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Banat

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Das Banat ist eine Landschaft, die zwischen Serbien, Rumänien und (zu einem sehr kleinen Teil) Ungarn geteilt ist. Es wird in drei Richtungen von Flüssen begrenzt: im Norden der Mureş (dt. Marosch, ung. Maros), im Westen die Theiß (ung. Tisza, serb. Tisa) und im Süden die Donau (serb. Dunav). Die Grenze nach Osten bilden die Karpaten. Flächenmäßig hat das historische Banat etwa die Größe Belgiens bzw. des Viktoriasees.

Das rumänische Banat besteht im Westen aus einer der ungarischen Puszta ähnlichen Feldebene ("die Heide"), im nordöstlichen Teil aus Hügelland ("die Hecke") und im Südosten aus Mittelgebirge. Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist die Großstadt Timişoara (Temeswar bzw. Temeschburg, ung. Temesvár). Der serbische Teil besteht aus Flachland.

In der Antike war das Banat Teil des Königreichs Dakien und später nach den Trajan-Kriegen Teil der römischen Provinz Dacia. Während der Awarenzeit im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich Serben an. Jahrhunderte später kam es an Ungarn. Die Türken eroberten es 1526. Es wurde 1718, fast zwanzig Jahre später als Ungarn (Friede von Passarowitz) österreichisch und bekam den Namen Temescher Banat. Vermutlich kommt der Name Banat vom awarischen Fürstentitel Ban, der im Mittelalter auch auf die Serben und Kroaten überging. 1778 wurde es ins Königreich Ungarn integriert. Es wurden die Komitate Torontal (heute hauptsächlich in Serbien), Temes (entspricht ungefähr dem heutigen rumänischen Bezirk Timiş) und Krasso-Szöreny (entspricht dem heutigen Caraş-Severin) gebildet.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Banat geteilt: im Friedensvertrag von Trianon (4. Juni 1920) fielen 18.945 km² an Rumänien, 9.307 km² an den neuen Staat Jugoslawien und 217 km² verblieben bei Ungarn. Damals begann die Abwanderung der Banater Schwaben. Das Westbanat gehört heute zu Serbiens Provinz Vojvodina (Hauptstadt Novi Sad). Westlich liegt die Batschka, welche um 1700 ebenfalls deutschsprachig besiedelt wurde.

Die Bevölkerungsstruktur war in beiden Teilen des Banat bis 1944 noch sehr gemischt. Im 18. Jahrhundert - nach Ende der Türkenkriege - wurden durch die österreichische Krone vorwiegend katholische, in der Mehrzahl deutsche Siedler (die sogenannten Banater Schwaben) zu den Serben hier angesiedelt: Pfälzer, Schwaben, Bayern, Hessen, Nieder- und Oberösterreicher ("Landler"), Elsässer, aber auch eine kleine Anzahl von Franzosen, Italienern und Spaniern. Es gab neben Ungarn, Rumänen, Serben und Deutschen auch Slowaken und Armenier. Im östlichen Banat (in der Banater Heide) gab es Dörfer und Städte mit deutschen Mehrheiten. Auch in Timişoara waren bis zum 2. Weltkrieg die Deutschen die größte ethnische Gruppe.

Als Folge der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht und deren Gräueltaten gegenüber der serbischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg ist die deutsche Minderheit wegen aktiver Mittäterschaft und vaterlandsverräterischer Haltung im serbischen Westbanat (358.604 Personen in der Vojvodina laut Volkszählung 1931, siehe Donauschwaben) unmittelbar nach dem Krieg durch Flucht, Verschleppung in russische Zwangsarbeit, Ermordung, Vertreibung und Abwanderung fast vollständig verschwunden. Das rumänische Banat blieb von solchen Vorfällen weitgehend verschont. Zwar gab es auch hier eine (vorübergehende) Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit und die zeitweilige Deportation fast aller Deutschen in arbeitsfähigem Alter in die Sowjetunion. Aber im Gegensatz zum damals jugoslawischen, heute serbischen, Westbanat fand hier keine systematische Vertreibung statt. So konnten die Banater Schwaben in Rumänien ihre Identität und ihren Besitz wahren. Erst die großen Auswanderungswellen der 1960er und 1980er Jahre ließ die Zahl der Deutschen im Banat auf eine heute verschwindend kleine Minderheit zurückgehen.

Das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen ist traditionell gut. Die ethnischen Konflikte der Vergangenheit sind längst abgeklungen. Im rumänischen Banat sind an die Stelle der ausgewandeten Deutschen zahlreiche Siedler aus anderen Teilen Rumäniens nachgerückt, vorwiegend Rumänen, aber auch sehr viele Ungarn (sog. Székler) und Zigeuner (mehrheitlich Roma) aus Siebenbürgen. Nationalistische Ungarn fordern die Grenzen des alten mittelaterlichen Ungarn wieder, zu der diese rumänische und serbische Region gehört(Forderung: Anschluss der nördlichen Vojvodina an Ungarn, Autonomie in Rumänien). Dadurch werden gewisse Spannungen gefördert.

Für einen Einwohner des Banats ist es auch heute nicht ungewöhnlich, zwei oder drei Sprachen zu beherrschen. Viele Lehnwörter wurden zudem lokal unter den Sprachen ausgetauscht. So ist es im Bereich der Stadt Lugoj (dt. Lugosch, ung. Lugos) beispielsweise nicht unüblich, im täglichen Sprachgebrauch das Wort "Bigleis" für "Bügeleisen" zu verwenden.

Städte und größere Gemeinden im Banat

Rumänien: Timişoara (deutsch: Temeswar bzw. Temeschburg, ungarisch: Temesvár), Reşiţa (deutsch: Reschitz), Lugoj (deutsch: Lugosch, ungarisch: Lugos), Jimbolia (deutsch: Hatzfeld), Sânnicolau Mare (deutsch: Groß-Sankt-Nikolaus), Nădlac (deutsch: Nadlak, Grenzort zu Ungarn), Periam (deutsch: Perjamosch, ungarisch: Perjamos), Anina (deutsch: Steierdorf) Sankt-Anna an der Grenze zum Banat (Sintana Rum.)

Serbien (Vojvodina): Pančevo (deutsch: Pantschowa, rumänisch: Panciova), Zrenjanin (deutsch: Groß-Betschkerek, ungarisch: Nagy Becskerek), Kikinda, Vršac (deutsch: Werschetz, rumänisch: Vârşeţ), Bela Crkva (deutsch: Weißkirchen), Zenta.

Unterteilung des Banat

In Serbien in drei Bezirke:

Siehe auch