Dutch Wax
Dutch Wax (auch als Wax Hollandais, Wax Prints oder Waxprints bezeichnet) sind Baumwollstoffe, die mit farbigen Mustern bedruckt sind. Viele halten die in den Niederlanden entworfenen Muster und Farben der Stoffe für authentisch afrikanisch. [1] In vielen Teilen Westafrikas und anderen Teilen des afrikanischen Kontinents sind die gemusterten Stoffe ein unverwechselbarer Bestandteil der afrikanischen Kultur und Identität geworden.
Geschichtliches
Ursprünglich wurde das heutige Dutch Wax von den Niederländern entdeckt, als sie die Muster indonesischer Batikstoffe kopierten und als Textildrucke industriell herstellten, um die gemusterten Baumwollstoffe in der damaligen Kolonie Java zu vermarkten. Dieser Versuch scheiterte, da die Indonesier ihre eigene traditionelle Handarbeit dem Massenprodukt vorzogen.
Der afrikanische Markt
Es gibt drei bekannte Gründe, aus denen die Stoffe wahrscheinlich nach Afrika gekommen sind.[2]
- Mit Frachtern unterwegs auf den Handelsrouten der Niederländische Ostindien-Kompanie nach Java Indonesien entdeckten die niederländischen Händler einen Absatzmarkt an der westafrikanischen Goldküste, heute Ghana. Am Anlaufhafen Elmina bestand eine große Nachfrage nach den bunt gemusterten Stoffen. Zum Zweck der Marktforschung schickte die niederländische Firma Van Vlissingen & Co. (heute Vlisco) junge Männer über den Hafen Elmina an die westafrikanische Küste, um in Kontakt mit dort lebenden Frauen zu treten und so den Geschmack und die Anforderungen der Kundinnen genauer zu erforschen.
- Für den Dienst im Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger (KNIL) wurden in Accra, Axim und Elmina Schwarze Niederländer rekrutiert. Bei ihrer Heimkehr brachten diese Soldaten Batik aus Java mit und bereiteten damit den Boden für die Nachfrage nach Dutch Wax.
- Das Aschantireich betrieb im 18. und 19. Jahrhundert in großem Umfang Sklavenhandel. Mit dem allmählichen Verbot des Sklavenhandels setzte auf dem afrikanischen Kontinent verstärkt die Missionierung ein. Durch die Kontakte niederländischer Händler mit Missionsstationen in der ehemaligen Goldküste erhielten sie detaillierte, verlässliche und somit wertvolle Nachrichten über das Kleidungsverhalten und die Vorlieben für bestimmte Stoffmuster der Goldküstenbewohner. Darüber hinaus konnten sie sich wahrscheinlich über die Missionsstationen Meinungen von Marktfrauen einholen, die im Waxprinthandel tätig waren und das Kaufverhalten kannten. Zudem hatten die Missionare ein Interesse daran, eine Kleiderordnung einzuführen, da sie die Afrikaner lehren wollten, ihre Blöße zu bedecken und die Gesetze der Moral einzuhalten.
Technik
Damit effizienter produziert werden konnte, war man auf der Suche nach einer Technik, wie das flüssige Wachs maschinell aufgetragen werden konnte. Das Gewebe muss vollständig durchdrungen werden, damit der Stoff beidseitig vor Farbe geschützt wird und das Muster sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite in gleicher Qualität sichtbar ist. Der Belgier J.B.T. Prévinaire funktionierte 1852 die Perrotine (eine Textildruckmaschine, die von dem Franzosen Luois-Jerome Perrot 1835 erfunden wurde) zur Wachsdruckmaschine um und nannte sie La Javanaise. Der Druckvorgang der Perrotine basierte auf der Technik von Holzdruckstempeln, wie sie auch in der manuellen Fertigung verwendet wurden.
Die heute angewandte Technik der Applikation beruht auf einer Doppel Walzentechnik und das Wachs wird durch Harz oder Kleister ersetzt. [3]
bekannte Hersteller
- Die in Helmond ansässige Firma Van Vlissingen & Co ( jetzt Vlisco) war in den Niederlanden die einzige Firma, die Designer beschäftigte, um Muster für den afrikanischen Markt zu entwerfen. Sorgfältige Marktforschung, Designentwicklung, die Festigkeit der Farben sowie die Farbgestaltung und eine lange Tradition führen zu den höchsten zu erzielenden Preisen auf dem afrikanischen Markt.
- Calico Printers Association (CPA) in Manchester
- Prévinaire, Haarlemse Katoen Maatschappij (HKM)
- Uniwax in Elfenbeinküste,
- Ghana Texile Printing (GTP) in Ghana
künstlerisches Material
Als künstlerisches Material setzt Yinka Shonibare Dutch Wax ein. Er ist ein 1962 in London geborener, britisch- nigerianischer Künstler, der Figurengruppen entworfen hat, die viktorianische, aus Dutch Wax geschneiderte Kleidung tragen.[4]
Literatur
- Robin van Koert. Dutch wax design technology from Helmond to West Africa: Uniwax and GTP in post-colonial Cote d'Ivoire and Ghana. Eindhoven: Stichting Afrikaanse Dutch Wax, 2007 ISBN 9081212818
Einzelnachweise
- ↑ Robb Young: The New York Times 11/2012 Africa´s Fabric Is Dutch abgerufen am 25. August 2013 (englisch)
- ↑ Gabriele Gerlich: Waxprints im soziokulturellen Kontext Ghanas Institut für Ethnologie und Afrikastudien abgerufen am 25. August 2013 (englisch)
- ↑ What You Always Wanted to Know About Wax Print Fabric abgerufen am 25. August 2013 (englisch)
- ↑ Saharan vibe Yinka Shonibare - der afrikanische Textilkünstler abgerufen am 25. August 2013 (englisch)