Gisela Trowe
Gisela Trowe (* 5. September 1922 in Dortmund; † 5. April 2010 in Hamburg) war eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin.
Leben
Gisela Trowe wuchs als Tochter eines Kaufmanns in ihrer Geburtsstadt auf. Nach dem Besuch des Städtischen Goethe-Lyzeums nahm sie während des Zweiten Weltkriegs privaten Gesangs- und Schauspielunterricht, zunächst bei Hanns Bogenhardt in Dortmund, später dann bei Saladin Schmitt in Bochum und bei Paul Günther in Berlin.
Ihr Theaterdebüt hatte sie 1942 (nach anderen Quellen: 1943) am Reußischen Theater in Gera als Zofe Franziska in Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm. Außerdem trat sie dort in dem Lustspiel Der Meister von Hermann Bahr auf. Ab 1946 spielte Trowe vornehmlich an Berliner Bühnen. Im Laufe ihrer Karriere hatte sie in Berlin Engagements am Hebbel-Theater, an der Komödie Berlin, am Schloßpark-Theater, an der Tribüne, am Renaissance-Theater, am Theater am Kurfürstendamm und am Deutschen Theater. Im November 1949 spielte sie in der Eröffnungsvorstellung des neugegründeten Berliner Ensembles im Hause des Deutschen Theaters die Eva in Bertolt Brechts Schauspiel Herr Puntila und sein Knecht Matti. 1949/1950 war sie Mitglied des Kabaretts der Komiker in Berlin. Später spielte sie am Theater in der Josefstadt in Wien, an den Münchner Kammerspielen und am Thalia-Theater in Hamburg und arbeitete mit Regisseuren wie Gustaf Gründgens und Giorgio Strehler.
Zu ihren Bühnenrollen gehörten unter anderem die Titelrolle in Antigone von Jean Anouilh, Madeleine in dem Theaterstück Die schrecklichen Eltern von Jean Cocteau, die Prinzessin in dem Märchenspiel Der Schatten von Jewgeni Schwarz, Glafira in dem Lustspiel Wölfe und Schafe von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski, Raina in Helden, Janine in dem Drama Der Gärtner von Toulouse von Georg Kaiser und die Titelrolle in [[Ninotschka von Melchior Lengyel.
Zwischen 1948 und 1957 übernahm Trowe mehrere Hauptrollen in verschiedenen DEFA-Filmen. In Straßenbekanntschaft (1948) spielte sie unter der Regie von Peter Pewas das junge Mädchen Erika, das sich nach schlimmen Kriegserfahrungen unaufhaltsam in den Strudel des Lebens stürzt. 1948 drehte sie unter der Regie von Erich Engel, mit dem sie später auch bei Herr Puntila und sein Knecht Matti am Berliner Ensemble zusammenarbeitete, bei der DEFA das Nachkriegsdrama Affaire Blum. Sie spielte darin die Braut des Mörders Karlheinz Gabler, die entscheidend an der Aufklärung des Falles mitwirkt. 1956 hatte sie eine Rolle als französische Patriotin Gervaise in dem antifaschistischen Politfilm Damals in Paris. Unter der Regie von Martin Hellberg spielte sie 1957 eine Ärztin in dem Kriegsfilm Wo du hingehst.
Trowe arbeitete ab den 1950er Jahren auch für das Fernsehen, wo sie bereits bei ersten Versuchssendungen mitwirkte. Dem breiten Fernsehpublikum wurde sie in späteren Jahren durch Fernsehserien wie Unser Lehrer Doktor Specht mit Robert Atzorn, Ein Bayer auf Rügen und Der Landarzt bekannt.
Trowe war umfangreich als Synchronsprecherin für internationale Stars wie Melina Mercouri, Gina Lollobrigida, Rita Hayworth, Simone Signoret, Anna Magnani und Shelley Winters tätig.
Auch in zahlreichen Hörspielen wie Die Säulen der Erde, Masters of the Universe, Die drei ???, TKKG oder Hui Buh war ihre Stimme zu hören. Bei der Geschichte des Schlossgespenstes Hui Buh von Eberhard Alexander-Burgh sprach sie in der allerersten Folge die Mutter der Prinzessin Konstantia und bei der Hörspielreihe Masters of the Universe den Geist von Castle Grayskull/ Zoar (die Zauberin). 1966 sprach sie unter dem Regisseur Otto Düben in dem Hörspiel Paul Temple und der Fall Genf, dem elften Paul-Temple-Mehrteiler, die Rolle der rätselhaften Schauspielerin und Film-Diva Julia Carrington neben René Deltgen, Irmgard Först und Günther Ungeheuer.
2002 wurde Trowe vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille für ihre künstlerischen Verdienste um die Stadt Hamburg geehrt.
Von 1944 bis 1964 war sie mit dem Regisseur Thomas Engel verheiratet. Sie hatte zwei Töchter. Trowes Markenzeichen waren ihre dunkle Stimme und ihre roten Haare.
Filmografie
- 1948: Straßenbekanntschaft – Regie: Peter Pewas
- 1948: Grube Morgenrot – Regie: Erich Freund, Wolfgang Schleif
- 1948: Affaire Blum – Regie: Erich Engel
- 1951: Der Verlorene – Regie: Peter Lorre
- 1952: Unter den Tausend Laternen – Regie: Erich Engel
- 1953: Keine Angst vor großen Tieren – Regie: Ulrich Erfurth
- 1956: Damals in Paris – Regie: Carl Balhaus
- 1957: Wo du hingehst… – Regie: Martin Hellberg
- 1957: Auf Wiedersehen, Franziska!
- 1963: Er soll dein Herr sein
- 1963: Das tödliche Patent - Regie: Georg Marischka
- 1969: Eika Katappa – Regie: Werner Schroeter
- 1970: Wie ein Blitz
- 1972: Sonderdezernat K1 (Episode Vorsicht – Schutzengel)
- 1980: Teegebäck und Platzpatronen – Regie: Wolfgang Spier
- 1981: Alles im Eimer
- 1982: Das Beil von Wandsbek
- 1987: Eine geschlossene Gesellschaft – Regie: Heinrich Breloer
- 1987–2008: Der Landarzt (Fernsehserie)
- 1988: Die Bertinis – Regie: Egon Monk
- 1991: Großstadtrevier – Gelegenheit macht Diebe
- 1991-1999: Unser Lehrer Doktor Specht (Fernsehserie)
- 1992: Kommissar Klefisch – Ein unbekannter Zeuge – Regie: Kaspar Heidelbach
- 1992: Liebe auf Bewährung – als Amalie Ingwersen (Familienserie)
- 1993–1994: Blankenese
- 1996: Tanz auf dem Vulkan (TV-Miniserie)
- 1997: Die Drei Mädels von der Tankstelle – Regie: Peter F. Bringmann
- 2000: Kalt ist der Abendhauch – Regie: Rainer Kaufmann
- 2000: Scharf aufs Leben
- 2001: Die Braut meines Freundes – Regie: Gabi Kubach
- 2001: Schutzengel gesucht
- 2003: Gestern gibt es nicht – Regie: Marco Serafini
- 2003: Herzlichen Glückwunsch - Regie: Berno Kürten
- 2004: Finanzbeamte küsst man nicht
- 2005: Adelheid und ihre Mörder – Sieben auf einen Streich
- 2006: Mütter, Väter, Kinder
- 2007: In aller Freundschaft
- 2008: SOKO Leipzig – Das Pessach-Fest
- 2009: Für immer Venedig
- 2009: Liebe Mauer – Regie: Peter Timm
- 2009: Endlich jetzt – Regie: Jasper Beutin
- 2011: Der Duft von Holunder – Regie: Petra Katharina Wagner
Literatur
- Herbert A. Frenzel und Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland – Österreich – Schweiz. De Gruyter. Berlin 1956, S. 755.
- F.-B. Habel und Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 1999, S. 342. ISBN 3-89602-304-7.
- F.-B. Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, S. 436/437. ISBN 978-3-355-01760-2.
- Hermann H. Huber: Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen. Georg Müller Verlag. München Wien 1986, S. 1036. ISBN 3-7844-2058-3.
Weblinks
- Literatur von und über Gisela Trowe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:Filmportal.de Name
- Vorlage:IMDb Name
- Gisela Trowe in der Deutschen Synchronkartei
- Gisela Trowe In: Virtual History (englisch)
- Die Zeit mit ihr Nachruf auf FAZ.net vom 11. April 2010
Personendaten | |
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NAME | Trowe, Gisela |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 5. September 1922 |
GEBURTSORT | Dortmund |
STERBEDATUM | 5. April 2010 |
STERBEORT | Hamburg |