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Neues aus der Anstalt

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Fernsehserie

Neues aus der Anstalt war eine politische Kabarett-Sendung, die vom deutschen Fernsehsender ZDF über 62 Folgen produziert und ausgestrahlt wurde. Im Sommer 2013 wurde das Ende der Sendung überraschend bekannt gegeben. Am 1. Oktober 2013 wurde im ZDF die letzte Live-Folge ausgestrahlt.

Sendung

Neues aus der Anstalt war die erste politische Kabarett-Sendung des ZDF, seit die von Dieter Hildebrandt moderierte Sendung Notizen aus der Provinz 1979 nach einer Intervention von ZDF-Programmdirektor Dieter Stolte eingestellt worden war.[1] Daher trat Hildebrandt auch in der ersten Sendung von Neues aus der Anstalt auf. Seine Beiträge beschränkten sich auf die Übergabe des „Staffelstabes“ nach „28 Jahren satirefreiem ZDF“ sowie einen einzigen Satz zum Ende der Sendung, der allerdings drei Minuten dauerte, und in dem er die angebliche Enthüllung des Cicero, Jürgen Habermas sei einst ein überzeugter Nationalsozialist gewesen, lächerlich machte.[2]

Das Polit-Kabarett wurde bis zu zehnmal im Jahr in der Regel einmal pro Monat dienstags nach dem ZDF heute-journal ausgestrahlt und live aus den ARRI-Studios in München gesendet.[3] Durch die Sendung führten die Kabarettisten Urban Priol, bis Folge 36 Georg Schramm und ab Folge 37 Frank-Markus Barwasser. Zu ihnen gesellten sich bekannte Gäste aus dem Bereich der Kleinkunst. Die reguläre Dauer einer Ausgabe betrug 45 Minuten und hatte damit dieselbe Sendedauer wie das ARD-Kabarett Scheibenwischer. Priol moderierte Sendungsbeginn und -ende im Stile von Dieter Thomas Hecks dramatischer Stakkato-Moderation der Sendereihe ZDF-Hitparade. Titel- und Zwischenmusik der Sendung war der Song Spinning Wheel[4] von Blood, Sweat & Tears.

Das Studio sollte das Foyer einer psychiatrischen Klinik darstellen. Die auftretenden Kabarettisten konnten über Gänge, Treppen und einen Aufzug die Bühne betreten. Priol stellte in Neues aus der Anstalt den Leiter der Klinik dar. Als Running Gag legte er sehr viel Wert darauf, dass er als Einziger den Aufzug benutzen durfte. Schramm spielte den Patientensprecher als Rentner Dombrowski. In den Nebenrollen trat Schramm als Oberstleutnant Sanftleben und als der alte hessische Sozialdemokrat und Gewerkschafter August auf.[5] In Folge 6 spielte Schramm erstmals auch die Rolle eines Pharmareferenten. Regisseur der Sendung war Frank Hof. Die auftretenden Gäste spielten meist Patienten, teils aber auch Externe, die die Anstalt zum Beispiel aus beruflichen Gründen besuchten.

Am 25. Mai 2010 gab Georg Schramm bekannt, dass er die Kabarettreihe verlassen werde, um sich nach zehn Jahren intensiver Fernsehpräsenz wieder ganz auf sein Bühnenprogramm konzentrieren zu können.[6] Der Entschluss sei ihm nicht leichtgefallen, und er würdigte auch das Vertrauen des ZDF in seine Arbeit. Am 8. Juni 2010 trat er zum letzten Mal in der Sendung auf. Am 19. Oktober 2010 hat Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig, der bereits mehrmals in der Sendung zu Gast war, die Nachfolge von Schramm als festes Mitglied der Sendung angetreten. Barwasser spielte den Referenten für Pressearbeit und Kommunikation in der Anstalt, trat aber auch mit Themen ohne diesen Bezug auf.

Am 26. Juni 2013 wurde bekannt, dass sowohl Frank-Markus Barwasser als auch Urban Priol die Sendung verlassen und sich anderen Projekten widmen würden.[7] Das Format wurde letztmals am 1. Oktober 2013 mit den beiden Moderatoren ausgestrahlt und soll am 4. Februar 2014 unter dem Titel „Die Anstalt“ mit den neuen Gastgebern Max Uthoff und Claus von Wagner[8] ins ZDF-Programm zurückkehren.[9][10]

Sendeplatz

Die Sendung Neues aus der Anstalt wurde in einem meist vierwöchigen Abstand Dienstagabend im ZDF ausgestrahlt. Wiederholt wird sie in den ZDF-Partner-Sendern ZDFinfo und im deutsch-österreichisch-schweizerischen Gemeinschaftssender 3sat (nächster Montag).

Episodenliste

Rezeption

Einschaltquoten

Im Jahr 2007 hatte das ZDF zehn Folgen von Neues aus der Anstalt gesendet und erreichte im Schnitt 2,91 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 13,7 Prozent.[12] Die erste Ausgabe wurde durchschnittlich von 3,86 Millionen Menschen gesehen (16,6 % Marktanteil). In der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen konnten 740.000 Zuschauer (7,3 % Marktanteil) gemessen werden. Insgesamt erreichte die Sendereihe 2007 einen Marktanteil von 12,9 %.[13] Die Wiedereinführung des politischen Kabaretts habe nach Aussage des Programmdirektors Thomas Bellut „dem Programm einen Auftrieb gegeben“.[13] Die im Dezember 2008 ausgestrahlte 20. Ausgabe von Neues aus der Anstalt wurde von 3,31 Millionen Zuschauern verfolgt, was für einen Marktanteil von 16 % sorgte. Alle bisherigen Ausgaben wurden in der Online-Mediathek des ZDF angeboten.[11] Bei der ersten Ausgabe mit Pelzig als festem Mitglied sahen 3,60 Millionen Menschen zu. Damit konnte ein Marktanteil von 15,8 % erreicht werden. Nur die Premieren-Ausgabe 2007 hatte bisher mehr Zuschauer. In der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen konnten 0,62 Millionen Zuschauer (6,2 % Marktanteil) gemessen werden.[14] Der höchste Marktanteil wurde mit der Weihnachtsausgabe 2010 erreicht. Diese wurde von 3,00 Millionen Zuschauern eingeschaltet, was zu einem Marktanteil von 17,1 % führte.[15]

Auszeichnungen

Kritik

In der Sendung vom 13. April 2010 äußerte sich Urban Priol zum Tode des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński, der drei Tage zuvor beim Flugzeugabsturz bei Smolensk ums Leben gekommen war. Dabei nahm er auch Bezug auf die Trauerfeierlichkeiten und internationalen Reaktionen auf den Tod: „Ist da eine Heuchelei im Gange: Wie beliebt er war, der in ganz Europa als Nervensäge belächelte Lech Kaczyński. Mit dem wollte doch keine Sau was zu tun haben.“ Die Äußerung löste Kritik in polnischen Medien aus. Der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut gab dazu eine Stellungnahme für das polnische Fernsehen ab, in der er darauf hinwies, dass es sich um eine Satire handele und der Sender es bedauere, Gefühle verletzt zu haben. Priol erklärte, er habe „die Rituale rund um Trauerfälle anprangern“ wollen.[17]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Eintrag zu «Notizen aus der Provinz» im Fernsehlexikon
  2. Neues aus der Anstalt – Folge 1“, Google videos, 23. Januar 2007, 53:01 Minuten
  3. Karten zu einer Live-Sendung beim Münchner Lustspielhaus
  4. »Spinning Wheel«, Liedtext
  5. »Ausbeuter!« Zum Heulen: Der Kabarettist Georg Schramm spielte den alten Sozialdemokraten August. Die Zeit, 15. Juli 2004, Nr. 30.
  6. jbh: „Neues aus der Anstalt“: Georg Schramm verlässt ZDF-Kabarett, Tagesspiegel, 25. Mai 2010
  7. DWDL.de: Priol und Pelzig verlassen „Neues aus der Anstalt“
  8. ZDF findet "Anstalts"-Nachfolger für Priol und Pelzig, DWDL.de, abgerufen am 24. September 2013
  9. Pressemeldung des ZDF auf Twitter
  10. WAZ.de: "Verlassen Priol und Barwasser „Neues aus der Anstalt“?"
  11. a b c d e f Aktuell werden die Folgen 1 bis 3, 5 und 6 zwar von der ZDF-Mediathek noch gefunden, können aber dort nicht mehr gezeigt werden (Stand: 30. Juni 2009); es erscheint eine Meldung, dass der Inhalt „in keiner Bandbreite verfügbar“ sei. Die Folgen 4 und 7–11 sind nur als Live-Stream verfügbar, ab Folge 12 werden die Sendungen als herunterladbare Podcasts angeboten.
  12. ZDF punktet mit Kabarett und Satire. DWDL.de, 17. Dezember 2008.
  13. a b ZDF bilanziert 2007 positiv. infosat.de, 28. Dezember 2007 (archive.org).
  14. Quotenmeter.de: „Neues aus der Anstalt“ mit Fast-Rekord
  15. Quotenmeter.de: Priol holt besten Marktanteil aller Zeiten. Abgerufen am 22. Dezember 2010.
  16. Adolf-Grimme-Preis: Nominierte Unterhaltung 2008, Adolf-Grimme-Institut
  17. „ZDF-Kabarettist Priol verärgert Polen“, in: Der Spiegel, 24. April 2010