HICOG-Siedlung Plittersdorf


Die HICOG-Siedlung Plittersdorf (häufig „Amerikanische Siedlung“) ist eine Siedlung in Plittersdorf, einem Ortsteil des Bonner Stadtbezirks Bad Godesberg, die 1951 für Mitarbeiter der US-amerikanischen Hochkommission errichtet wurde.
Lage

Die HICOG-Siedlung liegt im Norden des Stadtteils Plittersdorf und grenzt an die Bonner Rheinaue an. Sie erstreckt sich über die Straßen Kennedyallee, Kolumbusring, Steubenring, Europastraße, Martin-Luther-King-Straße und Turmstraße.
Geschichte
Nachdem Bonn 1949 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland wurde, nahm die US-amerikanische Hochkommission als Dienststelle des Hohen Kommissars („High Commissioner of Germany“=HICOG) und Teil der Alliierten Hohen Kommission ihren Sitz zunächst in Frankfurt am Main. Ende 1950 fiel der Beschluss, die US-Hochkommission vollständig in die Enklave Bonn zu verlegen und den Dienstsitz in der Bad Godesberger Deichmannsaue einzurichten. Während die zu diesem Zweck eingeleiteten Wohnungsbauprojekte für die deutschen Mitarbeiter der Kommission in Muffendorf-Pennenfeld und Tannenbusch umgesetzt werden sollten, fiel die Wahl für eine Siedlung für die amerikanischen Mitarbeiter Ende 1950 auf die Plittersdorfer Aue. Eigentümer des Geländes war die Erbengemeinschaft Carstanjen, mit der die US-Vertreter am 2. Januar 1951 Grundstücksverhandlungen aufnahmen[1]:110.
Die Plittersdorfer Siedlung entstand ab Februar 1951 in einer Bauzeit von nur neun Monaten bei Kosten von 112,4 Millionen D-Mark[1]:115, das Richtfest erfolgte am 1. Juni und der Bezug ab dem 5. November 1951. Geplant wurde die Siedlung von den Architekten Sep Ruf, Otto Apel, Rudolf Letocha, William Rohrer und Martin Herdt. Sie umfasste 500 Wohnungen, die in Form von dreigeschossigen Zeilenwohnbauten im kubischen Stil errichtet wurden und teilweise in sich gestaffelt waren. Die Siedlung wird von Betonstraßen erschlossen, die nach amerikanischem Vorbild außergewöhnlich breit sind und darin einen Kontrast zu den umliegenden Wohngebieten bilden. Für die Spitze der US-amerikanischen Hochkommission wurden am Rheinufer (heute Martin-Luther-King-Straße) fünf repräsentative Residenzen errichtet[1]:117. Die HOCOG-Siedlung Plittersdorf gilt als das bis dahin größte Bauprojekt in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, zeitweise waren auf der Baustelle etwa 3200 Arbeiter beschäftigt.
In der Siedlung entstand mit der Zeit eine komplette Versorgungsinfrastruktur, die ein eigenes Heizkraftwerk, eine eigene Kirche, die Stimson Memorial Chapel und einen eigenen Kindergarten umfasste. Im Osten der HICOG-Siedlung wurden in den 1950er-Jahren zwei Schulen (eine „Elementary School“ sowie eine „American High School“) sowie der sogenannte „Amerikanische Club“ (Gründung 1951) als Sport- und Freizeitclub gebaut, zu dem eine Tennisanlage, Schwimmbad und Restaurant gehörten[2]. Der Club galt als internationaler Treffpunkt von Politikern, Diplomaten und Journalisten[3]. Später kamen noch ein englischsprachiges Kino, eine amerikanische Tankstelle sowie ein offizielles U. S. Post Office neben einem amerikanischen Supermarkt dazu[4]. 1963 gingen die Straßen der Siedlung ins Eigentum der Stadt Bad Godesberg über[5].
Nachdem die Alliierte Hohe Kommission und damit auch das amerikanische Kommissariat 1955 aufgelöst wurden, waren die Bewohner der Siedlung vor allem Angehörige der US-Botschaft im Süden des Stadtteils Rüngsdorf. Im Zweiten Golfkrieg glich sie beinahe einer Festung. Mit der Verlegung des Regierungssitzes und der US-Botschaft nach Berlin wurde die Siedlung im Sommer 1999 durch die USA aufgegeben und anschließend unter Denkmalschutz gestellt. Von 1998 bis 2001 erwarb die „Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG“ (vebowag) sie schrittweise von den USA und dem Bundesvermögensamt, um sie zu vermieten oder als Eigentumswohnungen weiterzuverkaufen. Dazu wurde die gesamte Siedlung einer umfassenden Sanierung unterzogen, die bei den letzten Häusern erst 2013 abgeschlossen war[6]. Die ehemalige „American High School“ wurde abgerissen und an ihrer Stelle von 2004 bis 2006 die „Bonn International School“, eine Internationale Schule, erbaut. Der ehemalige Amerikanische Club steht seit dem Umzug der US-Botschaft leer und soll ab 2013/14 für eine Nutzung durch die Schule umgebaut werden[7].

Wesentliche Teile der HICOG-Siedlung stehen als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[8]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955
- ↑ BIS will früheren Amerikanischen Club nutzen, General-Anzeiger, 25. August 2012
- ↑ CDU wünscht eine Umbenennung, General-Anzeiger, 14. September 2012
- ↑ Artikel zur Auflösung der HICOG-Siedlung in der New York Times vom 15. August 1999 (englisch, abgerufen am 18. August 2013)
- ↑ Die "Rheinauer" kommen, General-Anzeiger, 23. September 2008
- ↑ Die Sanierung ist fast beendet, General-Anzeiger, 19. Juli 2012
- ↑ Brachfläche wird zu Spielareal, General-Anzeiger, 2. April 2013
- ↑ Denkmalliste der Stadt Bonn, S. 18/30/33/40/53/55, Nummer A 3620
Literatur
- Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 103–118.
- Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 112.
Weblinks
Koordinaten: 50° 42′ 18,5″ N, 7° 9′ 27″ O