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Radierung

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eine Radierung (von lat. radere = kratzen, wegnehmen, entfernen), auch Ätzradierung oder Strichätzung genannt, ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Die druckfähige Platte entsteht durch Einwirkung chemischer Substanzen. Dazu wird zuerst die Druckplatte mit einem säurebeständigem Medium lackiert, die Zeichnung in den Lack geritzt und anschließend geätzt wird. Die Linienstärke wird durch die Dauer des Ätzvorganges gesteuert.

Die Technik der Radierung entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus dem Kupferstich. Die ersten Radierungen tauchen im Jahre 1513 auf (siehe auch Grafik, Kapitel Geschichte der Graphik).

Herstellungsvorgang einer Radierung im Detail

Die Druckplatte wird mit einer säurebeständigen Schicht (Wachs, Mastix, Asphalt-Mischung) überzogen. Auf dieser Platte wird die Zeichnung mit einer Radiernadel, einer Roulette oder Moulette leicht in diese säurebeständige Schicht eingeritzt. Es folgt ein Säurebad (üblich ist Salpetersäure oder Eisenchlorid), in der die Säure das Metall an den eingeritzten Stellen ätzt. Je nach Zeitdauer der Säureeinwirkung werden die Linien stärker oder schwächer. Sollen einzelne Partien kräftiger erscheinen, werden die übrigen ebenfalls mit der säurebeständigen Schicht bedeckt und die Platte wieder ins Säurebad gelegt. Eine einzelne Druckplatte kann so eine Reihe von Ätzvorgänge aufweisen. Erzielt wird damit im Druck eine Abstufung vom hellsten Grau bis zum tiefsten Schwarz. Der entscheidende Schritt zur künstlerischen Entfaltung der Radierung lag in der Erfindung des stufenweisen Ätzens.

Nach Entfernung des Ätzgrundes wird die Platte mit der Druckfarbe eingefärbt, und durch Wischen soweit von Farbe gereinigt, daß nur die tiefer liegenden, druckenden Plattenteile farbtragend sind. Die Druckfarbe wird beim anschließenden Druck an das Druckpapier wieder abgegeben, wenn ein angefeuchtetes Blatt Tiefdruckpapier durch die Radierpresse gezogen wird.

Weitere Techniken des grafischen Tiefdrucks

Die grafischen Tiefdruckverfahren werden in zwei große Gruppen unterteilt: die manuellen Stichverfahren (wie beispielsweise Kaltnadel, Kupferstich, Mezzotinto und die Ätzverfahren. Die Radierung zählt zu den Ätzverfahren, zu der auch Aquatinta und Vernis Mou zählen. Carborundum ist eine Kombination aus Radierung und Prägedruck, bei der zusätzlich zur Radierung bestimmte Stellen der Druckplatte mit einer Mischung aus z.B. Carborundum (Schleifsand für Lithosteine) und Marmormehl bedeckt werden.

  • "Heliogravure" entstand Ende des 19. Jhdts als mit der Photographie lichtempfindliche Beschichtungen aufkamen. Dabei wird eine Aquatinta mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet und dann das Motiv auf diese vorbereitete Platte belichtet. Auf diese Weise konnten Fotos vervielfältigt werden.

Farbradierung

Weniger gebräuchlich ist die Farbradierung. In der einfachen Variante wird die Druckplatte mit verschiedenen Faben eingefärbt; naturgemäß ist das aber schwierig zu steuern und es ist deswegen kaum möglich einen einheitlichen Auflagendruck durchzuführen. Eine präzise Steuerung erlaubt der Druck mit mehreren Druckplatten. Von der ersten Druckplatte wird das Motiv auf weitere, gleich große Platten übertragen, die dann andere Farben tragen. Der Druck erfolgt dann in der Reihenfolge von der hellen zur dunklen Farbe.

Beispiele für Radierung und andere Tiefdruckverfahren

Beispiele für unterschiedliche Tiefdruckverfahren
Kaltnadel
Ätzung
Aquatinta
Datei:Vernis-mous.jpg
Vernis-Mous
Farbradierung auf einer Platte

Siehe auch: Kupferstich, Mezzotinto

Geschichte der Radierung (Achtung Baustelle!!)

  • Technik stammt aus der Silber- und Waffenschmiedekunst: Verzierungen wurden auf andere Objekte übertragen -> Ziselieren, Stahlstich
  • Frühform von ??Masacchio?? um 1400
  • Dürer war ursprünglich Gold- und Silberschmied und benutzte v.a. den Kupferstich, macht auch Versuche mit der Ätztechnik (Eisenradierungen) und Kaltnadel
  • Herkules Seghers, holländ. Maler und Grafiker: viel versprechende Arbeiten mit der Ätzung in Kupferplatten
  • Hohe künstlerische Reife der Ätztechnik und der Kaltnadel durch Rembrandt van Rijn; interessant auch hier die künstlerische Nutzung der Plattenzustände als "work in progress"
  • Ende des 18. Jhdts kommt die Aquatinta auf; Francisco de Goya schuf mit dieser Technik die Radierzyklen Los Caprichos und Desastros de la Guerra (die Schrecknisse des Krieges)
  • mit dem Aufkommen der Lithographie verlieren die Radierung und der Kupferstich ihre Bedeutung als künstlerische Reproduktionstechniken, private (bürgerliche Sammler entdecken die Arbeiten als erschwingliche Möglichkeit Kunst zu sammeln
  • bedeutende (halbwegs) zeitgenössische Künstler der Radierung: A. Paul Weber, Horst Janssen, Johnny Friedländer, Andreas Vietz, Anja Klafki, J.P. Moro, Marc Chagall etc (bitte ergänzen)

Radierung und Kupferstich

Wie die Radierung zählt auch der Kupferstich zu den Tiefdruckverfahren. Während beim Kupferstich durch das scharfe Einschneiden sehr exakte klare Ränder erzielt werden können, greift die Säure beim Ätzvorgang der Radierung das Metall ungleichmäßig an. Sie dringt, wenn auch nur sehr geringfügig auch unter die Ränder der Deckschicht ein. Dadurch entsteht die etwas körnig wirkende Linie.

Ein weiterer Unterschied zwischen Kupferstich und Radierung liegt in der Möglichkeit der Linienführung. Während bei der Radierung mit der Nadel so frei wie mit einem Bleistift gearbeitet werden kann und damit eine unmittelbare, spontane Zeichnung möglich ist, ist die Schnittführung des Kupferstichs auf gerade oder kurvige Linien beschränkt, die entweder in parallelen Zügen oder in Kreuzlagen geführt werden.

Die Unterscheidung zum Kupferstich kommt vornehmlich aufgrund der künstlerischen Wertschätzung zustande, der Kupferstich wurde als "billige" Reproduktionstechnik, die hohe Auflagen erlaubte bereits im 18. Jhdt verwendet ("Sprichwort: mein Freund und Kupferstecher"), dagegen wurde die Radierung als ursprüngliche, künstlerische Ausdrucksform von Sammlern geschätzt.

Literatur

  • Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik, München 1977
  • Lothar Lang, Der Graphiksammler, Berlin 1979