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RIAS

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Datei:Berlin Funkhaus Deutschlandradio 2005.jpg
RIAS-Gebäude, heute Deutschlandradio Kultur (2005)

Der RIAS (Abkürzung für: Rundfunk im amerikanischen Sektor) war eine Rundfunkanstalt mit Sitz im West-Berliner Bezirk Schöneberg, die nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946 bis 1993 unter Kontrolle der US-amerikanischen Besatzungsbehörden Hörfunkprogramme und ein Fernsehprogramm (bis 1992) verbreitete.

Geschichte

1946-1949

Am 7. Februar 1946 ging erstmals der Drahtfunk im amerikanischen Sektor (DIAS) über die Telefonleitungen in Berlin auf Sendung. Ab 5. September 1946 war der Sender auch mit Radios zu empfangen, so dass er in Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) umbenannt wurde. Er nannte sich selbst „eine freie Stimme der freien Welt“.

Auch nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 wurde der RIAS als Sender der USA weitergeführt, obwohl inzwischen alle anderen westdeutschen Rundfunkanstalten in deutsche Hände übergeben worden und zu Anstalten des öffentlichen Rechts umgewandelt worden waren. So war für West-Berlin seinerzeit noch der NWDR, ab 1. Juni 1954 dann die eigenständige Rundfunkanstalt Sender Freies Berlin zuständig. Der RIAS gehörte als Unterabteilung zur United States Information Agency (USIA).

Die 50er-Jahre

Von 1950 bis 1959 war der Journalist und spätere SPD-Politiker Egon Bahr Chefredakteur des RIAS. Ab 1. Oktober 1950 verbreitete der RIAS sein Programm auch auf UKW. Bei der Volkserhebung in der DDR am 17. Juni 1953 berichtete der Sender lange Zeit nicht über den Aufruf zum Generalstreik, wurde aber in den folgenden Tagen zu einer der wichtigsten Informationsquelle.

Am 1. November 1953 führte RIAS sein 2. Hörfunkprogramm ein. Beide Programme, RIAS 1 und RIAS 2, wurden von einer Sendeanlage in Berlin-Britz auf UKW und Mittelwelle ausgestrahlt. Daneben gab es noch einen weiteren Sender in Hof über den das erste Programm auf Mittelwelle und beide Programme auf UKW ausgestrahlt wurden. RIAS 1 wurde zusätzlich über Kurzwelle von der Sendeanlage in Berlin-Britz verbreitet.

Von 1954 bis 1964 wurden täglich etwa fünf Stunden über den Langwellensender der Voice of America (VoA) in München auf 173 kHz ausgestrahlt. Dieser Sender war seinerzeit der stärkste Rundfunksender in Europa. Damit konnten beide Programme in der ganzen DDR empfangen werden, wurden allerdings als „Feindsender“ von der DDR in den 1950er-Jahren massiv gestört.

Der RIAS beschäftigte als Moderatoren gerne aus der DDR übergesiedelte Prominente, die dann schon an der Stimme vom DDR-Publikum erkannt wurden, ein Beispiel ist der Schauspieler Ingolf Gorges. Das Programm war ein Mischprogramm mit Informationen, Musik und Unterhaltungssendungen (legendäre Ratesendungen mit Hans Rosenthal oder Die Insulaner von Günter Neumann) und richtete sich vornehmlich auch an die Hörerinnen und Hörer in der DDR.

Die 60er- bis 80er-Jahre

Ende der 1960er-Jahre wurde der RIAS nicht mehr überwiegend von den USA, sondern zu 90 Prozent von der Bundesrepublik finanziert. Die Leitung übernahm ein Intendant, zuvor wurde der RIAS von einem "Direktor" geleitet. Täglich wurde die Freiheitsglocke in Berlin gesendet und regelmäßig im Programm die Namen bekannt gewordener inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) verlesen.

Am 30. September 1985 wurde RIAS 2 zu einem 24 Stunden-Jugend-Programm umgestaltet. Legendär waren der RIAS treffpunkt mit seiner Mischung aus politischen Informationen und Musik. Besonders beliebt waren die Mitschneidewunschsendungen am Sonnabend, bei denen die Moderatoren alle Titel ausspielten und nicht hineinsprachen.

Am 22. August 1988 startete der RIAS mit seinem Fernsehprogramm RIAS-TV in Berlin.

Die 90er-Jahre

1990 wurde mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten der Fortbestand des des Senders ungewiss. Am 1. April 1992 wurde RIAS-TV von der Deutschen Welle übernommen, die fortan unter der Bezeichnung DW-TV ein Fernsehprogramm für das Ausland produzierte und ausstrahlte. Am 19. Mai 1992 wurde zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und den USA ein Abkommen über die Gründung der RIAS Berlin Kommission unterzeichnet, das am 26. Oktober 1992 in Kraft trat. Die Kommission hat sich zur Aufgabe gemacht, „die Tradition der deutsch-amerikanischen Kooperation im Rundfunk weiter fortzusetzen und als neue Tradition im transatlantischen Mediendialog Begegnungen und Verbindungen zwischen Rundfunkjournalisten auf beiden Seiten des Ozeans ermöglichen“.

Am 1. Juni 1992 wurde RIAS 2 privatisiert und in rs2 umbenannt. rs2 sendet heute in Berlin auf gleicher Frequenz 94,3 MHz wie früher RIAS 2, sowie einem Netz weiterer UKW-Frequenzen in Brandenburg. Die Hofer RIAS2-Frequenz 91,2 MHz wurde 1992 aufgelassen. Die einstige Berliner Mittelwellenfrequenz 855 kHz von RIAS 2 wird heute für DRM-Übertragungen und Sondersendungen des Deutschlandradios genutzt. RIAS 1 wurde zunächst weitergeführt und ging zum 1. Januar 1994 zusammen mit DS Kultur und dem Deutschlandfunk in DeutschlandRadio Berlin (heute Deutschlandradio Kultur) auf.

Das ehemalige Funkhaus des RIAS liegt am Hans-Rosenthal-Platz direkt am Rudolph-Wilde-Park beziehungsweise Volkspark Wilmersdorf mit dem sogenannten RIAS-Spielplatz und ist heute der Sitz des Senders Deutschlandradio Kultur.

Direktoren und Intendanten

(Die Liste ist noch nicht vollständig.)

Die deutschen Intendanten hatten nur eingeschränkte Befugnisse.

Klangkörper

Der RIAS war Träger folgender Musikvereinigungen:

Die Klangkörper sind heute überwiegend in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin zusammengefasst.

Literatur

  • Herbert Kundler: RIAS Berlin. Eine Radiostation in einer geteilten Stadt. 2. Aufl. Berlin: Dietrich Reimer, 2002, ISBN 3-496-02536-0
  • Petra Galle: RIAS Berlin und Berliner Rundfunk 1945–1949. Münster [u. a.]: Lit Verlag, 2003, ISBN 3-8258-6469-3
  • Schanett Riller: Funken für die Freiheit. Die U.S.-amerikanische Informationspolitik gegenüber der DDR von 1953-1963. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2004, ISBN 3-88476-646-5

Siehe auch

Die Rückblende, Radio-, TV- und Neue-Medien-Preis

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