Zum Inhalt springen

Benutzer:Jamiri/Werkstatt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. September 2013 um 14:53 Uhr durch Jamiri (Diskussion | Beiträge) (Vorgeschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Nützliches:

Das Expeditionsschiff Nimrod im antarktischen Packeis
Die Routen der Nimrod-Expedition im Zielgebiet:
  • Fahrt der Nimrod (Frühjahr 1908)
  • Marsch Richtung Südpol (Oktober 1908 bis März 1909)
  • Marsch zum antarktischen magnetischen Pol (Oktober 1908 bis Februar 1909)
  • Die Nimrod-Expedition (offizieller Name: Britische Antarktis-Expedition 1907–1909) war die erste der drei Forschungsreisen in die Antarktis unter der Leitung des britischen Polarforschers Ernest Shackleton. Shackleton beabsichtigte mit dieser Reise vor allem, als erster Mensch den geographischen Südpol zu erreichen. Hierdurch kam es im Vorfeld der Expedition zur Auseinandersetzung mit Robert Falcon Scott, der seine eigenen Ansprüche auf die Eroberung des Südpols bedroht sah. Shackleton setzte über eine mit Scott getroffene Vereinbarung über das Zielgebiet der Expedition hinweg, erreichte den Südpol dennoch nicht. Etwa 180 km vor dem Ziel mussten er und seine drei Begleiter aufgrund mangelhafter Ausrüstung, fehlendem Proviant und zunehmender Erschöpfung umkehren.

    Abgesehen von diesem Fehlschlag wurden auf der Reise eine Reihe bedeutender Erfolge erzielt. Shackleton und seine Begleiter waren die Ersten, die über das Transantarktische Gebirge auf das zentrale Polarplateau vordrangen. Dabei entdeckten sie unter anderem den Beardmore-Gletscher und stellten einen neuen Rekord in der größten Annäherung an einen der beiden geographischen Erdpole auf. Die Mannschaft um den walisisch-australischen Geologen Tannatt William Edgeworth David erreichte erstmals den Ort des antarktischen magnetischen Pols. Ferner gelang die Erstbesteigung von Mount Erebus, des höchsten Vulkans auf der Ross-Insel. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Expedition, unter ihnen der spätere Leiter der ersten australischen Antarktisexpedition Douglas Mawson, führten umfangreiche geologische, zoologische und meteorologische Untersuchungen durch.

    Nach seiner Rückkehr überwand Shackleton rasch die anfänglichen Zweifel der Royal Geographical Society über die Errungenschaften seiner Expedition und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem schlug ihn König Edward VII. für seine Verdienste zum Ritter. Nachdem der Norweger Roald Amundsen im Dezember 1911 Shackletons Rekordmarke überboten und schließlich als Erster den Südpol erreicht hatte, erinnerte er an Shackletons Leistungen mit den Worten: „Der Name Sir Ernest Shackleton ist für alle Zeiten in den Annalen der Antarktisforschung in Lettern aus Feuer niedergeschrieben.“[1]

    Vorgeschichte

    Ernest Shackleton, Robert Falcon Scott und Edward Wilson (v.l.n.r.) beim Aufbruch zum Südpolmarsch am 2. November 1902 während der Discovery-Expedition

    Ernest Shackleton hatte von 1901 bis 1903 an der Discovery-Expedition (1901–1904) unter der Leitung Robert Falcon Scotts teilgenommen. Während dieser Expedition hatte Scott den erfolglosen Versuch unternommen, gemeinsam mit Shackleton und Edward Wilson den geographischen Südpol oder zumindest eine geographische Breite von 85° S zu erreichen.[2] Im Verlauf dieser Unternehmung war Shackleton schwer an Skorbut erkrankt, hatte beim Husten Blut gespuckt und laut Scotts Tagebucheintragungen zwischenzeitlich einen „totalen [körperlichen] Zusammenbruch“[3] erlitten. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit habe er am 21. und 30. Januar 1903 über längere Strecken auf dem Transportschlitten gezogen werden müssen.[4]

    Scott hatte Shackleton nach Erreichen des Basislagers auf der Hut-Point-Halbinsel trotz rascher Genesung und gegen dessen Willen als dienstuntauglich vorzeitig zurück nach England geschickt, da seiner Meinung nach Shackleton „kein weiteres Risiko der Mühsal in seinem gegenwärtigen Gesundheitszustand eingehen sollte.“[5] Laut dem stellvertretenden Expeditionsleiter Albert Armitage war Scotts Begründung für Shackletons Demission fadenscheinig.[6] Der eigentliche Grund habe darin bestanden, dass Scott seinem Dritten Offizier die Anerkennung durch andere Expeditionsteilnehmer geneidet habe.[7][8] Zudem soll Scott es als eine Untergrabung seiner Autorität gewertet haben, dass sich Shackleton entgegen üblicher militärischer Gepflogenheiten mit Expeditionsteilnehmern befreundet hatte, die nicht dem Offizierskorps angehört hatten.[9] Auch hatte es Hinweise dafür gegeben, dass es zwischen Scott und Shackleton beim gemeinsamen Marsch Richtung Südpol zum Streit gekommen war, über den Edward Wilson nach Darstellung Frank Debenhams auch Jahre später noch geflissentlich schwieg.[10]

    Nach seiner Rückkehr nach England hatte Shackleton eine befristete Stelle zur Leitung des Ausrüstens und Beladens eines der beiden Rettungsschiffe der Expedition, der Terra Nova, angenommen, jedoch das Angebot abgelehnt, als Erster Offizier in die Antarktis zurückzukehren. Eine Genugtuung war für ihn der Befund eines Arztes der Admiralität, der ihn entgegen Scotts Einschätzung für diensttauglich erklärt hatte.[11]

    Der Konflikt zwischen Shackleton und Scott hatte seinen vorläufigen Höhepunkt nach der Veröffentlichung von Scotts Expeditionsbericht The Voyage of the Discovery im Jahr 1905 erreicht, in dem Scott Shackleton mehrfach als „unser Invalide“[12] bezeichnet und so den Eindruck vermittelt hatte, die trotz eines neuen Südrekords enttäuschende erreichte Breite von 82° 17′ S[13] sei in erster Linie Shackleton und seiner schlechten körperlichen Verfassung anzulasten gewesen. Zudem hatte Scott die Ereignisse vom Januar 1903 offenbar nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben. Laut Edward Wilson hatten Scott und er Shackleton nachdrücklich dazu auffordern müssen, sich am 21. Januar auf dem Schlitten ziehen zu lassen. Am 30. Januar habe der geschwächte Shackleton zwar nicht beim Ziehen des Schlitten geholfen, aber das Tempo der beiden anderen Männer auf Skiern problemlos mithalten können.[14]

    Beide Polarforscher begegneten sich äußerlich mit Höflichkeit und Respekt,[15] doch nach Ansicht einiger Biografen war Scotts Verhalten eine gezielte Demütigung Shackletons,[14] der Scott seither verachtet habe.[16] Shackleton habe die Entlassung durch Scott als persönliches Makel und Herausforderung empfunden, sich erneut in der Antarktis zu beweisen.[17] In seinem späteren Expeditionsbericht beschrieb Shackleton dagegen seine Motivation als eine Mischung aus Abenteuerlust, dem Drang nach wissenschaftlicher Erkenntniserweiterung und der „geheimnisvolle[n] Faszination des Unbekannten.“[18]

    Ziele der Expedition

    Expeditionsleiter Ernest Shackleton (1907, fotografiert von G.C. Beresford)

    Shackletons Absicht bestand darin, die bei der Discovery-Expedition am McMurdo Sound errichtete Hütte als Basislager zu nutzen. Von dort sollte der Marsch zum geographischen Südpol und antarktischen magnetischen Pol durch zwei getrennte Teams (Südgruppe und Nordgruppe) erfolgen. Neben dem vordergründigen Ziel, beide Pole erstmals zu erreichen, beabsichtigte Shackleton außerdem, den bis dahin noch unbekannten südlichen Verlauf des Transantarktischen Gebirges und des dahinterliegenden Polarplateaus zu erkunden. Meteorologische Untersuchungen sollten die Frage beantworten, in welchem Maß das Wetter in Australien und Neuseeland durch den antarktischen Kontinent beeinflusst wird. Zoologische Forschungsarbeiten sollten mit dem Zweck durchgeführt werden, bisher vorhandene Erkenntnisse über die dortige Artenvielfalt insbesondere der protozoischer Organismen und der niederen Mehrzeller zu erweitern.[19] Ferner waren weitere Erkundungsmärsche sowie geologische und mineralogische Arbeiten vorgesehen, welche Art und Richtung der Gletscherbewegung der Großen Eisbarriere (heute bekannt als Ross-Schelfeis) und die Beschaffenheit des östlich der Barriere gelegenen König-Eduard-VII.-Lands aufklären sollten.[20]

    An wissenschaftlichen Arbeiten hatte Shackleton jedoch kaum jemals ehrliches Interesse gehabt. So urteilte Hugh Robert Mill (1861–1950), Shackletons Freund und langjähriger Bibliothekar der Royal Geographical Society, in der ersten über Shackleton verfassten Biografie: „Er [Shackleton] war weder polaren Regionen besonders zugeneigt, noch besaß er einen überragenden Forschergeist.“[21] Shackleton selbst offenbarte Jahre nach der Expedition gegenüber Hubert Wilkins: „Man muss sich entscheiden, ob man ein Wissenschaftler oder ein erfolgreicher Expeditionsleiter sein will. Beides zugleich geht nicht.“[22] Er stellte die Expedition gegenüber potentiellen Teilnehmern als „Spritztour“ zum Pol dar, war sich jedoch bewusst, dass er einen wissenschaftlichen Deckmantel brauchte, um sich das öffentliche Interesse und die finanzielle Unterstützung zu sichern.[23]

    Transportstrategien

    Mechaniker Bernard Day im ersten Auto in der Antarktis

    Als Transportmittel sollten Mandschurische Ponys, Schlittenhunde und ein eigens für den Einsatz unter extremen Kältebedingungen gebautes Auto dienen. Letzteres entpuppte sich im Vorfeld als wirksamer Werbegag, da die englische Presse in ihren Berichten über die geplante Expedition insbesondere den Einsatz des Fahrzeugs des schottischen Herstellers Arrol-Johnston hervorhob.[24]

    Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen riet Shackleton aufgrund eigener Erfahrungen während der Durchquerung Grönlands (1888) und der Nordpol-Expedition (1893–1896) für ein schnelles Vorankommen zum kombinierten Einsatz von Skiern und Schlittenhunden. Nansens Erkenntnisse waren bereits durch andere Polarforscher wie Otto Sverdrup, Roald Amundsen, Robert Edwin Peary und Luigi Amadeo von Savoyen bestätigt worden. Shackleton verließ sich in diesem Punkt jedoch auf die Expertise Frederick George Jacksons zum Einsatz von Pferden in arktischen Regionen.[25] Dieser hatte Ponys während einer Expedition durch Sibirien im Jahr 1893 und bei der Erforschung der Inselgruppe Franz-Josef-Land (1894–1897) verwendet. Jackson unterstrich insbesondere die Ausdauer, Widerstandskraft und Genügsamkeit dieser Pferde[26] und ihren „sehr großen Nutzen in der Arktisforschung“.[27] Deshalb und wegen schlechter Erfahrungen mit Hunden während der Discovery-Expedition, die jedoch eher auf mangelnde Erfahrung und Geduld im Umgang mit den Tieren zurückzuführen waren,[28] gab Shackleton den Ponys den Vorrang. Nansens nachträgliche Bemühungen, ihn in dieser Entscheidung umzustimmen, blieben erfolglos. In einem vierseitigen Informationspapier, das Shackleton zuvor zwecks Anwerbung von Investoren verfasst hatte, hatte er dagegen den Schwerpunkt seiner Transportstrategie auf Hunde gelegt: „[…] mit sechzig Hunden und einigen Ponys, bin ich mir ziemlich sicher, kann der Südpol erreicht werden.“[29]

    Ferner zeigte Shackleton eine in den Augen Nansens bizarre und unerklärliche Abneigung gegen den Einsatz von Skiern.[30] Clements Markham, der frühere Präsident der Royal Geographical Society und graue Eminenz der britischen Polarforschung, vertrat die Auffassung, dass beim Versagen der Pferde die Transportschlitten von den Männern zu Fuß und ohne Skier gezogen werden sollten.[31] Er stellte das kräftezehrende Man-hauling als die für einen britischen Polarforscher einzig würdige Transportweise dar.[32] Markham war ein großer Bewunderer Francis Leopold McClintocks, der bei der Suche nach der verschollenen Franklin-Expedition 1859 auf diese Weise große Strecken zurückgelegt hatte.[33][34] Nansen vertrat dagegen die Auffassung, dass das Man-hauling eine sinnlose Plackerei sei, die es um jeden Preis zu vermeiden gelte.[35] Shackleton übernahm jedoch Markhams ursprünglich an Scott gerichtete Empfehlung – eine Entscheidung, die nach heutiger Erkenntnis Nansens Einschätzung bestätigt und die Erfolgsaussichten der Expedition verschlechterte.

    Vorbereitungen

    Finanzierung

    Sir William Beardmore, privater Hauptgeldgeber der Expedition

    Zu Beginn des Jahres 1906 hatte Shackleton mit ersten, nicht öffentlich gemachten Plänen einer eigenen Antarktisexpedition begonnen. Nach anfänglichen Berechnungen sollten sich die Kosten auf rund £ 17.000 (heute rund £ 2.426.000; £ 1 = 1,15 €)[36][37] belaufen.[38] Zu diesem Zeitpunkt verfügte er jedoch über keine nennenswerten finanziellen Mittel. Erst als der Unternehmer William Beardmore, der zu diesem Zeitpunkt Shackletons Arbeitgeber war,[39] eine Bürgschaft über £ 7000 (heute rund £ 999.000)[36] in Aussicht stellte, war Shackleton dazu bereit, sein Anliegen am 12. Februar 1907 der Royal Geographical Society (RGS) im Beisein Fridtjof Nansens und des von der erfolgreichen Gjøa-Expedition zurückgekehrten Roald Amundsen vorzutragen. Shackleton hoffte auf eine Patronage durch die renommierte Gelehrtengesellschaft, die darüber hinaus seinem Vorhaben das notwendige Prestige verleihen sollte, um weitere Sponsoren zu gewinnen. Er hatte seine Pläne zuvor erfolglos etwa 70 potentiellen Investoren vorgelegt[40] und Beardmores Unterstützung fiel im Vergleich zu den Summen, die andere Polarforscher von ihren Geldgebern erhielten, gering aus.[41] Beardmores Zurückhaltung wird auf Shackletons nachlässige Art im Umgang mit Geld zurückgeführt, wonach dieser es versäumte, sein Gehalt regelmäßig abzuholen.[42]

    Als Shackleton mit seinen Plänen an die RGS herantrat, waren die veranschlagten Kosten auf £ 30.000 (heute rund £ 4.282.000)[36] angewachsen.[43] Während es ihm durch Presseberichte über sein Vorhaben gelang, ein großes öffentliches Interesse zu wecken, war die Reaktion der Verantwortlichen der RGS sehr verhalten. Wie Shackleton erst später erfuhr, hatte zuvor auch Scott der RGS Pläne zu einer erneuten Expedition in die Antarktis vorgelegt, diese jedoch gegenüber der Öffentlichkeit geheim gehalten. Für Shackleton bedeutete es, vorerst ohne institutionelle Unterstützung auskommen zu müssen.

    Nachdem Gerüchte über bevorstehende französische und belgische Expeditionen in das Zielgebiet aufgekommen waren,[44] beschloss Shackleton, die Antarktis im Januar 1908 erreichen zu wollen.[45] Dies bedeutete, dass die Abreise aus England während des Sommers 1907 erfolgen musste. Nach Bekanntgabe seiner Pläne im Februar 1907 verblieben ihm lediglich sechs Monate, um Ausrüstung und Vorräte zu besorgen, die Expeditionsmannschaft zusammenzustellen und weitere Geldgeber zu finden.

    Durch Spenden aus seinem privaten Umfeld, durch die Unterstützung Industrieller wie Edward Cecil Guinness und durch finanzielle Beiträge der Regierungen von Australien und Neuseeland wurden schließlich £ 30.000 zusammengetragen. Nach neuerlicher Schätzung rechnete Shackleton jedoch mit Kosten von nunmehr £ 45.000 (heute rund £ 6.423.000).[36][46] Er hoffte, die noch fehlenden Gelder nach Abschluss der Reise durch Erträge aus der Veröffentlichung eines Buches und durch Vortragsreisen zu erwirtschaften. Zudem sollten Sonderbriefmarken mit dem Stempel eines im antarktischen Stützpunkt eingerichteten Postamtes Einkünfte erbringen.

    Ausrüstung und Schiff

    Die Nimrod nach dem Umbau zu einer Schonerbark

    Shackleton reiste im April 1907 nach Norwegen. In Christiania (dem heutigen Oslo) bestellte er bei der Firma L.H. Hagen, die zuvor auch Nansens Nordpol-Expedition (1893–1896) ausgestattet hatte,[47] dreißig Schlitten aus Esche und amerikanischem Hickoryholz. In Drammen ließ er beim Kürschner Wilhelm Christian Møller (1829–1911) Handschuhe und Fußbekleidung aus Pelz herstellen. Shackletons Auftrag musste aufgrund des Termindrucks in einem Bruchteil der sonst üblichen Zeit abgewickelt werden. Dies hatte zur Folge, dass nicht alle Stiefel die gewünschte Qualität hatten. Bei der von den Samen entwickelten Finnesko-Machart werden die Stiefel aus Pelz von den Beinen der Rentiere hergestellt. Hiervon konnte Shackleton jedoch nur ein Dutzend Paare erwerben. Die übrigen 80 Paare wurden auch aus weniger kälteisolierenden Teilen des Rentierpelzes angefertigt. Die Handschuhe, die über wollene Innenhandschuhe getragen wurden, ließ Shackleton aus dem hierfür üblichen Wolfs- und Hundefell herstellen.[48] Bei anderer Bekleidung wie Hosen, Overalls, Kapuzenjacken und Unterwäsche als auch bei Schlafsäcken und Decken für das Winterquartier verließ er sich auf die englischen Firmen Burberry und Jaeger.[49] Insbesondere die Burberry-Bekleidung aus feinem Kammgarn erwies sich im Verlauf der Expedition als unzureichender Kälteschutz.[50] Gleiches galt für die aus speziellem Segeltuch (sogenanntes Canvas) hergestellten Zelte.[51]

    In Sandefjord wollte Shackleton auf Anraten des belgischen Polarforschers Adrien de Gerlache den speziell für polare Gewässer gebauten Robbenfänger Björn kaufen. Die Kosten für das erst drei Jahre alte Schiff in bestem Zustand in Höhe von £ 11.000 (heute rund £ 1.570.000)[36] überstiegen Shackletons finanzielle Möglichkeiten jedoch bei Weitem.[52] Schließlich erwarb er für £ 5000 (heute rund £ 714.000)[36] die Nimrod, einen vor der Küste Neufundlands eingesetzten Robbenfänger mit 334 Tonnen, der 1865 von Alexander Stephens & Son in Dundee aus Eichen-, Grünherz- und Eisenrindenholz erbaut worden war.[53][54] Das Raummaß des Schiffes betrug nur etwa die Hälfte der Discovery, mit der Scott und Shackleton während der gemeinsamen Expedition unterwegs gewesen waren.[55]

    Als die Nimrod am 15. Juni 1907 auf der Themse eintraf, war Shackleton vom verwahrlosten Zustand des Schiffes enttäuscht.[56] Er ließ es in der Werft von R. & H. Green im Blackwall Yard im Londoner East End instand setzen und von einem Schoner in eine Schonerbark mit Rahsegeln am Fockmast und Gaffelsegeln an Groß- und Besanmast umbauen. Im Bug und im Laderaum wurden Mannschaftsquartiere eingerichtet und das Schiff erhielt einen neuen Dampfantrieb mit nominell 60 PS, mit dessen Hilfe es 6 Knoten erreichte und bei ruhiger See täglich vier Tonnen Kohle verbrauchte.[57] Der Kohleverbrauch in Verbindung mit der geringen Ladekapazität beschränkten die Reichweite der Nimrod im Motorbetrieb, was Shackleton zu einer Abänderung der Anreise in das Zielgebiet zwang.

    Zusammenstellung der Expeditionsmannschaft

    Die Landungsmannschaft der Nimrod-Expedition
    Obere Reihe (v.l.n.r.): Marston, David, Mawson, Mackay, Murray, Armytage, Roberts, Mackintosh
    Untere Reihe (v.l.n.r.): Shackleton, Adams, Wild, Marshall, Joyce, Brocklehurst, Day, Priestley

    Wegen des sich selbst auferlegten Zeitdrucks war Shackleton bemüht, bei der Auswahl seiner Begleiter pragmatisch vorzugehen. Ein langwieriges Auswahlverfahren erschien ihm unmöglich. Deshalb wandte er sich zunächst direkt an Männer, die ihre Eignung für die Teilnahme an einer Reise in polare Regionen bereits unter Beweis gestellt hatten. So beabsichtigte er, einen Großteil seiner Mannschaft von Scotts Discovery-Expedition zu übernehmen. Seinem Freund Edward Wilson bot er den Posten des stellvertretenden Expeditionsleiters an. Zu seiner Enttäuschung lehnte Wilson mit der in den Augen Shackletons nur vorgeschobenen Begründung ab, er sei durch sein Ehrenwort an eine Tätigkeit als Freilandbeobachter für die vom Landwirtschaftsausschuss eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Moorhuhnkrankheit gebunden.[58] Weitere Absagen erhielt er unter anderen von Albert Armitage und George Mulock. Durch Mulock erfuhr Shackleton beiläufig von Scotts Planungen zu einer weiteren Expedition in die Antarktis, und dass sich die Offiziere der Discovery-Expedition zur Teilnahme an dieser Forschungsreise verpflichtet hätten.[59] Von der Discovery-Mannschaft konnte Shackleton schließlich nur Frank Wild und Ernest Joyce verpflichten. Joyce bot er die Aufsicht über die Schlitten und die wenigen mitgereisten Hunde an.[60] An Wild übertrug Shackleton die Verwaltung der Vorräte.[61] Joyce und Wild sollten zudem als Schriftsetzer und Drucker eines von Shackleton geplanten Expeditionsjournals fungieren.

    Die weiteren Teilnehmer der Expedition wählte Shackleton vorwiegend aus seinem Freundes- oder Bekanntenkreis aus oder verließ sich auf Ratschläge und Empfehlungen anerkannter Experten. Anstelle von Wilson ernannte Shackleton Jameson Adams zu seinem Stellvertreter und Verantwortlichen für die Durchführung meteorologischer Arbeiten. Adams und Shackleton verband ihre Ausbildung bei der britischen Handelsmarine und die Zugehörigkeit zur Royal Naval Reserve (RNR), den Reservestreitkräften der Royal Navy.[62] Für die Position des leitenden Expeditionsarztes hatte Shackleton Eric Marshall ausgewählt. Der einflussreiche, tiefgläubige und sportbegeisterte Mediziner hatte sich bei einem gemeinsamen Treffen 1906 sofort als Freiwilliger gemeldet, und Shackleton hatte gleichfalls sofort die Absicht, Marshall mit auf die Reise zu nehmen.[63] Bei anderen Expeditionsteilnehmern stieß Marshall, der für einen Großteil der während der Expedition angefertigten Fotografien und Filmaufnahmen verantwortlich war, wegen seiner schroffen und häufig arroganten Art auf wenig Sympathien.[64] Später vertrat er die jedoch nie gegenüber Shackleton geäußerte Auffassung, dass eigentlich ihm die Leitung des Unternehmens gebührte.[65] Außerdem fühlte er sich bei der Wahl des stellvertretenden Expeditionsleiters übergangen.[66] Neben Marshall gehörten Alistair Mackay (1877–1914) und der Schiffsarzt William Michell zum medizinischen Personal.[67] Auf Empfehlung von William Speirs Bruce und John Murray wurde James Murray (1865–1914) der Biologe der Expedition. Der bereits 41-jährige Murray war ein Spezialist für Mikroorganismen und hatte an Bär- und Rädertierchen geforscht.[68]

    Zum Kapitän der Nimrod ernannte Shackleton Rupert England (1878–1942), der zuvor in der Endphase der Discovery-Expedition als Erster Offizier auf dem Rettungsschiff Morning tätig gewesen war. Englands damaligen Posten übernahm auf der Nimrod der 23-jährige John King Davis (1884–1967), der in späteren Jahren das Kommando über die Forschungsschiffe der Australasiatischen Antarktisexpedition (1911–1914) und der BANZARE (1929–1931) erhielt. Aeneas Mackintosh, wie zuvor auch Shackleton ein Offizier bei der britischen Handelsmarine, stand Davis als Zweiter Offizier zur Seite. Shackleton plante ihn zudem für die spätere Landungsmannschaft ein. Als Schiffsingenieur wählte Shackleton seinen irischen Landsmann Harry Dunlop. Gemeinsam mit Bernard Day (1884–1934), einem Experten für Verbrennungsmotoren, sollte er sich neben seiner eigentlichen Funktion um das mitgeführte Auto kümmern.

    Zum ersten zahlenden Teilnehmer einer Antarktisexpedition wurde der erst 20-jährige Philip Brocklehurst, den Shackleton bereits im März 1906 kennengelernt und der dabei sein Interesse an eine Reise in die Antarktis bekundet hatte.[69] Brocklehurst sollte als Assistent des Geologen Raymond Priestley arbeiten und verfügte über einflussreiche Beziehungen, die sich über die von ihm beigesteuerten £ 2000 (heute rund £ 285.000)[36] hinaus für die Finanzierung der Reise als hilfreich erwiesen. Die Aufgabe des Expeditionszeichners fiel George Marston zu.[70] Marston überzeugte Shackleton nicht nur von seinen künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch durch seine Körperkraft und seinen besonderen Humor, der ihn auch bei anderen Expeditionsteilnehmern beliebt machte. Priestley beschrieb Marston als einen „Berufsboxer von Körperbau und Gesicht mit dem Gemüt eines gefallenen Engel.“[71]

    Das wissenschaftliche Team um Adams, Priestley, Brocklehurst und Murray erhielt in Australien Zuwachs durch den renommierten Geologen Tannatt William Edgeworth David und dessen Protegé Douglas Mawson.[72] Der neben David und Mawson dritte australische Expeditionsteilnehmer war Bertram Armytage, den Shackleton auf Empfehlung Davids rekrutierte und mit der Versorgung der Ponys betraute.[73]

    Vereinbarung mit Robert Falcon Scott

    Robert Falcon Scott hatte im Frühjahr 1906 der Royal Geographical Society Pläne für eine weitere Antarktisexpedition vorgelegt und die Vertreter der Gesellschaft darüber zu Stillschweigen verpflichtet.[74] Sein Memorandum mit dem Titel The Sledging Problem in the Antarctic: Men versus Motors enthielt als eines der Ziele das Erreichen des geographischen Südpols mit Hilfe motorisierter Fahrzeuge.[75]

    Von Shackletons Ankündigungen, die sich mit seinen eigenen Absichten überschnitten, erfuhr Scott aus einer Meldung in der London Times in Gibraltar, wo er als Kapitän in der Atlantic Fleet kurzzeitig stationiert war. Die Nachricht erreichte ihn in einer für ihn ohnehin angespannten Lage, denn wenige Tage zuvor war sein Schiff HMS Albemarle durch eine Kollision mit der HMS Commonwealth bei einem Seemanöver vor der portugiesischen Küste havariert.[76] In zwei am 18. Februar 1907 an Shackleton verfassten Briefen reklamierte Scott sein angebliches Vorrecht über die Erforschung des Zielgebiets und appellierte an die Loyalität, zu der Shackleton gegenüber seinem früheren Vorgesetzten verpflichtet sei.[77] Shackleton versicherte in seinem Antwortschreiben zehn Tage später, zum Zeitpunkt der Bekanntgabe seines eigenen Vorhabens nichts über Scotts Pläne gewusst zu haben und legte die Zwangslage dar, die sich für ihn aus Scotts Forderungen ergab: „Natürlich würde ich mich gerne Ihren Ansichten anschließen, soweit es möglich ist, ohne mich damit in eine Position zu begeben, die für mich selbst angesichts der bereits getroffenen Vereinbarungen unhaltbar wäre.“[78][79] Beide Kontrahenten zogen Edward Wilson in dieser Auseinandersetzung ins Vertrauen und insbesondere Shackleton hoffte, Wilson als neutralen Vermittler zu gewinnen. Wilson jedoch bezog unmissverständlich Stellung für Scott, als er an Shackleton schrieb: „Nun, Shackles, ich denke, Deine Lage ist eindeutig […]. Du solltest Dich vom McMurdo Sound fernhalten. […] Es wird Deine Aussichten auf einen großen oder den allergrößten Erfolg vermindern, aber ich bin ebenfalls ganz und gar der Meinung, dass Scott vor allen anderen das Recht hat, diesen Stützpunkt zu nutzen.“[80][81]

    Wilsons Parteinahme veranlasste Shackleton, den geplanten Stützpunkt seiner Expedition auf die Edward-VII-Halbinsel östlich des Ross-Schelfeises zu verlegen. Shackletons Annahme, damit dem Wunsch Scotts zu entsprechen, widersprach Wilson in einem weiteren Brief. Darin riet er Shackleton, keine neuen Pläne zu machen, bevor er nicht gehört habe, welche Grenzen Scott für seine Rechte nennt.[82] Shackleton weigerte sich in seiner Antwort an Wilson, den zunehmenden Behinderungen seiner Absichten durch Scott weiter nachzugeben.[83] Im Mai 1907 kam es zu einem persönlichen Gespräch zwischen Shackleton und Scott, in dem Letzterer unterstützt von Wilson nunmehr das Territorium westlich des 170. Längengrades für sich beanspruchte. Schließlich wurde eine Übereinkunft getroffen, in der sich der massiv unter Druck gesetzte Shackleton mit Scotts Ansprüchen einverstanden erklärte, „es sei denn die physische Beschaffenheit des Geländes hält mich davon ab, östlich dieses Längengrades zum Pol vorzustoßen.“[84][85] Dies war eine Zusage, die nach Meinung der Shackleton-Biografen Margery (1913–1992) und James Fisher „Scott […] niemals hätte einfordern sollen“[86] und nach Einschätzung des Historikers Beau Riffenburgh „niemand guten Gewissens verlangen konnte und die er [Shackleton] nie hätte geben sollen, denn sie hatte Auswirkungen auf das gesamte Risiko bei Shackletons Expedition.“[87]

    Expeditionsreise

    Fahrt von England nach Neuseeland

    Die Nimrod am Tag vor der Abreise aus England am 5. August 1907 (fotografiert von Königin Alexandra)

    Die Abfahrt der Nimrod fand am 5. August 1907 während der Cowes Week von der Isle of Wight statt, nachdem dort am Vortag König Edward VII. und Königin Alexandra Mannschaft und Schiff verabschiedet hatten.[88] Shackleton verließ bereits in Torquay das Schiff, um noch für einige Wochen weitere Vorbereitungen zu treffen. Von Torquay ließ Kapitän England am 7. August Kurs auf die Kapverdischen Inseln nehmen, um in São Vicente Kohle zu bunkern. Nach einem Zwischenaufenthalt in Kapstadt folgte die Überfahrt über den Indischen Ozean. Nach insgesamt 16 Wochen erreichte die Nimrod am 23. November 1907 den Hafen von Lyttelton in Neuseeland.[89]

    Priestley, Wild, Joyce, Marshall, Day, Marston, Adams und der Koch William Roberts (1872–unbekannt) brachen Anfang November 1907 von Liverpool nach Neuseeland auf. Auf dem Auswandererschiff Runic waren die acht Männer in einer einzigen Kabine einquartiert. Durch die Enge und kaum vorhandene Rückzugsmöglichkeiten entwickelte sich nach Darstellung Priestleys unter ihnen eine besondere Kameradschaft zwischen Freundschaft und Konkurrenzverhältnis mit „dick aufgetragenem Corpsgeist und […] den tiefsten Klüften zwischen uns, die sich später zum Vorteil auswirkten […].“[90]

    Etwa zur selben Zeit bezog Philip Brocklehurst eine Erste-Klasse-Einzelkabine auf der RMS Omrah. Brocklehursts Reise glich einer Vergnügungsfahrt, bei der er Pompeji besuchte und den Ausbruch des Stromboli miterlebte. Nach der Fahrt durch den Suezkanal besichtigte er die Stadt Colombo auf Ceylon, verschob dann in Sydney die Weiterreise, um sich ein Cricketmatch anzusehen, und stieß schließlich in Christchurch zum Rest der Mannschaft.[91] Shackleton hatte bereits eine Woche vor Brocklehurst England an Bord des Postschiffs RMS India verlassen. In Sydney und Melbourne hielt er Vorträge über die geplante Expedition und konnte David und Mawson für sein Vorhaben gewinnen. Zusammen mit ihnen fuhr Shackleton Mitte Dezember 1907 nach Neuseeland.

    Die 15 aus der Mandschurei georderten Ponys wurden nach ihrer Reise über Tientsin, Hongkong und Sydney zunächst in einer Quarantänestation auf Quail Island gehalten. Shackleton nahm aufgrund des Platzmangels an Bord der Nimrod schließlich nur zehn der Tiere mit auf die Reise.[92] Die nur neun durch Ernest Joyce für die Expedition ausgewählten Hunde waren Nachkommen der Samojeden und Grönlandhunde, die der Norweger Carsten Egeberg Borchgrevink 1900 nach Abschluss der Southern-Cross-Expedition auf Stewart Island zurückgelassen hatte. Ihre Zahl wuchs im Verlauf der Expedition auf 22 Tiere an.[93]

    Fahrt von Neuseeland in die Antarktis

    Die auf diesem Foto etwa 30 Meter hohe Abbruchkante der Großen Eisbarriere (Ross-Schelfeis) ins Ross-Meer im Januar 1908[94]

    Beim Beladen der Nimrod im Hafen von Lyttelton wurde deutlich, dass aufgrund der geringen Ladekapazität des Schiffes nicht ausreichend Kohle für die weitere Reise mitgenommen werden konnte. Shackleton erhielt mit Hilfe der neuseeländischen Regierung Unterstützung durch die Union Steam Ship Company.[95] Durch deren Dampfschiff Koonya sollte die Nimrod über 2430 Kilometer[96] bis zum südlichen Polarkreis geschleppt werden. Auf diese Weise hoffte Shackleton genug Kohle zu sparen, um durch das Packeis nach Süden vorstoßen und nach Neuseeland zurückkehren zu können sowie ausreichend Heizmaterial für das Basislager einzubehalten.[97]

    Am Neujahrstag 1908 verließ die überladene Nimrod im Schlepptau der Koonya vor rund 50.000 Schaulustigen den Hafen von Lyttelton.[98] Zum Expeditionsteilnehmer fast buchstäblich in letzter Sekunde wurde George McLean Buckley (1866–1937). Der wohlhabende neuseeländische Schafzüchter hatte der Expedition spontan £ 500 (heute rund £ 71.000)[36] gespendet, um die Nimrod bis zur Packeisgrenze zu begleiten und dann mit dem Geleitschiff zurück nach Neuseeland zu fahren.[99] In den folgenden Tagen gerieten beide Schiffe in schwere See. Dabei wurden Aufbauten der Nimrod beschädigt und einer der auf Deck eingepferchten Hunde ertrank.[100] Außerdem verletzte sich eines der Ponys so schwer, dass es erschossen werden musste. Erst am 10. Januar besserte sich das Wetter. Am 14. Januar sichteten die Expeditionsteilnehmer die ersten Eisberge. Am Mittag desselben Tages wurde die Trosse zwischen beiden Schiffen gekappt und die Mannschaft der Koonya begab sich einschießlich Buckleys auf den Heimweg.[101] Die Expeditionsteilnehmer auf der Nimrod setzten ihre Reise nach Süden durch das Rossmeer fort.

    Am 23. Januar kam die Große Eisbarriere in Sichtweite. Da sich die Nimrod noch westlich der mit Scott vereinbarten Demarkationslinie des 170. Längengrades befand, ließ Shackleton das Schiff in östlicher Richtung entlang der Barriere abdrehen. Shackletons Ziel war die Balloon Bight, wo er und Scott während der Discovery-Expedition mit einem Fesselballon aufgestiegen waren.[102] Hierzu war die Passage des sogenannten Barrier Inlet erforderlich, einer Lücke in der Großen Eisbarriere, doch diese blieb unauffindbar. Der Rand der Großen Eisbarriere war in den Jahren seit der Discovery-Expedition derart stark zurückgewichen, dass die Expeditionsteilnehmer anstelle des Inlets auf eine große Bucht stießen, die Shackleton wegen der dort zahlreich anzutreffenden Wale Bay of Whales benannte.[103] Hinter der Abbruchkante war die Barriere laut Priestley „wellförmig, weil ausgedehnte Wölbungen durch lange oder ziemlich lange flache Abschnitte unterbrochen wurden. Es sieht aus, als wäre entweder Land in der Nähe oder als hätte das Eis eine Landschaft von tief gelegener Beschaffenheit überdeckt.“[104] Priestley beschrieb damit die von Eis bedeckte Roosevelt-Insel, die offiziell erst 1934 durch den Amerikaner Richard Evelyn Byrd entdeckt wurde.

    Nachdem mehrere Versuche wegen dichten Packeises gescheitert waren, weiter östlich an Land vorzustoßen und das Schiff zwischenzeitlich in Gefahr geraten war, durch von Norden drängende Eismassen gegen die Barriere gedrückt zu werden, entschied Shackleton nach Beratung mit Kapitän England am Abend des 25. Januar, entgegen der mit Scott getroffenen Vereinbarung zum McMurdo-Sund zu fahren. Auch wenn nicht alle Expeditionsteilnehmer der gleichen Meinung waren, so entsprang diese Entscheidung laut dem stellvertretenden Zweiten Offizier Arthur Harbord (1883–1962) „angesichts der Schwierigkeiten durch Eisdruck, Kohleknappheit, Zeitmangel und das Fehlen einer sicheren Basis, die näher lag als der McMurdo-Sund, dem gesunden Menschenverstand.“[105]

    Errichtung des Basislagers auf der Ross-Insel

    Die Umgebung des Basislagers
    Die Nimrod bei der Anlandung am Kap Royds

    Am 29. Januar 1908 erreichte die Nimrod den McMurdo-Sund, nachdem das Schiff am Vorabend bei der Feier zu Edgeworth Davids 50. Geburtstag am Kap Crozier auf der Ross-Insel vorbeigefahren war.[106] Massives Packeis im Sund verhinderte die Weiterfahrt zur Hut-Point-Halbinsel, dem Basislager der Discovery-Expedition. Shackleton entschied, einige Tage zu warten in der Hoffnung, das Eis würde aufbrechen. In Vorbereitung auf eine Anlandung ließ er die Ställe der Ponys an Deck abbauen und das Auto in Betrieb nehmen.

    Bei einem ersten Fahrversuchs durch Bernard Day auf einer sicheren Eisfläche erwies sich das Auto als nur bedingt einsatzfähig, da es im aufliegenden Schnee steckenblieb.[107] Auch darüber hinaus kam es zu einigen Rückschlägen: Am 30. Januar ließ Shackleton ein weiteres Pony erschießen, das durch Kälte und die schwere See während der Schiffspassage in Mitleidenschaft gezogen worden war. Einer der Hunde ertrank im Meer, nachdem er im Blutrausch dutzende Pinguine getötet hatte und dabei von einer Klippe abgestürzt war.[108] Bei der Entladung eines Teils der Schlittenausrüstung am 31. Januar wurde Aeneas Mackintosh vom Kranhaken des Schiffs am Auge erfasst. Eric Marshall, Alistair Mackay und William Mitchell konnten in einer Notoperation das verletzte Auge entfernen. Die Verletzung bedeutete für Mackintosh, dass er als Mitglied der Landungsmannschaft ausfiel und stattdessen mit der Nimrod nach Neuseeland zurückkehren musste.[109] Vom Unfall erholte er sich rasch und gehörte im Folgejahr zu der Besatzung, die die Landungsmannschaft mit der Nimrod wieder aufnahm.

    Am 1. Februar schickte Shackleton Jameson Adams, Frank Wild und Ernest Joyce auf einen Inspektionsmarsch zum Hut Point, von dem sie zwei Tage später mit der Nachricht zurückkehrten, dass sich die dortige Hütte in intaktem Zustand befand. Nachdem der Weg zum Hut Point bis zum Nachmittag des 3. Februar nicht eisfrei wurde, entschied Shackleton, nicht länger zu warten und stattdessen das Kap Royds an der Westseite der Ross-Insel anzusteuern.[110] Am späten Abend ankerte die Nimrod in einer kleinen Bucht unweit des Flagstaff Point (77° 33′ S, 166° 11′ O)[111] und Shackelton, Edgeworth David und Harry Dunlop suchten nach einem geeigneten Standort für die vorgefertigte Expeditionshütte. Diesen fanden sie bei 77° 33′ S, 166° 10′ O und damit rund 37 Kilometer nördlich der ursprünglich als Basislager vorgesehenen Hütte am Hut Point – eine zusätzliche Strecke, die beim Marsch zum Südpol im nächsten Frühjahr zurückgelegt werden musste. Der Standort erwies sich dennoch als günstig, da durch einen nahegelegenen Süßwassersee ausreichend Trinkwasser zur Verfügung stand und die in der Umgebung zahlreich vorhandenen Robben und Adeliepinguine eine willkommene Fleischquelle darstellten.[112]

    Schlechtes Wetter mit Temperaturen von bis zu −27 °C[113] und Vorsichtsmaßnahmen Kapitän Englands behinderten das Entladen der Nimrod. England steuerte das Schiff aus Sorge, es könne von treibenden Eismassen beschädigt werden, wiederholt weit vor die Küste in freies Gewässer, bis die Lage in Küstennähe seiner Ansicht nach sicherer wurde. Hierdurch mussten die Expeditionsteilnehmer zwei Wochen lang Versorgungsgüter und Ausrüstung über weite Strecken und durch unsicheres Gelände transportieren. Als sich der Expeditionsarzt Eric Marshall und später auch andere Mannschaftsteile immer heftiger über den Kapitän beschwerten, bat Shackleton im Anschluss an eine ergebnislose Unterredung, England möge unter dem Vorwand einer Erkrankung von seinem Amt als Kapitän zurücktreten, was dieser jedoch ablehnte.[114] Das Entladen des Schiffes dauerte bis zum 22. Februar. In dieser Zeit wurden Tonnen des angelandeten Materials und der Vorräte infolge eines viertägigen Schneesturms mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h von meterdicken Eismassen verschüttet und mussten mühselig ausgegraben werden.[115]

    Shackleton ließ den ungelösten Konflikt zwischen ihm und Kapitän England nicht auf sich beruhen. Vor der Rückfahrt der Nimrod zur Überwinterung in Neuseeland händigte er dem Schiffsingenieur Harry Dunlop einen an den Expeditionsagenten Joseph Kinsey (1852–1936) gerichteten Brief aus. Dieser enthielt die Anweisung, England unter Beibehaltung seiner Bezüge aus dem Dienst zu entlassen und für die Rückkehr des Schiffes im kommenden Jahr einen anderen Kapitän zu bestimmen.[116]

    Die Expeditionshütte, die auf einer Grundfläche von 10 x 5,8 Metern aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt war, war Ende Februar 1908 bezugsfertig. Die Ponys waren in einem Stall auf der windgeschützten Seite der Hütte und die Hunde in Zwingern unter dem Vordach untergebracht. Im Innern war sie unterteilt in einen Gemeinschaftsraum mit Küche, durch Bretter oder Sackleinen voneinander getrennte Schlafkammern für je zwei Personen, eine Dunkelkammer und ein kleines Labor. Das Mobiliar wurde aus Vorratskisten gezimmert.[117] Zur Beleuchtung dienten Karbidlampen, die durch eine von Bernard Day installierte und betreute Acetylenanlage gespeist wurden.[118]

    Erstbesteigung von Mount Erebus

    Mackay, Marshall, Adams und David (v.l.n.r.) auf dem Gipfel des Mt. Erebus am 9. März 1908

    Nach der Abreise der Nimrod war die Eisfläche, die zuvor eine Weiterfahrt zur Hut-Point-Halbinsel verhindert hatte, zurückgewichen. Hierdurch war den Expeditionsteilnehmern der Weg zur Großen Eisbarriere abgeschnitten, was das Anlegen von Vorratsdepots mit Hilfe der Transportschlitten in Vorbereitung auf den Marsch zum Südpol vorerst unmöglich machte. Damit die Männer in der folgenden Zeit nicht zur Tatenlosigkeit verdammt waren, entschied Shackleton, dass einige von ihnen die Besteigung des nahe gelegenen Mount Erebus in Angriff nehmen sollten.[119][120]

    Keine Expedition hatte bis dahin eine Besteigung des 3794 Meter hohen Vulkans gewagt, den James Clark Ross 67 Jahre zuvor erstmals gesichtet und benannt hatte.[121] Frank Wild und Ernest Joyce waren 1904 während der Discovery-Expedition an der Erkundung der unteren Ausläufer des Berges beteiligt und hatten dabei eine Höhe von etwa 900 Metern erreicht. Doch weder Joyce noch Wild waren Mitglieder der Mannschaft, die am 5. März 1908 mit dem Aufstieg begann. Zu ihr gehörten dagegen Edgeworth David, Douglas Mawson und Alistair Mackay in der ersten Gruppe und Eric Marshall, Jameson Adams und Philip Brocklehurst als Unterstützung in einer zweiten.[122] Über nennenswerte Bergsteigererfahrung verfügte keiner von ihnen. Ohne dass er es sie wissen ließ, machte sich Shackleton nur wenig Hoffnung, dass die Erstbesteigung gelingen könnte.[123]

    Am ersten Tag erreichten die Männer, die einen 280 kg[124] schweren Schlitten mit Ausrüstung und Proviant hinter sich herzogen, eine Höhe von rund 840 Metern.[125] Am nächsten Tag wurde ihr Aufstieg steiler und der Schlitten kippte mehrfach bei der Passage von großen Sastrugi um. Trotz dieser Schwierigkeiten hatten die Männer am Abend eine Höhe von rund 1700 Metern erreicht.[126] Am 7. März entschied Jameson Adams, dass beide Gruppen nunmehr gemeinsam zum Gipfel aufsteigen sollten.[127] Am nächsten Tag wurden sie durch einen heftigen Schneesturm aufgehalten, so dass der Aufstieg erst am 9. März fortgesetzt werden konnte. An diesem Tag erreichten die Männer zunächst den Rand des etwas niedriger gelegenen Hauptkraters. Brocklehursts Füße waren bereits stark von Erfrierungen gezeichnet, so dass entschieden wurde, ihn in einem eigens hierfür aufgeschlagenen Lager zurückzulassen. Die anderen erreichten nach weiteren vier Stunden den aktiven Gipfelkrater. Adams führte einige meteorologische Untersuchungen durch, während die anderen unter Anleitung von Edgeworth David Gesteinsproben einsammelten. Danach begann der Abstieg, bei dem die Männer den schneebedeckten Hang hauptsächlich hinunterrutschten. Zusammen mit Brocklehurst erreichten sie am 11. März „fast tot“,[128] wie Marshall notierte, das Basislager am Kap Royds.

    Überwinterung

    Die Hütte am Cape Royds mit Mt. Erebus im Hintergrund
    George Marston in der Schlafkammer „The Gables“, die er sich mit Bernard Day teilte.
    Die Hütte im Januar 2007
    Das Innere der Hütte im Januar 2000

    Der Koch William Roberts bereitete täglich drei warme Mahlzeiten und frisches Brot zu. Wie schon zuvor als Offizier bei der Discovery-Expedition, so kannte Shackleton auch als Expeditionsleiter keine Standesdünkel. Im Gegensatz zur militärisch geprägten Vorgehensweise von Scott gab es bei ihm keine Privilegien in der Quartierung höher gestellter Ränge. Alle Teilnehmer der Landungsmannschaft wohnten, aßen und arbeiteten zusammen. Philip Brocklehurst notierte, dass Shackleton die Fähigkeit besaß, „jeden Expeditionsteilnehmer seine Wertschätzung spüren zu lassen. Er sorgte dafür, dass wir uns wichtiger fühlten, als wir eigentlich sein konnten.''[129]

    In der Heimat dagegen litt Shackletons Ansehen unter Presseberichten über das Zerwürfnis zwischen ihm und Kapitän England.[130] Außerdem empörte sich Scott darüber, dass Shackleton sein Quartier nun doch am McMurdo Sound aufschlug.[131] Ferner hatte sich die Nimrod für die magnetischen und ozeanographischen Vermessungsarbeiten, die Shackleton der australischen und neuseeländischen Regierung als Gegenleistung für ihre finanzielle Unterstützung versprochen hatte, als ungeeignet erwiesen. An Shackleton haftete plötzlich der Makel eines verschwenderischen Abenteurers, dessen Erklärungen von seinen Taten abwichen.

    In den folgenden Monaten in der Dunkelheit der winterlichen Polarnacht druckten Joyce und Wild etwa 90 bis 100 Exemplare des Expeditionsbuchs Aurora Australis, dessen Einband Bernard Day aus Verpackungsmaterial anfertigte. Es enthielt Berichte und Aufsätze von Shackleton und anderen Teilnehmern, die mit Lithografien und Radierungen von George Marston illustriert waren.[132] Um der durch die erzwungene tägliche Nähe bisweilen angespannten und feindseligen Atmosphäre zu begegnen, setzte sich Shackleton dafür ein, Geburtstage und andere Anlässe zu feiern, regte beim Abendessen Gespräche und Diskussionen an, nahm tätigen Anteil an den Arbeiten und sparte nicht mit Lob. George Marston gelang es zudem, die Stimmung durch frivole Darbietungen in Frauenkleidern aufzulockern. Marshall, Brockelhurst und Mawson bemühten sich, den Einsatz der mitgebrachten Fotoapparate unter Kältebedingungen und die Entwicklung von Rollfilmen und Fotoplatten mit Hilfe von Meerwasser zu optimieren. Andere Expeditionsteilnehmer waren mit wissenschaftlichen Messungen beschäftigt.

    Die wichtigste Aufgabe blieb allerdings, den Marsch zum geographischen Südpol im kommenden Frühjahr vorzubereiten. Armytage und Priestley trainierten die Ponys und Hunde für ihre kommenden Aufgaben. Marshall begann mit der Zusammenstellung der Marschverpflegung. Zum Proviant gehörten unter anderem Obst in Gläsern und Dosen, Marmelade und Konserven, Trockenmilch, Milchpulver, Gebäck mit angereichertem Milcheiweiß sowie neuseeländische Butter, Käse und Gemüse. Die Hauptmahlzeiten der Schlittenmannschaft bestanden jedoch aus Hoosh, einem dicken suppenähnlichen Eintopf, zu dem Schokolade, Kakao und Tee gereicht wurde.[133] Außerdem verordnete Marshall den Marschteilnehmern einen Monat vor dem Aufbruch täglich den Verzehr von frischem Pinguin- und Robbenfleisch. Das alles trug nicht nur zur Vorbeugung gegen den gefürchteten Skorbut bei, sondern sollte auch seine psychologische Wirkung nicht verfehlen. Nichts hielt die Moral so sehr aufrecht, wie ein gut gefüllter Magen.

    Durch den Umstand, dass sie sich nicht (wie von Scott verlangt) östlich des 170. Längengrades befanden, rückte auch der antarktische magnetische Pol wieder in greifbare Nähe. Hier spielte Shackleton mit dem Gedanken, David, Mawson und Mackay aufgrund ihres guten Zusammenwirkens bei der Erebus-Besteigung auf diese Mission zu schicken. Die Aussicht, beide Südpole zu erreichen, erfuhr jedoch während des Winters einen schweren Rückschlag, als vier der acht angelandeten Ponys durch den Verzehr von salzhaltigem Vulkansand verstarben.[134] Shackleton gab hierdurch seinen Plan auf, zu sechst zum geographischen Pol aufzubrechen. Außerdem musste er auf Philip Brocklehurst verzichten, dessen beim Aufstieg zum Erebus erfrorene Zehen nicht heilen wollten. Im April 1908, als sich an einem großen Zeh Anzeichen von Wundbrand zeigten, musste Marshall ihn amputieren.[135]

    Marsch nach Süden

    Hinweg

    Oktober 1908–Januar 1909
    Shackleton, Wild, Adams und Marshall mit den Ponys Grisi, Socks, Quan und Chinaman beim Aufbruch zum Südpol am 29. Oktober 1908

    Shackletons Entschluss, in einer vierköpfigen Mannschaft, der so genannten “Southern Party”, den Marsch zum geographischen Südpol in Angriff zu nehmen, wurde im Wesentlichen durch die Zahl der noch vorhandenen Ponys bestimmt. Durch seine Erfahrungen während der Discovery-Expedition setzte er sein Vertrauen lieber in die Pferde als in Hunde.[136] Das Auto, das sich auf ebenem Untergrund inzwischen gut beherrschen ließ, wurde mit den Verhältnissen auf der Großen Eisbarriere nicht fertig. Ohnehin hatte Shackleton nie wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen, das Fahrzeug für die Überwindung größerer Strecken zu nutzen.[137] Von August bis Ende Oktober 1908 wurden Vorräte zur Hütte am Hut Point transportiert, die als vorgeschobener Stützpunkt dienen sollte. Am 6. Oktober richteten Shackleton, Adams, Marshall, Wild, Joyce und Marston bei 79°36’S in einer Entfernung von rund 193 Kilometern zum Cape Royds das Depot A weit draußen auf der Barriere ein.[138]

    Die Männer, die Shackleton auswählte, um ihn auf dem Marsch zu begleiten, waren Jameson Adams, Eric Marshall und Frank Wild. Ernest Joyce, dessen antarktische Erfahrungen unbestreitbar waren, musste seine Hoffnungen begraben, nachdem Marshalls medizinische Untersuchungen ergeben hatten, dass ernsthafte Zweifel an seiner physischen Fitness bestanden. Marshall diagnostizierte bei Joyce ein Leberleiden und „eine Myokarditis in einem sehr frühen Stadium.''[139]

    Marsch über die Große Eisbarriere
    29. Oktober – 3. Dezember 1908

    Der Marsch nach Süden begann am 29. Oktober 1908. Shackleton hatte für Hin- und Rückweg eine Gesamtstrecke von 2765 Kilometern errechnet, die innerhalb von 91 Tagen zurückgelegt werden sollte. Das sich hieraus ergebene Tagespensum lag bei etwas mehr als 30 Kilometern. Bedingt durch schlechtes Wetter, weichen Untergrund und den Umstand, dass eines der Ponys (Socks) schon nach kurzer Zeit lahmte, legten die Männer anfangs täglich nur sehr kurze Stecken zurück. Zudem wurde Adams durch ein ausschlagendes Pony (Grisi) am Knie verletzt.[140] Shackleton beschloss, die Nahrungsrationen für sich und seine Männer zu kürzen, um den Zeitbedarf auf 110 Tage ausdehnen und das erforderliche Tagespensum auf 24 Kilometer herabsetzen zu können.[141] Zwischen dem 9. und dem 21. November kamen sie gut voran, doch die Ponys litten unter dem schwierigen Geläuf auf der Großen Eisbarriere. Als sie am 21. November 81°S erreichten, musste das erste von ihnen (Chinaman) erschossen werden. Das Fleisch des Pferdes diente der Einrichtung eines weiteren Depots (Depot B). Am 26. November drangen die vier Männer weiter als irgendjemand vor ihnen nach Süden vor, als sie 82°17’S überschritten. Scotts alter Rekord vom Dezember 1902 war damit gebrochen und die Männer feierten am Abend „mit einem hübschen kleinen Schlückchen Curaçao, das uns alle recht glücklich machte.''[142] Zudem hatten sie für die gleiche Wegstrecke nur 29 Tage statt der für Scott erforderlichen 59 Tage benötigt. Sicherlich war dies dem Umstand geschuldet, dass sie sich bewusst weiter östlich zu Scotts damaliger Route bewegten und daher nicht mit den schwierigen Eisverhältnissen konfrontiert waren, die Scotts Vorwärtskommen erschwert hatten.

    Als die Gruppe nunmehr unbekanntes Gebiet betrat, wurde das Eis der Barriere zunehmend brüchig und durch ein Gewirr von Presshügeln unvorhersehbar. Bald darauf gingen zwei weitere Ponys, zunächst Grisi und dann Quan, zugrunde. Das sich bisher an ihrer Westflanke auftürmende Transantarktische Gebirge machte nun einen Bogen in östliche Richtung und versperrte den Männern den direkten Weg nach Süden. Shackleton hatte gehofft, dass der Pol auf der Barriere lag; Bergsteigen war nicht eingeplant. Auf der Suche nach einem geeigneten Weg bemerkten sie einen ungewöhnlichen leuchtenden Lichtschein am südöstlichen Horizont. Die Ursache für diese Erscheinung offenbarte sich am 3. Dezember, als sie nach dem Aufstieg auf die nördlichen Gebirgsausläufer vor sich „eine offene Straße gen Süden“ erblickten, „(…) ein großer Gletscher, der sich fast genau von Süden nach Norden zwischen den Gebirgszügen erstreckte.“[143] Unter ihnen lag der Beardmore-Gletscher, wie ihn Shackleton später zu Ehren des größten Gönners der Expedition taufte, und der durch die Reflexion des Sonnenlichts den von den Männern zuvor beobachteten Lichtschein hervorrief.

    Marsch über den Beardmore-Gletscher
    3. Dezember – 26. Dezember 1908
    Blick vom Mt. Hope auf den Beardmore-Gletscher am 3. Dezember 1908

    Der Marsch über das Gletschereis wurde zu einer echten Herausforderung, insbesondere für Socks, das letzte verbliebene Pony, das ohne Hufbeschlag enorme Schwierigkeiten hatte, einen sicheren Stand zu finden. Am 7. Dezember brach Socks in eine Gletscherspalte ein und hätte beinahe Wild mit sich in die Tiefe gerissen. Zum Glück für Wild und die anderen war beim Sturz des Pferdes der Riemen des Zuggeschirrs durchtrennt worden, so dass der von Socks gezogene Transportschlitten mit wertvollem Proviant und wichtigen Ausrüstungsgegenständen auf der Gletscheroberfläche verblieb. Doch nun konnten sie sich für die Weiterreise nach Süden und für den Rückweg nur noch auf ihre eigenen Kräfte beim Ziehen der Transportschlitten verlassen. Der Tod des letzten Ponys zwang die Männer beim weiteren Aufstieg über den Gletscher zu rollierenden Etappen: Nachdem sie einen Teil ihrer Ausrüstung über eine gewisse Strecke transportiert hatten, kehrten sie um, um den anderen Teil zu holen. Dies verlangsamte ihr Vorwärtskommen trotz guten Wetters erheblich.[144]

    Bedingt durch Erschöpfung, Hunger und die Frustration über ihr langsames Vorwärtskommen traten zu diesem Zeitpunkt erste Feindseligkeiten zwischen den Männern zu Tage. Diese wurden jedoch niemals offen ausgetragen. Die Männer vertrauten ihren Tagebüchern an, was in ihnen vorging. Wild äußerte insgeheim den Wunsch, Marshall möge in eine tausend Fuß tiefe Gletscherspalte stürzen.[145] Marshall seinerseits bemerkte, dass der Marsch unter der Führung von Shackleton in etwa so sei, als folge man einer alten Frau in ständiger Panik.[146] Trotz der Spannungen feierten die Männer am 25. Dezember in einer Höhe von 3300 Metern ü. NN gemeinsam Weihnachten mit einer doppelten Portion Pemmikan angereichert mit Keksen, Maujee[147] mit Gewürzsalz, einem in Kakaowasser gekochten Plumpudding mit medizinischem Branntwein als Geschmackszutat, Pfefferminzlikör (Cremé de Menthe) und Zigarren.[148] Ihre Position lag bei 85°51’S und damit immer noch 461 Kilometer vom Südpol entfernt. Die Überprüfung ihrer Vorräte ergab, dass sie bei ihrem bisherigen Verbrauch kaum mehr als einen weiteren Monat durchhalten konnten. Die restlichen Nahrungsmittel und zusätzlichen Brennstoff hatten sie zuvor auf ihrem Weg nach Süden für den Rückweg in Depots gelagert. Langsam wurde deutlich, dass der Südpol außerhalb ihrer Reichweite lag. Doch noch war Shackleton nicht bereit, ihr Scheitern einzugestehen. Er kürzte nochmals die Tagesrationen und ließ alles entbehrliche Material auf dem Gletscher zurück.

    Marsch über das Polarplateau
    26. Dezember 1908 – 9. Januar 1909
    Adams, Wild und Shackleton (v.l.n.r.) am südlichsten Punkt (88°23′S, 162°O) am 9. Januar 1909 (fotografiert von Marshall)

    Am zweiten Weihnachtsfeiertag war der Aufstieg über den Beardmore-Gletscher geschafft und die Männer betraten in einer Höhe von fast 3500 Metern ü. NN die weite Ebene des Polarplateau. Doch die Bedingungen wurden dadurch nicht besser. Am 29. Dezember stellte Marshall fest, dass die Körpertemperatur bei allen drei bis vier Grad unter dem Normalwert lag. Der 31. Dezember mit heftigem Gegenwind und Temperaturen von minus 26 °C sei der schlimmste Tag gewesen, den sie bis dahin hatten, schrieb Shackleton.[149] Am Neujahrstag lag ihre Position bei 87°6½′S. Damit hatten Shackleton und seine Männer die größte Annäherung an einen der beiden geographischen Erdpole erreicht.[150] Wild notierte verärgert: „Wenn nur Joyce und Marston anstelle dieser verlausten und nutzlosen Halunken (gemeint waren Marshall und Adams) hier wären, hätten wir es leicht (zum Pol) geschafft.“[151]

    Am 4. Januar 1909 gab Shackleton die Eroberung des Südpols endgültig auf und änderte seine Zielsetzung dahingehend, zumindest die symbolische Demarkationslinie von 100 geographischen Meilen (circa 185 Kilometer) Entfernung zum Pol zu erreichen. Die durch den Nahrungsmangel entkräfteten Männer kämpften sich weiter, bis ihr Marsch nach Süden am 9. Januar nach einem letzten Vorstoß ohne Schlitten schließlich endete. Shackleton schrieb: „Wir haben unser Pulver verschossen und können von 88°23′S 162°O berichten.“[152] Sie waren noch 97 geographische Meilen (circa 180 Kilometer) vom Pol entfernt. Der Union Jack, den sie im August vor zwei Jahren aus den Händen von Königin Alexandra erhalten hatten, wurde gehisst und Shackleton benannte das Polarplateau nach König Eduard VII. Als symbolischen Beweis des Erreichten vergruben die Männer einen Messingzylinder mit Sonderbriefmarken, die die neuseeländische Regierung zur Unterstützung der Geldsammlung für die Expedition herausgegeben hatte.

    Rückweg

    Januar–März 1909
    Vom Polarplateau zum Beardmore-Gletscher
    9. Januar – 20. Januar 1909

    Am 73. Tag ihres Marsches machten Shackleton, Wild, Adams und Marshall kehrt. Anders als Scott, der bei der Terra-Nova-Expedition drei Jahre später sich und seine Begleiter zum Pol und in den Tod führte, stellte Shackleton mit der Entscheidung zur vorzeitigen Umkehr das Wohlergehen seiner ihm Untergebenen vor das Erreichen persönlicher Ziele.[153][154] Der Aufbruch nach Norden geschah in aller Eile. Jameson Adams war später der Überzeugung: „Wären wir nur eine Stunde länger geblieben, wir wären nicht mehr zurückgekommen.“[155] Für den Rückweg verblieb ihnen nur etwa die Hälfte der Zeit, da Shackleton vorab beordert hatte, dass die Nimrod die Expeditionsteilnehmer am 1. März 1909 am Hut Point für die sofortige Heimreise abholen sollte. Trotz ihres geschwächten Zustands aufgrund der knappen Nahrungsrationen legten sie täglich erheblich größere Distanzen auf dem Polarplateau zurück als auf dem Hinweg. Am 17. Januar maß Shackleton 36 Kilometer, am nächsten Tag 42 Kilometer und am 19. Januar sogar 47 Kilometer.[156] Die ermittelten Distanzen beruhten allerdings eher auf Schätzungen, da ihnen beim hastigen Rückmarsch der am Transportschlitten befestigte Entfernungsmesser verloren ging.

    Abstieg über den Beardmore-Gletscher
    20. Januar – 28. Januar 1909
    Das Depot D am Fuß des Beardmore-Gletschers

    Am 20. Januar erreichten die Männer den Beardmore-Gletscher und begannen mit dem Abstieg. Bei halber Ration hatten sie fünf Tage Zeit, um vom Depot E das Nahrungsmitteldepot am Fuß des Gletschers (Depot D) zu erreichen. Beim Aufstieg auf dem Hinweg hatten sie für diese Strecke 12 Tage benötigt. Shackletons Gesundheitszustand war zu diesem Zeitpunkt bereits kritisch. „Ich weiß nicht, wie S. das durchhält. Seine Fersen sind an vier oder fünf Stellen aufgerissen, die Beine sind voller Blutergüsse und wunder Stellen, und heute hatte er wegen mehrerer Stürze heftige Kopfschmerzen. Dennoch kommt er ebenso gut mit wie alle anderen.“, notierte Wild bewundernd[157] und Adams ergänzte: „Je schlechter es ihm ging, desto kräftiger zog er (den Schlitten).“[158]

    Am 27. Januar hatten sie ihre Vorräte vollständig verbraucht. Marshall begann damit, seinen Kameraden stündlich Gewaltmarschtabletten (ein Kokainpräparat) zu verabreichen, damit sie sich trotz des beißenden Hungers weiterquälen konnten. Am nächsten Tag brachen Adams und Wild völlig erschöpft zusammen. Während der ebenfalls geschwächte Shackleton auf die beiden aufpasste, eilte Marshall allein zum Depot und kehrte mit vier Pfund Ponyfleisch, Käse, Pemmikan, Keksen und Tabak zurück.

    Über die Große Eisbarriere zum Hut Point
    28. Januar – 4. März 1909

    Am 30. Januar zeigten sich bei Wild erste Symptome einer Bakterienruhr. Bei Mahlzeiten war er lediglich dazu in der Lage, die ohnehin schon knapp bemessenen Kekse zu verzehren. Am 31. Januar überließ Shackleton einen eigentlich ihm zugedachten Keks an Wild, eine Geste, zu der Wild bemerkte: „Ich nehme an, niemand sonst auf der Welt kann wirklich ermessen, welche Großzügigkeit und Sympathie darin zum Ausdruck kam; ich weiß es, und Gott ist mein Zeuge, dass ich es nie vergessen werde. Mit keinem Geld der Welt hätte man diesen einen Keks kaufen können.“[159] Ein paar Tage später litten auch die anderen Männer an Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall, eine Folge des Verzehrs von verdorbenem Pferdefleisch (“Grisis Rache”[160]). Doch die Zeit lief ihnen davon und jede weitere Verzögerung hätte bei den knappen Ressourcen ihr Ende bedeutet. Glücklicherweise half ihnen ein starker Rückenwind, mit dessen Hilfe sie auf den Schlitten Segel setzen konnten und so gut vorankamen.

    Die “Southern Party” an Bord der Nimrod. (V.l.n.r.) Wild, Shackleton, Marshall, Adams

    Shackleton notierte: „Wir sind so abgemagert, dass unsere Knochen schmerzen, wenn wir auf dem harten Schnee liegen.“[161] Ab dem 18. Februar machten sie vertraute Markierungspunkte aus und erreichten so am 23. Februar das Bluff-Depot. Zu ihrer großen Erleichterung hatte Ernest Joyce dafür gesorgt, dass dieses Depot üppig bestückt war. Die Männer aßen sich an Zwetschgen in Sirup (Carlsbad plums), Eiern, Kuchen, Plumpudding, Lebkuchen, kandierten Früchten und Hammelfleisch satt.[162] Wilds lakonischer Kommentar hierzu lautete: „Guter alter Joyce.“[163]

    Ihre Sorgen um ausreichende Verpflegung waren sie nun los, doch noch immer saß ihnen der bevorstehende Abreisetermin am 1. März im Nacken. Die Schlussetappe wurde durch einen Schneesturm unterbrochen, der die Männer für einen Tag in ihren Zelten gefangen hielt. Am 27. Februar, und noch immer 55 Kilometer vom Hut Point entfernt, brach Marshall mit heftigen Magenkrämpfen zusammen. Shackleton entschied, zusammen mit Wild einen schnellen Vorstoß zum Hut Point zu unternehmen mit dem Ziel, das Schiff von der Abreise abzuhalten, bis auch Marshall und Adams gerettet waren. Am späten Abend des 28. Februar erreichten Shackleton und Wild schließlich das alte Basislager der Discovery-Expedition. In der Hoffnung, dass sich die Nimrod in der Nähe befand, setzten sie eine nahe gelegene Kompasshütte in Brand, um so auf sich aufmerksam zu machen. Schon bald danach kam das Schiff, das an der Zunge des Erebus-Gletscher festgemacht hatte, in Sicht. „Einen glücklicheren Anblick hat keines Menschen Auge je gesehen.“[164], schrieb Wild später. Es dauerte drei weitere Tage, bis auch Adams und Marshall gerettet waren. Am 4. März 1909 befand sich die gesamte “Southern Party” an Bord der Nimrod, die nun unter Volldampf zurück nach Neuseeland unterwegs war.

    Marsch zum antarktischen magnetischen Pol

    Im September 1908, während Shackleton den Marsch nach Süden vorbereitete, gab er Edgeworth David Anweisung, mit einer weiteren Mannschaft (der sogenannten “Northern Party”) einen Erkundungsmarsch in Viktorialand zu unternehmen. Die “Northern Party” sollte das Gebiet um den antarktischen magnetischen Pol erreichen und umfassende geologische Untersuchungen in der Region der Antarktischen Trockentäler vornehmen.

    Hinweg

    Oktober 1908–Januar 1909
    Mackay, David und Mawson (v.l.n.r.) am antarktischen magnetischen Pol bei 72°15′S, 155°16′O am 16. Januar 1909

    Davids Mannschaft setzte sich aus ihm selbst, Douglas Mawson und Alistair Mackay zusammen. Da die wenigen mitgeführten Hunde zum Anlegen von Depots für die “Southern Party” und andere Routinearbeiten benötigt wurden, mussten David und seine Begleiter ihre Transportschlitten selbst ziehen.[165] Nach einigen Tagen Vorbereitung brachen die drei Männer am 5. Oktober auf. Auf den ersten Kilometern wurden sie dabei von Bernard Day im Auto transportiert.[166]

    Wegen ungünstiger Eisverhältnisse und schlechten Wetters kamen sie anfangs nur schleppend voran. Bis Ende Oktober hatten sie gerade einmal 100 Kilometer entlang der schroffen Küste von Viktorialand zurückgelegt. Darauf hin wurde beschlossen, alles entbehrliche Material zurückzulassen. Es dauerte mehr als einen weiteren Monat, bevor sie nach Überschreiten der Nordenskjöld-Eiszunge und des tückischen Drygalski-Gletschers in nordwestlicher Richtung in das Gebiet vordrangen, in dem der antarktische magnetische Pol vermutet wurde. David entkam am 11. Dezember auf dem Drygalski-Gletscher dank Mawsons Hilfe nur knapp einer Katastrophe, als er in eine Gletscherspalte fiel.[167]

    Der Weg auf das Inlandplateau, das sie schließlich am 27. Dezember erreichten, verlief durch ein Gletscherlabyrinth, das später Reeves-Gletscher benannt wurde. Danach erhöhte sich ihr Tagespensum auf durchschnittliche 17 Kilometer. Nun begannen die drei Männer mit regelmäßigen geomagnetischen Untersuchungen. Am 15. Januar 1909 zeigten ihre Instrumente an, dass sie sich nur noch in geringer Entfernung vom antarktischen magnetischen Pol befanden. Genaue Angaben waren jedoch schwierig, da gemäß Mawsons Befund das Polzentrum eine tägliche Wanderung rund um seine mittlere Position vollführte. Mawson sagte voraus, dass der Pol binnen 24 Stunden zu ihnen komme, wenn sie an Ort und Stelle warteten. Doch anstatt dies zu tun, legten sie während des folgenden Tages noch einmal 21 Kilometer zu der berechneten mittleren Position zurück, bis sie schließlich ihr Ziel bei 72°15′S, 155°16′O am Nachmittag des 16. Januar 1909 auf einer Höhe von 2210 Meter ü. NN erreichten.[168] Gemäß den Anweisungen Shackletons nahm David das Gebiet formal für das Britische Empire in Besitz.

    Rückweg

    Januar–Februar 1909
    Die Rettung der “Northern Party” am Relief Inlet nördlich des Drygalski-Gletschers

    Erschöpft und mit nur wenig verbliebenem Proviant stand ihnen nun der 400 Kilometer lange Rückweg zur Küste bevor, den sie innerhalb von 15 Tagen bewältigen mussten, um rechtzeitig von der Nimrod an Bord genommen zu werden. Trotz schwindender Kräfte hielten David, Mawson und Mackay ihr Tagespensum. Am 31. Januar kam das Ross-Meer in Sicht, doch durch eine falsche Peilung ihrer Route auf den Schlussetappen hatten sie den mit der Nimrod vereinbarten Treffpunkt um 26 Kilometer verfehlt. Zudem verhinderte schlechtes Wetter ihr Weiterkommen. In der Nacht des 2. Februar fuhr die Nimrod bei heftigem Schneefall an ihnen vorüber, ohne ihr Lager ausmachen zu können. Nachdem das Schiff zwei Tage später nach Süden drehte, wurden die Männer schließlich doch an der Küste des Relief Inlet nördlich des Drygalski-Gletschers entdeckt. In der Eile, zum Schiff zu gelangen, stürzte Mawson in eine mehr als fünf Meter tiefe Gletscherspalte und überlebte diesen Sturz wie durch ein Wunder, abgesehen von Prellungen, unverletzt.[169] Die Männer waren nun vier Monate unterwegs und trugen noch immer dieselben Kleidungsstücke, in denen sie Cape Royds verlassen hatten. Das Aroma an Bord sei daher „überwältigend“[170] gewesen. Vor der Rettung der “Northern Party” hatte die Nimrod noch jene Mannschaft um Priestley, Brocklehurst und Armytage an Bord genommen, die geologische Untersuchungen im Gebiet des Ferrar-Gletscher durchgeführt hatte.

    Nachwirkungen

    Am 23. März 1909 erreichte die Nimrod Neuseeland. Shackleton schickte einen 2500 Wörter langen Bericht[171] über die Expedition an die Daily Mail, mit der er vorab einen Exklusivvertrag abgeschlossen hatte. Ungeachtet des öffentlichen Beifalls und der Anerkennung im Kreis anderer Polarforscher wie Nansen und Amundsen war die Reaktion der Royal Geographical Society (RGS) eher reserviert. Ihr ehemaliger Vorsitzender, Sir Clements Markham, äußerte insgeheim seine Zweifel an dem von Shackleton beanspruchten Südrekord[172] und der leitende Geograph der RGS, John Scott Keltie (1840–1927), hinterfragte die Methoden, die Shackleton zur Positionsbestimmung anwandte.[173] Dennoch wurde Shackleton am 14. Juni 1909 von einer begeisterten Menschenmenge, dem amtierenden RGS-Vorsitzenden Leonard Darwin und einem innerlich widerstrebenden Robert Falcon Scott am Bahnhof Charing Cross in London empfangen. Auch wenn Scott Shackleton nach dessen gebrochenem Versprechen verachtete und ihn gegenüber Keltie als „berufsmäßigen Lügner“ beschimpfte[174], hielt es ihn nicht davon ab, Shackletons Methoden für den Marsch zum Südpol drei Jahre später zu kopieren.[175] Er wiederholte auch Shackletons Fehler, anstelle von Schlittenhunden auf Ponys als Zugtiere zu setzen.[176] Viel schwerer als Scotts Befindlichkeiten ihm gegenüber wog für Shackleton der Bruch mit Edward Wilson. Wilson schrieb an Shackleton: „(…) ich würde mir bei Gott wünschen, Du hättest jede andere einem Sterblichen mögliche Handlung vorgezogen, anstatt Dein Versprechen zu brechen. (…) Aber warum um alles in der Welt hast Du dann das Zweitbeste versprochen, um hinterher das Schlechteste zu tun?“[177]

    Veranstaltungsplakat zu einem der zahlreichen öffentlichen Vorträge, die Ernest Shackleton nach der Expedition hielt

    Der einzige Grund für Zweifel an Shackletons Südrekord bestand darin, dass nach dem 3. Januar 1909 jede Positionsbestimmung durch Kopplung vorgenommen wurde, das heißt mittels Kurs, Geschwindigkeit und Zeitbedarf. Die am 3. Januar ermittelte Position lag bei 87°22′S. In seine Entfernungstabelle hatte er für die folgenden Tage ein durchschnittliches Tagespensum von 24 Kilometern eingetragen. Am 9. Januar notierte Shackleton eine innerhalb von fünf Stunden zurückgelegte Strecke von 29 Kilometern bis zum Erreichen von 88°23′S und dann nochmals fünf Stunden für dieselbe Strecke zurück.[178] Eine derart große Distanz in solch kurzer Zeit hatten sie auf keiner der weiteren Etappen zurückgelegt. Zu berücksichtigen ist, dass diese Strecke als rascher Vorstoß ohne Transportschlitten bewältigt wurde.[179] Marshall berichtete, sie seien dabei „stramm marschiert“[180] und Adams bezeichnete ihren Marsch an diesem Tag als „gemächlichen Trab“.[181] Shackleton, Wild, Adams und Marshall bestätigten unabhängig voneinander das Erreichen dieser Position und keiner von ihnen lieferte später einen Grund dafür, an ihren Worten zu zweifeln.[182] Shackletons Daten hielten auch einer neuerlichen Berechnung durch Edward Ayearst Reeves (1862–1945), dem Verantwortlichen für Landkarten und Navigationsexperten der RGS, stand und wurden schließlich bei Scotts Marsch zum Südpol verifiziert.[183]

    Die offizielle Anerkennung seiner Leistungen erfuhr Shackleton durch König Eduard VII., der ihn am 12. Juli 1909 zum Commander of the Royal Victorian Order ernannte und am 13. Dezember desselben Jahres zum Ritter schlug.[46][184] Die RGS verlieh ihm die Polarmedaille, jedoch mit dem zuvor herabwürdigenden Hinweis an den Hersteller: „Wir stellen anheim, die Medaille nicht so groß zu machen wie jene, die Capt. Scott verliehen wurde.“[185] Trotz dieses Affront war Shackleton in den Augen der Öffentlichkeit ein Held. Allerdings sollten sich seine Hoffnungen, aus der Expedition auch finanzielles Kapital zu schlagen, nicht erfüllen. Die gestiegenen Kosten und die Deckung der Bürgschaften konnte er nur durch ein Regierungsdarlehen in Höhe von £ 20.000 (heute rund £ 2.813.000)[36] bewältigen, das ihn vor dem eigenen finanziellen Ruin bewahrte.

    Shackletons Südrekord hatte knapp drei Jahre Bestand, bevor Roald Amundsen am 14. Dezember 1911 als erster den Südpol erreichte. Bereits 1909 hatte Amundsen an die RGS geschrieben: „Was Nansen für den Norden, ist Shackleton für den Süden. Die englische Nation hat durch Shackletons Tat in der Antarktisforschung einen Sieg errungen, der nie mehr übertroffen werden kann.“[186] Danach verlegte Shackleton seine Ambitionen auf die Durchquerung der Antarktis, die er (wenngleich erfolglos) bei der Endurance-Expedition 1914–1917 in Angriff nahm. Diese Reise festigte endgültig seine Stellung als herausragende Persönlichkeit des Goldenen Zeitalters der Antarktis-Forschung. Shackleton ist der einzige Polarforscher dieser Epoche, bei dessen Expeditionen (die Vorbereitungszeit eingeschlossen) kein einziger Teilnehmer ums Leben kam.[187]

    „My South Polar Expedition“ (Ernest Shackleton in einem Tondokument zur Nimrod-Expedition vom 30. März 1910)

    Andere Teilnehmer der Nimrod-Expedition erlangten in den nächsten Jahren ebenfalls Berühmtheit und Ansehen. Edgeworth David, Douglas Mawson, Jameson Adams und Raymond Priestley wurden ebenfalls zu Rittern geschlagen, auch wenn keiner von ihnen an Shackletons späteren Antarktisexpeditionen beteiligt war. Mawson leitete die erste australische Antarktisexpedition und Priestley gehörte zum wissenschaftlichen Team der Terra-Nova-Expedition. An Scotts letzter Expedition nahmen neben Priestley auch Bernard Day und Alfred Cheetham teil. Ernest Joyce und Aeneas Mackintosh gehörten während Shackletons Endurance-Expedition zur so genannten Ross Sea Party. Mackintosh kam während dieser Reise ums Leben. Ein ähnliches Schicksal ereilte James Murray und Alistair Mackay, die während der kanadischen Expedition unter der Leitung von Vilhjálmur Stefánsson beim Versuch, sich zusammen mit zwei Kameraden nach dem Sinken des Dampfers Karluk auf die Herald-Insel zu retten, seit 1914 verschollen sind.[188] Der nach der Rückkehr von der Nimrod-Expedition stark unter Depressionen leidende Bertram Armytage beging 1910 Selbstmord. George Marston (wie auch Shackleton, Frank Wild und Alfred Cheetham) gehörte während der Endurance-Expedition zur legendären “Weddell Sea Party”. Frank Wild war nach seiner Rückkehr von Mawsons Antarktisexpedition stellvertretender Kommandeur bei beiden Expeditionen, die Shackleton nach Abschluss der Nimrod-Expedition unternahm. Wild übernahm auf der letzten Reise das Kommando über die Quest, als Shackleton 1922 in Grytviken auf Südgeorgien überraschend an einem Herzinfarkt verstarb. Die Nimrod fand am 31. Januar 1919 ihr Ende, als sie vor der Küste von Norfolk auf die Klippen der Barber Sands lief und sank. Nur zwei Männer der zwölfköpfigen Besatzung überlebten.[189]

    Skurrile Besonderheit

    Vier Jahre nach deren Fund bargen 2010 Mitarbeiter des New Zealand Antarctic Heritage Trust fünf Kisten mit Whisky und Cognac, die seit 1909 unter der bei der Nimrod-Expedition auf der Ross-Insel errichteten Hütte verschüttet waren.[190][191]

    Zitierte Literatur

    Commons: Nimrod Expedition – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Amundsen, The South Pole, Vol. II, 1912, S. 114: Vorlage:"-en
    2. Wilson: Nimrod Illustrated, 2009, S. 9.
    3. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. II, 1905, S. 91: Vorlage:"-en
    4. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. II, 1905, S. 83. und S. 89–90.
    5. Scott, The Voyage of the Discovery, Band 2, S. 127–128: Vorlage:"-en
    6. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 126.
    7. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 105.
    8. Huntford: Shackleton, 1985, S. 114–118.
    9. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 104.
    10. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 123–124.
    11. Riffenburgh, Nimrod, S. 130.
    12. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. II, 1905, S. 85 und S. 90: Vorlage:"-en
    13. Crane: Scott of the Antarctic, 2005, S. 214–215. Neuerliche Berechnungen auf Grundlage von Shackletons Fotografien und Wilsons Zeichnungen ergaben, dass sie möglicherweise nur 82° 11′ S erreicht haben.
    14. a b Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 156.
    15. Crane, Scott of the Antarctic, 2005, S. 310.
    16. Huntford: Shackleton, 1985, S. 143–144.
    17. Huntford, Shackleton, 1985, S. 145.
    18. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 1: Vorlage:"-en
    19. Die Ergebnisse der zoologischen Forschungsarbeiten wurden in folgendem Werk zusammengetragen: James Murray, Reports of the Scientific Investigations - Britisch Antarctic Expedition 1907-9, Vol. I und Vol. II, William Heinemann, London 1910 (englisch, abgerufen im Internet Archive am 11. September 2013).
    20. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 1-2.
    21. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, 1923, S. 57: Vorlage:"-en
    22. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 409. Brief von Hubert Wilkins an Margery Fisher vom 27. Juni 1956, SPRI MS 1456/82: Vorlage:"-en
    23. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 185.
    24. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 169.
    25. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 164–167.
    26. Jackson, The Great Frozen Land, 1895, S. 147.
    27. Jackson, A thousand days in the Arctic, 1895, S. 3: Vorlage:"-en.
    28. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 110.
    29. Fisher, Shackleton, 1957, S. 102: Vorlage:"-en
    30. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 167.
    31. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 109.
    32. Scott, The Voyage of the Discovery, Vol. I, 1905, S. 343.
    33. Berton, The Arctic Grail, 1988, S. 187.
    34. McClintock, Fate of Sir John Franklin, 1869, S. 215 (Abbildung).
    35. Huntford, The last Place on Earth, 1985, S. 10.
    36. a b c d e f g h i Berechnung mit Hilfe von Vorlage:Inflation.
    37. Berechnung mit Hilfe von Vorlage:Wechselkurs.
    38. Fisher, Shackleton, 1957, S. 102–103.
    39. Fisher, Shackleton, 1957, S. 99.
    40. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, 1923, S. 104.
    41. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 83: Der Verleger George Newnes (1851–1910) finanzierte die Southern-Cross-Expedition von Carsten Egeberg Borchgrevink mit £ 40.000 (heute rund £ 6.012.000) und die Discovery-Expedition unter Robert Falcon Scott wurde durch den Geschäftsmann Llewellyn Longstaff (1841–1918) mit £ 25.000 (heute rund £ 3.662.000) unterstützt.
    42. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 145 und 148.
    43. Huntford, Shackleton, 1985, S. 158–159.
    44. Mill, The Life of Sir Ernest Shackleton, 1923, S. 105: Henryk Arctowski, Teilnehmer der Belgica-Expedition (1897–1899), und Jean-Baptiste Charcot, Leiter der vierten französischen Antarktisexpedition (1903–1905), bemühten sich zeitgleich zu Shackleton um die Finanzierung eigener Expeditionen in die Antarktis.
    45. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 148.
    46. a b Huntford, Shackleton, 1985, S. 315.
    47. L.H. Hagen, Informationen zur Firma auf woodenskis.com (englisch, abgerufen am 23. August 2013).
    48. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 168–169.
    49. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 20–21.
    50. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. II, 1909, S. 11.
    51. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 332.
    52. Huntford, Shackleton, 1985, S. 339.
    53. Paine, Ships of Discovery and Exploration, 2000, S. 102.
    54. Alexander Stephens & Son (Dundee) Whaling Ships. Informationen auf der Homepage der Friends of Dundy City Archives (englisch, abgerufen am 3. September 2013).
    55. Lloyd's Register (PDF; 151 kB) 1934–1935 (englisch, abgerufen am 11. September 2013).
    56. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 16.
    57. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 170–171.
    58. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 152–153. Zitiertes Originaldokument: Brief von Edward Wilson an Ernest Shackleton vom 14. Februar 1907, SPRI MS 232/2.
    59. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 153. Zitiertes Originaldokument: Brief von George Mulock an Ernest Shackleton vom 19. Februar 1907, SPRI MS 1537/2/14/10.
    60. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 173.
    61. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 174.
    62. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 184. Zitiertes Originaldokument: Gespräch zwischen Jameson Adams und James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
    63. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 187.
    64. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 187–188.
    65. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 211. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 17. August 1952, SPRI MS 656/1/16.
    66. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 231. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 23. Februar 1908, SPRI MS 1456/8.
    67. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 183.
    68. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 175.
    69. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 175–176.
    70. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 186–187.
    71. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 186. Zitiertes Originaldokument: Raymond Priestley, Prelude to Antarctic Adventure, SPRI MS 1097/10/1:6: Vorlage:"-en
    72. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 191–193.
    73. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 194.
    74. Preston: A First Rate Tragedy, 1997, S. 87.
    75. Huntford, The Last Place on Earth, 1985, S. 221.
    76. British Warships Damaged. In: The New York Times vom 14. Februar 1907 (englisch, abgerufen am 11. September 2013).
    77. Daly: The Shackleton Letters, 2009, S. 35–39.
    78. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 156. Zitiertes Originaldokument: Brief von Ernest Shackleton an Robert Falcon Scott vom 28. Februar 1907, SPRI MS 25.
    79. Daly, The Shackleton Letters, 2009, S. 55: Vorlage:"-en
    80. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 159. Zitiertes Originaldokument: Brief von Edward Wilson an Ernest Shackleton vom 28. Februar 1907, SPRI MS 1537/2/14/15.
    81. Daly, The Shackleton Letters, 2009, S. 51: Vorlage:"-en
    82. Daly, The Shackleton Letters, 2009, S. 74. Zitiertes Originaldokument: Brief von Edward Wilson ans Shackleton vom 8. März 1907. SPRI MS 1537/2/15/8.
    83. Daly, The Shackleton Letters, 2009, S. 74. Zitiertes Originaldokument: Brief von Ernest Shackleton an Edward Wilson vom 11. März 1907. SPRI MS 1537/2/15/10.
    84. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 161. Zitiertes Originaldokument: Brief von Ernest Shackleton an Robert Falcon Scott vom 17. Mai 1907, SPRI MS 1537/2/15/21.
    85. Daly, The Shackleton Letters, 2009, S. 74: Vorlage:"-en
    86. Fisher, Shackleton, 1957, S. 114: Vorlage:"-en
    87. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 162: Vorlage:"-en
    88. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 180.
    89. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 85.
    90. Fisher, Shackleton, 1957, S. 130. Zitiertes Originaldokument: Raymond Priestley, Prelude to Antarctic Adventure, SPRI MS 1097/10/1:6: Vorlage:"-en
    91. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 188.
    92. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 195 und 197.
    93. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 23–24.
    94. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 70.
    95. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 197.
    96. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 61: Vorlage:"-en
    97. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 38.
    98. Fisher, Shackleton, 1957, S. 140.
    99. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 198.
    100. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 201.
    101. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 62–63.
    102. Fisher, Shackleton, 1957, S. 32–33.
    103. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 73–74.
    104. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 208. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Raymond Priestleys Expeditionstagebuch vom 24. Januar 1908, SPRI MS 298/1/1: Vorlage:"-en
    105. Riffenburgh, Nimrod, S. 210. Zitiertes Originaldokument: Arthur Harbord im Gespräch mit James Fisher am 9. Juni 1956, SPRI MS 1456/70: Vorlage:"-en
    106. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 83–84.
    107. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 90–91.
    108. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 287–289.
    109. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 89.
    110. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 94–96.
    111. Flagstaff Point, Eintrag auf geographic.org (englisch, abgerufen am 19. September 2013).
    112. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 97–98.
    113. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 123: Vorlage:"-en
    114. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 219–227.
    115. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 122–131.
    116. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 229.
    117. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 135–140.
    118. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 142–143.
    119. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 170–193.
    120. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 233–238.
    121. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 173.
    122. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 171.
    123. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 172.
    124. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I, 1909, S. 176: Vorlage:"-en.
    125. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 178: Vorlage:"-en
    126. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 178: Vorlage:"-en
    127. Shackleton, The Heart of the Antarctic, Vol. I., 1909, S. 179.
    128. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 238. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 11. März 1908, SPRI MS 1456/8: Vorlage:"-en
    129. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 248. Zitiertes Originaldokument: Philip Brocklehurst im Gespräch mit James Fisher vom 16. Dezember 1955, SPRI MS 1456/95.
    130. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 239. Zitiertes Originaldokument: Kampf der Polarforscher, Daily Mail vom 11. März 1908.
    131. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 240. Zitiertes Originaldokument: Brief von Robert Falcon Scott an seine Mutter Hannah vom 26. März 1908, SPRI MS 1542/11/5.
    132. Mills, Frank Wild, 1999, S. 65. Ergänzung: Das Buch gehört zu den wertvollsten Druckerzeugnissen des 20. Jahrhunderts. Im März 2006 wurde bei einer Auktion in der Grafschaft Northumberland ein einziges Exemplar für £ 53.000 versteigert (siehe JournalLive.co.uk vom 23. März 2006).
    133. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 114.
    134. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 238.
    135. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 251 und S. 406–407: Eric Marshall konservierte Brocklehursts großen Zeh in einem Glas mit Spiritus. Später wurde der Zeh in einem Londoner Krankenhaus aufbewahrt, bis Brocklehurst ihn schließlich auf sein Anwesen Swythamley Park in Staffordshire holte und ihm einen Ehrenplatz auf einem Kaminsims gab. Gerüchten zufolge soll der Zeh nach Brocklehursts Beerdigung 1975 beim Leichenschmaus von einem Gast in der Annahme, es handele sich um einen Cocktailsnack, verschluckt worden sein.
    136. Mills, Frank Wild, 1999, S. 67.
    137. Huntford, Shackleton, 1985, S. 237–238.
    138. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 6.: Auf der gesamten Route wurden acht Depots angelegt, deren Abstände zueinander in etwa gleich waren. Ausgehend von der Hütte am Cape Royds bestückten Teilnehmer der Landungsmannschaft in Richtung Süden drei Depots: Hut Point, sowie das Bluff-Depot und Depot A auf der Barriere. Die sich nach Süden anschließenden Depots (Depot B und Grisi Depot auf der Barriere, Depot D am Fuß des Beardmore-Gletschers, Depot E im oberen Abschnitt des Beardmore-Gletschers und Depot F auf dem Polarplateau) wurden durch die “Southern Party” angelegt.
    139. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 255. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 22. August 1950, SPRI MS 656/1/1.
    140. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 266–267. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 29. Oktober 1908, SPRI MS 1537/3/6.
    141. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 153.
    142. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 272–273. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 26. November 1908, SPRI MS 944/1.
    143. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 276. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 4. Dezember 1908, SPRI MS 1537/3/6.
    144. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 293.
    145. Mills, Frank Wild, 1999, S. 93.
    146. Huntford, Shackleton, 1985, S. 263–264.
    147. Riffenburg, Nimrod, 2006, S. 258: Maujee war ein Trockenfutter für die Ponys, das hauptsächlich aus Rindfleisch und Karotten bestand.
    148. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 298. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 25. Dezember 1908, SPRI MS 944/1.
    149. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 204.
    150. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 205. Ergänzung: Die größte Annäherung an den Nordpol durch Robert E. Peary vom 20. April 1906 lag bei 87°6’N (siehe Peary R.E., Nearest the Pole, Doubleday, Page & Co., New York 1907, S. 134.) Nach Untersuchungen des Polarforschers Wally Herbert ist Pearys damaliger Rekordanspruch jedoch anzuzweifeln (siehe Herbert W., Commander Robert E. Peary: Did He Reach the Pole?, National Geographic (September 1988), 387-413.).
    151. Mills, Frank Wild, 1999, S. 96. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 31. Dezember 1908, SPRI MS 944/1.
    152. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 210. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 9. Januar 1909, SPRI MS 1537/3/6.
    153. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 410: Frank Debenham im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1956: „Shackleton schenkte dem seelischen und körperlichen Befinden seiner Männer mehr Aufmerksamkeit als Scott. Scotts Ziel war es, unbedingt hinzukommmen, während Shackleton lebend hinkommen wollte.“ Zitiertes Originaldokument: SPRI MS 1456/66.
    154. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 307: Auf die Frage seiner Frau Emily, weshalb er vorzeitig umgekehrt sei, erwiderte Shackleton: „Ich dachte, ein lebender Esel ist Dir lieber als ein toter Löwe.“
    155. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 305. Zitiertes Originaldokument: Jameson Adams im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
    156. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 329–330.
    157. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 330. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 19. Januar 1909, SPRI MS 944/1.
    158. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 330. Zitiertes Originaldokument: Jameson Adams im Gespräch mit James Fisher vom 5. Oktober 1955, SPRI MS 1456/63.
    159. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 336. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 31. Januar 1909, SPRI MS 944/1.
    160. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 337. Zitiertes Originaldokument: Brief von Eric Marshall an John Kandall vom 24. August 1950, SPRI MS 656/1/2.
    161. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 221. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Ernest Shackletons Expeditionstagebuch vom 21. Februar 1909, SPRI MS 1537/3/6.
    162. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 223.
    163. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 341. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Frank Wilds Expeditionstagebuch vom 23. Februar 1909, SPRI MS 944/1.
    164. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 360. Zitiertes Originaldokument: Frank Wild, Memoiren: 54; Mitchell Library; State Library of New South Wales ML MSS 2198/1: CY Reel 15; Mrs Anne M. Fright.
    165. Huntford, Shackleton, 1985, S. 238.
    166. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 265.
    167. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 291–292.
    168. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 321. Zitiertes Originaldokument: Tannatt William Edgeworth David, Narrative, in Ernest Henry Shackletons The Heart of the Antarctic, S. 309-311.
    169. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 355–356. Zitiertes Originaldokument: Tannatt William Edgeworth David, Narrative, in Ernest Henry Shackletons The Heart of the Antarctic, S. 329–330.
    170. Frederick Pryce Evans (Kapitän der Nimrod), Bericht über die Britische Antarktis-Expedition, SPRI MS 369.
    171. Fisher, Shackleton, 1957, S. 236: Der Bericht war das längste Überseetelegramm aller Zeiten, das von Neuseeland abgeschickt wurde.
    172. Huntford, Shackleton, 1985, S. 308. Zitiertes Originaldokument: Brief von Clements Markham an Robert Falcon Scott vom 31. März 1909, SPRI MS 10.
    173. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 370. Zitiertes Originaldokument: Brief von John Scott Keltie an Ernest Shackleton vom 1. April 1909, SPRI MS 1456/19.
    174. Huntford, Shackleton, 1985, S. 304. Zitiert aus einem Brief von Robert Falcon Scott an John Scott Keltie vom 28. März 1908.
    175. Crane, Scott of the Antarctic, 2005, S. 432: Scott nahm ein Exemplar von Shackletons The Heart of the Antarctic mit auf die Terra-Nova-Expedition und hatte eine Abschrift der Tagebuchaufzeichnungen von Frank Wild über Shackletons Marsch zum Südpol dabei. Bereits die von Scott gewählte Route von der Ross-Insel über das Ross-Schelfeis und den Beardmore-Gletscher zum Polarplateau entsprach exakt derjenigen, die zuvor Shackleton gewählt hatte.
    176. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 394.
    177. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 383. Zitiertes Originaldokument: Undatierter Brief (Jahr: 1909) von Edward Wilson an Ernest Shackleton, SPRI MS 28.
    178. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 362.
    179. Shackleton, The Heart of the Antarctic, 1910, S. 210.
    180. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 386. Zitiertes Originaldokument: Eintrag in Eric Marshalls Expeditionstagebuch vom 9. Januar 1909, SPRI MS 1456/55.
    181. Fisher, Shackleton, 1957, S. 249.
    182. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 386.
    183. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 385.
    184. The London Gazette Nr. 28321, S. 9763.
    185. Fisher, Shackleton, 1957, S. 251. Zitiert aus dem Brief von John Scott Keltie (RGS) an Cuthbert Bayes (Hersteller der Medaille) vom 19. April 1909.
    186. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 395. Zitiertes Originaldokument: Brief von Roald Amundsens an John Scott Keltie vom 25. März 1909, SPRI MS 1456/16.
    187. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 394: Shackletons Unterstützung durch die Ross Sea Party zur (gescheiterten) Durchquerung der Antarktis fand unter der Leitung von Aeneas Mackintosh statt und wird gemeinhin getrennt zur Endurance-Expedition betrachtet. Mackintosh, Arnold Spencer-Smith und Victor Hayward (1888–1916) verloren dabei ihr Leben. Shackleton starb während der Quest-Expedition eines natürlichen Todes.
    188. Stefánsson, The friendly Arctic, 1921, S. 722−723.
    189. Riffenburgh, Nimrod, 2006, S. 403–404.
    190. Shackleton liebte Whisky. In: Polar News vom 22. Dezember 2009 (abgerufen am 30. August 2010).
    191. Ernest Shackletons Whisky in Antarktis entdeckt. In: Welt Online vom 6. April 2010 (abgerufen am 16. August 2010).