Mojmiriden
Die Mojmíriden (lateinisch: Moimarii, slowakisch und tschechisch: Mojmírovci) waren eine mährische Herrscherdynastie, welche im 9. und 10. Jahrhundert das frühmittelalterliche Mährerreich regierte. Die Bezeichnung der Mojmíriden-Dynastie leitet sich einerseits vom ihrem ersten historisch bekannten Herrscher Mojmír I. ab, andererseits ist sie auch historisch in einem Beschwerdebrief der bayerischen Bischöfe vom Juli des Jahres 900 belegt.[1]
Ob Mojmír I. als der Gründer der Dynastie zu gelten hat ist mittlerweile umstritten. Über die Entwicklung der Dynastie nach 906 gibt es nur Vermutungen. Die Mojmiriden herrschten vor allem auf den heutigen Gebieten Mähren, Slowakei, Niederösterreich und Nordungarn, sowie vorübergehend in den benachbarten Gebieten.
Herrscher des Mährerreiches
Name (Lebensdaten) | Regierungszeit | Titel | Anmerkungen | |
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Mojmír I. († 846?) |
820er–846 | Knjaz | Erster Bekannter mährischer Herrscher und möglicherweise der Begründer der Mojmíriden-Dynastie. |
Rastislav, „der Heilige“ († nach 870) |
846–870 | Knjaz | Neffe von Mojmír I. Holte die byzantinischen Priester Kyrill und Method nach Großmähren. | |
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Svatopluk I., „der Große“ († 894) |
870–871 871–894 |
Knjaz | Neffe von Rastislav. Erhielt als einziger slawischer Herrscher der Geschichte vom Papst den Titel „einziger Sohn“ (unicus filius), schuf das sogenannte Großmährische Reich. |
Slavomír (* unbekannt † unbekannt) |
871 | Knjaz | Verwandter von Svatopluk I., die genaueren Beziehungen sind unklar. Leitete 871 den Aufstand den Mährer gegen die Ostfranken. | |
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Mojmír II. (* um 872 † 906?) |
894–906? | Knjaz | Sohn von Svatopluk I. Fiel wahrscheinlich im Kampf gegen die Magyaren. |
Herrscher von Nitra
Name (Lebensdaten) | Regierungszeit | Titel | Anmerkungen | |
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Svatopluk I. († 894) |
vor 867–870 | Knjaz (Lehensherr) | Neffe von Rastislav, späterer Herrscher Großmährens. |
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Svatopluk II. (* um 885 † unbekannt) |
894–899 | Knjaz (Lehensherr) | Sohn von Svatopluk I. Führte in den Jahren 898 bis 899 einen Bürgerkrieg gegen seinen Bruder Mojmír II. und wurde danach nach Bayern gebracht. |
Stammtafel der mährischen Mojmíriden-Dynastie
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Mojmír I. Knjaz von Mähren (820er – 846) | ? | ||||||||||||||||||||||||
Rastislav Knjaz von Mähren (846 – 870) | ? | ||||||||||||||||||||||||
Slavomír Knjaz von Mähren (871) | Svatopluk I. Knjaz von Nitra (vor 867 – 870) Knjaz von Mähren (870 – 871) (871 – 894) | ||||||||||||||||||||||||
Svatopluk II. Knjaz von Nitra (894 – 899) | Mojmír II. Knjaz von Mähren (894 – 906?) | ||||||||||||||||||||||||
Umstrittene Herrscher
Johannes Aventinus gibt in seiner Bayerischen Chronik an, dass im Jahr 805 der mährische Fürst Vratislav auf der Grundlage römischer Ruinen die Burg Bratislava erneuern ließ und nach sich selbst zu Wratisslaburgium (Vratislava) umbenannt hat. Ob Vratislav in Verbindung mit den späteren Mojmiriden gestanden hat, ist unklar.
Ebenfalls umstritten ist die historische Existenz des angeblichen dritten Sohnes von Svatopluk I., Predslav (latein Predeslaus),. der ebenfalls im heutigen Bratislava geherrscht und dieses ebenfalls nach sich benannt haben soll (Brezalauspurc, Preslavvaspurch, PRESLAVVA CIV[ITAS]).
Literatur
- Dušan Třeštík: Vznik Velké Moravy. Moravané, Čechové a střední Evropa v letech 791-871 [Die Entstehung Großmährens. Mährer, Tschechen und Mitteleuropa in den Jahren 791–871.] Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2001, S. 384, ISBN 80-7106-482-3.
- Lubomír Emil Havlík: Kronika o Velké Moravě [Die Chronik Großmährens.] Brno-Jota, 1992, S. 339, ISBN 80-85617-06-4.