Weindorf Koblenz




Das Weindorf Koblenz ist ein dörflich gestalteter Gastronomiebetrieb in Koblenz. Betreiber ist die „Weindorf Koblenz Bastian Gastronomie Betriebs GmbH“. Das Weindorf liegt in den Rheinanlagen unweit der Pfaffendorfer Brücke und wurde 1925 zur „Reichsausstellung Deutscher Wein“ errichtet.
Geschichte
Reichsausstellung Deutscher Wein 1925
Die „Reichsausstellung Deutscher Wein“ fand vom 8. August bis 13. September 1925 im Rahmen der Feierlichkeiten zur 1000-Jahr-Feier des Rheinlandes statt. Koblenz wurde als Veranstaltungsort ausgesucht, weil die Stadt in einem Weinbaugebiet liegt und Zentrum des Weinhandels und des Fremdenverkehrs ist.
Das Veranstaltungsgelände mit Ausstellungshallen und -häusern sowie Pavillons erstreckte sich vom heutigen Weindorf bis zur Städtischen Festhalle. Die größte Ausstellungshalle, die Maschinenhalle (auch Rheinhalle genannt), befand sich in der Mitte des Ausstellungsgeländes. Auf der dem Rhein zugewandten Seite schloss sich ein Weindorf, erbaut im Stil von Fachwerkhäusern, an. Hier stellten die einzelnen deutschen Weinbaugebiete und Weinhersteller ihre Weinprodukte vor. Diese ursprünglich nur für die Dauer der Ausstellung errichteten Gebäude waren so beliebt, dass sie als Touristenattraktion beibehalten wurden.
In den ersten Tagen kamen über 20.000 Besucher aus ganz Deutschland. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Karl Russell lobte „dieses Dorf, das Coblenz aus dem Alltagsgetriebe heraushebt.“ Reichspräsident Paul von Hindenburg schickte zur Eröffnung und Einweihung am 8. August 1925 ein Glückwunschtelegramm.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde 1944 das ehemalige Veranstaltungsgelände der „Reichsausstellung Deutscher Wein“ völlig zerstört. In den folgenden Jahren behalf man sich im Sommer mit einem "Weindorf-Zelt" neben der zerstörten Festhalle. Wegen seiner überaus hohen Beliebtheit wurden schließlich 1951 einige Gebäude am Rhein, das heutige Weindorf, in etwas vereinfachter Form wieder aufgebaut.
Am 10. April 1951 genehmigte die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz die Anlage eines kleinen Rebgartens, genannt „Koblenzer Schnorbach-Brückstück“, mit 1500 Rebstöcken hinter dem Weindorf. Benannt wurde er nach dem Oberbürgermeister der Nachkriegszeit Josef Schnorbach. Für den Wiederaufbau und die Erweiterung durch den Rebgarten wurden aus öffentlicher Hand 662.641 DM ausgegeben. Etwa am Ort der zur Reichsausstellung errichteten Rheinhalle entstand 1959–1962 die Rhein-Mosel-Halle. 1982 wurde der Weindorfkomplex um das Mittelrheinhaus erweitert.
Traubenträgerbrunnen
Aus Anlass der „Reichsausstellung Deutscher Wein“ wurde 1925 im Hof der Rheinhalle in der Mitte des Veranstaltungsgeländes das von Professor Josef Henselmann geschaffene Ehrenmal des Deutschen Weins aufgestellt. Aufgrund der Nacktheit der dargestellten Figuren verursachte es aber heftige Proteste in der Bevölkerung. Es wurde schließlich verhüllt und 1928 ganz entfernt.
Als Ersatz für das Ehrenmal wurde 1928 bei Carl Burger der Traubenträgerbrunnen in Auftrag gegeben und an gleicher Stelle aufgestellt. Der nach dem Zweiten Weltkrieg noch vollständig erhaltene Brunnen musste später bei der Enttrümmerung des Geländes dem Neubau der Rhein-Mosel-Halle (1959–1962) weichen. Danach wurden Reste der Skulptur vor dem Weindorf aufgestellt[1], der Brunnen selbst wurde demontiert und auf einem Bauhof in Niederberg eingelagert.[2]
Der Förderverein Rheinanlagen e.V. betreibt seit 2005 die Wiederaufstellung des vollständigen Traubenträgerbrunnens. Dazu wurden die fehlenden Teile des Brunnens gesucht, teilweise wiederentdeckt und anschließend einem Restaurator zugeführt.[3] Die Wiederaufstellung auf der Wiese südlich des Weindorfs erfolgt 2013, die Einweihung ist für den 6. Oktober 2013 geplant.[4]
Bau
Das Winzerdorf besteht aus vier typischen Fachwerkhäusern und einer Hütte. In ihnen wird Wein aus den jeweiligen deutschen Weinbaugebieten serviert. Im Einzelnen sind dies folgende Häuser:
- Haus der Mosel-Saar-Ruwer
- Haus des Rheingaus, Rheinhessens und der Nahe
- Haus des Mittelrheins, der Ahr, des Siebengebirges und der Lahn
- Bau Württembergs und Mitteldeutschlands
- Bayernhaus (für Weine der Pfalz und Franken)
Bis auf das Haus des Mittelrheins waren alle Häuser schon Teil des Weindorfs während der Reichsausstellung Deutscher Wein 1925.[5] Zwischen den Häusern liegt ein großer Dorfplatz mit Pavillon.
Weindorf-Bürgermeister

Von 1925 bis 1955 gab es passend zum Dorfambiente insgesamt drei Bürgermeister:
- Peter Ferges (1925–1933)
- Jupp Flohr (1934–1936)
- Jupp Dommermuth (1950–1955)
Ihre Namen sind zusammen mit ihren „Amtszeiten“ und Porträts auf einer bronzenen Tafel, gestiftet von der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft, an der Innenseite des Mittelrheinhauses angebracht.
Literatur
- Reichsausstellung Deutscher Wein, Amtlicher Führer, Koblenz 1925 (Online)
- Katharina Richter, Detlef Wahl: Rheinanlagen mit Rheinfront 1809 bis 1983. In: Presse- und Fremdenverkehrsamt Stadt Koblenz: Die Rheinanlagen Koblenz. Von den Anfängen bis heute, Eigenverlag, Koblenz 1992. ISBN 2-240001-359747
- Willi K. Michels: Schicksale Koblenzer Hausecken - früher, gestern, heute!, Koblenz 1987, S. 127f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. die Abbildungen in: Peter Brommer, Peter Kleber, Achim Krümmel: Koblenz in der Rückblende. Fotografischer Streifzug durch die Jahre 1862 bis 1945. Görres, Koblenz 2004, ISBN 3-935690-34-7, S. 73 und 76.
- ↑ Ur-Schängel setzen sich für Wiederaufstellung ein in: Super Sonntag, 8. Mai 2011
- ↑ Der Historische Weinbrunnen wird aufgestellt! in: Förderverein Rheinanlagen e.V.
- ↑ Brunnen-Monument wird vor dem Koblenzer Weindorf aufgebaut in: Rhein-Zeitung, 21. August 2013
- ↑ Geschichte. weindorf-koblenz.de, abgerufen am 4. September 2013.
Koordinaten: 50° 21′ 11,5″ N, 7° 36′ 6,5″ O