Bischofshaus Limburg
Das Diözesane Zentrum Sankt Nikolaus am Domplatz der mittelhessischen Stadt Limburg an der Lahn ist seit 2013 Wohn- und Amtssitz (Bischofsresidenz) des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. Es grenzt an das Diözesanmuseum des Bistums Limburg.
Das Grundstück des Diözesanen Zentrums wird beidseitig von historischen Stadtmauern eingefasst und umfasst das grundsanierte Haus Staffel (die sog. Alte Vikarie), das ebenfalls sanierte ehemalige Domküsterhaus sowie einen Neubaukomplex. Die Neubauten sind bis auf die markant herausragende Kapelle St. Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal gegenüber den Bestandsgebäuden flach gehalten und graben sich teilweise zwei Geschosse tief in den Fels des Domberges ein. Um ein zentrales Atrium gruppieren sich Empfangs- und Versammlungsräume, eine Bibliothek, eine Außenstelle der Domsakristei sowie die Bischofswohnung und Gästeräume.
Bauteile
Historische Mauern
Das Gelände ist an Nord- und Südseite von Resten der ehemaligen Stadtmauern begrenzt. Bei den Arbeiten am Diözesanen Zentrum wurden Fundamente eines Wehrturms freigelegt. Diese wurden, wie auch die Mauern, aufwendig saniert und in situ erhalten.
Alte Vikarie
Die Alte Vikarie wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet und ist seitdem bildprägend für den Domplatz. Seit 1903 im Besitz des Bistums Limburg,[1] beherbergt sie nach der 2011 begonnenen zweijährigen Sanierung die Büros des Bischofs und seines Referenten, einen Besprechungsraum und im ausgebauten Dachstuhl einen weiteren Besprechungsraum, der auch als Archiv genutzt werden soll.
Domküsterhaus
Das Domküsterhaus wurde 1903/1904 als solches im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats erbaut und war bis 2011 zusammen mit dem zeitgleich erbauten Dompfarrhaus das jüngste Gebäude am Domplatz.[2]
Seit der Sanierung und Integration in das Diözesane Zentrum dient es als Wohnung für zwei Ordensschwestern, die mit der Bewirtschaftung der Anlage betraut sind.[3]
Kapelle St. Maria
Die Kapelle St. Maria ragt als einziger Neubau aus dem sonst eingeschossig gehaltenen Neubaukomplex heraus und hebt sich von außen auch durch die dunkle Fassadenbekleidung mit schwarzem Basalt[3] von dem in helleren Farben gehaltenen Flachbau ab. Sie ist die Hauskapelle des Diözesanen Zentrums und dient dem Bischof als Privatkapelle.
Neubau
Der Zugang zum Diözesanen Zentrum erfolgt vom Domplatz im Osten über einen Vorhof zwischen Küsterhaus und Alter Vikarie. Hier befindet sich der Haupteingang, der mit einem Bronzerelief von Thomas Duttenhoefer ausgestattet ist. Das Relief zeigt das Bistumswappen sowie vier Heiligenfiguren, die mit dem Bistum besonders verbunden sind. Daran schließt sich im Inneren das Foyer an. Es leitet über zum zentralen Atrium mit einem von Richard Heß gestalteten Brunnen. Südlich des Atriums befinden sich Konferenzräume, westlich an das Atrium schließt die Bischofswohnung an. Zwischen Bischofswohnung und Kapelle liegt die Bibliothek. Im Untergeschoss des Diözesanen Zentrums sind Reste der Fundamente der Stadtmauer und eines Wehrturms in situ konserviert. Davon leitet sich die Bezeichnung „Fundamentum“ für das Begegnungszentrum im Untergeschoss ab. Unterhalb der Kapelle im Fundamentum befindet sich eine Außenstelle der Domsakristei, in der Paramente und Reliquien aufbewahrt werden.[4] Die Wandnischen der Reliquienkammer führten während der Bauphase zu der Spekulation, im Bischöflichen Haus würde ein Weinkeller eingerichtet.[5]
Baugeschichte
Kritik
Im Juni 2013 schrieb der Kirchenkritiker Peter Wensierski im Magazin Der Spiegel, die Ausgestaltung des Zentrums gleiche einem „monströsen Luxuskomplex“, der „nach den Wünschen von Franz-Peter Tebartz-van Elst“ gebaut werde.[6] Im Juli 2013 wurde bekannt, dass das Projekt insgesamt deutlich über 10 Mio. Euro kosten wird, schon allein die Kosten für die Arbeiten am historischen Bestand des Areals (ohne die Neubauten) wurden dabei mit 9,85 Millionen Euro benannt.[7]
In einem Artikel vom 1. September 2013 schrieb der Spiegel, die Kosten seien mutmaßlich zwischenzeitlich auf 15 bis 20 Millionen Euro gestiegen.[8] Am 7. Oktober bezifferte das Bistum die Gesamtkosten des Bauvorhabens Diözesanes Zentrum St. Nikolaus auf 31 Millionen Euro.[9] Der Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls warf dem Bischof daraufhin vor, ihn getäuscht und nicht ausreichend informiert zu haben.[10]
Weblinks
- Diözesanes Zentrum St. Nikolaus auf der Website des Architekten, inklusive Innenaufnahmen
Einzelnachweise
- ↑ Verena Fuchß: Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Limburg. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8062-2096-4, S. 246
- ↑ Verena Fuchß: Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Limburg. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8062-2096-4, S. 243f, 246
- ↑ a b Joachim Heidersdorf: Der Bischof zeigt sein Haus Erschienen in der Nassauischen Neuen Presse am 18. August 2012. Abgerufen am 12. Oktober 2013.
- ↑ Einblicke ins Diözesane Zentrum St. Nikolaus Meldung des Bistums Limburg vom 6. September 2013. Abgerufen am 10. Oktober 2013.
- ↑ Einblicke in den neuen Limburger Bischofssitz 2012 Erschienen am 3. Dezember 2012 auf den Webseiten der Rhein-Zeitung. Abgerufen am 10. Oktober 2013.
- ↑ Peter Wensierski: Das Upgrade-Wunder von Limburg. In: Spiegel Online. 22. August 2012, abgerufen am 4. August 2013.
- ↑ Bischofshaus wird noch teurer. In: Frankfurter Neue Presse. 10. Juli 2013, abgerufen am 8. April 2013.
- ↑ Umstrittener Bischof Tebartz-van Elst: Handwerker fotografieren heimlich Prunkbau von Limburg. spiegel.de, 1. September 2013, abgerufen am 1. September 2013.
- ↑ Pressemitteilung Bistum Limburg
- ↑ Limburger Bischof Tebartz-van Elst: „Der Bischof ist ein raffinierter Betrüger oder krank.“ www.faz.net, 8. Oktober 2013 (abgerufen am 12. Oktober 2013)
Koordinaten: 50° 23′ 19,4″ N, 8° 3′ 56,2″ O