Zum Inhalt springen

Glasenuhr

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. September 2013 um 20:40 Uhr durch Mgehrmann (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Schiffsglocke
Glasen auf dem deutschen Segelschulschiff Gorch Fock
mechanische Glasenuhr

Die Glasenuhr gibt in der Schifffahrt durch Glockenschläge (Glasen) die Uhrzeit an.

Die Bezeichnung Glasen für die Zeitrechnung auf Seeschiffen leitet sich von den gläsernen Sanduhren (Stundenglas) her, die vor der Erfindung des Chronometers zur Zeitbestimmung an Bord dienten. Dabei handelte es sich um ein Halbstundenglas und ein Vierstundenglas. Das Ablaufen und Umdrehen des Halbstundenglases wurde durch Anschlagen der Schiffsglocke angezeigt, wobei die Anzahl der Schläge gleich der Häufigkeit des Umwendens war. Diese Zählweise ging bis Acht, also entsprechend einer Wache und begann dann erneut mit dem Wenden des Vierstundenglases. Die entsprechenden Zeitangaben sind „acht Glasen“ (Wachbeginn), „ein Glasen“, „zwei Glasen“, – , „sieben Glasen“ bis wiederum „acht Glasen“ (Wachende).

Aus Tradition und aus praktischen Erwägungen hat man den Glasenschlag auf vielen Schiffen beibehalten. Die deutsche Marine glast aber nur noch auf der Gorch Fock und an der Marineunteroffizierschule (MUS) in Plön. Heute werden mechanische, elektromechanische und elektronisch gesteuerte Uhren eingesetzt.

Der Glasenschlag bzw. das Umdrehen der Sanduhr wird vom Wachhabenden an der Schiffsglocke für alle hörbar in einem festgelegten Rhythmus angeschlagen. Jede volle Stunde ist ein Doppelschlag, jede halbe Stunde ein einzelner Schlag. Wenn man beispielsweise nachmittags zwei Doppelschläge und einen einzelnen Glockenschlag hört (= fünf Glasen), dann ist es entweder 14:30 oder 18:30 Uhr. Das kann man auch nach Gefühl gut auseinanderhalten und braucht daher auf einem Schiff, auf dem regelmäßig geglast wird, keine Armbanduhr.

Hört man vier Doppelschläge, also acht Glasen, ist es auf vielen Schiffen immer noch Zeit für den Wachwechsel. Zwei bis drei Wachschichten wechseln sich bei der Arbeit ab. Auf deutschen Schiffen werden traditionell drei Wachdienste gefahren. Nach vier Stunden Wache folgen acht Stunden Freiwache.

Auf Schiffen, die im Hafen liegen, wird nicht geglast.

Wache[1] Crew Glasenschläge - Rhythmus - Uhrzeit
8 1 2 3 4 5 6 7 8
.. .. .. .. . .. .. . .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. . .. .. .. ..
1. Tagwache (04:00 bis 08:00)
Morgenwache
1 04:00 04:30 05:00 05:30 06:00 06:30 07:00 07:30 08:00
2. Tagwache (08:00 bis 12:00)
Vormittagswache
2 08:00 08:30 09:00 09:30 10:00 10:30 11:00 11:30 12:00
3. Tagwache (12:00 bis 16:00)
Nachmittagswache
3 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00
4. Tagwache (16:00 bis 20:00)
Plattfußwache
1 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00 18:30 19:00 19:30 20:00
1. Nachtwache (20:00 bis 24:00)
Abendwache
2 20:00 20:30 21:00 21:30 22:00 22:30 23:00 23:30 24:00
2. Nachtwache (00:00 bis 04:00)
Hunde- oder Hundswache
3 00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30 04:00

Einzelnachweise

  1. Coornellius de Jong: Seeleben. In: Der Sammler: Ein Unterhaltungsblatt. Zweiter Jahrgang. Wien 1810, S. 35 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – niederländisch: Reize naar de Mittellandsche Zee in de Jaren 1777–1779.).