Zum Inhalt springen

Sokrates

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. April 2004 um 11:59 Uhr durch Mbeller (Diskussion | Beiträge) (=Leben=). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Sokrates

Sokrates war ein griechischer Philosoph, (* 469 v. Chr., † 399 v. Chr. (hingerichtet)), er lebte und wirkte in Athen. Er gilt als eine der Hauptgestalten der griechischen Philosophie und des abendländischen Denkens.

Leben

Biographische Informationen über Sokrates sind nur spärlich vor allem durch Platon und Xenophon überliefert. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen.

Als gesichert kann angesehen werden, dass Sokrates als Sohn des Bildhauers Sophronikos und der Hebamme Phainarete in Athen geboren wurde. Er war mit Xantippe verheiratet. Die verbreitete Ansicht, sie sei ein durch und durch zänkisches Weib gewesen, wird durch die Quellen nicht belegt. Aus dieser Ehe stammten drei Söhne. Die beiden Jüngsten waren zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters vermutlich unter 10 Jahre alt. Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Ob er den väterlichen Beruf eines Bildhauers erlernt hat, wird von der Forschung unterschiedlich beantwortet.

Er nahm als Soldat an den Kämpfen von Potidaia (431-429), Delion (424) und Amphipolis (422) teil. Seine Tapferkeit und sein Mut werden von Platon und Xenophon erwähnt. 423 wird Sokrates als Hauptfigur der Komödie „Die Wolken“ von Aristophanes zur Zielscheibe des allgemeinen Spottes. 416 erscheint Sokrates als „Ehrengast“ auf einem berühmten Gastmahl (Symposion), das anlässlich des Trägödiensieges des jungen Agathon stattfindet. 406 nahm Sokrates als Richter am Prozess gegen die Feldherren aus der Arginusenschlacht teil. Aus der Zeit der Gewaltherrschaft der Dreißig etwa um 403 sind einige Ereignisse überliefert. Ein festes Datum ist das Jahr 399, als Sokrates zum Tode verurteilt wurde.

Dieser Verurteilung ging ein Prozess voraus, in dem Sokrates wegen Gottlosigkeit und verderblichem Einfluss auf die Jugend angeklagt wurde. Diese Art von Prozessen wurde Asebieprozess genannt. Mit Stimmenmehrheit (vor seiner Rede mit 281, danach mit ca 361 von 500 Stimmen) wurde er von der demokratischen Ratsversammlung Athens für schuldig befunden. Nach damaligen Brauch, durfte Sokrates eine Strafe für sich selbst vorschlagen, verhöhnte jedoch die Richter, indem er eine Belohnung forderte. Schließlich starb er durch Trinken des Schierlingsbechers. Sokrates hätte sein Leben retten können, wenn er bereit gewesen wäre, die Anklage als berechtigt anzuerkennen oder sich durch Flucht der Vollstreckung zu entziehen, wie sein Freund Kriton ihm dies eindringlich nahelegte. Letzteres tat er nicht, da sein Daimonion ihm keinen Anlass dazu gab. Außerdem betrachtete er die Flucht als Tat des politischen Unrechts gegenüber dem Rat der Athener Bürger. Die Anklage als berechtigt anzunehmen, kam ebensowenig in Frage. Er hielt die Wahrheit für wichtiger als sein Leben. Die Verhandlung und der Tod Sokrates sind in Platons Schriften Apologie, Kriton und Phaidon beschrieben.

Philosophie

Sokratische Philosophie bedeutet eine innere Bewegtheit, eine Haltung, die Denken und Dasein bestimmt, was sich in der Übersetzung des Wortes "Philosophie als „Liebe zur Weisheit“ ausdrückt. Die Liebe übrigens, so äußerte sich Sokrates einmal, sei das einzige, wovon er etwas verstehe. ( vgl. Theages 128a)

Sokrates nennt in seiner Apologie den Gott von Delphi als Garanten für die Wahrhaftigkeit seines Philosophierens. Dieser Gott hatte ihm geweissagt, dass „niemand weiser ist als Sokrates“. Seine bescheidene Selbsterkenntnis hielt Sokrates davon ab, dieser Aussage mehr zuzutrauen, als er selbst einzusehen im Stande war. „Was meint der Gott damit? Worauf will er mich hinweisen? Schließlich weiß ich doch, dass ich weder viel noch wenig weiß! Und lügen wird er ja nicht, das ist ihm nicht erlaubt.“ (Apologie 21b)

Vom Gott zur Weisheit berufen und nicht als Weiser bezeichnet, so verstand er dies schließlich. Er machte sich deshalb auf, andere, die als weise galten, zu befragen, um von ihnen zu lernen. So kam es zu den Streitgesprächen mit den Sophisten, den Weisen seiner Zeit, den in öffentlichen Ämtern stehenden Athenern, Bekannten und Freunden. So entstand die berühmte Mäeutik, eine Art „geistige Geburtshilfe“, die er - so Sokrates in bester Selbstironie – von seiner Mutter, die Hebamme gewesen war, gelernt hatte.

Durch Fragen und nicht durch Belehren des Gesprächspartners – wie es die Sophisten gegenüber ihren Schülern praktizierten - sollte dessen eigene Einsichtsfähigkeit schließlich Wissen um Gutes (kalos) und Edles (gathos) selbst „gebären“, bzw. hervorbringen. Dieses Ziel war jedoch nicht ohne Einsicht in das eigene meist vermeintliche Wissen möglich.

Sokrates versuchte diese Schmerzlichkeit durch seine Menschlichkeit und seinen Respekt vor dem anderen zu mildern, die sich auch in seiner Ironie ausdrückt. Sie will den anderen nicht lächerlich machen, sondern seine Unzulänglichkeit als etwas zu erkennen geben, über das derjenige selbst lachen soll, anstatt zerknirscht zu sein. Wie schwer, ja oft unmöglich es vielen seiner Gesprächspartner wurde, über dies Brücke zu gehen, zeigen die platonischen Dialoge.

Dieses Philosophieren, das oft mitten im geschäftigen Treiben Athens stattfand, versprach Antwort auf die Frage vieler Athener, wie sie ihre Söhne zu besseren Männern erziehen könnten, damit die Polis die „Schule von Hellas (bleibe) ... und jeder einzelne Bürger ... in vielseitiger Weise seine eigene persönliche Art entfalte“ (vgl. "Die Rede des Perikles", in: Thukydides, Der Peloponnesische Krieg (Peloponnesischer Krieg), II 41,1: .). So kam es, dass Sokrates Freunde und Feinde gewann. Freunde die seine Philosophie als Schlüssel zur eigenen und gemeinschaftlichen Wohlfahrt und Weisheit ansahen. Feinde, die seine Philosophie als Gotteslästerung und gemeinschaftsschädigend einschätzten.

Nicht nur die Zeitgenossen hatten kein einheitliches Sokratesbild, auch die Forschung hat es nicht.

Ein Zeitzeuge über Sokrates

Berühmt ist die Rede des Alkibiades über Sokrates aus Das Gastmahl (Platon). Alkibiades verglich Sokrates mit den Silenfiguren. Das waren kleine geschnitzte, satyrhafte Figuren, die man aufklappen konnte. Im Inneren wurden kleine goldene Götterbilder aufbewahrt. Ähnlich sei es mit Sokrates und seinen Reden. Nach außen hin oft lächerlich und unverständlich wirkend, trage er in seinem Inneren goldene Götterbilder, so schön, dass man glaube, alles tun zu müssen, was er verlange. Ähnlich, so fährt Alkibiades weiter fort, sei es mit den Reden des Sokrates. Äußerlich erschienen sie einem oft lächerlich oder unverständlich. Dringe man aber in ihr Inneres ein, so finde man ausschließlich Wahrheit und alles andere, was man brauche um tüchtig zu werden. (Vgl. im Gastmahl die Abschnitte 217 und 222)


Literatur über Sokrates

  • Dialoge von Platon
  • Xenophon:
    • Die sokratischen Schriften. Stuttgart 1956.
    • Erinnerungen an Sokrates. Ditzingen 1980.
  • Gottfried Martin: Sokrates. (Erschienen in der Reihe der Rowohlt-Bildmonographien) Hamburg 1967.
  • Romano Guardini: Der Tod des Sokrates.Hamburg 1966.
  • Dialoge im Netz