Straßenbahn Liberec
Die Verkehrsbetriebe Liberec betreiben den ÖPNV in der nordbömischen Stadt Liberec (deutsch Reichenberg).
Die Straßenbahn in Meterspur wurde am 25. August 1897 eröffnet. Sie fuhr zwischen dem Bahnhof und dem heutigen Zoo. Der Bau ging auf die Initiative zweier deutscher Fabrikaten im Jahr 1894 zurück. Diese Strecke entspricht weitestgehend der heutigen Linie 1. Im November desselben Jahres wurde sie bis zum Gasthaus "Volksgarten" (Lidové sady) am nördlichen Stadtrand verlängert. Sie wies eine Länge von 3,5 Kilometern auf und führte bis an den Rand des Isergebirges. Die Strecke war zweigleisig konzipiert worden. Aufgrund der engen Straßen verlief sie aber teilweise in zwei Straßen parallel und hatte bis zu 10 % Steigung. 1899 wurde eine zweite Linie bis in den damaligen Vorort Röchlitz (Rochlice) verlegt. 1904 kam eine Verlängerung dieser Strecke bis Rosenthal (Růžodol) hinzu. Somit war diese Linie 4,2 Kilometer lang.
1900 wurde ein einheitlicher Tarif von 12 Heller von Montag bis Samstag und von 20 Heller am Sonntag eingeführt. Die Bahnen der Linie 1 verkehrten alle fünf, die der Linie 2 alle zehn Minuten.
1912 kam die 5,7 Kilometer lange Linie nach Oberhanichen (Horní Hanychov) hinzu. Sie weist bis zu sieben Prozent Steigung auf. Einen direkten Anschluss an die Bahnen in der Stadt erhielt sie allerdings erst 1932. Somit wurde die Linie, die von nun an ab dem Bahnhof fuhr, 8,2 Kilometer lang. Der geplante Weiterbau der Strecke bis zur Seilbahn auf den Jeschken (Lanovka na Ještěd) wurde noch nicht realisiert.
Am 24. Dezember 1934 verkehrten in der Stadt vier Linien:
- : Bahnhof (Nádraží) - Tuchplatz (Soukenné náměstí) - Volksgarten (Lidové sady)
- : Röchlitz (Rochlice) - Tuchplatz (Soukenné náměstí) - Rosenthal I (Růžodol I)
- : Oberhanichen (Horní Hanychov) - Bahnhof (Nádraží) - Tuchplatz (Soukenné náměstí) - Volksgarten (Lidové sady)
- : Oberrosenthal (Vápenka) - Bäckerei (Pekárny) - Bahnhof (Nádraží) - Tuchplatz (Soukenné náměstí) - Volksgarten (Lidové sady)
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden alle deutschen Mitarbeiter entlassen und alle Beschriftungen in Deutsch entfernt. Als letzter verliess der Direktor Anton Schlupek 1946 die Bahn und wechselte zur SWU Verkehr GmbH in Ulm.
Zwischen 1948 und 1960 bestanden die Verkehrsbetriebe der Städte Liberec und Jablonec nad Nisou. Zwischen den drei Städten Liberec, Vratislavice und Jablonec wurde die 12,5 Kilometer lange und 1950 gebaute Überlandstraßenbahn am 26. Dezember 1956 eröffnet. Damals wurden auch alle Endpunkte der Linien mit Wendeschleifen ausgestattet. Diese Zeit ist allerdings auch vom Zerfall der besehenden Substanz gekennzeichnet. So durfte beispielsweise die Bahn ab 1960 am Benesovo Námestí aufgrund der Einsturzgefahr einiger Gebäude nur in Schrittgeschwndigkeit und ohne Fahrgäste fahren. Die Passagier legten diesen Weg zu Fuss zurück.
Ab dem 27. März 1972 begann man mit der Modernisierung der Strecke nach Jablonec nad Nisou. Diese war am 29. Dezember 1976 abgeschlossen. Damit wurde eine Verkürzung der Fahrtzeit von 39 auf 27 Minuten erreicht. Ab dem 1. September 1990 begann man mit der Umstellung der Linien in der Stadt auf die Normalspur. Da diese Umbauten auf die Stadtlinien begrenzt blieben, verkehrt seitdem die Straßenbahn in der Stadt mit zwei verschiedenen Spurweiten. Die Überlandlinie verblieb in der Meterspur.
Mittlerweile hat man sich für eine Umspurung der Überlandbahn entschieden. Die Umsetzung begann 1998. Gleichzeitig soll die Bahn bis zur Seilbahn in Horní Hanychov verlängert werden. Im Jahr 2000 entschied man sich, eine Stadtbahn nach dem Vorbild der Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH zu realisieren. Bis 2010 will man die Bahn bis zum Stadtzentrum von Harrachov verlängern. Anschließend möchte man über Zittau bis nach Jelenia Góra in Polen fahren.
2005 werden insgesamt drei Straßenbahnlinien betrieben, wobei die Linie 5 die dritte Schiene zwischen Viadukt und Fügnerova benutzt.
- Linie 2 : Lidové sady - Fügnerova - Viadukt - Dolní Hanychov (- Horní Hanychov (im Bau)) (Normalspur 1435 mm)
- Linie 5 : Viadukt - Fügnerova - Vratislavice (Meterspur 1000 mm)
- Linie 11 : Fügnerova - Vratislavice - Jablonec nad Nisou (Meterspur 1000 mm)