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Eck-Prozess

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Heinz-Wilhelm Eck (* 27. März 1916 in Hamburg; † 30. November 1945 in Hamburg) war ein deutscher Kapitänleutnant, der im Zweiten Weltkrieg das deutsche U-Boot U 852 kommandierte. Er ist der einzige deutsche U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges, der als Kriegsverbrecher verurteilt worden ist.

Leben

Marinelaufbahn

Eck stieß 1934 zur Kriegsmarine und wurde 1937 Offizier. Eck wurde zunächst auf Minensuchern eingesetzt und war von 1939 bis 1942 kommandierender Offizier auf einem Minensuchboot. 1942 meldete er sich freiwillig zur U-Boot-Waffe und fuhr vom Herbst 1942 bis Frühjahr 1943 als Kapitänsschüler auf U 124 zur Vorbereitung auf ein eigenes Kommando. 1943 erhielt er mit der Indienststellung des Typ IXD2-Bootes U 852 das Kommando über dieses Boot, das nach Tests und Mannschaftsausbildung am 18. Januar 1944 von Kiel zu seiner einzigen Feindfahrt auslief. Das Boot sollte zu den Monsunbooten in Fernost stoßen. Bevor Eck das Boot am 2. April 1944 an der Küste von Somalia auf den Strand setzte und von britischen Streitkräften gefangen genommen wurde, hatte er nach der Peleus noch den britischen Frachter Dahomian versenkt.

Der Peleus-Zwischenfall

Vor dem Auslaufen von U 852 war Eck von zwei erfahrenen U-Boot-Kommandanten, Adalbert Schnee und Günter Hessler, instruiert worden. Schnee wies Eck darauf hin, dass U 852 wegen seiner Größe und langsamen Tauchgeschwindigkeit für Flugzeuge ein leichtes Ziel sei und dass Eck eine Entdeckung durch die alliierte Luftüberwachung im Atlantik vermeiden solle. Schnee wies Eck insbesondere darauf hin, dass ein Trümmerfeld, das die Versenkung eines Schiffes hinterließ, für alliierte Flieger noch Tage zu erkennen sei. Schnee unterstrich diese Warnung mit dem Hinweis, dass die vier zu U 852 baugleichen Boote alle im Südatlantik verloren gegangen waren. Auch Hessler, Stabschef des in der Operationsabteilung des Befehlshabers der Unterseeboote (BdU), wiederholte die Warnung und wies Eck darauf hin, dass er im Atlantik alles vermeiden solle, was die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich ziehen solle. Weitere Instruktionen erhielt Eck von Korvettenkapitän Karl-Heinz Möhle, einem weiteren erfahrenen U-Boot-Kapitän und Befehlshaber der U-Boot-Basis Kiel. Möhle diskutierte mit Eck den Laconia-Zwischenfall. Der aufgrund dieses Zwischenfalles ergangene Laconia-Befehl war zu diesem Zeitpunkt in allen Einsatzbefehlen deutscher U-Boote und damit auch in den Eck erteilten Befehlen enthalten.

Mit diesen Befehlen sichtete U 852 am 13. März 1944 im Südatlantik den griechischen Frachters SS Peleus, ein 1928 in England gebautes Schiff mit 35 Mann Besatzung, das unter Charter des britischen Transportministeriums unter Ballast von Freetown nach Südamerika fuhr. Eck ließ einen Kurs setzen, mit dem U 852 vor die Peleus brachte, und torpedierte den Frachter nach Einbruch der Dunkelheit mit zwei Überwasserschüssen. Beide Torpedos trafen, und die Peleus sank sehr schnell. Wieviele Mitglieder der Frachterbesatzung das sinkende Schiff noch verlassen konnte, ist nicht bekannt, es wird angenommen, dass es nicht viele waren. Der erste Offizier wurde von der Brücke ins Wasser geschleudert, ein sich an Deck befindlicher Schmierer und andere Besatzungsmitglieder sprangen in den Atlantik. Die Überlebenden klammeten sich an Wrackteile, außerdem verfügte die Peleus über an Deck gelagerte Rettungsflöße, die beim Versinken des Schiffes an die Wasseroberfläche kamen.

U 852 fuhr langsam durch die Trümmer, auf der Brücke befanden sich zu diesem Zeitpunkt Eck, sein erste Wachoffizier Oberleutnant z. S. Gerhard Colditz und zwei Matrosen. Während des Durchfahrens des Trümmerfeldes kam auch der Bordarzt von U 852, Oberstabsarzt Walter Weispfennig, auf die Brücke. Da zu den Befehlen Ecks auch gehörte, Überlebende versenkter Schiffe nach Schiffsnamen, Fracht und ähnlichen Informationen zu befragen, ließ Eck ferner seinen englisch sprechenden Chefingenieur Hans Lenz an Deck rufen. Mit Lenz kam auch der zweite Wachoffizier August Hoffmann an Deck, der eigentlich nicht Dienst hatte. Diese beiden Offiziere begaben sich an den Bug, während Eck das U-Boot neben ein Rettungsfloß manöverierte, auf dem sich vier Überlebende, darunter der dritte Offizier der Peleus befanden, den man an Bord des U-Bootes holte und befragte. Nach der Befragung, in der dieser Offizier Lenz und Hoffmann neben Schiffsnamen, Kurs und Last auch mitteilte, dass ein weiterer, langsamerer Frachter der Peleus auf dem gleichen Kurs folgte, wurde der Offizier zurück auf das Rettungsfloß gebracht.

Eck äußerte auf der Brücke des Bootes seine Bedenken aufgrund der Größe und Lage des Trümmerfeldes. Er befürchtete, dass die Luftüberwachung durch von Freetown aus gestartete Flugzeuge die Versenkungsstelle erkennen würde, wodurch die Präsenz eines deutschen U-Bootes bekannt würde. Dies würde eine umfangreiche U-Boot-Jagd auslösen, bei der U 852 wie vorangegangene Boote keine Chance haben würde.

Ecks Möglichkeiten waren allerdings begrenzt. Wäre Eck mit maximaler Überwasserfahrt weitergefahren, hätte das Boot bis zum Morgen ungefähr 200 Seemeilen zurückgelegt und hätte sich nochimmer im Bereich der Luftüberwachung befunden. Zudem hätte das Boot dabei viel seines begrenzten Treibstoffs verbraucht. Eck entschied daher, dass alle Spuren der Peleus vernichtet werden müssten, und befahl, zwei Maschinengewehre auf die Brücke zu bringen. Sowohl Colditz als auch Lenz protestierten gegen diese Entscheidung, wurden aber von Eck mit dem Argument, die Spurenvernichtung sei zum Schutz des Bootes notwendig, zurückgewiesen. Lenz verließ anschließend die Brücke. Die Maschinengewehre wurden an Deck gebracht. Das folgende Geschehen konnte auch im späteren Kriegsverbrecherprozeß nicht vollständig aufgeklärt werden. Anscheinend machte Eck den anderen Offizieren bekannt, dass er die Rettungsflöße versenken wollte. Ein direkter Befehl, auf Überlebende im Wasser oder gezielt auf Überlebende auf Flößen zu schießen, wurde nicht erteilt. Es war allerdings offenkundig, dass die Versenkung der Flöße die Rettungschancen Überlebender vollständig zunichte machen würde. Eck ging davon aus, dass die Flöße hohl seien und durchlöchert von Maschinengewehrfeuer sinken würden, tatsächlich bestanden die Rettungsflöße der Peleus allerdings aus schwimmfähigen Material.

Mittlerweile war es acht Uhr abends und dunkel. Die Rettungsflöße waren als dunkle Umrisse auf dem Wasser zu erkennen. Wahrscheinlich befahl Eck Weispfennig, der in der Nähe des Steuerbords angebrachten Maschinengewehrs stand, auf die Trümmer zu schießen, worauf dieser einige Geschoßsalven auf ein etwa dreißig Meter entferntes Rettungsfloß schoß, bis das Maschinengewehr Ladehemmung hatte. Der zweite Offizier Hoffmann übernahm die Waffe, klärte die Ladehemmung und setzte den Beschuss fort. Weispfennig blieb auf der Brücke, ohne weiter an der Beschießung teilzunehmen. Das Boot bewegte sich in langsame Fahrt durch die Trümmer, und beschoß in Abständen die Rettungsflöße, wobei stets Hoffmann das Maschinengewehr bediente. Die Rettungsflöße waren allerdings aufgrund ihrer Bauweise nicht zu versenken, so dass Hoffmann den Einsatz der 37mm Flugabwehrkanone vorschlug, die Explosivmunition verfeuerte. Dieses wie auch der Einsatz der 105mm-Bordkanone wurde von Eck abgelehnt, der stattdessen befahl, die 20mm Zwillings-Luftabwehrmaschinengewehre auszuprobieren.

Auch diese größerkalibrigen MGs waren ungeeignet, die Rettungsflöße zu versenken, so dass jemand den Einsatz von Sprengladungen vorschlug. Diesen Vorschlag lehnte Eck ab, da er nicht wollte, dass ein Mitglied seiner Besatzung das Boot verließ. Eck befahl, Handgranaten auf die Brücke zu bringen und manöverierte das Boot näher an ein Floß. Hoffmann warf mehrere Handgranaten auf mindestens zwei Flöße, die auch diesem Versenkungsversuch widerstanden.

Eck ging davon aus, dass bei Beginn des Beschusses alle Überlebenden die Flöße verlassen hätten. Dass diese durch den Beschuss getroffen werden könnten und dass die Vernichtung der Flöße ihre Überlebenschancen reduzieren würde, war ihm bewusst. Ecks Annahme war allerdings falsch: Der Wachoffizier der Peleus hatte sich bei Beginn des Beschusses auf den Boden eines Rettungfloßes gelegt und beobachtet, wie ein anderer Seemann auf demselben Floß vom Maschinengewehrfeuer getötet wurde. Durch die später geworfenen Handgranaten wurde der Wachoffizier verwundet. Der dritte Offizier der Peleus beobachtete auf seinem Floß, wie zwei griechische Seeleute getötet wurde, er selbst wurde schwer verletzt. Ein weiterer Seemann tauchte hinter ein Floß und beobachtete, dass einige im Wasser schwimmende Überlebende der Versenkung durch Maschinengewehrfeuer getroffen wurden.

Die Besatzung von U 852 unter Deck war mit Ausnahme von Lenz nicht über die Vorgänge informiert, konnte sich das Geschehen allerdings aus dem langsamen Manöverieren und den Befehlen, Maschinengewehre und Handgranaten auf die Brücke zu bringen, denken. Die Versuche, die Trümmer zu versenken, hatten einige Zeit in Anspruch genommen. Beim fälligen Wachwechsel übernahm Hoffmann, der schon die gesamte Zeit auf der Brücke gewesen war, die Wache von Colditz, der sich unter Deck begab. Eck befahl einem der Matrosen, die zur Ablösung der Wache auf die Brücke gekommen war, den Befehl, das Maschinengewehr abzufeuern, was dieser befolgte. Der Matrose gab einen Feuerstoß ab, dann erlitt die Waffe eine Ladehemmung. Als dieser Matrose gerade die Ladehemmung behoben hatte, kam der Leitende Ingenieur Lenz zurück auf die Brücke, schob ihn beiseite und begann, das Floß zu beschießen. Nach Lenz Angaben im späteren Prozess tat er dieses, weil er annahm, dass sich der dritte Offizier der Peleus auf diesem Floß befand und Lenz nicht wünschte, dass dieser als Offizier durch einen "schlechten Soldaten" getötet würde.

Nachdem von acht Uhr abends bis ein Uhr morgens alle Versuche gescheitert waren, die Spuren der Peleus durch Feuer mit Maschinengewehren, Zwillings-Flak-Maschinengewehren, Handgranaten und Rammen zu beseitigen, entschied Eck, die Versuche abzubrechen, um bei Tagesanbruch möglichst weit entfernt zu sein, und ließ das Boot unter maximaler Fahrt ablaufen. Zurück blieben vier Überlebende, von denen drei fünfundreißig Tage später durch einen portugisischen Dampfer gefunden wurden. Der dritte Offizier der Peleus war fünfundzwanzig Tage nach der Versenkung an Wundbrand und Gelbfieber verstorben.

Die Versenkung von U 852

Ecks Befürchtungen, dass die Versenkung der Peleus durch die allierte Luftüberwachung entdeckt werden könnte, traf nicht zu. Durch einen von Eck am 15. März abgesetzten Funkspruch, den die alliierte Funkpeilung auffing, wurden die Alliierten jedoch gewahr, daß sich ein U-Boot nordwestlich Kapstadts befand. Am 1. April versenkte er dort den britischen Frachter Dahomian. Bei dieser Versenkung unternahm Eck keinen Versuch, die Überlebenden zu befragen, die am nächsten Tag durch südafrikanische Minensuchboote gerettet wurden. Die Versenkung des Schiffes löste starke Anti-U-Boot-Maßnahmen aus, die keinen Erfolg zeigten, bis Eck am 3. April einen längeren Funkspruch an den BdU absetzte, der von den Alliierten aufgefangen wurde und die Bestimmung von Ecks Position ermöglichte. U 852 blieb noch zwei Wochen auf der suche nach Zielen in den Gewässern um Kapstadt, bevor Eck entschied, die Fahrt nach Penang fortzusetzen. Inzwischen waren indes die Überlebenden der Peleus gefunden worden, so dass die Geschehen in der Nacht vom 13. auf den 14. März bekannt wurden.

Die Gewässer an der Ostküste Afrikas waren zu der Zeit bereits gut überwacht. Eine Hunter-Killer Group um zwei Geleitflugzeugträger war dort stationiert, dazu kamen alliierte Luftwaffenstützpunkte auf dem Addu Atoll und Diego Garcia. Am 30. April ortete die britische Funkaufklärung U 852 vor der Küste Somalias, worauf eine Suchaktion von der britischen Basis in Aden gestartet wurde. Am 2. Mai, kurz nach Sonnenaufgang, fanden 6 Wellingtons der RAF U 852 an der Oberfläche. Die Bomber griffen sofort aus der Sonne kommend an und überraschten das Boot. Sechs Wasserbomben rund um das Boot erschütterten dieses, eine von diesen zerstörte zudem die 37mm-Flugabwehrkanone. Hoffmann, der Wachhabende Offizier, befahl sofort ein Nottauchmanöver. Zwar gelang es, das Boot zu tauchen, bevor die Flugzeuge einen zweiten Angriff fliegen konnten, allerdings hatte U 852 schwere Schäden erlitten. Außer Wassereinbrüchen waren Batteriezellen gerissen, so dass sich im Boot tödliches Chlorgas bildete. Nach einer Viertelstunde mußte das Boot wieder auftauchen, wobei duch den steilen Auftauchwinkel weitere Batteriezellen ausliefen. Nach dem Auftauchen bemannte die Besatzung die Flugabwehrkanonen, während die britischen Flugzeuge einen weiteren Anflug unternahmen. Bei diesem wurde der 1.WO Colditz des U-Bootes getötet. Eck erkannte, dass das Boot, das aufgrund der Schäden nicht mehr tauchen konnte, nicht mehr zu retten war, und entschied sich, das Boot auf die somalische Küste zu setzen, um seine Mannschaft zu retten. Trotz weiterer Anflüge der Wellingtons gelang es Eck, die Küste zu erreichen und das Boot dort auf Grund zu setzen. Bei den Gefechten mit den Flugzeugen, die den Beschuß noch fortgestetzt hatten, als die Besatzung das auf Grund gelaufene Boot verließ, hatte es auf Seiten der Deutschen sieben Gefallene gegeben, so dass 59 Besatzungsmitglieder von britischen Streitkräften gefangengenommen wurden, die auch das Wrack des U-Bootes inspizierten. Die Sprengladungen, mit denen U 852 von seiner Besatzung selbstzerstört werden sollte, hatten nur teilweise gezündet. Noch wichtiger war allerdings, dass entgegen den Befehlen das Kriegstagebuch des U-Bootes nicht vernichtet worden war. Dieses ermöglichte den Briten, U 852 als das Boot zu identifizieren, welches die Peleus versenkt hatte.

Der Kriegsverbrecherprozess

Eck, der zweite Offizier Hoffmann und der Bordarzt Weispfennig wurden wegen des Peleus-Vorfalls nach dem Krieg in einem Prozess, der vom 17. bis zum 20. Oktober 1945 andauerte, als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet. Das Urteil wird bis heute in Fachkreisen sehr kontrovers dikutiert.

Literatur

  • Theodore P. Savas, Silent Hunters: German U-Boat Commanders of World War II, Savas Publishing, 1997, ISBN 1882810171
  • John Cameron, "Peleus" Trial: Kapitanleutnant Eck and Others, W. Hodge, 1948, ISBN 0852790155