Zum Inhalt springen

Gotland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Januar 2006 um 14:47 Uhr durch Aragorn05 (Diskussion | Beiträge) (Tourismus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Gotland - Landsat

Gotland ist die zweitgrößte Insel der Ostsee (nach Seeland (Dänemark) und vor Saaremaa (Estland)). Sie liegt nordöstlich von Öland und gehört zu Schweden. Ihren Namen hat sie vom Germanenstamm der Goten, die die Insel laut der Gotlandsåga um die Zeitenwende zumindest teilweise verließen um auf dem Kontinent, später als Ost- und Westgoten, große Reiche im mediterranen Raum zu errichten.

Bevölkerung

Auf Gotland leben 57 661 Einwohner (2004), die Insel ist 3.140 km² groß (18 Einwohner/qkm) und besteht aus einem Kalksteinplateau. Hauptort der Insel ist Visby, die frühere Hansestadt Wisby, mit 21.000 Einwohnern (2002). Die Insel bildet den Verwaltungsbezirk Gotlands län und die Gemeinde Gotland. Entsprechend seiner Ressourcen ist Gotland von der Stein- und Zementindustrie, vom Mergel- und Tonabbau und vom Fischfang geprägt worden. Die Kalkbrennerei (Kalköfen von Bärlast und Kyllaj) trugen zur Entwaldung der Insel bei. 1730 wurde die Zahl der Öfen von 36 auf 18 halbiert und heute ist die Zementherstellung auf den Ort Slite konzentriert wo Schwedens größtes Werk steht. In Bläse befindet sich ein Kalkwerksmuseum.

Vorgeschichte

Eine Bucht auf Gotland

Gotland ist eine Insel, eigentlich eine Gruppe von Inseln (u. a. mit Fårö, Lille und Store Karlsö und Östergarn), die nach der Eiszeit aufgrund der Landhebung und unterschiedlicher Meeresstände in mehreren Etappen aus der Ancylus-See, der heutigen Ostsee emporwuchs. Die Insel wurde von Jägern und Sammlern besiedelt, die erst etwa um 2.000 v. Chr. von Ackerbauern verdrängt wurden. Wenig später gelangt die erste Bronze auf die Insel, die wie der gesamte Norden um 500 v. Chr. eisenzeitlich wird. Aus der Vorzeit haben sich die Überreste einiger Monumentarten erhalten. Schiffssetzungen und Bildsteine sind Elemente, deren Ursprung offenbar sogar auf Gotland lag. Radgräber, Menhire und Steinkisten sind vorhanden. Steinhaufengräbern, die auf schwedisch Rojr (dt. Röser) heißen, sind weitere Relikte aus der Vorzeit. Das Bulverket, ein Pfahlbau im Tingstadeträsk (Thingstätte-See), ist eine der merkwürdigsten Anlagen aus dieser Zeit und deutet auf einen Wasserkult auf dieser noch immer trockenen Insel. Seltsam auch die Trullhalsar (Trollhälse), runde, wendelzeitliche Grabkreise. Nicht zuletzt sind es Gräberfelder, Runensteine und Fornborger, Anlagen wie die Torsburg, die die jüngere Vorzeit der Insel ebenso prägten wie Trojaburgen. Das Freilichtmuseum von Bunge und Gotlands Fornsal in Visby zeigen viel von dieser Geschichte, während die unzähligen wikingerzeitlichen Hortfunde der Insel in Stockholm zu sehen sind.

Geschichte

Zu Beginn der Historie (Mitte des 11. Jahrhunderts) gehört die Insel noch zum Reich der heidnischen mittelschwedischen Svaer unter deren Schutz sie sich stellt. Der Sage nach soll der Norwegerkönig Olav der Heilige die Insel 1029 n. Chr. christianisiert haben. Die Insel war schon zur Zeit der Wikinger, im Mittelalter und im Spätmittelalter ein wichtiger Platz für den Ostseehandel, später hat die Hanse maßgeblichen Anteil daran. Lange bevor Lübeck und andere Städte an der Ostsee gegründet wurden, war die Insel bereits Drehpunkt des Warenverkehrs zwischen Birka, Dorestad, Haithabu, Jomsburg, Kaupang, Nowgorod, Seeburg und Truso. Bäuerliche Händler brachten begehrte Güter über das Meer. In ihrem Gefolge, wohl als Gäste oder als Partner, kamen im 12. Jahrhundert immer mehr Kaufleute aus den frisch gegründeten Städten an der Ostsee und aus dem Rheinland und Westfalen auf die Insel. Schnell übernahmen sie mit eigenen Schiffen einen Teil des Handelsvolumens. Die deutschen Händler, zum größten Teil ansässig in Visby, wo sie großen Einfluss auf die Stadtentwicklung mit dem Bau prachtvoller Höfe, Häuser und Kirchen hatten, wurden alsbald zu einer ernsthaften Konkurrenz für die ländliche Bevölkerung, Spannungen waren daher vorprogrammiert. Dieser Gegensatz zwischen Kaufleuten und Landbevölkerung mündete 1288 n. Chr. in einem militärischen Konflikt.

In mehreren Kämpfen musste sich die Stadt Visby, die dem schwedischen König Magnus Ladulås unterstand und ihm zur Heeresfolge verpflichtet war, gegen die Bauern behaupten und erlitt dabei trotz ihrer Befestigungsanlage, die noch heute weitgehend erhaltene Stadtmauer war knapp 3,6 Kilometer lang und hatte neben drei Toren auch 44 Wehrtürme, schwere Zerstörungen. In der zweiten Julihälfte 1361 landete der dänische König Waldemar Atterdag mit einer 3000 Mann starken Streitmacht auf der Insel. Ein eilig zusammengetrommeltes Heer der Landbevölkerung versuchte ihn und seine Ritter aufzuhalten, war aber nach zwei Tagen aufgerieben. Am 27. Juli trafen die Dänen in Sichtweite der Stadtmauern auf das letzte Aufgebot. Es kam zu einem blutigen Gemetzel. Rund rund 2000 Menschen fanden den Tod, da die Stadtbewohner es nicht wagten, ihnen die Tore zu öffnen. Nach der Schlacht ergab sich Visby und öffnete „freiwillig“ den Truppen Waldemars seine Tore, erhielt aber im Gegenzug zwei Tage später die Bestätigung seiner alten Rechte und Privilegien.

Von 1361 an war Gotland dänisch. Im Krieg Dänemarks gegen Schweden besetzten 1392 die Vitalienbrüder die Insel als Operationsbasis, wo sie sich als Freibeuter unter der Losung "Gottes Freunde, aller Welt Feinde!" allmählich verselbstständigten und zu allseits gefürchteten Seeräubern entwickelten. Auf Vivesholm liegen noch die Reste einer Befestigungsanlage die Albrecht von Mecklenburg nach seiner Absetzung als schwedischer König, als Anführer der Vitalienbrüder bauen ließ. Schließlich vertrieb der Deutsche Orden unter Konrad von Jungingen 1398 die Vitalienbrüder aus Gotland, das dem Ritterorden von Schweden verpfändet worden war. 1408 wurde die Insel Margarethe von Dänemark zugesprochen. Erich von Pommern begann 1411 am Südende Visbys eine Burg zu errichten. 1436 wurde er als dänischer König abgesetzt, herrschte aber noch 13 Jahre über Gotland, bevor er die Burg 1449 dem neuen dänischen König übergab. In der Folgezeit spielten die Gebrüder Olof und Ivar Axelsson Tott eine herausragende Rolle auf der Insel. Der dänische König Christian II. der Sören Norby als Lehnsmann über Gotland eingesetzt hatte, wurde aus seinem Land vertrieben und ging nach Gotland, das er gegen dänische und lübecksche Ansprüche verteidigte. 1525 beschossen die Lübecker Visby konnte die Feste Visborg aber nicht bezwingen. Trotzdem geriet die Insel wieder unter dänische Kontrolle.

Erst 1645 kam Gotland im Frieden von Brömsbro nach beinahe 300 Jahren wieder zu Schweden. Die Insel wird 1654 der Exkönigen Christina als Unterhaltsland zugesprochen. Im dänisch-schwedischen Krieg von 1675-1679 wird die Insel wieder von den Dänen besetzt, die sie aber am Ende räumen müssen, wobei sie die Visborg sprengen. Auch im Nordischen Krieg 1700-1721 und im finnischen Krieg 1808 wird die Insel durch russische Truppen in Mitleidenschaft gezogen bevor sie endlich zur Ruhe kommt. In jüngerer Zeit wurden auf der Insel Gotland einige neue Techniken zur elektrischen Energieübertragung erprobt. So ging 1954 zwischen Gotland und Schweden die erste operationelle Anlage zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung in der westlichen Welt in Betrieb, die HGÜ Gotland. 1999 wurde auf Gotland erstmals die HGÜ-Anbindung eines Windparks durchgeführt (HGÜ Visby-Nas).

Die Landkirchen

Besonders sehenswert sind auch viele gotländische Landkirchen, die überwiegend aus dem Mittelalter stammen. Es gibt fast hundert, die zumeist gut erhalten sind. Die ältesten erhaltenen sind die in Atlingbo, Fardhem und Stenkyrka (Steinkirche). Von den vor 1150 n. Chr. genutzten Holzkirchen ist eine Rekonstruktion der Kirche von Hemse im Staatl. Museum von Stockholm zu sehen. Die gotländischen Steinkirchen überraschen durch ihre Vielzahl von Holzkreuzen von hoher künstlerischer Qualität. Die Gotländischen Triumphkruzifixe sind eine besonders schöne Gattung. In der Kirche von Öja hängt ein Triumphkruzifix aus dem 13. Jahrhundert, das in seiner Art einzigartig in Skandinavien ist.

Tourismus

Raukar am Strand von Langhammars

Heute ist Gotland ein beliebtes Ferienziel, speziell für die schwedische Bevölkerung, denn das Klima der Ostseeinsel ist mild. Besonders bei Fahrradtouristen und Jugendlichen ist die Insel beliebt. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten, die auf der Nordinsel Fårö (kostenlose Fähre über den Sund) häufiger anzutreffen sind gehören die Raukar (singular: Rauk), merkwürdig bis phantastisch geformte, bis über 10 m hohe Kalksteinsäulen an den Klappersteinfelder genannten Steinstränden von Digerhuvud und Langhammars aber auch in den Wäldern bei Lickershamn. Der Hauptanziehungspunkt der Insel mit dem schönen Wetter ist ohne Zweifel die mittelalterliche Stadt Visby.


Auf der Insel befindet sich auch die Villa Kunterbunt aus Astrid Lindgrens Pippi-Langstrumpf-Büchern.

Zwischen Hesselby (Dalhem) und Eiche verkehrt in den Sommermonaten eine Museumsbahn.

Seit 1995 finden jährlich in Rone die "offiziellen" Kubb - Weltmeisterschaften statt. Dabei kamen im Jahr 2002 insgesamt 192 Teams mit jeweils 6 Mitgliedern zusammen, um den Titel zu erringen. Das Alter der Teilnehmer lag dabei zwischen 8 und 85 Jahren.

Sprache

Spitzels Knabenkraut(Orchis spitzelii), eine besondere Rarität der gotländischen Pflanzenwelt (Fotograf: Mg-k)

Auf Gotland wurde und wird z. T. noch heute eine besondere skandinavische Sprache, Gutamål, gesprochen; es ist umstritten, ob es sich dabei (aus entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht) um eine eigenständige aus dem Gotischen entstandene Sprache oder (politisch begründet) um einen schwedischen Dialekt handelt.

Flora und Fauna

Gotland ist auch bekannt für seine sehr artenreiche Naturlandschaft. Besonders die Vogelwelt und die Vielfalt an Orchideen sind hervorzuheben. Zahlreiche Reservate auf der gesamten Insel wurden zum Schutz der Natur eingerichtet, eines davon auf der Torsburg, zwei andere auf den Inseln Lille und Store Karlsø (kleine und große Karlsinsel).

Landschaftssymbole

  • Blume: Efeu
  • Tier: Igel

Literatur

M. Jonsson und S.-O. Lindquist: Kulturführer Gotland 1993, ISBN 91-88036-09-X E. Lagerlöf u. G. Svahnström: Die Kirchen Gotlands 1991, ISBN 3-89392-049-8

== Weblinks == Gotland, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 7, S. 561.

Vorlage:Commons2


Vorlage:WikiReader Schweden

Vorlage:Koordinate Artikel