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Stadtkirche Neustadt in Holstein

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Stadtkirche Neustadt vom Markt im Norden

Die Stadtkirche in Neustadt in Holstein ist eine Basilika der Backsteingotik. Sie ist St. Franziskus geweiht.

Baugeschichte

Die Stadtkirche in Neustadt in Holstein besteht aus dem Kastenchor mit zwei Jochen, dem dreischiffigen Kirchenschiff mit nur drei Jochen und dem vorgesetzten Westturm mit der Turmhalle als Eingangshalle.

Ältestes Bauteil ist der Stadtkirche ist ihr Kastenchor, der 1238/1244 begonnen wurde. Er verfügt an der Nordseite über zwei spitzgotische Fenster, das Fenster an der Ostseite ist dreiluchig. Im Süden ist an das östlichste Joch des Chors die Sakristei mit Kreuzrippengewölbe angebaut. Die drei Kirchschiffe stammen aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts. Aufgrund der nur drei Joche des Kirchenschiffs und der nicht vorhandenen Fenster im Obergaden des Mittelschiffs wird diese Art eines Kirchenbaus als Stutzbasilika oder Pseudobasilika bezeichnet. Der Westturm wurde 1334 begonnen. Eine kaum mehr lesbare Steintafel mit gotischen Minuskeln weist auf den Baubeginn „nach Petristuhlfeier“ hin. Der obere Teil des Kirchturms mit dem spitzen Turmhelm stammt hingegen aus dem 19. Jahrhundert; er wurde zwischen 1844 und 1846 errichtet. Auch der Umbau von der ursprünglichen Hallenkirche zur Stutzbasilika erfolgte ab 1334. Um 1350 hat die Stadtkirche weitgehend ihre heutige Gestalt erhalten, denn auf 1350 werden die Ausmalungen der Kirche datiert. Diese waren Jahrhunderte unter einer weißen Innenausmalung verborgen und wurden erst 1957 wieder frei gelegt und teilweise ergänzt. Der Zwischenbau an der Südseite zwischen Sakristei und Süderschiff ist aus späterer Zeit, eine Inschrift eines Allianzwappens mit der Jahreszahl 1624 gibt den Hinweis auf den Zeitraum der Entstehung dieser angebauten Kapelle.

Ausstattung

Altar

Der große barocke Altaraufsatz wurde 1643 von dem Hamburger Bildhauer Zacharias Hübener († 1650)[1] für den Schleswiger Dom geschaffen. Er kam erst nach der Aufstellung des Brüggemann-Altars 1666 im Schleswiger Dom in die Stadtkirche. Von Zacharias Hübner befindet sich noch ein weiteres Werk an der evangelisch-lutherischen St.-Christophorus-Kirche von Friedrichstadt, das Süderportal mit Wappen. Sein Altar für den Schleswiger Dom gilt als bedeutendes Beispiel sakraler Bildhauerkunst des Hochbarock in Schleswig-Holstein.

Kanzel

Die Renaissancekanzel der Stadtkirche stammt aus dem Jahr 1571. Sie ist als Emporenkanzel gestaltet. Auffällig ist der große rechteckig Schalldeckel über der Kanzel.

Orgel

Die Orgel hinter dem Prospekt aus dem 17. Jahrhundert ist von dem Orgelbauer Rowan West im Jahr 2010 als Neubau im Stil einer norddeutschen Renaissance-Orgel gebaut worden.

Übrige Ausstattung

Das Triumphkreuz ist eine Arbeit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Patronatsloge an der Südwand auf Höhe der Orgelempore ist eine Arbeit des 17. Jahrhunderts. Die Kirche verfügt über ein großes Renaissanceepitaph der Familie Rantzau aus Sandstein. Es entstand 1590 und bildet vier Familienmitglieder als Stifter vor einer Golgathalandschaft ab. Die Kirche verfügt weiter über zwei Epitaphien der Spätrenaissance bzw. des Manierismus und diverse Pastorenbilder des 17. und 18. Jahrhunderts.

Glocken

Zwei Glocken aus gotischer Zeit haben sich in der Stadtkirche erhalten. Die Marienglocke wird wage auf das 14. Jahrhundert datiert. Die kleinere weist keine Datierungsmerkmale auf.

Grabsteine

Auffallend sind die Grabsteine, die sich in der Stadtkirche aufgerichtet erhalten haben. Diese befinden sich einmal, je drei an der Nordseite und der Südseite der Turmhalle, aber auch im Kirchenschiff. Die ältesten von ihnen stammen aus dem 14. Jahrhundert und dienten Geistlichen der Kirche. Die jüngeren entstammen dem 18. Jahrhundert und dienten Vertretern des Neustadt umgebenden Landadels als repräsentative Grabplatten.[2]

Literatur

  • Hartwig Beseler: Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, Neumünster 1974, S. 523-525
Commons: Stadtkirche Neustadt in Holstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harry Schmidt: Zacharias Hübener in: Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Band 18, Leipzig 1925, S. 49.
  2. Beschreibung der einzelnen mittelalterlichen Grabplatten bei: Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100-1600. Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-5940-X, S. 1033 ff.