Shinsengumi
Die Shinsengumi (jap. 新撰組) war eine Samurai-Schutztruppe, die in der Edo-Periode für das Shogunat kämpfte. Es handelt sich dabei um die letzte (bekannte) Samurai Miliz, die um 1860 in Kyoto aktiv war. Diese Miliz wurde auch Mibu-rō genannt, was übersetzt "Wölfe von Mibu" bedeutet. Der Name bezieht sich auf die Stadt, in der die Shinsengumi stationiert war. Ursprünglich nannte man die Shinsengumi "Rōshi von Mibu", aber das änderte sich, nachdem der Ruf der Truppe in den Anfangsjahren gelitten hatte. "Shinsengumi" heißt übersetzt soviel wie "die Gruppe der neuen Gewählten". "Shinsen" bedeutet "die neuen Gewählten", während "gumi" mit "gruppieren’’, "Mannschaft" oder "Truppe" übersetzt werden kann.
Die Geschichte der Shinsengumi
Anfänge
Nachdem Japan in den 1860-ern mit der Ankunft Matthew Perrys kontinuierlich zur Öffnung gezwungen wurde, wuchs der Missmut in der Bevölkerung und viele Samurai verließen daraufhin ihre Heimat und sammelten sich in Kyoto um sich verschiedenen Gruppen anzuschließen. Die einen den Widerstandsbewegungen gegen das westliche Ausland, die anderen den Befürwortern der Öffnung Japans. Viele machten sich mit der Losung Sonno-Joi bemerkbar und forderten, dass die Macht vom Shogunat wieder dem Tennō (dem japanischen Kaiser) übergeben würde. So herrschte große Unruhe in den Großstädten Japans. Da im Frühling des Jahres 1863 der Shogun das erste Mal seit über 2 Jahrhunderten nach Kyoto reisen sollte, rekrutierte das Shogunat über 200 Schwertkämpfer unter dem Motto "Loyalität und Patriotismus". Sie sollten die Unruhen bekämpfen, die hauptsächlich gegen die Samurai aus den Lehen Choshu (dem heutigen Yamaguchi), Satsuma und Tosa kämpfen. Doch viele der Ronin (herrenlose Samurai) hatten ähnliche Vorstellungen wie ihre Gegner und so wurden die meisten nach Edo geschickt, wo sie relativ wenig Unruhe stiften konnten. Zu den verbliebenen gehörten die späteren Mitglieder der Shinsengumi.
Im Tama Distrikt von Edo (Tokio) gab es einen Kenjutsu-Dojo, den Shieikan, der die Tennen Rishin Ryuu – Schwertkunst praktizierte. Der Meister war Isami Kondo und unter seinen Schülern waren Toshizo Hijikata, Soji Okita und Inoue Genzaburo. Unter den unregelmäßigeren Besuchern fanden sich auch Seisuke Yamanami, Sanosuke Harada und Shinpachi Nagakura. Als Kondo und Hijikata hörten, dass sich in Kioto Samurai Verbände (Roshitais) bildeten, die für Japan kämpfen wollten, beschlossen sie ebenfalls in diese Großstadt zu ziehen. Einige Schüler, (auch die oben genannten) folgten ihnen. So fing die Shinsengumi ursprünglich als die ’’Rôshigumi’’ an. In Kyoto wurden dann am 12. März 1863 13 Roshis von Katamori Matsudaira, dem Daimyo von Aizu zu den „Verteidigern Kyotos“ bestimmt. Sie waren mit der Aufgabe betraut, den Aizu-Clan und das Shogunat zu schützen.
Später wurden die 13 Mitglieder der Verteidiger die 13 Gründungsmitglieder der eigentlichen Shinsengumi. Die ursprünglichen Kapitäne der Shinsengumi waren Kamo Serizawa, Isami Kondo und Nishiki Niimi. Die Gruppe bestand jetzt aus 2 rivalisierenden Parteien: Serizawas Gruppe und den Mitgliedern des Kondo Isami Shiekan Dojos. Die Feindschaft der Parteien resultierte aus dem Standesunterschied der Anführer. Serizawa, der einer reichen Samurai-Familie entstammt, soll ein sehr ausschweifender und sich selbst überschätzender Mann gewesen sein, während Kondo aus bäuerlichen Verhältnissen stammte. Die Shinsengumi quartierte sich in Mibu, in Kyotos unmittelbarer Nähe, ein. Serizawas und Niimis rücksichtslose Taten, die sie im Namen der Shinsengumi begingen, führten dazu, dass die Gruppe in Kyoto gefürchtet wurde, obwohl sie eigentlich den Frieden wahren sollte. Ihr Ruf verbesserte sich erst nach dem rituellen Selbstmord (Seppuku) von Niimi und der Ermordung Serizawas durch die von Matsudaira dazu beauftragten Kondo-Anhänger innerhalb der Shinsengumi.
Der Ikedaya Vorfall
Ungefähr am 20. Juni 1864 sollte der Plan einer Ishin Shishi genannten Organisation durchgeführt werden, der vorsah, Kyoto an mehreren Orten in Brand zu stecken um Katamori Matsudaira und Tatsuhiko Nagawanomiya zu töten und den Kaiser zu entführen. Aber die Miburo erfuhren früher von dem Plan und führten am 5. Juni 1864 eine Razzia durch, bei der es der Shinsengumi gelang führende Mitglieder der Ishin Shishi, die über die Aufstellung einer Armee berieten, im Ikedaya Inn zu töten. Dieser Vorfall ließ die Truppe über Nacht berühmt werden. Daraufhin verzeichnete die Miliz einen steten Zuwachs an Mitgliedern. In ihrer stärksten Phase hatte die Shinsengumi ungefähr 300 Mitglieder. Sie waren auch die erste Samuraigruppe überhaupt, die Nicht-Samurai, also Kaufleute und sogar Bauern, beitreten ließen. Schließlich herrschte in Japan ein Klassensystem, indem nur der Samuraiklasse das Tragen von Waffen erlaubt war. Viele traten der Shinsengumi aus dem Grund bei, ein Samurai zu werden oder um politisch etwas bewegen zu können.
Das Ende der Shinsengumi
Die Shinsengumi blieb gegenüber dem Tokugawa Bakufu loyal und als dieses zusammenbrach wurde die Miliz aus Kyoto vertrieben. Sie kämpften auch dann noch weiter bis das Shogunat letztendlich gestürzt wurde. Isami Kondō wurde von der daraufhin etablierten Meiji -Regierung gefangen genommen und enthauptet. Im Allgemeinen markiert der Tod von Toshizō Hijikata an 11. Mai 1869 das Ende der Shinsengumi. Es gab aber auch einige Mitglieder, wie etwa Shinpachi Nagakura und Hajime Saitō, die die Eliminierung der Shinsengumi überlebten.
Rangliste der Shinsengumi nach dem Ikedaya-Vorfall
Kommandant : Isami Kondo
Vize-Kommandanten: Toshizo Hijikata , Keisuke Yamanami
Militärischer Berater: Ito Kashitaro
Truppenkapitäne:
- Soji Okita
- Shinpachi Nagakura
- Hajime Saito
- Chuji Matsubara
- Kanryusai Takeda
- Genzaburo Inoue
- Sanjūro Tani
- Heisuke Todo
- Mikisaburo Suzuki
- Sanosuke Harada
Spione: Kai Shimada, Susumu Yamazaki
Die Regeln der Shinsengumi
Das Gesetz
Allgemein wird angenommen, dass das Gesetz der Shinsengumi von Kamo Serizawa oder Isami Kondō verfasst wurde, wahrscheinlicher ist aber, dass Toshizo Hijikata sich dafür verantwortlich zeichnet, da sie seinem strengen Wesen eher entsprechen als den anderen Anführern. Das Gesetz beinhaltet fünf Artikel, die das Folgende verbieten:
- das Abweichen vom Samurai-Kodex (Bushido)
- das Verlassen der Shinsengumi
- Geld annehmen
- sich in Fehden anderer einzumischen
- sich privat in Kämpfe jeglicher Art verwickeln zu lassen
Die Strafe für das Brechen der Gesetze war Seppuku. Zusätzlich hatte die Shinsengumi diese Gesetze:
- Wenn der Führer einer Einheit tödlich verwundet wird, müssen alle Mitglieder der Einheit bis zum Letzten kämpfen und sterben.
- Auch in einem Kampf, in dem die Todesrate hoch ist, dürfen die Leichen der Gefallenen, ausgenommen derer der Anführer, nicht geborgen werden.
- Wenn ein Mitglied der Shinsengumi in einem Kampf mit einem Fremden den Feind nicht töten kann und ihm dadurch erlaubt zu entkommen, dann muss er Seppuku begehen, auch wenn er schwer verletzt war. Dabei ist es egal ob der Soldat im Dienst war oder nicht.
Hijikata zwang alle den strengen Richtlinien zu folgen, um die Gruppe nach den Idealen des Bushido zu formen und um Angst zu schüren und dadurch zu gewährleisten, dass Aufträge von Hijikata oder von Kondo strikt befolgt wurden. Diese Regeln sind ein Hauptgrund aus dem die Shinsengumi solch eine starke Gruppe wurde, die letztendlich aus vielen herausragenden Schwertkämpfer bestand, von denen jeder mit der amtlichen Sanktion und viele mit einer gewissen Neigung zum Töten ausgestattet waren. Unzählige Mitglieder sind gezwungen worden Seppuku zu begehen, da sie Regeln gebrochen hatten. Viele sind auch wegen Verdacht auf Spionage getötet worden. Berichten zufolge wurde in Kyoto damals gesagt, dass das Blut der Mitglieder der Shinsengumi wie Wasser in die Straßen von Kyoto floss.
Methoden der Truppe
Neben den strengen Regeln waren auch die Methoden der Shinsengumi ein Grund für ihre Überlegenheit. Da sich viele Ronin in Kyoto aufhielten, die die Ursache für etliche Unruhen waren, patrollierte die Shinsengumi streng in den Straßen von Kyoto. Dabei war jeder Ronin, der keinen gültigen Ausweis, der die Zugehörigkeit zu einem Lehen oder Dienstherren bewies, vorlegen konnte, gefährdet. Die Miliz soll sehr hart gegen Leute ohne Ausweis oder Unruhestifter vorgegangen sein. Dabei griffen die Polizisten oft in einer Gruppe an, bei dem die Lücke, die ein getöteter Polizist hinterließ, schnell durch aufrückende Männer geschlossen werden konnte. Die gute Ausbildung der Mitglieder der Shinsengumi sorgte zusätzlich dafür, dass sie die Ordnung aufrechterhalten konnten. Die amtliche Sanktion zu töten führte allerdings auch dazu, dass viele Mitglieder der Shinsengumi ihre Macht missbrauchten. Kyoto soll in den 1860-ern ein sehr gefährliches Pflaster gewesen sein.
Die Uniform

Die Mitglieder der Shinsengumi waren in der Schlacht wegen ihrer Uniformen sehr gut erkennbar, da diese sich sehr von den herkömmlichen Uniformen unterschied. Kapitän Kamo Serizawa bestimmte, dass die Standarduniform aus dem Kimono besteht, über welchem Haori und Hakama getragen wurden. Außerdem wurde über der Brust über Kreuz ein weißes Band gebunden. Besonders auffällig war dabei die hellblaue Farbe (asagiiro) des Haoris. Die Ärmel des Haori wurden mit weißren Schnüren hochgebunden. Damit unterschied sich die Uniform durchaus von dem üblichen Braun, Schwarz oder Grau der herkömmlichen Uniformen. So stellten die Uniformen der Shinsengumi im Kampf nicht nur ein Mittel zur Kennzeichnung der Verbündeten, sondern auch eine gut sichtbare Drohung dar.
Die Shinsengumi heute
Da geschichtliche Themen zu begeistern scheinen, wurden auch der Shinsengumi etliche Filme etc. gewidmet. Hier sind einige Beispiele dazu aufgeführt.
Die japanische Rundfunkstation NHK begann 2004 mit der Ausstrahlung einer Fernsehserie unter dem Titel ’’Shinsengumi!’’. Diese beschäftigt sich mit der Geschichte der Shinsengumi, baut sie aber auch fiktiv aus.
Im Jahr 2003 wurde ein Film unter dem Titel When the last sword is drawn produziert. Der Streifen dramatisiert das Ende der Gruppe, wobei wichtige historische Persönlichkeiten wie Hajime Saito eine wichtige Rolle spielen.
Auch im Bereich der japanischen Comics (Manga) wird die Geschichte der Shinsengumi aufgegriffen. So beschreiben Peace Maker sowie Peace Maker Kurogane die Entwicklungen in der Gruppe bis zum Ikedaya-Vorfall.
Auch in dem auch hierzulande bekanntem Manga Kenshin (Rurouni Kenshin) agiert Hajime Saito als eine der Hauptfiguren. Hier ist er allerdings unter dem Namen Fujita Goro in seiner Funktion als Polizist bekannt, eine Position, die er nach der Zerschlagung der Shinsengumi angenommen hatte.
Weblinks
- http://shinsengumihq.com
- http://www.comicradioshow.com/Article2222.html Rezension zu Peace Maker Kurogane