Auslieger

Auslieger, niederdeutsch Utligger, werden in der Seefahrt Schiffe genannt, die (eingesetzt von den Mächten für hoheitliche Aufgaben) außerhalb von Häfen in bestimmten Fluss- und Küstengebieten entweder auf Reede vor Anker liegen oder auch regelmäßig Patrouillenfahrten durchführen, um den Schiffsverkehr zu beobachten und gegebenenfalls gegen verdächtige Schiffe vorzugehen. Es sind also Polizei- und Zollschiffe, die für Ordnung auf den Gewässern sorgen und den Schmuggel und andere Vergehen unterbinden sollen. Bis in das 19. Jahrhundert hinein sind die Auslieger vor allem aber Kriegsschiffe gewesen, die die Küsten ihrer Länder gegen feindliche Überfälle zu schützen hatten und deshalb damals auch Küstenbewahrer genannt wurden.
In der Hansezeit waren die Auslieger als Wachschiffe, auch Wartschiffe genannt, vor Hafeneinfahrten und an strategisch wichtigen Punkten der Küsten postiert, um heraufziehenden Gefahren rechtzeitig begegnen zu können. Sie haben aber nicht nur passiv auf Posten gelegen sondern auch bestimmte Küstengebiete abpatrouilliert und Blockaden vor feindlichen Häfen gebildet. Neben der Kogge wurden als Auslieger auch noch andere Schiffstypen eingesetzt. So zum Beispiel das Kraweel, ein guter Segler, oder der Kraier, vor allem ein Lastschiff, das aber auch zum Ausleger getaugt hat; an kleineren Schiffen ist die Schnicke zu nennen, ein sehr schnelles Segelschiff, das bei den Aktionen der Auslieger wohl vorwiegend für Kurierdienste eingesetzt worden ist.
Auslieger (Utliggere) wurden von der Hanse auch die legalisierten Seeräuber (Freibeuter) genannt, die von ihr für die Lösung von handelspolitischen Konflikten herangezogen wurden.
Die sogenannten Elbzollfregatten, die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ihre hoheitlichen Aufgaben auf der Elbe versahen, wurden für gewöhnlich auch als Auslieger bezeichnet.
Literatur
- Walther Vogel: Geschichte der deutschen Seeschifffahrt: Erster Band: Von der Urzeit bis zum Ende des XV. Jahrhunderts, Salzwasser-Verlag, Paderborn 2013 (Nachdruck von 1915)
- Konrad Reich, Martin Pagel: Himmelsbesen über weißen Hunden: Wörter und Redensarten, Geschichten und Anekdoten – ein Lesebuch für Halbmänner und erwachsene Leute, die sich vom Schiffsvolk und dem Seewesen deutlichere Begriffe verschaffen wollen – neu ins Gespräch gebracht und erkläret, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen Berlin, Berlin 1981