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Lee Miller

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Lee Miller (* 23. April 1907 in Poughkeepsie, New York; † 27. Juli 1977 in Chiddingly, East Sussex, England) war eine US-amerikanische Fotografin und Fotojournalistin.

Biografie

Die attraktive Blondine Lee Miller arbeitete in den USA zunächst als Fotomodell mit renommierten Fotografen wie beispielsweise Edward Steichen zusammen. 1929 zog es die junge abenteuerlustige Amerikanerin alsbald nach Paris um sich der progressiven Kunstszene - speziell den Surrealisten - anzuschließen. In einem der Pariser Cafès traf sie auf den Maler, Filmemacher und Fotografen Man Ray, mit dem sie einige Zeit zusammen arbeitete und auch kurz liiert war.

Mit Man Ray entstand eine Vielzahl von gemeinsamen Foto- und Filmprojekten. Nach der Trennung von Man Ray entschied sich Miller selbstständig als Fotografin mit eigenem Studio in Frankreich zu arbeiten. Anfangs arbeitete sie als Portrait- und Modefotografin; ihre Leidenschaft für metaphysisch-surreale Sujets und Stilelemente blieb indes ungebrochen. Enttäuscht von Liebesbeziehungen wie von der auseinanderdriftenden Kunstszene in Paris kehrte Lee 1932 zurück nach New York um bald erneut ein eigenes Fotostudio zu eröffnen. Zwei Jahre arbeitete sie sehr erfolgreich als Fotografin in der Metropole, bis sie den vermögenden ägyptischen Geschäftsmann Aziz Eloui Bey kennen und lieben lernte. Um 1935 zog sie mit ihm zusammen nach Kairo. Hier sollten bald einige der eindrucksvollsten Arbeiten von Lee Miller entstehen. Beeindruckt von der kargen Wüstenlandschaft und den verlassenen Pharaonenstädten fotografierte sie die Ruinen und Tempel; sie kletterte mit ihrer kompletten Kamera-Ausrüstung auf die Pyramiden von Gizeh um in der glutheißen Mittagssonne von der Spitze aus den Schatten der Cheops-Pyramide im Bild festzuhalten.

Doch auch die Ehe mit Aziz Eloui Bey sollte nicht lange halten. 1937 begegnete Miller bei einer Reise nach Paris dem surrealistischen Künstler Roland Penrose und war sofort von ihm fasziniert. Der Brite Penrose sollte ihr zweiter Ehemann werden. Die Beiden durchquerten gemeinsam halb Europa und erneut entstanden beeindruckende Fotoarbeiten. 1939 verließ Miller Ägypten endgültig um mit Penrose kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges nach London zu ziehen. Penrose wurde einberufen und Miller kehrte kurzzeitig als Fotografin für die amerikanische Ausgabe des Vogue-Magazins nach New York zurück.

1944 wurde Lee von der US-Army als Militärkorrespondentin akkrediert und arbeitete eng mit dem Time-Life Fotografen David E. Scherman zusammen. Somit zählt Lee Miller zu einer der einzigen Frauen, die als Kriegsberichterstatter eingesetzt wurde. Mit Sherman fotografierte sie die Kriegsaktivitäten in Europa; so dokumentierte sie die Befreiung von Paris im Bild (die Filme entwickelte sie in einer improvisierten Dunkelkammer in ihrem Hotelzimmer) oder das Zusammentreffen der US-Armee mit den sowjetischen Truppen in Torgau, sowie Hitlers Privatsitz auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden.

Eine sehr bekannte Aufnahme zeigt Lee Miller in einem humorvoll gestellten Foto in der Badewanne des „Führers” Adolf Hitler in dessen eingenommer Münchener Residenz (aufgenommen von Scherman). Weniger humorvoll war dann die folgende Berichterstattung Lee Millers über die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau die das Grauen und Elend der Inhaftierten dokumentierten.

Nach Kriegsende zog sie sich vom aktiven Bildjournalismus zurück und heiratete 1947 Roland Penrose. Das Paar bezog ein Cottage in der ländliche Gegend Brittaniens. Noch in den 1950ern arbeitete Miller gelegentlich freiberuflich für verschiedene Magazine wie Vogue oder Life, vernachläßigte aber nach der Geburt ihres Sohnes Antony ihre Arbeit und verfiel infolge posttraumatischer Kriegserfahrungen zunehmend in Depressionen, die sie letztlich zur Alkoholikerin werden liessen; überdies war ihre Ehe mit Penrose nicht glücklich und die einst so agile Fotografin und Künstlerin verfiel in ihrer Hausfrauenrolle zunehmend in Agonie. Lee Miller verstarb am 27. Juli 1977 auf ihrem Anwesen, dem Fairley Farm House in Sussex an einer Krebserkrankung.

Anmerkung zur Person

Lee Miller lieferte einmalige Bilddokumente des Zweiten Weltkriegs und gilt als „weiblicher Robert Capa”. Die Fotografien Millers dürfen - auch in künstlerischer Betrachtung - zu den bedeutensten und eindrucksvollsten Fotoarbeiten des 20. Jahrhunderts gezählt werden.