Corticosteroide
Kortikoide oder Kortikosteroide sind eine Gruppe von ca. 50 in der Nebennierenrinde gebildeten Steroidhormonen sowie chemisch vergleichbare synthetische Stoffe. Alle Kortikoide entstehen dabei aus dem Ausgangsstoff Cholesterin oder werden durch Polymerisation von Isopren gebildet. Gemeinsames Grundgerüst der Hormone ist das Progesteron (Δ4-Pregnen-3,20-dion).
Unterschieden werden:
- Mineralokortikoide werden in der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde gebildet und beeinflussen vorwiegend den Kalium-Natrium-Haushalt und damit den Wassergehalt des Körpers
- Glukokortikoide stammen aus der Zona fasciculata und beeinflussen vorwiegend den Kohlenhydratstoffwechsel
- Androgene Sexualhormone aus der Zona reticularis
Zu den natürlichen Glukokortikoiden gehören Kortison, Corticosteron, und Kortisol; zu den Mineralokortikoiden das Aldosteron und Desoxycorticosteron . Künstliche Kortikoide sind z.B. Prednison und Prednisolon, Methylprednisolon, Triamcinolon, Dexamethason, Betametahason und Paramethason.
Synthese
Die unterschiedlichen Hormone werden aus Progesteron durch Hydroxylierung (Einbau von OH-Gruppen) und Oxidation dieser Gruppen zu Keto- oder Aldehydgruppen an verschiedenen Positionen gebildet. Die Funktion der Nebennierenrinde wird durch das ACTH, ein Protein-Hormon aus der Hirnanhangdrüse, gesteuert.
Überproduktion, Mangel
Krankhafte Überproduktion oder langdauernde Einnahme von Glukokortikoiden erzeugen ein charakteristisches Krankheitsbild (Cushing-Syndrom) mit Osteoporose, Diabetes Fettsucht und Muskelschwund. Zu hohe Mineralokortikoid-Konzentrationen stören den Wasser-Elektrolythaushalt und schädigen die Nieren (Conn-Syndrom).
Ein Mangel an Nebennierenrindenhormonen erzeugt den Morbus Addison, eine lebensbedrohliche Erkran kung mit Kreislaufschwäche, Austrocknung und Kachexie. Ein bestimmter Gendefekt, bei dem zuviel Androgene und zuwenig Aldosteron produziert werden, verursacht Virilismus und Wassereinlagerung; das Vollbild der Krankheit wird als Adrenogenitales Syndrom bezeichnet.
Abbau
Kortikoide werden in der Leber durch Reduktion zu inaktiven Derivaten (17-Hydroxysteroide, 17-Ketosteroide) umgewandelt und über Urin und Gallenflüssigkeit ausgeschieden.
Therapie
Außer bei den o.g. Mangelzuständen werden vor allem Glukokortikoide in zahlreichen Immunerkrankungen und Notfallsituationen als Medikament eingesetzt. Die natürlichen Kortikoide sind gegenüber den künstlichen Kortikoiden schwächer wirksam. Medikamente mit einer höheren Affinität binden sich leichter an die Rezeptoren und haben bei gleicher Arzneimittelkonzentration eine größere Wirkung.
Für die orale und intravenöse Therapie werden Äquivalenzdosen (die gleichwirksame Dosis Kortison, z.B. für ) angegeben. Prednison (17α,21-Dihydroxy-1,4-pregnadien-3,20-dion) ist ein künstlich hergestelltes Kortikoid, welches einer dehydrierten Variante des Kortison entspricht. Seine Wirkung liegt etwa bei der vier- bis fünffachen des Kortison.
Kortikoide werden zur Behandlung von u.a.Asthma, Ekzemen, Neurodermitis, Nephritiden und Schuppenflechte (Psoriasis) genutzt.