschen Frauen in den besetzten Teilen Deutschlands nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Allerdings weckt der Begriff fälschlicherweise den Eindruck, dass Afrodeutsche afrikanischer Abstammung seien. Selbst die Vorfahren vieler Schwarzer sind jedoch schon vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten aus Afrika in andere Länder ausgereist oder verschleppt worden. Außer für Personen, die sich ausdrücklich mit Afrika oder einer 'afrikanischen Diaspora' identifizieren, ist der Begriff „afro-deutsch“ daher abwegig.

Berühmte Afrodeutsche aus der Geschichte

Folgende Personen aus der Geschichte werden vor dem Hintergrund der o. g. Definition von Oguntoye und Ayim von Afrodeutschen als afrodeutsch bezeichnet:

  • Anton Wilhelm Amo (um 1700–1754; geboren an der Goldküste im heutigen Ghana), Staatsrat der preußischen Krone; er wuchs im Hause des Herzogs von Wolfenbüttel auf.
  • Prinzessin Sophia Charlotte(1744–1818); bekannt als Queen Charlotte, Gemahlin des englischen Königs Georg III., ohne Quellenbeleg.

Bekannte zeitgenössische Afrodeutsche und deutschsprachige Afroösterreicher

Siehe auch

Literatur

  • May Ayim: Grenzenlos und unverschämt., Orlanda Frauenverlag 1997, ISBN 3-9298-2345-4
  • B. Brentjes: Der erste afrikanische Student in Halle.
  • Joel Augustus Rogers [1]: Sex and Race. Negro-caucasian mixing in all ages and all lands.
  • Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Unrast-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-89771-424-8
  • Susan Arndt (Hrsg.): AfrikaBilder. Studien zu Rassismus in Deutschland. Unrast-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-89771-407-8
  • ADB & cyberNomads (Hrsg.): TheBlackBook. Deutschlands Häutungen. IKO Verlag, Frankfurt am Main & London 2004, ISBN 3-8893-9745-X
  • Peggy Piesche, Michael Küppers, Ani Ekpenyong (Hrsg.): May Ayim Award – Erster internationaler schwarzer deutscher Literaturpreis 2004. Orlanda Frauenverlag, 2005, ISBN 3-936937-21-4
  • Hans-Jürgen Massaquoi: Neger, Neger, Schornsteinfeger!, Scherz Verlag, Bern 1999, ISBN 3-502-11940-6
  • Hans-Jürgen Massaquoi: Hänschen Klein, ging allein … Scherz Verlag, Bern 2004, ISBN 3-502-10460-3
  • Thomas Usleber: Die Farben unter meiner Haut, Verlag Brandes und Apsel, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-86099-488-3