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Die Brüder Karamasow

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Die Brüder Karamasow - in manchen Ausgaben auch: Karamasoff - ist der letzte Roman des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski, geschrieben in den Jahren 1878-1880.

Inhalt

Die Brüder Karamasow ist ein Familiendrama, eine Kriminalgeschichte, eine philosophische Abhandlung und vieles mehr. Die Handlung kreist um drei Brüder, die zwar äußerlich sehr verschieden, aber alle von tiefer Leidenschaft ergriffen sind. Dmitri, der älteste, ist Soldat. Iwan, der die Universität besucht hat, verkörpert den Intellektuellen. Aljoscha schließlich, den der Leser die meiste Zeit über begleitet, ist Mönch. Sie alle stehen im Konflikt mit ihrem moralisch verkommenen Vater Fjodor.

Auf Seiten Dmitris geht es um Geld, das ihm der Vater angeblich noch schuldet, zum anderen um eine Frau, Gruschenka, die beide heiraten wollen. Dmitri schwört, den Vater töten zu wollen und greift ihn tätlich an. Als der Vater wirklich umgebracht wird, fällt der Verdacht sofort auf den ältesten Sohn, zumal dieser am Tatort war und offensichtlich die 3000 Rubel, die sein Vater aufbewahrt hatte, um sie der Geliebten zu schenken, später ausgegeben hat. Er wird schließlich zur Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt und akzeptiert dies als gerechte Strafe für seinen Hass und seine Mordgedanken. Der wirkliche Täter ist ein Bediensteter - und illegitimer weiterer Sohn - des Vaters, Smerdjakov, der sich am Tag vor dem Prozessbeginn selbst tötet.

Neben diesem Hauptstrang der Erzählung gibt es weitere, so z.B. die Geschichte des Starzen, eines hochgeweihten Mönchs, aus einem Kloster nahe der Stadt, in dem Aljoscha eine Zeit lang gelebt hat; die Geschichte eines Hauptmannes, der von Dmitri beleidigt und geschlagen wurde, und seines Sohnes, der diese Beleidigung nicht überwinden kann und schließlich krank wird und stirbt.

Der Roman enthält eine Fülle tiefer Gedanken über die christliche Religion. Iwan steht hierbei für den intellektuellen, westlich denkenden Zweifler an Gott und allen Werten, der sozusagen an der Aufklärung erkrankt ist. Seine Zweifel treiben ihn bis an den Wahnsinn, bis er sich von einem sehr mittelmäßigen Teufel verspottet glaubt. Er muss erkennen, dass er Smerdjakov den Anlass zu dem Mord gegeben hat und in Wirklichkeit dessen Gebieter war. Doch vor Gericht will ihm niemand Glauben schenken.

Seine Formulierung des Theodizee-Problems in der "Legende vom Großinquisitor" darf als eine der tiefgründigsten Auseinandersetzungen mit dieser Frage in der Literaturgeschichte angesehen werden.

Die Brüder Karamasow (Dmitri der Soldat, Iwan der Intellektuelle, Alexej der Mönch, Smerdjakov der Lakai) können als literarische Figuren mit Don Quijote, Don Juan und Faust gleichgesetzt werden.

Übersetzungen ins Deutsche

E. K. Rahsin: Die Brüder Karamasoff, ISBN 3-492-04000-3